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Möchte man im heimischen Wohnzimmer auf hohem Niveau Musik hören, kommt man kaum darum herum, die Boxen an exponierten Plätzen im Hörraum aufzustellen. Anders lassen sich ein Stereo-Dreieck und eine raumakustisch günstige Aufstellung selten realisieren. Damit werden Lautsprecher unvermeidlich Eichrichtungsgegenstände und damit rückt ihr Design in den Fokus. Nun liegt Schönheit ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Viele HiFi-Anhänger finden an einem technischen Aussehen ihrer Lautsprecher Gefallen. Aber nicht alle technikaffinen Musikliebhaber wollen oder dürfen ihrem Hobby uneingeschränkt Ausdruck verleihen – besonders in gemeinsam mit der Familie genutzten Räumen. Wer besondere ästhetische Aspekte berücksichtigen muss, sollte einen Blick auf die GoldenEar Triton Seven (2.299 Euro, Web: www.goldenear.com) werfen, die zurückhaltendes Aussehen und hoffentlich – wir werden hören – exzellenten Klang verbinden.
GoldenEar?
![Bill Low und Sandy Gross](https://www.fairaudio.de/wp-content/uploads/2024/12/bill-low-und-sandy-gross-1.jpg)
Bill Low, Gründer und CEO der Quest Group (links im Bild), und Sandy Gross (rechts) – einer der drei Gründer von GoldenEar Technology
GoldenEar ist auf dem deutschen Markt bisher kaum vertreten – obwohl die Firma schon seit 2010 aktiv ist. Allerdings vornehmlich auf dem amerikanischen Markt. Deshalb zunächst ein kleiner Blick auf die Firmengeschichte. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist ein Herr namens Sandy Gross. Der war 1972 an der Gründung von Polk Audio und 1990 beim Start von Definitive Technology beteiligt – beide Firmen gibt es heute noch, beide spielen auf dem deutschen Markt eine eher untergeordnete Rolle, obwohl sie neben B&W, Denon und Marantz unter dem Dach von SoundUnited untergekommen waren. Besagter Sandy Gross scheint etwa alle 20 Jahre eine neue Firma zu brauchen, und so gründete er 2010 zusammen mit zwei weiteren Partnern die Firma GoldenEar Technology. Angeblich störte es ihn, dass in fast allen Fällen die kreativen Gründer der großen Lautsprecherhersteller ihre Unternehmen verlassen hätten und diese jetzt Private-Equity-Firmen gehörten oder Teile großer Konzerne seien. Was letzteres bedeuten kann, sieht man aktuell bei SoundUnited, deren Mutterkonzern Masimo sich von der HiFi-Sparte trennen will. Mit GoldenEar wollten Herr Gross und seine Mitstreiter die Kombination aus Unternehmergeist und Leidenschaft für guten Klang, die die HiFi-Branche stets angetrieben und in der Vergangenheit zur Etablierung erfolgreicher Lautsprechermarken beigetragen hätten, wieder aufleben lassen.
Inzwischen scheint sich der umtriebige Herr Gross aber doch nach etwas Ruhe gesehnt zu haben. 2020 verkaufte er GoldenEar – natürlich nicht an eine Private-Equity-Gesellschaft oder einen Konzern, sondern an einen anderen Überzeugungstäter, an Bill Low. Low ist Gründer und CEO von The Quest Group, in Deutschland bestens durch die Marke Audioquest bekannt. Mittlerweile kümmert sich The Quest Group engagiert um GoldenEar und mit der tatkräftigen Unterstützung des europäischen Audioquest-Vertriebs in den Niederlanden werden GoldenEar-Lautsprecher jetzt auch verstärkt in Deutschland angeboten.
Schön schlicht
Bei der Entwicklung neuer Modelle mischt The Quest Group schon fleißig mit. Die Triton Seven hat GoldenEar allerdings schon etwas länger in Programm – sie wurden entwickelt, als man den europäischen Markt noch nicht so im Blick hatte. Bei der Triton Seven lag der Fokus klar darauf, dass die Lautsprecher „untechnisch“ aussehen und sich ästhetisch ansprechend ins Wohnamiente einfügen sollen.
