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HiFiAkademie PowerAmp P6: Klangeindrücke

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 HiFiAkademie PowerAmp P6: Klangeindrücke

Bei mir darf sich der HiFiAkademie PowerAmp P6 erst mal in meiner kleineren Kette an den wirkungsgradstarken Lautsprechern hORNS Mummy niederlassen, wo er quasi die direkte Nachfolge der SAC Igel antritt und vom Linn Majik DSM als Streamer/DAC/Vorverstärker via AudioQuest-Yukon-Kleinsignalkabel gespeist wird. Und obwohl ich beflissen versuche, während der ersten Stunden des P6 am Netz nicht wirklich hinzuhören, komme ich nicht umhin, gleich während der ersten Takte von Steven Wilsons neuem Album Transience (auf Amazon anhören) eine Gemeinsamkeit mit den Igeln festzustellen: Schon im „kalten“ Zustand klingt der HiFiAkademie P6 über alles in sich geschlossen und rund, ohne scharfe Ecken und Kanten – und ist mit viel Druck im Bass gesegnet.

HiFiAkademie an den hORNS Mummy
HiFiAkademie an den hORNS Mummy

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der erste Eindruck sich oft sogar ins Gegenteil verkehren kann – es ist also angeraten, erst einmal einige Tage ins Land gehen zu lassen, bevor sich ein solcher potenziell falscher Anschein meinungsbildend verfestigt. Das wäre im Falle des P6 allerdings nicht ganz so tragisch gewesen, denn das Klangbild ändert sich auch nach vielen Stunden des Musizierens nicht wesentlich – auch wenn der Class-D-Endverstärker sich jetzt noch facettenreicher, fließender und geschmeidiger präsentiert.

La Fabuleuse Histoire du Mr. SwingIm direkten Vergleich zu den SAC Igeln fällt zuallererst die forciertere Grobdynamik auf, die der HiFiAkademie P6 zu inszenieren weiß: Egal ob es die bassstarken Synthie-Einsätze in Michel Jonasz’ „Le Temps Passé“ (Album: La Fabuleuse Histoire du Mr. Swing, auf Amazon) sind oder das anschwellende Crescendo der Band in Hugh Masekelas „Stimela“ vom Live-Album Hope (auf Amazon anhören) – der P6 ist definitiv kein Kraftmeier, der vor lauter Muskelmasse nicht aus den Startblöcken kommt, sondern ein sehr, sehr guter Sprinter, der es auch an Feingefühl nicht vermissen lässt, wie die exemplarisch schnelle Wiedergabe von Gitarrensaiten auf Friedemanns Legends of Light (auf Amazon anhören) oder die Percussion von Kuniko auf Xenakis IX (auf Amazon anhören) beweisen.

Friedemanns Legends of LightÜberhaupt ist die Geschwindigkeit der Signalverarbeitung eine der ganz großen Stärken des kleinen Kraftwerks: So flott wie Impulse aus den diesbezüglich eh schon talentierten hORNS Mummy kommen, habe ich das bisher selten von den polnischen Lautsprechern gehört. Dabei ist es ziemlich egal, ob es sich um elektronisch erzeugte Töne oder akustische Instrumente handelt – die Ansatzlosigkeit des P6-Verstärkers beeindruckt mich doch sehr. Das hohe Tempo bei der Signalverarbeitung wirkt sich auch auf die Analysefähigkeiten aus, die von einer weiteren signifikanten Eigenschaft des PowerAmp P6 unterstützt werden, nämlich seiner ungemein sauberen und rauschfreien Charakteristik.

HiFiAkademie PowerAmp P6

Derzeit läuft bei mir häufig der Titeltrack des Albums Electrified von Boris Blank (auf Amazon anhören), seines Zeichens Yello-Mastermind und engagierter Soundtüftler. Der Track wirkt immer dann in seiner ganzen Faszination, wenn eine Wiedergabekette in der Lage ist, Boris Blankdie extrem fein aufgegliederten Impulse der Synthieklänge mit hoher Präzision und Geschwindigkeit und vor allem ohne Rauigkeiten wiederzugeben. Der HiFiAkademie PowerAmp P6 schafft das in einem Maße, das ich ihm, um ganz ehrlich zu sein, angesichts der überschaubaren finanziellen Investition nicht zugetraut hätte. Dass er im direkten Vergleich zu teureren Amps eventuell ein wenig zu glatt, ein wenig „überpoliert“ wirkt, und dass er allerfeinste Texturen in der Klangfläche daher nicht ganz so gut herausarbeitet, sei ihm angesichts seiner sonstigen Meriten im dynamischen und analytischen Bereich verziehen. Diese minimal glättende Charakteristik, die auch mit einer im Vergleich mit den SAC Igeln, aber auch mit dem Linn Majik DSM, leicht reduzierten tonalen Farbigkeit einhergeht, fiel mir auch schon bei den erwähnten AVM-Monos auf, die längere Zeit in meiner Hauptkette in meinen Diensten standen. Die Aufgabe, feinnervig gestrichene Cello-Saiten mit all ihren Facetten aufzudröseln, reicht der HiFiAkademie P6 lieber an andere weiter …

Doch wohlgemerkt: Ohne einen direkten Vergleich mit den teureren Geräten würde dies wohl kaum einem Hörer sofort auffallen, dazu weiß dieser Endverstärker zu gut mit seinen anderen Pfunden zu wuchern. Dazu gehören neben purem Speed, glasklarer Sauberkeit und wuchtiger Dynamik auch eine genaue DVBBSKontrolle des Klanggeschehens über alle Frequenzen hinweg. Sorgte eine brachiale Pegelorgie mit den SAC Igeln und dem stupiden Technostampfer „Tsunami“ von DVBBS (auf Amazon anhören) noch zu einem leicht aufweichenden Tiefbass und dem ersten Anflug von Verzerrungen im Mittel- und Hochtonbereich, so scheinen Ausdauer und Kraftreserven schon dieser kleinsten PowerAmp-Lösung aus der HiFiAkademie immer vorhanden zu sein. Und zumindest mit meinen 93-dB-Lautsprechern frage ich mich ernsthaft, wer denn bitte noch mehr Leistung brauchen könnte … Ganz ehrlich, bei mir ruft es Gänsehaut pur hervor, wenn man sich solche markerschütternden Pegel ohne den Anflug von Unsauberkeit oder gar Verzerrungen antun kann – die Ohren wollen einfach nicht wehtun, doch die Freudentränen kullern trotzdem (na ja, fast …).

Die kleine Kühlrippe reicht diesem Class-D-Konzept
Diese kleine Kühlrippe genügt dem Class-D-Konzept

In Sachen Räumlichkeit leistet sich der HiFiAkademie PowerAmp P6 keine Schwächen. Ich wäre ja nicht überrascht gewesen, hätte sich die virtuelle Bühne im direkten Vergleich zum Linn Majik DSM merkbar verkleinert, doch dem ist nicht so. Nein, eine Johann Sebastian Bach (BWV 656)neue Dimension des Hörens spannt der P6 zwar auch nicht auf, doch er hält das Niveau des teureren Linn, leuchtet den Raum beim Choral „O Lamm Gottes unschuldig“ von Johann Sebastian Bach (BWV 656) in der Aufnahme des Dunedin Consort (auf Amazon anhören) nach hinten genauso deutlich aus und platziert die einzelnen Sänger und Sängerinnen des Chors plastisch modelliert und sauber voneinander getrennt auf der realistisch breiten Bühne. Die Fähigkeit zur Plastizität behält der P6 auch mit elektronischer Kost bei, beispielhaft kann ich (wieder einmal) Nicolas Jaars „Colomb“ (auf Amazon anhören) anführen, bei dem die Tischtennisbälle schön pointiert auf der Platte klacken und das Fingerschnipsen realistisch reproduziert wird.

So denzent, dass sie im Hörraum fast verloren geht...
So denzent, dass die Endstufe im Hörraum fast verschwindet …
Links die Lansche Audio No. 3.1

Mit demselben Track offenbart sich auch, dass der HiFiAkademie PowerAmp P6 im Bass echt mal so gar kein Kind von Traurigkeit ist. Eindeutig mehr Schub als mit dem Linn Majik DSM kann man sicherlich konstatieren – und meiner Meinung auch als mit den SAC Igeln. Das bestätigt sich auch mit „Tragic Kingdom“ vom No Doubtgleichnamigen No Doubt-Album (auf Amazon anhören), wo der E-Bass eine leichte Betonung erhält, sowie noch deutlicher in Peter Gabriels „Love Town“, wo der grummelige E-Bass fast schon einen Tick zu dominant rüberkommt. Ich muss aber gestehen, dass mir das – ebenso wie die Extraportion Schub im ganz tiefen Basskeller – gerade mit den in den allertiefsten Lagen etwas schlanker spielenden hORNS ziemlich gut gefällt. Die in den meisten Konfigurationen sicher kaum wahrnehmbare Kehrseite offenbart sich im unteren Mittelton mit kritischen Stimmaufnahmen wie Jacinthas „Danny Boy“ an tonal etwas ausgewogeneren Lautsprechern wie meinen Lansche Audio No. 3.1: Hier schleicht sich eine minimale Betonung des Brustkorbs in die Solostimme, die Jacinthas eigentlich sehr offenes, klares Organ gefühlt ein wenig voller macht.

Insgesamt bleibt der Mittelton aber trotzdem frei und gut durchhörbar, mit angenehmer Abbildungspräsenz – und bitte, wir reden hier von einem Verstärker im dreistelligen Preisbereich! Selbst in der erlauchten Gesellschaft von Norma Audio und Lansche Audio – beide in fünfstelligen Gefilden angesiedelt –, gibt sich der P6 ansonsten keine echte Blöße, sondern liefert ein musikalisch wie klanglich vollkommen zufriedenstellendes Programm ab, inklusive seiner Trademarks Kontrolle, Druck, Sauberkeit und Präzision. Auch ganz obenrum bleibt sich der P6 treu: Sauber, schnell, ohne sich dabei im Hochton übermäßig hervorzutun, lässt sich an nichts wirklich herumkritteln, außer vielleicht am bereits erwähnten leichten Hang zur Nivellierung von klanglicher Textur – dem „Glättungseffekt“, den ich (ohne das im Einzelnen belegen zu können, aber aus Erfahrung sprechend) dem Class-D-Konzept zuschreibe. Das tonale Über-alles-Paket stimmt aber, und die Auflösung ist -auch ohne eine in dieser Preisklasse häufig durch eine Hochtonüberbetonung nur simulierte Analysefähigkeit – auf der Höhe.

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Test: HiFiAkademie PowerAmp P6 | Endstufe

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