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Aufgrund eines verlängerten Wochenendurlaubs (meinerseits) hatten die QM10Two das Vergnügen, über gut 72 Stunden intensiv mit Einspielsignalen locker zu werden. Vor dieser Behandlung konnte ich nur einen minimalen Eindruck von den uneingespielten Gurus erhaschen. Der war eher unspektakulär und unaufgeregt, aber durchaus ansprechend und machte Lust auf eine eingehendere Beschäftigung mit den kleinen (Achtung, Spoiler!) Basswundern. Allerdings entschloss ich mich, aus Stromspargründen für die Dauer des Einspielens die AVM-Monos vom Netz zu nehmen und stattdessen die integrierten Endstufen des Linn Majik DSM zu diesem Fußsoldatenjob zu bemühen. Nach meiner Rückkehr sah ich dann auch erst mal keinen Anlass, das zu ändern, sondern stieg direkt ins Musikhören ein, schließlich ist das preislich eine passende Angelegenheit und macht auch beim Platzbedarf einen schlanken Fuß. Und den Majik DSM kenne ich als flinken, unkomplizierten und für die meisten Lautsprecher ausreichend starken Verstärker.
Nein, das ist weder der Hörraum noch eine akustisch empfehlenswerte Positionierung – aber eine optisch nette Idee unserer Fotografin
Doch irgendwas war da nicht in Ordnung: Stimmen tönten seltsam gepresst und fast schon nasal, Trompeten hatten einen leichten Plastikklang, und der gesamte obere Mitteltonbereich wirkte seltsam verfärbt. Dem eines Abends anwesenden Kollegen Dames und mir gelang es weder durch Experimentieren mit der Aufstellung noch mit schottischen Single Malts, diesen Effekt auf ein akzeptables Maß zu verringern. Einigermaßen ernüchtert verschob ich weitere Hörversuche auf den nächsten Tag. Aber leider, leider verbesserte sich auch an diesem nichts – vielleicht hatte die Einspielzeit doch noch nicht ausgereicht …? Auf allen anderen Gebieten stimmte allerdings so gut wie alles: Auflösung und Schnelligkeit, Bassausdehnung und -kontrolle, diese Parameter gefielen mir von Anfang an für die Preisklasse gut bis sehr gut.
Zeit, etwas an der vorgelagerten Elektronik zu ändern und die AVM-Endstufen zu bemühen. Und siehe da, auf einmal passt es! Stimmen blühen auf, die zuvor wie zugeschnürt klingende Kehle von Jacintha in „Danny Boy“ erhält Geschmeidigkeit und Luft, und die Bläser von Quincy Jones’ Big Band funkeln und glitzern wesentlich natürlicher. Eine solche eindeutige tonale Differenz dieser beiden Endstufen habe ich noch mit keinem anderen Lautsprecher bemerkt – weder mit den Dynaudio Excite X38, noch mit den Revel Performa F208. Ich meine, wir reden hier von Lautsprechern der 2000-Euro-Klasse, und ausgerechnet die sollen mir wie mit dem Vergrößerungsglas aufzeigen, was die Endstufe des Majik DSM „falsch“ macht? Was war hier passiert?
Johan Öhman versucht, diese Erfahrung zu erklären: „Ich entwickle meine Lautsprecher ausgehend von der Annahme, dass die vorgeschaltete Elektronik 100% neutral klingt, auch, um in der Lage zu sein, die aus meiner Sicht wichtige Kompensation des Schallabstrahlungswinkels beim stereophonen Hören ausgehend von einem gewissen Standard umsetzen zu können. Wenn es nun aber nicht der Fall ist, dass ein Verstärker nach absoluten Neutralitätsgesichtspunkten konstruiert wurde, was zum Beispiel der Fall sein kann, wenn ein Hersteller seine Elektronik auf gewisse Eigenarten seiner eigenen Lautsprecher anpasst, dann kann es sein, dass die Gurus diese tonale Anpassung der Verstärkung recht deutlich aufzeigen.“ Das erscheint mir durchaus einleuchtend, zumal Linn ja schon immer der Ruf anhaftete, erst im Familienverbund so richtig aufzublühen. Wie dem auch sei, mit den (anscheinend deutlich neutraler abgestimmten) AVM-Monos ist diese Verfärbung weg. Und dennoch klingt es mit den Gurus irgendwie … anders.
Test: Guru QM10two | Kompaktlautsprecher