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Klang: Heco Celan GT 602 Lautsprecher

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Heco Celan GT 602 | Lautsprecher

Manchmal ergänzen sich parallel stattfindende Tests auf das Vortrefflichste. Derzeit spielt sich in meinem Hörraum für ein Printmagazin der exquisite RipServer „xo one“ der kleinen Freiburger Manufaktur x-odos (www.x-odos.com) warm. Der im Breisgau in Handarbeit gefertigte Medienkünstler kam mit Hunderten vorinstallierter HighRes-Files zu mir (der Download-Shop www.highresaudio.com ist in der App des Servers natalie merchantintegriert), die ich – inzwischen um einige eigene Alben ergänzt – als hochwertige Klangcheckbasis gern annehme. Mit Natalie Merchants „It’s A-coming“ (Album: Natalie Merchant) werden denn auch gleich zu Beginn mehrere Talente der Heco ausgelotet. Der trocken-knarzige E-Basslauf und der mitreißend groovende Drumbeat kamen in meinem Hörzimmer selten so körperhaft griffig zu Gehör wie über die „Celan GT 602“, wie nicht zuletzt ein Quercheck mit meiner Magnat Quantum 905 bewies. Die ist nunmehr fast zehn Jahre alt, aber technisch artverwandt und war seinerzeit ebenfalls für rund 2000 Euro je Paar zu bekommen. Die Quantum 905 ist so etwas wie meine „graue Eminenz“, die trotz ihrer inzwischen beachtlichen Spielstunden immer noch so mancher aktuellen Box zeigt, wo ihre Grenzen sind.

In diesem Fall zeitigt die Heco indes die behutsame Evolution einer Klangphilosophie, die sich seit etwa einer Dekade durch das Portfolio fast aller Schallwandler aus Pulheim zieht. Hört man nämlich die knackige Eingangssequenz von „It’s A-coming“ über die Magnat, klingt sie vor allem in Sachen Timing ein wenig verhaltener, nicht ganz so „auf Zack“ und nicht ganz so crisp-präsent. Es scheint, als liege ein leichter Schleier vor der Darbietung der Quantum, die Heco präsentiert das Stück gefühlt „näher am Hörer“, auch die charakteristische Tonlage der Merchant kommt bemerkenswert klar zu Gehör, wo die Magnat eine leichte Tendenz zur beschönigenden Wärme zeigt und der Gesangsstimme damit ein wenig an Plastizität und Konturenschärfe nimmt.

Heco Celan GT 602 | Lautsprecher

Ich werde einen Teufel tun und meine geliebte „Maggie“ schlechtreden, muss aber natürlich akzeptieren, dass die Entwicklung nicht stehenbleibt. Und natürlich wird bei Magnat/Heco nach wie vor mit dem hochpräzisen „Klippel“-Tool (weitere Information unter www.klippel.de) entwickelt, dessen technologischer Fortschritt ebenfalls eine immer präzisere Lautsprecherfertigung erlaubt. Dass man das hört, ist nur logisch.

bruce springsteenSo sammelt die schlanke Heco Celan GT 602 bei mir auch Punkte in der Disziplin Durchhörbarkeit: Bruce Springsteens sehr dicht arrangiertes „Ghost of Tom Joad“ (Album: High Hopes) verlangt von einem Lautsprecher vor allem in den Passagen, in denen zwei Sologitarren parallel gespielt werden und die Band ebenfalls mit gelöster Handbremse richtig Gas gibt, ein gesteigertes Transparenztalent und die Fähigkeit, musikalische Details aus der Gemengelage herauszulösen.

Über die Heco entgeht dem geneigten Publikum da nichts. Alle Musiker von Springsteens Studioband sind jederzeit gut zu orten, keiner geht unter. So soll das sein, ist aber keineswegs selbstverständlich. Auch in dieser Klasse nicht. „Fettet“ ein Lautsprecher den Oberbass hörbar an oder würzt das Mittenband mit einem Schuss zu viel wohlwollender Wärme, kann es bei komplexen musikalischen Arrangements schnell unübersichtlich werden. Handelt es sich bei der bevorzugten Musikrichtung dann noch um oft komprimierten Rock oder Pop, tendiert es auch ins „Matschige“. Mit Durchhörbarkeit ist dann nicht mehr viel. Eine Herausforderung, der so manche Box mit fast übertriebener Neutralität entgegen wirken will. Auch kein Königsweg, denn häufig fehlt es dann an Emotionalität. Zumindest für mich ein wichtiger Bestandteil von Musik!

