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Vorab: Den Test habe ich mit einem einzelnen HEOS 7 HS2 gefahren, wobei sich ein Stereopaar natürlich anbietet. Dann übernimmt – per App angewiesen – jedes System einen eigenen Kanal, was insbesondere eine vermehrte Pegelfestigkeit und – je nach Aufstellung – eine signifikante Verbesserung der Räumlichkeit zur Folge haben wird.
Richten wir unsere Ohren zunächst auf die Bassqualitäten. Bei energiegeladenen Titeln wie „Pnom Gobal“ von Robag Wruhme aus dem Album Thora Vukk (auf Amazon anhören) schiebt sich eine fast schon unerwartet tief hinabreichende, massive Tieftoneruption in meinen Hörraum. Für einen Moment bin ich nicht sicher, ob nicht doch die beiden daneben stehenden „GoldenEar Aon 3“-Regalboxen versehentlich mitlaufen, die im Bass ebenfalls auf die Unterstützung zweier passiver Radiatoren zurückgreifen. Die Attacken des synthetischen Basses sind konzentriert und erstaunlich wuchtig. Zwar gerät der Bass nicht unbedingt staubtrocken, sondern ist durchaus etwas weicher und wärmer ausgeprägt, dennoch beeindruckt mich die Tatsache, dass lediglich ein im Solobetrieb laufendes beziehungsweise One-Box-System derart sonor-kraftvoll zu Werke geht, ohne dabei künstlich aufgebläht zu wirken.
Auch in Sachen Pegelfestigkeit gibt es nicht viel zu kritisieren, hohe – in kleineren Räumen auch durchaus partytaugliche – Pegel erreicht ein einzelnes HEOS-7-System ohne angestrengt zu klingen. Größere Räume über 30 qm werden sich mit den HEOS 7 HS2 aber ebenfalls eindrucksvoll in Wallung bringen lassen, insbesondere, wenn ein zweiter HEOS 7 HS2 hinzugezogen, sprich ein Stereo-Setup etabliert wird.
Leider ist der Play:5 von Sonos nicht mehr hier, um direkt zum Vergleich herangezogen zu werden, aber ich behaupte mal aus der Erinnerung heraus, dass Kontur, Fülle und der Schmiss in Sachen Tiefton beim HEOS-System ausgeprägter sind. Ja, mit Blick auf diese Kriterien markiert der HEOS-Quader sicherlich eine Art Benchmark im Bereich der „Multiroomler“ und lässt sich auch vom Raumfeld One M nicht einschüchtern, spielt der HEOS 7 HS2 unterm Strich doch sonorer, dunkler und dynamisch kraftvoller auf. So gerät nicht zuletzt der E-Bass in „Didn’t Cha Know“ von Erykah Badus Jahrhundertalbum Mama’s Gun (auf Amazon anhören) eindeutiger umrissen und pfundiger.
Weiter geht es mit „Voice Of Wildernes“ aus Ben Weavers Album Stories Under Nails (auf Amazon anhören), um die Qualitäten der Stimmwiedergabe und des Mittenbandes zu prüfen. Die permanent nölige Verzweiflung in der Tonfarbe Ben Weavers wird natürlich und ausgewogen transportiert. Den Biss und Elan, den der Künstler stimmlich zum Ausdruck bringen will, transportiert das System mit einem grundsätzlich ausgewogenen, aber minimal warm angehauchten Habitus. „Klinisch-sterile“ Anwandlungen glänzen durch Abwesenheit. Das urig-schräge Orgelspiel und scheppernde Schlagwerk differenziert das HEOS-7-HS2-System unangestrengt und fein-säuberlich. Je länger ich das Stück in Dauerschleife höre, desto mehr fällt die außergewöhnliche Plastizität der Stimmwiedergabe ins Ohr. Sicherlich – vielleicht auch aufgrund der minimal leichten Überbetonung der oberen Mitten – steht Ben Weaver gefühlt ein paar Schritte weiter vorne als sonst auf der imaginären Bühne, aber das geht für ein One-Box-System durchaus in Ordnung – ich komme auf das Thema Räumlichkeit gleich noch kurz zurück.