Das mit der Ästhetik haben die Amerikaner auf jeden Fall hinbekommen. Die GoldenEar Triton Seven sind schlanke Säulen von knapp über einem Meter Höhe, die auf einem glänzenden Sockel stehen und oben mit einer ebenfalls glänzenden Top-Platte abschließen. Die eleganten Säulen mit ihren leicht geneigten Fronten sind rundum mit Stoff bespannt. Dabei ist es offenbar nicht vorgesehen, dass man den Stoff abnimmt. Das geht schon: Nimmt man die Deckelplatte, eine Kunststoff-Kappe, ab, lässt sich der Stoff wie ein Strumpf herunterziehen. Um ihn ganz zu entfernen, muss man das Anschlussterminal lösen und die Bodenplatte abnehmen, die aus hochglanzlackiertem MDF besteht und mit vier Schrauben befestigt ist. Unter dem „Strumpf“ werden die Treiber sichtbar. Die Verarbeitungsqualität der MDF-Gehäuse ist allerdings nicht so, dass die Lautsprecher ohne ihre Strümpfe als optisches Highlight durchgehen. Die Treiber sind zwar sauber eingelassen und offenbar hat man sich bei der Form der Ausschnitte Gedanken über das Abstrahlverhalten gemacht – die Ränder der Ausschnitte sind angefast und die Form der Einsenkungen erinnert an eine akustische Linse –, aber die Lackqualität gibt es einfach nicht her, dass man die Lautsprecher ohne ihre Strümpfe zur Schau stellen mag. Und wo ich gerade beim Kritisieren bin: Die einfachen Anschlussterminmals sind nicht unbedingt das, was ich bei einem Paar Lautsprecher, das immerhin 2.300 Euro kostet, erwarte.
Treiber und Modelle
![Passivtreiber der Golden Ear Triton Seven](https://www.fairaudio.de/wp-content/uploads/2024/12/goldenear-triton-seven-lautsprecher-7.jpg)
Die Tiefmitteltöner der Golden Ear Triton Seven werden durch 20-Zentimeter-Passivmembranen (Bild) bei der Basswiedergabe unterstützt
Bei den eingesetzten Lautsprecherchassis handelt es sich pro Box um zwei 13-Zentimeter-Tiefmitteltöner, die einen Air-Motion-Transformer, bei GoldenEar „HVFR (High-Velocity Folded Ribbon)“ genannt, in ihre Mitte nehmen. Bassseitig werden die Tiefmitteltöner durch zwei 20-Zentimeter-Passivmembranen unterstützt, die jeweils unten rechts und links an den Seiten der Lautsprecher montiert sind. Die kleinen Chassis verfügen über solide Guss-Körbe und wirken im Detail sehr gut gemacht. Dass die Chassis von Schrauben mit selbstschneidenden Schnellgewinden und nicht von Maschinengewindeschrauben samt Gewindehülsen gehalten werden, darf man hingegen kritisieren, wenngleich man das bisweilen selbst bei Lautsprechern für 10.000 Euro so vorfindet. Auf Dichtringe zwischen Chassis und Gehäuse wurde komischerweise ebenfalls verzichtet – wir werden hören …
Im aktuellen Produktportfolio sind die circa einen Meter hohen Triton Seven die kleinsten Standlautsprecher von GoldenEar. Darüber kommen die ebenfalls komplett passiven Triton Five. Die noch größeren Modelle Triton Three+, Two+, One.R und Reference arbeiten mit aktiven Bassteilen. Natürlich bietet GoldenEar auch Kompaktlautsprecher, Centerlautsprecher und Subwoofer an. Daneben gibt es eine Serie mit Auf- und Einbaulautsprechern.
Zurück zu den GoldenEar Triton Seven. Die kommen auf kleinen Gummifüßen, die sich gut für die Aufstellung auf harten Oberflächen eignen. Spikes, die man alternativ unter die Lautsprecher schrauben kann, gehören zum Lieferumfang. Dazu gibt es eine Bedienungsanleitung, die vor allem auf die optimale Aufstellung und den richtigen Anschluss an einen Verstärker oder einen AV-Receiver eingeht.
