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Wenn sich ein Lautsprecherhersteller seit rund 45 Jahren – das Unternehmen Harbeth wurde 1977 vom Ingenieur Dudley Harwood und seiner Frau Beth gegründet – am Markt behaupten kann, dann muss er etwas Grundlegendes richtig machen. Und wenn der damalige Entwickler und heutige Harbeth-Chef Alan Shaw ebenfalls bereits seit Ende der 1980-er Jahre dabei ist und die Geschicke des Unternehmens durchgehend erfolgreich lenkt, dann gibt auch diese Tatsache dem potenziellen Käufer ein gutes Gefühl: Hier wird offenbar langfristig gedacht und nachhaltig entwickelt. Und so erklärt es sich auch, dass man bei Harbeth, anders als bei manchen anderen Herstellern, nicht jedes Jahr eine Vielzahl von Neuentwicklungen oder gar ganze Produktlinien inklusive Center, Sub und Dolby-Atmos-Kistchen in den Markt drückt – sondern das übersichtliche Portfolio lieber auf Basis einiger weniger Ursprungsmodelle immer weiter verfeinert und stetig aktualisiert. Solchen Wurzeln sind auch die zum Test anstehenden Harbeth Compact 7ES-3 XD (https://www.inputaudio.de/ | 4.450 Euro) entsprungen.
Ein bisschen Geschichte
Keimzelle des bis heute unverbrüchlichen Harbeth-Erfolgs waren Entwicklungen für den traditionsreichen britischen Senderverbund BBC. Zuallererst gab es die drei Monitorlautsprecher LS3/5, LS5/8 und LS5/9 für drei unterschiedliche Raumgrößen – vom Desktop bzw. Ü-Wagen bis hin zur großen Regie. In den 1980-er Jahren konstruierte Alan Shaw dann zwei weitere Lautsprecher, die nicht ganz dem strengen Anforderungskorsett der BBC entsprechen mussten und primär für den heimischen HiFi-Bereich gedacht waren: die HL und die Compact 7. Sämtliche Modelle, sowohl die Monitore als auch die Hifi-Lautsprecher, wurden und werden stetig weiterentwickelt, was sich an den zuweilen verwirrend erscheinenden Namensänderungen und -erweiterungen zeigt. So wurde aus der HL die Super HL 5 und später die Super HL 5 Plus, während der ursprüngliche Kleinmonitor LS3/5 heute auf den Namen P3ESR XD hört, der damalige LS5/8 zum Monitor 40.2 und aktuell M40.3XD umbenannt wurde – und die LS5/9 zwischenzeitlich Monitor 30.1 hieß und heute in der Inkarnation M30.2XD erhältlich ist. Die „alte“ Compact 7 wiederum nennt sich heute C7ES-3 XD. Puh. Können Sie noch folgen? Ich nur so bedingt – Tatsache ist jedoch, dass genau dieser Lautsprecher hier und heute die Hauptrolle spielen soll.
Aus Überzeugung dünn – die Gehäuse von Harbeth-Lautsprechern
Angesichts des kreativen Wildwuchses an Typbezeichnungen erstaunt dann fast die stringente Weiterentwicklung der Modelle und das konsequente Festhalten an grundsätzlichen Überzeugungen und Technologien: Da wäre zunächst das für Brit-Klassiker herstellerübergreifend ikonische Thin-Wall-Design, bei dem man den Resonanzen nicht durch möglichst massive Gehäusewände und ausufernden Einsatz von Dämmmaterialien wie Bitumen oder Textilien zu Leibe rückt, sondern durch gezielte Gehäuseverschraubungen und ein damit einhergehendes „Resonanzmanagement“. Bernd Hömke vom deutschen Vertrieb Input Audio erklärte mir das am Telefon so:
„Ein Hohlkörper hat immer eine „große“ Resonanz – das kennt man von der Kirchturmglocke, hier ist die Resonanz gewollt. Würde man Risse ins Metall der Glocke applizieren, dann würde mit zunehmender Anzahl von Rissen diese Hauptresonanz in viele kleine zerfallen. Ähnlich verhält es sich mit der Vielzahl der genau definierten Verschraubungen bei den Harbeth-Gehäusen: Sie sollen dafür sorgen, dass die Gehäuseresonanzen sich harmonisch aufsplitten und damit akustisch nicht mehr störend ins Gewicht fallen.“
Das sorge übrigens durchaus für hohen Fertigungsaufwand, denn die Schrauben werden mit einem definierten Drehmoment angezogen. Wer also aus reiner Neugier mal seine Harbeth aufschraubt und dann „lieblos“ bzw. mit schierer Kraft oder gar – horribile dictu – unter Zuhilfenahme eines einfachen Akkuschraubers wieder zusammensetzt, der stört das empfindliche Gleichgewicht.