Da reizt es mich doch glatt, den Raumfeld One M daneben aufspielen zu lassen, der die stimmliche Kolorierung letztlich etwas blasser erscheinen lässt. Mir persönlich gefällt das Mittenband des HEOS 7 HS2 besser. Es wirkt offener und weniger kompakt, während der Raumfeld One M mit mehr Detailfokussierung eher die direkte Anbindung sucht und bei dem einen oder anderen Stück dann doch etwas angestrengter klingen kann.
Widmen wir uns dem Hochton und legen „San Quentin“ von Johnny Cash aus dem Album Ring Of Fire: The Legend of Johnny Cash (auf Amazon anhören) ein. Die Percussion wird mit Biss und der nötigen Aggressivität gezeichnet, ohne aber hart oder kantig zu wirken. Die Blechbläser manifestieren sich mit nachvollziehbarem, metallischem Timbre ins Geschehen und behalten ihre für sie typische Strahlkraft bei, ohne überspitzt oder körperlos zu wirken. Klar, eine mit einem Air Motion Transformer bestückte Box wie die GoldenEar Aon 3 liefert hier ein deutlich höheres Maß an Transparenz und Detailreinheit ab, nicht zuletzt bei den Bäckgroundsängerinnen tut sich unser Proband mit der feinen Ausdifferenzierung der hinteren Ebenen des Stücks ein wenig schwerer. Aber die unaufdringliche Art des HEOS 7 HS2 in den oberen Lagen, die seidige Gangart und die Homogenität auch im Kontext des restlichen Frequenzbandes sind absolut lobenswert. Nichts klingt künstlich oder übermotiviert.
Kurz zum Vergleich: Die mit gleich drei Hochtönern bestückte Sonos Play:5 rufe ich mir als detailfreudigeres und tendenziell heller aufspielendes One-Box-System in Erinnerung. Der Obertonglanz des HEOS 7 HS2 gerät etwas zurückhaltender, was letztlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks darstellt. Im direkten Vergleich mit dem Raumfeld One M wiederum zeigt sich das HEOS-System etwas luzider, transparenter und offener.
Prinzipbedingt neigen One-Box-Systeme dazu, eher vordergründiger und direkter abzubilden, statt sonderlich weitläufig in die Breite oder gar Tiefe zu gehen – ich erwähnte das eben schon kurz. Gleichwohl liefert das HEOS-7-HS2-System für meine Ohren deutlich „mehr“ Räumlichkeit und physisch greifbare Abbildungsgenauigkeit ab als alle anderen mir bekannten One-Box-Systeme. Durch die Einbeziehung eines zweiten HEOS-7-Systems lassen sich natürlich weitere deutliche Verbesserungen erzielen.
Auch wenn hierbei im Grunde Äpfel mit Birnen verglichen werden, konnte ich es mir dennoch nicht verkneifen, einen einzelnen HEOS-7-HS2 gegen ein Pärchen der aktiven Magnat Magnasphere 33 (1.700 Euro) antreten zu lassen. Immerhin gilt es der interessanten Frage nachzugehen, wie weit man mit der HEOS-Box im Vergleich zu einer ausgewachsenen HiFi-Anlage kommt. Okay, damit es nicht gänzlich unfair wird, rücken die Magnasphere 33 ganz eng zusammen und simulieren mit viel Wohlwollen ein One-Box-System. Die Unterschiede zeigen sich dennoch recht schnell: Während die Magnasphere 33 beim Stück Broken Brights von Angus Stone aus seinem gleichnamigen Album (auf Amazon ansehen) mit Transparenz und Präzision für sich einnehmen und das Stück mit großer Sprachverständlichkeit und Detailfreude präsentieren, setzt das HEOS-7-HS2-System auf eine gelassenere, seidigere Gangart. Die Differenzierung der einzelnen tonalen Ebenen geht den Magnat leichter von der Hand, das farbenreichere Spiel ist feingliedriger, Hi-Hats wirken definierter umrissen, Trommeln und Becken präziser auf den Punkt gebracht. Dennoch bleibt der Heos 7 HS2 davon nicht eingeschüchtert zurück: Mit kraftvollem, pfundig-erdig und warm timbriertem Tiefton und irgendwie „analoger“ wirkender Spielweise macht er gegenüber den Magnat wieder Boden gut. Das nichtsdestotrotz an der Wiedergabe der Magnat keinerlei Vorbeikommen war, verwundert nicht wirklich, spielt die Magnasphere 33 auch in preislicher Hinsicht in einer anderen Liga.