GoldenEar Triton Seven: Hörtest & Vergleiche
Frisch ausgepackt und flugs verreist …
Frisch ausgepackt beeindrucken mich die GoldenEar Triton Seven akustisch wenig. Der Bass klingt schwammig, der Grundton dünn, ein vorlauter Präsenzbereich verleiht dem Ganzen etwas Nasales und mit der Auflösung ist es nicht weit her. Doch gut, Lautsprecher in dieser Preisklasse werden selten eingespielt ausgeliefert, von einem „Voraltern“ und anschließender Selektion der Chassis vor dem Einbau, wie manche Hersteller das bei teuren Lautsprechern machen, ganz zu schweigen. Deshalb entwickeln viele Hersteller zwar mit eingespielten Chassis, bei der Produktion kommen dann aber fabrikfrische Exemplare zum Einsatz, die dann eben vom Kunden eingespielt werden müssen. Also stelle ich die Lautsprecher so auf, dass sie unmittelbar aneinander stehen und sich dabei die Fronten „angucken“, schließe einen verpolt an, werfe eine dicke Bettdecke über beide Boxen, stelle die Playlist auf Dauerschleife ein und fahre übers Wochenende weg.
Die Metamorphose
Nach über 50 Stunden Dauerbetrieb klingt die Sache gleich ganz anders. Erfreulich anders. Tonal bleiben die GoldenEar Triton Seven insofern bei ihrer Linie, als dass es keine Grundtonbetonung gibt – der Grundton ist neutral – und der Präsenzbereich behält einen ganz leichten Akzent, der allerdings nicht mehr die Spur eines nasalen Eindrucks hinterlässt, sondern dem Klangbild eine sehr angenehme Frische verleiht.
Konkret auf die Musikwiedergabe bezogen heißt das etwa, dass Stimmen weniger „körperbetont“, sondern eher mit einem Fokus auf die Artikulation wiedergegeben werden. Noch konkreter heißt das, dass Dominique Fils-Aimé („Good Feeling“, Album: Stay Tuned) nicht ganz so satt-sonor, aber immer noch sehr eindringlich und realistisch klingt, und Céline McLorin Salvant (ihr Album Mésuline hat es mir zuletzt sehr angetan) einen noch prägnanteren Ausdruck gewinnt.
Unterhalb des Grundtons, im Bass, tut sich einiges. Die vergleichsweise kleinen Chassis profitieren klar von dem verhältnismäßig großen Volumen, auf das sie arbeiten dürfen, sowie von der Unterstützung durch die zwei Passivmembranen pro Box. Damit kommen die schlanken Säulen in beeindruckende Tiefen. Dass das vielleicht nicht ganz so knackig-trocken klingt, wie wenn sich hart eingespannte, große Pappen um den Tiefton kümmern, dürfte klar sein, die GoldenEar Triton Seven haben eher ein Faible für eine leicht fließendere, geschmeidigere Basswiedergabe. Wenn man die Seven nicht im unmittelbaren Vergleich zu größeren HiFi-Lautsprechern hört oder wenn man nur Musik hört, die im Tiefton keine extrem hohe Anforderungen an Kontrolle und Präzision stellt – wie das zum Beispiel gerne moderne elektronische Musik tut –, gibt es sowieso nichts zu beanstanden. Den Bassbereich akustischer Instrumente reproduzieren die Triton Seven angemessen sauber und wo nötig auch mit schöner Substanz.
![13-Zentimeter-Tiefmitteltöner der Golden Ear Triton Seven](https://www.fairaudio.de/wp-content/uploads/2024/12/goldenear-triton-seven-lautsprecher-6.1.jpg)
Die 13-Zentimeter-Tiefmitteltöner der Golden Ear Triton Seven leisten im Verbund mit den Passivtreibern einen erstaunlichen Tiefgang
In Sachen Tiefgang leisten die GoldenEar Triton Seven wie gesagt wirklich Erstaunliches. Was die untere Grenzfrequenz betrifft, dürfen die Triton Seven ungefähr auf einer Linie mit meinen Divine Acoustic Bellatrix (9.000 Euro) liegen. Die sind zwar ebenfalls schlanke Säulen, doch insgesamt größer. Ich würde mal behaupten, dass sie etwa das Vierfache an Volumen aufweisen und ihre Tiefmitteltöner haben zudem mehr Membranfläche. Wobei sich die Bellatrix in Sachen Maximalpegel nicht unbedingt zur Diskobeschallung eignen. Gleiches gilt für die Triton Seven. In meinem 18-Quadratmeter-Hörraum kann ich Musik bis zu sehr deutlich gehobener Zimmerlautstärke hören, darüber hinaus machen sich aber Stresssymptome bemerkbar, die darauf hindeuten, dass die Chassis an ihre Grenzen kommen.