Trick für den tieferen Blick: die Frontbespannung der Harbeth C7ES-3 XD
Ebenfalls eine Harbeth-Spezialität ist die Konstruktion der Frontbespannung, die nicht nur die Treiber vor neugierigen Blicken oder mechanischen Beschädigungen durch vorwitzige Kinderhände schützt, sondern zudem als akustische Linse zur optimalen Schallausbreitung dient. Somit lautet die dringende Empfehlung des Herstellers, stets mit Bespannung zu hören. Alles andere gerät sowieso zum unerquicklichen Gebastel. Selbst mit langen Fingernägeln kriegt man die bombenfest sitzende Bespannung kaum los, und wer nachlässig einen Schraubenzieher zwischen Bespannung und Holzgehäuse ansetzt und die Bespannung heraushebeln möchte, der läuft Gefahr, das Holz zu beschädigen. Es gibt aber einen Trick: Da der Akustikstoff über einen Metallrahmen gespannt wurde, kann man das Konstrukt mithilfe einiger geschickt angesetzten Neodym-Magneten vorsichtig abheben. Nächste Kauzigkeit: Die Seriennummern der Harbeth Compact 7ES-3 XD enden auf „L“ und „R“, man könnte also meinen, dass es dezidierte Lautsprecher für Links und Rechts gibt. Das ist jedoch nicht der Fall, beide Lautsprecher eines Paars sind exakt baugleich.
Tolerant zu Verstärkern
Mit Blick aufs Membranmaterial des Tiefmitteltöners vertraut Harbeth seit Jahrzehnten auf eine Eigenentwicklung. Es hört auf den Namen „Radial“ und besteht aus einem patentierten Kunststoffgemisch; wer mehr darüber erfahren möchte, kann das in unserem Test der Super HL5 nachlesen. Die Harbeth-Hochtöner indes werden vom renommierten Hersteller SEAS produziert, allerdings nach strengen Harbeth-Vorgaben.
Der Harbeth Compact 7ES-3 XD ist ein klassischer Zweiwegler mit frontseitigem Bassreflexaustritt. Über die Details der Frequenzweiche hält sich Alan Shaw bedeckt. Das geht so weit (noch eine Kauzigkeit!), dass er nicht mal preisgeben möchte, wo denn nun die Übergangsfrequenz zwischen Tiefmittel- und Hochtontreiber liegt, geschweige denn, welchen grundsätzlichen technischen Prinzipien die Weiche folgt.
Was man Shaw indes entlocken kann ist, dass die C7ES-3 XD eine „leichte Last“ für Verstärker sein soll – was bei einer Impedanz von 8 Ohm und einem – laut Shaw – gutmütigen Impedanzverlauf über den gesamten Frequenzbereich der Fall sei. Mit 86 dB/2,83V/m ist die Empfindlichkeit eher durchschnittlich, die Zusammenarbeit mit einer 3-Watt-Triode erscheint also wenig sinnvoll, ein bisschen was darf der angekabelte Verstärker schon leisten. Mir erscheinen 2×40 Watt als untere Grenze, ab der man „sinnvoll“ hören kann.
Ich greife kurz vor: In der Tat ist die Harbeth Compact 7ES-3 XD eine außerordentlich tolerante Mitspielerin: Ich habe sie nicht nur mit meinem Valvet-Monoblöcken gehört, sondern auch mit meinem Abacus Ampollo Dolifet, dem Röhrenvollverstärker Tsakiridis Aeolos+, ja sogar spaßeshalber mal mit der Class-D-Endstufe XTZ Edge A2-300. Bereitwillig fügte sie sich in jedes Szenario ein, zeigte durchaus auch klangliche Tendenzen der Zuspielgeräte auf, ohne diese aber über Gebühr auszustellen.
Noch ein paar Worte zur Verarbeitung und Materialqualität: Diese sind über jeden Zweifel erhaben. Die edlen Hölzer sind ausgezeichnet verarbeitet, Spaltmaße auf höchstem (also: niedrigstem) Niveau, hier wirkt alles solide und für die Ewigkeit gebaut. Das kenne ich bereits von meiner Monitor 30.1 und das ist auch einer der Gründe dafür, dass dieser Lautsprecher schon seit vielen Jahren zu meinem „Standardbesteck“ gehört. Umso gespannter war ich natürlich auch, was die Harbeth Compact 7ES-3 XD anders macht. Hören wir rein!
