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Juli 2014 / Michael Bruß
Jetzt schauen Sie wahrscheinlich auf die Fotos der Guru QM10two, und dann wieder auf die Überschrift. Passt irgendwie nicht so recht zusammen? Passt doch.
Klar, Sie haben schon Recht. Im physischen Sinne sind die Gurus (deutscher Vertrieb: www.connectaudio.de) zwar nicht gerade unauffällig, doch das liegt eher an den für einen Lautsprecher ungewöhnlichen Proportionen als an ihren Maßen und ihrer Masse. Denn wenn sie eines mit ihren fünf Kilogramm pro Stück nicht sind, dann im Wortsinne schwergewichtig. Nun muss man allerdings wissen, dass „Guru“ (Sanskrit) wörtlich soviel wie „schwer“ oder „gewichtig“ bedeutet. Im Sinne von „bedeutend“ bezeichnet das Wort einen spirituellen Lehrer, denjenigen, der profundes Wissen über Religion vermittelt. Im besten Sinne ist der Guru also jemand, der tiefgehende Einsichten gewährt und Erkenntnis transportiert. Und jetzt könnte ich diesen Hörbericht eigentlich auch schon wieder beenden, denn dummerweise habe ich damit bereits eine oberflächliche Zusammenfassung meiner Hörerfahrungen mit den hier zum Test anstehenden Schweden verkündet, wenn auch mit etwas metaphorischen Mitteln.
So ganz ohne Umwege bin ich allerdings nicht zu dieser Quintessenz gekommen – die Guru QM10two haben es mir nämlich anfangs nicht leicht gemacht, sie zu verstehen, zu mögen und zu goutieren. Dabei war das, wie sich im Verlauf ihrer Gegenwart in meinem Hörraum herausgestellt hat, gar nicht allein ihre Schuld, sondern in zweierlei Hinsicht die so ziemlich aller anderen Lautsprecher und eines Lautsprecherkabels. Das hört sich jetzt vielleicht etwas kryptisch an, ich werde aber zu gegebener Zeit genauer erläutern, wie ich zu diesem Schluss komme. Zunächst aber zum konkreten Objekt der Betrachtung, den Guru Audio QM10Two.
Uppsala!
Diese Gurus kommen wie gesagt aus Schweden, und zwar aus Uppsala. Die viertgrößte Stadt Schwedens liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Stockholm und ist mir in äußerst angenehmer Erinnerung geblieben. Als ich vor etwa 12 Jahren dort war und die Stadt zu Fuß erkundete, fand in der Domkirche gerade eine Chorprobe statt, deren auf der Straße zu vernehmende Klänge mich magisch angezogen. Ich weiß nicht genau, welcher Chor da probte, doch die Erinnerung jagt mir immer noch wohlige Schauer über den Rücken – die Domakustik und die glasklaren Stimmen der Sänger und Sängerinnen empfand ich als einzigartig und faszinierend. Interessant, wie solche beiläufigen Erlebnisse selbst nach wirklich langer Zeit noch Emotionen hervorrufen können …
Der Allgemeinheit dürfte Uppsala jedoch eher als Universitätsstadt bekannt sein, dort ist nämlich die zweitälteste Universität Schwedens angesiedelt. An dieser Universität lehrt(e) auch ein Dozent namens Ingvar Öhman. Und der gründete in den 1970er-Jahren ein privates Institut, das die grundlegenden Fragestellungen des menschlichen Hörens und der Musikreproduktion erforschen wollte: Was sind die generellen und spezifischen Probleme und die grundsätzlichen Bedingungen für eine möglichst natürliche und naturgetreue Wiedergabe von Musik? Die Komplexität dieser Fragestellung lässt sich für den Laien nur erahnen, und es bedarf eines gewissen Fanatismus, sich damit so detailliert auseinandersetzen zu wollen. Dazu passt auch, dass Ingvar Öhman schon nach kurzer Zeit und mit Hilfe von physikalischen Messungen und psychoakustischen Experimenten feststellen musste, dass die Reproduktion von Musik im klassischen Stereo-Setup (so seine Aussage) inhärent fehlerhaft ist. Wow, starker Tobak. Aber ein sehr fundierter solcher. Wie kommt der gute Mann also zu dem Schluss?
Nur für Bananas: das Anschlussterminal der Guru QM10two
Test: Guru QM10two | Kompaktlautsprecher