Klare Ansage: die Mitten
In den Mitten punkten GoldenEar Triton Seven mit einer angenehm klaren Diktion. Wie eingangs gesagt, legen sie einen leichten Akzent auf den Präsenzbereich, was den Eindruck von hoher Transparenz befördert, da bestimmte Aspekte der Musik, etwa Artikulationsgeräusche bei Stimmen oder Anreiß- und Anblasgeräusche von Instrumenten, ganz dezent betont werden und damit etwas stärker in den Fokus der Wahrnehmung rücken. Schlagzeugbesen wie im „Waltz For Debby“ des Bill Evans Trio Live At The Village Vanguard vermitteln meine mehr als vier Mal teureren Divine Acoustic Bellatrix dennoch durchhörbarer, die Triton Seven tendieren dahin, mir das Ganze eher als eine Art melodisches Rauschen zu präsentieren. Mag der eine oder andere Hörer angesichts der AMTs, die bei den GoldenEar Triton Seven im Hochton arbeiten, auch noch mehr erwarten, empfinde ich deren Auflösung preisklassenbezogen dennoch als sehr gut. Und viel wichtiger noch: Die AMTs der GoldenEar Triton Seven machen sich in keiner Weise unangenehm bemerkbar, sondern muten vielmehr angenehm langzeittauglich an. Der Hochton klingt sehr sauber, was man hier weniger als Auflösung im Sinne einer sehr detailreichen Wiedergabe, sondern eher als sehr saubere Klangfarbenzeichnung wahrnimmt. Was definitiv eine Qualität der Triton Seven ist.
Auf Zack, aber nicht nervös: die Dynamik
Eine weitere Qualität der GoldenEar Triton Seven ist ihr sehr gelungener dynamischer Auftritt. Man hört, dass die kleinen Chassis mit wenig Massenträgheit zu kämpfen haben und die AMTs springen superschnell an. Das klingt in diesem Fall nicht nervös, sondern vor allem souverän. Zusammen mit ihrer leicht frischen Tonalität können die Amerikanerinnen einen sehr leicht für jede Form von Musik begeistern. Sie bieten eine einnehmende Spielfreude.
Holografie und das Phrasen-Schweinchen …
Obwohl ich regelmäßig mit HiFi-Technik ganz anderer Preis- und Qualitätsklassen höre, macht mir die Wiedergabe der GoldenEar Triton Seven richtig Spaß. Und das liegt neben ihrer Spielfreude vor allem auch an ihrer wirklich guten Raumabbildung. Das Klangbild löst sich so komplett von den Lautsprechern, wie das in dieser Preisklasse wirklich selten ist. Dazu bauen sie eine sehr plastische Räumlichkeit mit einer hohen Trennschärfe auf. Die GoldenEar-Lautsprecher schaffen viel Luft zwischen den auf der Bühne angeordneten Klangquellen. Das ist richtig gut, vor allem, da die Sache bei aller Trennschärfe nicht artifiziell wirkt, sondern immer realistisch klingt. Organisch-holographisch würde ich sagen, auch wenn ich dafür fünf Euro ins Phrasen-Schwein stecken darf.
Bei alledem rückt die Bühne beziehungsweise das Klanggeschehen etwas nach hinten. Was seinen Reiz hat. Ich habe normalerweise nichts dagegen, wenn Lautsprecher mir die Instrumente etwas näherbringen. Ich sitze gerne in der ersten Reihe, mag es, wenn eine Sängerin mich auch mal unmittelbar anzusingen scheint. Die GoldenEar Triton Seven wirken da weniger wie ein Teleobjektiv, sondern eher wie ein Weitwinkel. Alles rückt ein wenig ab vom Hörplatz, dafür hat man ein tolles Panorama im Blick. Da die Triton Seven dabei stets sehr klar die Abmessungen des jeweiligen Aufnahmeraums vermitteln, ergibt sich ein sehr plastischer, realistischer Höreindruck. Egal, ob Jazzclub, Philharmonie oder Open Air Bühne – man sitzt nicht in der ersten Reihe, sondern mittig im Rang und hat einen exzellenten Überblick über alles, was passiert.
Test: GoldenEar Triton Seven | Standlautsprecher