Harbeth Compact 7ES-3 XD: Klangtest und Vergleiche
Nach einer gebührenden Einspielzeit von 250 Stunden füttere ich die Harbeth mit Material vom Streamer (Hifiakademie Stream6-mini) und vom CD-Spieler (C.E.C. CD5). Den Großteil des Hörparcours habe ich mit der Röhrenvorstufe Tsakiridis Alexander im Verbund mit den Valvet A4MKII-Monoblöcken absolviert, es kamen aber (s.o.) noch ein paar andere Mitspieler zum Einsatz.
Erste Höreindrücke mit den Harbeth Compact 7ES 3XD
Unter Hifi-Redakteuren hat sich die Erkenntnis bzw. Binsenweisheit durchgesetzt, dass insbesondere die Wiedergabe von Gesangsstimmen und natürlichen Instrumenten zu den Kernkompetenzen von Harbeth-Lautsprechern gehört. Daher lege ich dann auch gleich mal mit Frank Sinatra los – und zwar der berühmten Coverversion der Kingston-Trio-Schmachtballade „It Was A Very Good Year“ (Album: Nothing But The Best Remastered; auf Amazon anhören). Hier resümiert das lyrische Ich, ein alter Mann, seine verflossenen Liebesbeziehungen und vergleicht den Lauf seines Lebens rückblickend mit einem gut gereiften Wein. Und tatsächlich muss der Rezensent sich mit einiger Mühe ein kleines Rührungstränchen verkneifen, als das Stück über die Harbeth C7ES-3 XD erklingt. Das zieht einen sofort in den Bann! Warum und wie?
Nun: Das vorherrschende Gefühl ist die absolute Authentizität und der Eindruck, dass Sinatra inklusive großen Orchesters direkt im Raum auf seinem berühmten Barhocker sitzt. Zu Beginn wehklagt eine Oboe, untermalt von Streichern und Harfe, hier wird bereits nach wenigen Sekunden klar, dass tiefschürfende Emotionen zu erwarten sind. Die feinen Schattierungen, das Tremolo und Vibrato der Oboe, das feine Flirren der Harfensaiten, das sämige legato der Streicher: Alles das schält die Harbeth perfekt heraus. Mit intensiven, aber authentischen Klangfarben, präzise, aber nicht analytisch-steril. Dass die Sinatra-Einspielung bereits 57 Jahre alt ist, schmälert den Genuss jedenfalls zu keiner Zeit.
Als dann Sinatras whiskygetränkte und zigarettengeräucherte Stimme einsetzt, stellt sich unmittelbar Gänsehaut ein. Weil Sinatra sich realistisch im Raum manifestiert, bombenfest in die virtuelle Mitte genagelt, mit nahezu körperlicher Präsenz. Das liegt nicht nur an der sehr glaubhaften stereofonen Darstellung, sondern auch an der Auflösung und den mikrodynamischen Fähigkeiten der Harbeth. Denn das Stück ist langsam und getragen, kommt ganz ohne Schlagzeug oder Schlagwerk aus. Und Sinatra genießt nicht nur jedes gesungene Wort wie einen geziemenden Schluck Wein, er singt auch ungemein fein moduliert: indem er buchstäblich jedes einzelne Wort genau abwägt und bewusst entscheidet, wie lange er eine Schlusssilbe wie „yeaaaar“ aus- und verklingen lässt, wo er lauter und zurückgenommener singt, wo er Kunstpausen setzt.
Da sein Gesang von einem klassischen Orchester begleitet wird, tritt er in Bezug auf das Gesamtvoicing fast durchgehend in eine „tonale Konkurrenz“ zu den Orchesterstimmen. Über eine mediokre Wiedergabekette fällt es zuweilen schwer, genau herauszuhören, wann ein gesungenes Wort wirklich ausklingt, gerade wenn Streicher in der gleichen Lage oder sogar auf genau dem gleichen Ton das Gesungene elegisch untermalen. Über die Harbeth Compact 7ES-3 XD hingegen lässt sich vollständig mühelos (und eben nicht angestrengt mit schiefgehaltenem Kopf nach vorne gereckt) nachverfolgen, wie Sinatra jedes einzelne Wort mit Bedacht inszeniert. Der Effekt: Man ist ergriffen und kann tief abtauchen in die Musik.
Gehen wir nach diesem ersten Eindruck, der verschiedene Talente der Harbeth gleichzeitig aufzeigt, mal etwas sortierter ins Detail und schauen auf die klassischen Hörkriterien!
Die Tonalität der Harbeth Compact 7ES 3XD: unten- und obenrum
Was die Tonalität angeht, wirkt die Compact 7ES-3 XD ähnlich balanciert und ausreißerfrei wie die anderen mir bekannten Vertreter des Hauses, sei es meine Monitor 30.1 oder die Super HL5, die ich bei einem guten Freund schon oft hören durfte. Kein Wunder, dieser entspannte, authentische Klang gehört zu den Kerntugenden, die man mit Harbeth seit Jahrzehnten verbindet. Aber: Die Compact 7ES-3 XD gestattet sich – und glücklicherweise auch ihrem Besitzer – eine leichte Erweiterung ihres Frequenzspektrums. Mir erscheint der Tieftonbereich etwas substanzieller und auch tiefer hinabreichend als bei meiner Monitor 30.1 – gut, sie kann auch aus knapp 45 Litern Volumen schöpfen, während die 30.1 bummelig 36 Liter zur Verfügung hat. Wenn ich hier „substanziell“ sage, meine ich nicht, dass an der Stelle künstlich angedickt wurde, sondern dass die 30.1 einfach etwas weniger Pegel bzw. Durchzugskraft im Tiefton zu bieten vermag. Die Super HL5 wiederum (rund 60 Liter Volumen) kommt noch tiefer runter, was sie allerdings für kleine Hörräume zuweilen schon etwas zu „pfundig“ werden lässt, ein bisschen will sie schon von der Leine gelassen werden. Die Harbeth Compact 7ES-3 XD geht also hier einen sehr praxisnahen Mittelweg.
Im Obertonspektrum wiederum ist die C7ES-3 XD etwas präsenter als die 30.1, der wir in unserem Test seinerzeit attestierten, sie sei „nicht auf maximale Luftigkeit im Hochton gezüchtet“. Dieses kleine Schippchen „Air“ kann die Compact 7ES-3 XD liefern, ohne dass der Hochton ins Gleißen oder in eine Überpräsenz abdriften würde. Was mir sehr gut gefällt!
Ordnen wir das Gesagte nochmal etwas genauer ein:
Im Track „Within“ von Daft Punk (Album: Random Access Memories; auf Amazon anhören) hören wir einen im Studio extrem authentisch eingefangenen Konzertflügel, „rieselndes“ und obertonreiches Schlagwerk, eine mit Autotune-Effekt verfremdete Gesangsstimme – und als Grundierung recht substanzielle und tief hinab reichende Synth-Bässe. Über die Harbeth 30.1 sind diese Bässe eher zu erahnen, über meine ProAc D20R (Standmodelle für 4.500 Euro) oder auch eine kompakte Inklang Ayers Two fahren sie richtig in die Magengrube – und bei der Compact 7ES-3 XD liegen sie genau dazwischen. In einem kleinen Hörraum (15 – 20 m²) empfinde ich diese Abstimmung als ideal, denn hier entsteht nicht das Gefühl, etwas zu vermissen, der Hörraum wird dennoch nicht über Gebühr angeregt.
Wenn es um obertonreiches Schlagwerk oder Blech (Splashbecken, Chimes, Shaker, Regenstab) geht, kommt die Harbeth Compact 7ES-3 XD einen Zacken „frischer“ rüber als die 30.1 oder auch eine Fyne Audio F1-5, was aber weniger (ein bisschen sicherlich schon) an der schieren Präsenz oder Lautstärke liegt, sondern insbesondere an einer nach meinem Empfinden ausgezeichneten …
Feinauflösung
Dieses Talent ist nämlich meiner Meinung nach das Sahnestück der Harbeth Compact 7ES-3-XD. Zur Verdeutlichung möchte ich mal kurz in die Mottenkiste greifen: Wir hören Supertramps Song „Bloody Well Right“ (Album: Crime of the Century). Die ersten 50 Sekunden bestehen aus einem recht virtuos-bluesig gespielten Wurlitzer-Piano-Intro. Das Wurlitzer gehört mit dem Fender Rhodes zu den markantesten und stilprägendsten Instrumenten der Epoche. Und es war und ist bei Tontechnikern gefürchtet, weil der Line-Ausgang einerseits fröhliches Brummen und Grundrauschen anbietet, andererseits einen gewissen Charme, nämlich den Klirr der eingebauten Lautsprecher, unterschlägt. Wer den echten „Wurli“-Sound einfangen will, der kommt also nicht umhin, die beiden eingebauten Lautsprecher abzumikrofonieren (womit man sich dann auch wieder das Tastaturklappern als Nebengeräusch einfängt, aber das ist eine andere Sache).
Was ich sagen will: Das Supertramp-Intro klingt über die Harbeth Compact 7ES-3 XD wiederum so, als stünde das Instrument direkt im Raum (ich denke, ich kann das beurteilen, weil ich so ein Instrument besitze). Die mikrofeinen Verstimmungen der Klangzungen, das minimale Zerren und Klirren der Lautsprecher bzw. internen Verstärkerelektronik im Wurli, die Interaktion der leicht blechern klingenden Breitbänder mit dem Raum (Raumhall, Early Reflections) – das alles kriegt man nur dann mit, wenn der Lautsprecher und der Rest der Kette nichts verschweigen. Die Compact 7ES-3.XD meistert diese Aufgabe mit einer Lässigkeit und Mühelosigkeit, die nachgerade erstaunt.
Eine ähnlich authentische Wiedergabe solcher und ähnlicher elektroakustischer Instrumente lieferte mir in meiner Erinnerung zuletzt die Fyne Audio F1-5 (3.800 Euro) – oder auch die sehr präzise und farbstark aufspielende ProAC D20 (Zweiwege-Standbox mit Bändchenhochtöner). Letztere geht dann insgesamt noch mit etwas mehr „fluffigem“, zugleich mild wirkendem, aber sehr sauber durchzeichendem Suprahochton zu Werke. Eine Inklang AyersTwo hingegen, wie die Harbeth eine „große Kompakte“ (allerdings mit 1.160 Euro deutlich günstiger), spielt nicht so detailreich auf, kann dafür wie gesagt im Tieftonbereich mehr Luft bewegen, sie schleudert grobdynamisch mehr Masse raus. Womit wir beim nächsten Thema wären, nämlich der Dynamik:
Auf Zack, aber kein Föhn
Beim Blick auf Fein- und Grobdynamik zeigen sich keine großen Überraschungen. Feindynamisch macht die Harbeth Compact 7ES-3 XD richtig Freude. Ein lang angelegter Track wie Neil Youngs „Welcome Back“ (Album: Barn; auf Amazon anhören) lässt sich in seiner gesamten zeitlichen Ausdehnung genießen, weil jeder aufjaulende und wieder ersterbende Gitarrenton, jede feine Schattierung in Youngs brüchiger Stimme, jedes Streicheln des Snarefells mit dem Drumstick voll da und jederzeit nachvollziehbar ist. Grobdynamisch zeigt sich ein etwas differenzierteres Bild – hier hängt es ein Stück weit vom Frequenzbereich ab, in dem wir unterwegs sind. Geht es beispielsweise um attackreich knallende Schlagzeugtoms („Dreamer“ von Supertramp oder „Tesselate“ von Alt-J), dann liefert die Harbeth Compact 7ES 3XD bestens ab – wiederum etwas unmittelbarer und zackiger als die 30.1. Kommen wir hingegen tiefer in den Keller, also etwa zu substanzieller Bass-Arbeit (Red Hot Chili Peppers), können andere Vertreter der Zunft dann doch noch etwas mehr Attack, Punch und Lastwechselfreude anbieten – so auch meine ProAC D20R oder die XTZ Divine Delta (3.990 Euro). Aber gut: Niemand kauft bei Harbeth ein, um sich mit Double-Bass-Gewittern das Hirn wegzuföhnen.
Nach vorne!
Noch ein paar Worte zur Raumdarstellung. Die Bühne zeigt sich breit und tief, die Harbeth spielt dabei ein Stück nach vorne. Damit projiziert sie die Musik – ähnlich wie die Fyne Audio F1-5 – prinzipiell eher „in den Raum hinein“ als dass man vom Zuschauerraum auf eine Bühne blicken würde. Die Schallquellen lassen sich sehr gut orten, allerdings wirkt die Darstellung eher livehaftig (eben wie auf einem Konzert) als reißbrettartig-fixiert, mit einer Ausnahme: Die virtuelle Mittenmanifestation gelingt ausnehmend gut, erfordert aber auch ein sorgfältiges Aufstellen – bei mir war es beispielsweise ein nur ganz leicht auf den Hörplatz eingewinkelter Aufbau bei einem Hörabstand von drei Metern und einer Basisbreite von zwei Metern.
Test: Harbeth Compact 7ES-3 XD | Kompaktlautsprecher