Heco Celan GT 602 | Lautsprecher

Aber wir reden ja hier von einer Heco. Gefühlskälte lässt die sich nun mal gar nicht vorwerfen. Erst recht nicht, wenn es darum geht, die hochemotionale und inbrünstig intonierte Rockballade „Oft gefragt“ der jungen Kölner Combo AnnenMayKantereit (EP: Wird schon irgendwie gehen) zu Gehör zu bringen. Das rotzig-raue Organ von Sänger Henning May klingt nach einer Mischung irgendwo zwischen Rod Stewart und Hans Hartz – falls den noch irgendjemand kennt, der Mann hatte mit der Single „Die weißen Tauben sind müde“ Anfang der Achtzigerjahre einigen Erfolg – nur annen may kanterettmit noch mehr Nägeln im Gurgelwasser. May ist allerdings erst Mitte 20, was man kaum glauben möchte. Wer die Jungs einmal in der Kölner Innenstadt bei ihren immer noch hin- und wieder stattfindenden Straßenkonzerten erlebt, geht garantiert nicht weiter! „Oft gefragt“ geht denn auch unter die Haut, kriecht in die feinen Härchen auf dem Unterarm und stellt sie auf, was auch an der unmittelbaren und plastischen Aufnahme des Stücks liegt. Henning May (Gesang, Klavier), Christopher Annen (Gitarre, Mundharmonika) und Severin Kantereit (Drums, Cajon) spielen in der Tat in meinem Hörzimmer, direkt vor einem Sessel und zwar so, dass ich auch um sie herumgehen könnte. Ein von diversen Fachjournalisten oft und gern genutztes und deshalb vielleicht auch inzwischen „abgelutschtes“ Gleichnis – sicher – aber hier trifft es nun einmal zu.

Das Klavier klingt dabei genau so, wie es klingen sollte – satt, vollmundig und majestätisch. Die Obertöne, die von den angeschlagenen Tasten beziehungsweise den Klöppeln und Saiten dahinter erzeugt werden – die gar nicht mal so unmittelbar zu hören sind – transportiert die Pulheimerin ganz nonchalant und souverän gleich mit. Meine Magnat Quantum 905 agiert bei der Abbildung von Obertoninformationen im Vergleich nicht ganz so selbstverständlich und leichtfüßig. Sie lösen sich nicht so schwebend von der Box.

Heco Celan GT 602 | Lautsprecher

Ein Verdienst, das ich dem neu entwickelten „High Energy Tweeter“ zuschreibe, der im Hochtonbereich den schmalen Grat zwischen raffinierter Ausleuchtung feinster Nuancen und drohender Überspitzung oder künstlich glitzernder Brillanz entlang wandert, ohne in Letztere abzukippen. Ihren Meister in Sachen Mittelhochton findet die Heco im patentierten „SCA“-Koaxialchassis der kürzlich von mir getesteten Teufel Definion 3, das nach dem Prinzip einer Punktschallquelle konstruiert ist und sich vor allem bei der Abbildungspräzision und der Konturenschärfe die Butter nicht vom Brot nehmen lässt. Hier haben die Berliner wirklich ein Chassis entwickelt, das in der Preisklasse um 2.000 Euro Paarpreis nur schwer zu übertreffen sein dürfte. Dennoch macht die Celan GT 602 ihre Sache sehr gut, vor allem vor dem Hintergrund, dass auch nicht jeder Hörer die scherenschnittähnliche Abbildungscharakteristik eines Koaxialwandlers zu schätzen weiß. Die Heco tönt hier im direkten Vergleich ein wenig verbindlicher, „weicher“, bettet den Mittelhochtonbereich mehr ins Gesamtgeschehen ein. Letztlich wohl auch eine Charakterfrage, über die der persönliche Geschmack entscheidet.

„Volle Breitseite“ können die neuen Slimfit-Hecos allerdings auch: Auf ihrem neuen Album Human geben die US-Alternative-Rocker Three Days Grace gleich im Opener „Human Race“ ordentlich Attacke. Da knallt die Snare, die Bassdrum kickt direkt ins Zwerchfell und der um eine Oktave heruntergestimmte E-Bass grunzt sein böses Lied dazu.

Heco Celan GT 602 | Lautsprecher

Dabei offenbart sich das stramme Tieftonfundament, das die beiden Basstreiber generieren – die Heco reicht gefühlt fast so tief in den Frequenzkeller hinab wie die Teufel Definion 3, die in Tiefdruckgebieten eine felsengleiche Massivität an den Tag legte und völlig unbeeindruckt auch bei hohen Abhörpegeln subfrequente Schockwellen durch mein Arbeitszimmer schob. Ganz so mächtig spielt die für ihre Preis- und Gewichtsklasse dennoch adäquat zulangende Rheinländerin nicht auf, aber: Die Heco Celan GT 602 tönt bei allem Nachdruck sauberer und mit mehr Struktur, das „Tiefenrelief“ – wenn man es sich so vorstellen möchte – der Celan hat mehr Profil als das der Teufel. Dabei ist der Bass erstaunlich schnell und punchy, kommt sehr erdig-trocken daher.