DSD, ach nee?
Das Beste, so heißt es, soll man sich ja für den Schluss aufheben, und so wandert abschließend DSD-Material auf die Playlist. Aber womit vergleichen? Da die Magnats kein DSD beherrschen und auch sonst kein anderes One-Box-System mit DSD-Fähigkeiten greifbar ist, bin ich gezwungen, ein wenig in die Trickkiste zu greifen. Also schmiegen sich Elacs aktive AM-200-Monitore eng aneinander, vom Auralic Aries Mini analog an die Leine genommen. So entsteht erneut ein zwar nicht ganz adäquates Vergleichsduo, aber letztlich geht es ja auch darum auszuloten, wie sich das HEOS-System gegen ein kostspieligeres DSD-fähiges System behauptet.
Praktischerweise liegen auf der SSD des Auralic Aries Mini sowohl die PCM- als auch DSD-Fassung des Stückes „Medirranean Sundance/Rio Ancho“ von Al Di Meola, John McLaughlin und Paco De Lucia aus dem legendären Friday Night In San Francisco-Album vor. Da ja die HEOS-App das Format und die Datenrate nicht anzeigt, bin ich zunächst überhaupt nicht im Bilde, welches Format ich jeweils höre. „Ahhh, Blindvergleich“, höre ich mich murmeln, und in der Tat sind Unterschiede wahrnehmbar, wenngleich nicht so deutlich, wie ich gemutmaßt hatte. Während eine Fassung in den oberen Lagen etwas rauer und direkter wirkt, zeigt sich die andere oben heraus etwas sanfter, zeichnet zudem das Gitarrenflirren konturierter – darüber hinaus meine ich mehr „Luft“ zwischen den Instrumenten zu erahnen und den Umriss des Gitarrenkorpus deutlicher zu spüren, wenn einer der Herren diesen mit dem Handballen bearbeitet. Um Sie nicht über Gebühr auf die Folter zu spannen: Tatsächlich war die erste Fassung die PCM- und die zweite die DSD-Version.
Weiteres DSD-Material brachte schließlich weitere Klarheit: Hierzu wurde „Atlas“ von Ranagri aus dem Album Fort Of The Hare in DSD 2,8 MHz bemüht, eine großartig eingespielte Stockfisch-Produktion. Dem HEOS 7 HS2 scheinen fast weitere, imaginäre Membranen zur Hilfe zu eilen, größer als in der vorangegangenen PCM-Session wirkt plötzlich die Bühne. Die Höhenlagen muten per DSD-Material transparenter und feiner granuliert an, während es in den mittleren Lagen bei Zupfinstrument- und Flötenklängen mit sonorerer Substanz zur Sache geht. Die unteren Oktaven tönen dagegen irgendwie straffer. Dass die hochauflösende Elac/Auralic-Combo im Vergleich zu dieser Performance nochmals in allen Bereichen eine Schippe drauflegen, ist im Grunde geschenkt. Die wichtigere Erkenntnis: Es mit dem HEOS-7-HS2-System durchaus möglich, auch audiophiles DSD-Material in nachvollziehbar höherer Wiedergabegüte zu genießen.
Test: Denon HEOS 7 HS2 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher