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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Kult(ur) kompakt
  2. 2 Harwood Acoustics LS3/5A: Hörtest und Vergleiche

Dieser Lautsprecher ist klein. Überraschend klein, selbst wenn man die technischen Daten bereits kennt. Und doch hat das Original, dessen Replik wir hier vor uns haben, den Status einer Legende – oder sagen wir: einer kleinen Legende. Raimund Saerbeck, Inhaber des Hifisound-Lautsprechervertriebs in Münster, konzipierte diese Neuauflage des berühmten BBC-Monitors LS3/5A. Dabei achtete er auf die ursprünglichen Spezifikationen, die bereits Ende der 1960er Jahre bei der BBC erstellt wurden, um einen Nahfeldmonitor für den mobilen Einsatz zu entwickeln. Dieser Monitor ging Anfang der 1970er Jahre in Betrieb und hinterließ Spuren in der Geschichte des Lautsprecherbaus.

Zahlreiche namhafte Hersteller durften diesen Schallwandler seither in Lizenz produzieren. Harbeth, KEF, Rogers und Spendor gehören dazu, ebenso wie viele andere – nahezu die gesamte Elite des britischen Lautsprecherbaus hat sich an diesem Design versucht. So sehr Raimund Saerbeck die BBC-Spezifikationen inhaltlich gewürdigt hat, so wenig war ihm aber am Prädikat einer offiziellen Lizenz gelegen. Dieses bewusste Absehen von der Lizenzierung erklärt auch die budgetfreundliche Preisgestaltung des unscheinbaren Lautsprechers.

Die Harwood Acoustics LS3/5A, mit Bespannung, links angewinkelt

Die Harwood Acoustics LS3/5A ist eine recht günstige Replik des BBC-Klassikers – hergestellt und vertrieben von Hifisound aus Münster

Rund 1.500 Euro sind für ein fertig montiertes Lautsprecherpaar zu investieren. Das ist vertretbar, insbesondere dann, wenn die klangliche Rendite deutlich über der Preisklasse liegen sollte. Genau das wollte ich mir immer schon einmal anhören und deshalb ist die Harwood Acoustics LS3/5A seit einiger Zeit Bestandteil meiner HiFi-Kette.

Unscheinbar, aber durchdacht – der Aufbau

Mit Abmessungen von 190 x 304 x 165 mm (B/H/T) ist die Harwood Acoustics LS3/5A die Kompakte unter den Kompakten. Die ursprüngliche BBC-Version war ja auch als Abhörmonitor in Aufnahmewagen gedacht, wo allzu ausgreifende Maße schlicht nicht praktikabel sind.

Das Gehäuse der Harwood Acoustics LS3/5A ist keine Meisterleistung des Schreinerhandwerks, sondern eine schlichte, rechteckige Box aus Birke-Sperrholz mit einem Palisander-Furnier. Dennoch ist es akkurat verarbeitet und akustisch den BBC-Spezifikationen entsprechend optimiert. Dazu gehört die geschlossene Bauweise. Diese Konstruktion sorgt in der Regel für gut konturierte Bässe, die jedoch nicht besonders tief reichen. Angesichts der Größe des Lautsprechers wäre das aber wohl sowieso zu viel verlangt.

Der 110-mm-Tiefmitteltöner der Harwood LS3/5a besitzt eine Membran aus Bextren

Der 110-mm-Tiefmitteltöner der Harwood LS3/5A besitzt eine Membran aus Bextren

Die Harwood Acoustics LS3/5A ist, wie viele Kompaktlautsprecher, als Zwei-Wege-System ausgelegt; der Frequenzübergang erfolgt bei 3000 Hertz. Der 19-mm-Kalottenhochtöner besteht aus Mylar (Polyethylen), einem leichten, aber stabilen Material, das Verzerrungen im Hochtonbereich vermeiden und für eine klare, detaillierte Wiedergabe hoher Frequenzen sorgen soll. Der 110-mm-Tiefmitteltöner der BBC-Replik besteht aus Bextren, ebenfalls ein steifes Material von geringem Gewicht. Es soll eine präzise Mittenwiedergabe gewährleisten, saubere, verzerrungsarme Bässe ermöglichen und besonders gut für die Wiedergabe von akustischen Instrumente und Stimmen geeignet sein.

Die beiden Treiber werden durch eine Gehäuseabdeckung aus einem akustisch optimierten Textilmaterial verhüllt. Es heißt, diese Abdeckung sei Teil des Sound-Designs und sollte daher nicht abgenommen werden. Solche Statements habe ich schon nicht mehr geglaubt, als ich selbst noch im HiFi-Vertrieb tätig war. Also wird die Bedeckung abgenommen. „Abrupfen“ ist hier der richtige Ausdruck, weil die Abdeckung mittels eines umlaufenden Klettverschlusses recht fest mit der Box verbunden ist und man etwas herzhafter zulangen muss. Für den Hörtest bleibt die Abdeckung jedenfalls ab.

Bei der Harwood Acoustics LS3/5A wird die Bespannung von einem Klettband gehalten

Bei der Harwood LS3/5A wird die Bespannung von einem Klettband gehalten – das sieht natürlich recht rustikal aus. Eben so wie beim Original seinerzeit…

Beim „Sehtest“ fällt das Ergebnis dann aber durch. Ohne Frontbespannung ist dieser Lautsprecher wirklich nicht besonders hübsch und kaum noch wohnraumfreundlich. Das Klettband wurde rustikal und sichtbar an die Front des Lautsprechers getackert; den Hochtöner hatten schon die BBC-Ingenieure mit einem Viereck aus Schaumstoff eingerahmt – eine Spezifikation, die natürlich auch heute noch eingehalten wird. Wer diesen Schallwandler kauft und seine Bespannung abnimmt, setzt auf innere Werte und nicht auf optische Reize.

Die Harwood Acoustics LS3/5A ohne Bespannung

Die Harwood Acoustics LS3/5A ohne Bespannung – nur echt mit getackertem Klettband und Schaumstoffviereck um den Hochtöner

Ein Blick auf die technischen Daten der Harwood Acoustics LS3/5A zeigt, dass dieser Lautsprecher ein gewisses Anspruchsniveau hat: Die Empfindlichkeit liegt bei nur 82 dB/W/m, die Impedanz bei 15 Ohm. Diese eher ungewöhnlichen Werte des BBC-Nachbaus zeigen schon an, dass die kleine Box einen Verstärker mit etwas Power braucht.

An der Rückwand der BBC-Replik befinden sich hochwertige Lautsprecherbuchsen für Single Wiring, als „Terminal“ würde ich das aber nicht bezeichnen. Die Eingänge sind schlicht auf das Holz montiert – hier also wieder britisches Understatement. Funktional ist das Ganze aber, die Eingänge nehmen alle üblichen Zuleitungen entgegen. Ich würde aber auf allzu schwere oder steife Verbindungen verzichten, da höhere Zuglasten dem Monitor vermutlich nicht guttun.

Die Single-Wiring-Lautsprecherklemmen der Harwood Acoustics LS3/5A

Die Single-Wiring-Lautsprecherklemmen der Harwood Acoustics LS3/5A

Understatement ist der Frequenzweiche nicht zu attestieren. Sie ist aufwendig gestaltet und nimmt die halbe Rückseite der Gehäusefront ein. Auffällig sind die Transformatoren zur Frequenz- und Impedanzanpassung sowie die ungewöhnlich solide Verarbeitung der Weiche. Die ist tatsächlich so etwas wie eine Zeitkapsel: Hier werden Qualitätsansprüche von Toningenieuren aus den 1960er Jahren anschaulich und greifbar. Unterm Strich ist die Harwood Acoustics LS3/5A also ein eigenwillig konzipierter Monitor, der gewisse Ansprüche an seine Spielpartner stellt.

Harwood Acoustics LS3/5A: Hörtest und Vergleiche

Kurz zum Testumfeld: Angetrieben wird der schmucklose Zwerg von meinem Vollverstärker Musical Fidelity M6si. Das mag dem einen oder anderen übermotorisiert vorkommen, erwies sich im Rahmen meines Tests jedoch als vernünftige Wahl. Mit von der Partie waren der CD-Player und der DAC aus derselben Baureihe von Musical Fidelity. Als alternativer Zuspieler kam der Streamer WiiM Pro Plus zum Einsatz.

Um einen konkurrenzfähigen Mitstreiter für diesen Test zu haben, habe ich die Wharfedale Aura 1 (ebenfalls rund 1.500 Euro pro Paar) hinzugezogen. Sie ist grundsolide konzipiert und montiert – also alles andere als „Kanonenfutter“ für die Harwood. Und da sie ohnehin zu meinem ständigen Line-up gehört, wird auch die Dynaudio Contour 20 in die Testumgebung aufgenommen. Die ist hinsichtlich ihrer Abmessungen freilich viel mächtiger und mit einem Preis von 4.500 Euro deutlich teurer als die beiden Kompakten mit britischer Genetik.

Die Harwood LS3/5a im Hörraum

Zurück zum Probanden: Gelegentlich heißt es, die Harwood Acoustics LS3/5A sei aufstellungskritisch und quittiere schon kleine Aufstellungsfehler mit erheblichen Höreinbußen. Das halte ich für unzutreffend und im Kern auch für unlogisch. Ein Abhörmonitor für den ursprünglich mobilen Einsatz muss auch mit rustikaleren Umgebungsfaktoren klarkommen, ohne gleich auszufallen. Der BBC-Monitor ist definitiv nicht nur für klangoptimierte Hör-Räume konzipiert worden. Tatsächlich entfaltet er schon in normalen Wohnzimmern sein Potenzial und seine Wirkung.

Was dieser Lautsprecher aber unbedingt braucht – Stichwort „Anspruch“ –, ist ein ausgiebiges Einspielen. Ich habe noch nie einen Lautsprecher gehört, der das ausführliche Einspielen in einem so hohen Maße goutiert hat wie dieser kleine Monitor. Die Zeit sollte man sich also in jedem Fall nehmen. Dabei ändert sich der tonale Charakter natürlich nicht grundlegend, aber das Klangbild wächst und nimmt an Raum, Deutlichkeit und Homogenität zu. Das kommt insbesondere dem harmonischen Zusammenspiel von Hoch- und Tiefmitteltöner zugute.

Diese Stimmen!

Ellen Andersson Impressions of EvansGönnt man dem Lautsprecher eine Einspielzeit von etwa hundert Stunden, wird er zum Überraschungssieger in vielen Disziplinen. Insbesondere in der Stimmenwiedergabe setzt die kleine, unscheinbare Box in dieser Preisliga Maßstäbe: Da herrschen durchgehend Neutralität, Natürlichkeit und Souveränität vor. Nichts wird verfärbt, gepresst oder zur Seite gerückt. Aufgrund dieses besonderen Talents, habe ich denn auch einige anspruchsvolle Stücke ausgewählt, etwa von Ellen Andersson aus ihrem aktuellen Album Impressions of Evans.

Die schwedische Jazz-Sängerin verfügt über ein unverkennbares Timbre – sehr spröde, sehr „crisp“. Dazu gesellt sich eine eigenwillige Aussprache der englischen Sprache. Im Stück „Very Early“ werden diese Eigenarten mit einem perlenden Keyboard kombiniert – nahezu ideales Quellmaterial für die BBC-Replik. Das Ergebnis ist flirrend und durchscheinend, klar und offen, präsent und charismatisch. Solche Jazz-Preziosen meistert dieser Lautsprecher wie kaum ein anderer, besonders in normalgroßen Hörräumen von 20 – 30 Quadratmetern. Die optisch ansprechendere Wharfedale muss hier passen. Stimmlich ist das zwar alles fein konturiert und verfärbungsfrei, aber es erreicht nicht diese besondere Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit, die die Harwood Acoustics zu erzeugen weiß. Zudem bekommt die eigentlich „erwachsener“ wirkende Wharfedale keine so große Bühne hin wie die Harwood Acoustics, allenfalls in der Breite, nicht aber in der Tiefe. „Holographisch“ ist das richtige Attribut für die kleine BBC-Replik.

Ain’t Necessarily So Andy MeyEin stimmliches Gegenbild zu Ellen Andersson ist Andy Bey, ein bei uns wenig bekannter amerikanischer Jazz-Sänger. Seine Stimme wirkt einerseits außerordentlich fragil, verletzlich und verklingend, andererseits aber auch kräftig, sonor und selbstsicher. Man kann zu all seinen Alben greifen und macht nichts falsch. Eine besondere Ausstrahlung hat jedoch sein Live-Album Ain’t Necessarily So von 2007. Die Harwood Acoustics taucht ein in die Atmosphäre dieses familiären Jazz-Konzerts, sie illustriert detailreich und modelliert das klangliche Wärmebild des Abends.

Man vergisst nahezu sofort den Lautsprecher – und seine bescheidenen Abmessungen sowieso. Auch die damit gegebenen klanglichen Beschränkungen spielen hier keine Rolle: Die tieferen klanglichen Anschläge sind trocken, exakt terminiert und prägnant. Pianopassagen tropfen förmlich aus dem Rahmen, es knarzt und raschelt. Mittendrin statt nur dabei. Freilich fällt der kleine Schallwandler von Wharfedale kaum zurück: Auch er greift die Stimmung des Abends talentiert auf und setzt klanglichen Details flink und bestimmt nach und verfolgt die tiefen Töne tatsächlich mit mehr Ausdauer; allerdings geht ihm das schwer fassbare Emotionale, das Rauchige dieses Abends etwas ab. Er spielt seine Qualitäten mehr aus der Distanz heraus.

Detailaufnahme der Front der Harwood Acoustics LS3/5A

Die Dynaudio Contour 20 kann da auf ganz andere Ressourcen zugreifen: Sie rahmt die Bühne, die die Harwood Acoustics baut, noch einmal opulent ein und positioniert das klangliche Geschehen großzügig im Raum. Ganz ähnlich wie die Aura 1 von Wharfedale ist der dänische Schallwandler für das unangestrengte Langzeithören konzipiert, er ist im Grundton daher tendenziell warm angelegt. Damit geht einher, dass die Dynaudio im Sinne eines homogenen Höreindrucks ein wenig nivelliert, das Vorstehende und Widerborstige ein wenig zurücknimmt und in das akustische Panorama integriert. Genau das tut die kleine Harwood Acoustics nicht, sie macht diese kleinen klanglichen Details und Schattierungen hörbar und setzt auf klare Exposition.

Kandace Springs Run Your RaceWeitere Paradebeispiele für Material, das der Harwood Acoustics besonders liegt, sind die Stücke von Kandace Springs auf ihrem aktuellen Album Run Your Race. Die Amerikanerin hat ein ähnliches Timbre wie Ellen Andersson, allerdings etwas heller und „sängerischer“. Die von ihr bevorzugten kammermusikalischen Jazz-Arrangements sind ideales Klangsubstrat für die Harwood Acoustics. Hier spielt die kleine Box ihre Stärken aus, verleiht Stimmen und Mitteltönen Transparenz und Luftigkeit, gestaltet und öffnet Räume. In solchen Szenarien zeigt sie auch ihr dynamisches Können: Sie kann spontan zupacken und sich ebenso schnell zurückziehen.

Mit ihren Kernkompetenzen – Stimmenwiedergabe, Räumlichkeit, Transparenz und Ortbarkeit – punktet die BBC-Replik also gegenüber die Wharfedale Aura 1, trotz des ähnlichen Preises und Grundkonzepts. Das gilt für all jene Arrangements, die auf Stimmenpräsenz und eher kammermusikalische Instrumentierung setzen. Der attraktive Lautsprecher von Wharfedale weist eine schöne Balance zwischen Präzision und klanglicher Wärme auf und hat echte Langstreckentauglichkeit – und das in mehr Musik-Genres als die Harwood Acoustics. In ihrem „Home Turf“ aber beweist die kleine LS3/5A mehr Nähe, Präsenz und Emotionalität.

Harwood Acoustics LS3/5A, rechts angewinkelt, ohne Bespannung

Limits

Ist die Harwood Acoustics LS3/5A ein Alleskönner? Die Frage muss man sicher verneinen. Aufgrund ihrer geringen Abmessungen gerät sie im Tieftonbereich an Grenzen. Zwar bleibt ihr Bass stets konturiert, trocken und schnell, aber es fehlt an Volumen und Substanz in diesem Register. Hier spielt die Wharfedale Aura 1 befreiter, souveräner und bestimmter auf und erzeugt ein solideres Fundament im Tiefton. Insofern wirkt sie homogener und integriert die tiefen Töne besser in das klangliche Gesamtbild. Und ihre tonale Abstimmung macht sie zu einem idealen Begleiter für unangestrengtes Langzeithören.

Donald Fagen The NightflyEs liegt aber nicht nur am begrenzten Bass, dass die klangliche Rendite der BBC-Replik nicht mehr ganz so überzeugend ausfällt, sobald die Komplexität der Musik zunimmt. Das Stück „I.G.Y.“ aus Donald Fagens The Nightfly (1982), ein audiophiler Klassiker, klingt klar umrissen, schön ausgeleuchtet, homogen und transparent. Auch die Bässe haben Form und Kontur – aber eben nur bis zu einer gewissen Tiefe. Dezidiert audiophile Aufnahmen goutiert die Harwood Acoustics. Im Gegenzug nimmt sie dem Hörer jedoch unbekümmert den Spaß an schlechten Aufnahmen. Wie kaum ein anderer Lautsprecher den ich kenne, sanktioniert dieser kleine Monitor lieblose Produktionen und tilgt sie von der Playlist. Das unterstreicht noch einmal seine unausgesprochene Ambition, ein Lautsprecher für audiophile Puristen zu sein, deren musikalische Interessen sich im Schwerpunkt auf Jazz, (kammermusikalische) Klassik oder Blues beziehen.

Cody Fry I Hear a SymphonySobald die Musik komplexer, buchstäblich vielgestaltiger wird, kommt die Harwood Acoustics an Grenzen. Cody Fry, eines der großen Talente unserer Zeit, hat kürzlich das Album I Hear a Symphony veröffentlicht. Er verfügt über eine jungenhafte, glockenhelle Stimme, deren Reproduktion der BBC-Replik tadellos gelingt. Doch Cody Fry hat auch ein übermütiges Faible für große Orchesterarrangements. Das bekommt die Wharfedale Aura 1 sehr gut hin. Sie behält die Übersicht, weist Instrumenten Plätze zu und sortiert das klangliche Panorama. Da muss die Harwood Acoustics dann doch passen: Das Geschehen verliert an Tiefe, nicht so sehr an Breite, es wird gleichsam von vorn nach hinten zusammengeschoben; es verliert auch an Transparenz, Prägnanz und Ausstrahlung.

Ein Schallwandler wie die (dreimal so teure!) Dynaudio Contour 20 holt hier natürlich tiefer Luft und spielt in solchen Settings souverän auf. Es gehört zu den besonderen Stärken gerade der kompakten Lautsprecher von Dynaudio – das gilt auch für die Confidence 20 – spektakuläre Klangbühnen bauen zu können. Den dabei entstehenden Raum nutzt die Dynaudio für die saubere Staffelung der unterschiedlichen Stimmen in der Tiefe und der Breite. Komplexität und Vielstimmigkeit gehören zu den Anforderungen, mit denen die Dynaudio sehr gut zurechtkommt. Die kleine, günstige Harwood Acoustics gerät da in die Defensive.

Das lässt sich an weiteren Beispielen illustrieren: Das aktuelle Album der Cellistin Raphaela Gromes wäre so eines. Unter anderem enthält es das schöne Cellokonzert von Dvořák. Die solistischen Darbietungen vermittelt der kleine Monitor virtuos, sehr „stimmlich“, mit viel Raum und Luft zum Atmen, mit Hingabe an die Sprödigkeit des Celloklangs und das Fließende der begleitenden Streicher. Sobald sich das musikalische Geschehen jedoch den Tuttipassagen nähert, wird es der Harwood Acoustics wieder ein wenig eng ums audiophile Herz.

Das Typenschild auf der Rückseite der Harwood Acoustics LS3/5A

Das Typenschild auf der Rückseite der Harwood Acoustics LS3/5A

Also bleiben wir doch besser bei weniger Sinfonischem – wie etwa dem „Desert Song“ vom aktuellen Säje-Album, der mit der Harwood Acoustics zum Bravourstück wird. Stets aufs Neue erzeugen solche Stücke bei mir und meinen Mithörern Zweifel daran, ob nicht doch einer der größeren Lautsprecher in meinem Hörraum angeschlossen ist. „Krass!“, lautet denn auch der einhellige Tenor, auf den wir uns vor allem aufgrund der räumlichen Darstellung und Präzision dieser kleinen Box verständigen konnten. Es ist in der Tat erstaunlich, wie die BBC-Replik die sphärischen Stimmen dieses amerikanischen Gesangsquartetts weit über die Begrenzungen des Lautsprechergehäuses hinausträgt und dreidimensional im Raum platziert. Trotz der Vielstimmigkeit dieses Stücks bleibt der Klang stets ausgewogen, ohne Unterschiede in den Tonlagen zu machen und die Feindynamik und Feinauflösung gelingen so gut, dass der Lautsprecher noch Zeit und Lust für stimmliche Fraktale zu haben scheint …

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Test: Harwood Acoustics LS 3/5A | Kompaktlautsprecher

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