Für diese Performance ist es hilfreich, der Pulheimerin einen geeigneten Verstärker vorzuschalten. Der muss kein Leistungsmonster, aber „schnell“ sein. Mein Magnat RV 3 hat erwartungsgemäß keinerlei Probleme, Bassimpulse rasant und knochentrocken auszuteilen und den angeschlossenen Schallwandler dabei fest unter Kontrolle zu halten. Mein Yamaha A-S 1000 erwies sich wider Erwarten nicht als die Ideallösung, mit ihm „weichte“ der Bass auf, die zuvor klaren Tieftonstrukturen verschwammen etwas. An seiner Leistungsfähigkeit lag das nicht, wohl aber an seinem etwas „behäbigeren“ Charakter, der anderswo von Vorteil sein kann.

„Blues from the outer side“ gab es vom Münsteraner Blues-Gitarrero Gregor Hilden (Album: In Phase) zu hören, wobei die Celan GT 602 ihr Gespür für Atmosphäre unter Beweis zu stellen vermochte. Das komplett instrumental eingespielte Album überzeugt vor allem durch seine geradezu greifbare Unmittelbarkeit und lebt vom sehr luftigen und entspannten hildenSaitenspiel Gregor Hildens, das bestens zu einem lauen Sommerabend nebst kühlen Getränken passt. Die „Laid back“-Stimmung lässt den Alltag vergessen und zieht den Hörer in die Musik hinein. Das lässt man gern mit sich geschehen, da auch die räumliche Abbildung der Heco gefällt. Sie lässt den Musikern in allen Richtungen viel Luft zum Atmen, die Relationen auf der virtuellen Bühne sind stimmig bei sehr guter Ortbarkeit, wenngleich – um hier noch einmal auf den exzellent konstruierten Koax-Treiber der Teufel zu verweisen – mit etwas weniger rasiermesserscharfen Konturen als ihre Berliner Wettbewerberin.

Die Disziplinen „Ortbarkeit“ und „Relationen des Bühnengeschehens“ erledigt auch meine Magnat Quantum 905 noch immer hervorragend, ihr Raumeindruck ist indes kompakter gestaffelt. Nicht so, dass es zu eng wäre, die Heco Celan GT 602 mag es allerdings großzügiger und luftiger. Welche Interpretation von Raum nun „die Richtige“ ist, vermag ich schon deshalb nicht zu sagen, da ich ja bei der Einspielung von „In Phase“ nicht dabei war, ich gebe aber zu, dass mir die etwas leichtfüßiger und souveräner wirkende Abbildung der Celan sehr gut gefällt.

Insgesamt macht sie dadurch auch einen spritzigeren und frischeren Eindruck, der, gepaart mit sehr gutem Timing, für schwungvollen Hörspaß sorgt. Egal, was ich gehört habe, Rock, Blues, Singer/Songwriter: Langweilig wurde es mir mit der hübschen Pulheimerin nie. Ganz im Gegenteil, die gelungene Mischung aus präziser Basskraft, natürlich-unverfärbten Mitten, ihrem „groovy“ Timing und einer großzügig-entspannten Raumabbildung „macht“ im positiven Sinne „an“ und sollte eigentlich niemanden kalt lassen, der sich nicht einfach nur so berieseln lassen, sondern aktiv Musik hören und am Geschehen teilhaben möchte.

Wer aus meinen Ausführungen nun schließt, dass ich mit der Heco Celan GT 602 eine wahre Überfliegerin „vor der Flinte“ hatte, die die Investition in noch kostspieligeres „Material“ überflüssig macht, sei beruhigt. Selbstverständlich weiß ich, dass noch mehr „geht“ und man mit einem Budget von 3.000 – 4.000 oder mehr Euro pro Paar vor allem noch etwas mehr audiophilen Feingeist, Souveränität und eine Art distinguierte Distanz zum Geschehen – also die völlige Abkopplung des Wiedergabegerätes von der Musik – erhalten kann. Dennoch erinnert mich die neue Celan – was ihre Klasseneinordnung angeht – frappierend an die Wettbewerbsfähigkeit der Magnat Quantum 905 anno 2004. Damals mochten wir – ich war noch Mitarbeiter der Zeitschrift „Stereo“ – schlicht nicht glauben, dass diese souverän, knackig und kraftvoll aufspielende Box „nur“ 2.000 Euro kosten sollte. Wir verglichen sie seinerzeit unter anderem mit einer B&W 804S (damaliger Listenpreis: um 4.000 Euro/Paar) und Sie dürfen dreimal raten, welcher Lautsprecher uns besser gefiel. Insofern feiere ich hier ein Deja vú: Für den geforderten Kurs spielt die Heco auf einem sehr hohen Niveau. Und die Entwicklung bleibt ja nicht stehen …

Heco Celan GT 602 | Lautsprecher

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Test: Heco Celan GT 602 | Standlautsprecher

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