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Klangeindruck: Gold Note PA-1175

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  1. 2 Klangeindruck: Gold Note PA-1175

„Jede Jeck hört anders“, könnte man, ein karnevalistisches Motto ins Audiophile übertragend, sagen, doch nicht immer hat man den Eindruck, dass es mit solch rheinländischem Laissez-faire in unserer Szene besonders weit her ist – man spreche nur mal mit Vertretern unterschiedlicher „Entwicklungs-Philosophien“ oder werfe einen Blick in einschlägige Foren. Dabei ist das Verdikt „klingt gut/schlecht“ häufig doch nichts anderes als das Bekenntnis zum eigenen auditiven Empfinden. Wollte man die unterschiedlichen Geschmäcker einmal systematisieren, mir fielen da ganz grob differenziert drei Hörtypen ein. Zunächst mal der „Tonale“, dem die Balance oder besser: die bestimmte Mischung der Frequenzbereiche – sei nun wärmer, heller oder ausgeglichen das Ziel – sowie ein als natürlich empfundener Klangfarben-Reichtum besonders wichtig ist. Dann der „Raum-Freak“, der, im Sweetspot sitzend, sich als Dirigent imaginiert und in Ermangelung wirklich sichtbarer Musiker vor ihm umso genauer hören möchte, ob bei der Klarinettistin hinten links der Stuhl geknarrt hat oder ob das doch der Flötist eine Reihe davor war. Schließlich der „Dynamik-Junkie“, der darob müde lächelt und behauptet, dergleichen bekäme man live im Konzert doch auch nicht so deutlich mit – vielmehr sei es die Plötzlichkeit der Impulse, diese Unmittelbarkeit, die Live von HiFi unterscheide, weshalb das Dynamikverhalten einer Anlage der entscheidende Parameter sei.

Gold Note PA-1175

Okay, das war jetzt natürlich etwas überzeichnet. Die meisten Highender dürften einen Hörgeschmack besitzen, der eine Mischung aus tonalen, räumlichen und dynamischen Vorlieben ist – aber innerhalb dieser Melange gibt es schon unterschiedliche Präferenzen. Nicht viel anders, so scheint mir, ist das hardwareseitig. Die reinrassigen Spezialisten sind selten zu finden. Ehrlich gesagt gibt es ganz schön viele Allrounder – doch manche setzen eben einen mehr oder weniger deutlichen Akzent. So auch die Endstufe Gold Note PA-1175, um endlich wieder auf unseren Testkandidaten zu sprechen zu kommen. Der Charme des Gold-Note-Amps erklärt sich für mich in erster Linie aus dem Tonalen und einer bestimmten Art der räumlichen Darstellung.

Kaum ist die Katze aus dem Sack, muss ich auch schon wieder halb zurückrudern. Nur weil das Wörtchen „Dynamik“ nicht gefallen ist, müssen Sie nicht meinen, dass hier etwas im Argen läge. Es ist mir nur nicht besonders aufgefallen. Das passt alles schon, es gibt in dieser Preisklasse Endstufen, die agieren dynamischer – andere wirken dagegen weniger lebendig.

Gold Note PA-1175 - Rückansicht

Im ersten Quercheck verglich ich die Gold-Note-Endstufe mit dem Vollverstärker Denon PMA-2010AE (2.000 Euro), den ich – angesteuert von meinem Octave-Vorverstärker – natürlich als Endverstärker betrieb (übrigens ein Gespann, das tonal einen neutralen Eindruck macht, im Gegensatz zum Denon als Ganzen, der eher wärmer rüberkommt). Geschmackssache, was man da im Tiefton grobdynamisch besser finden soll. Einerseits hat die Gold Note PA-1175 etwas mehr Schmackes zu bieten, denn in den mittleren und oberen Basslagen geht’s vergleichsweise kräftiger zur Sache – andererseits kontrolliert der Denon-Amp strenger, und das macht sich beispielsweise bei schnell aufeinanderfolgenden Bassdrum-Schlägen bezahlt, so was kommt dann klarer verfolgbar rüber. Während man hier noch Gleichstand sagen könnte, macht die PA-1175 mikrodynamisch aber dann schnell klar, dass sie in einer anderen, nämlich höheren Liga spielt. So gut der Japaner ist, aber derart gefühlvoll-authentisch die Feinheiten der Stimmartikulation nachzuzeichnen oder leises Gitarren-Picking hoch differenziert in den Raum zu stellen – das gelingt ihm nicht. Die italienische Endstufe macht das ganz nebenher und lässig, ohne es über eine „Crispness“ in den Mitten einzuschmuggeln oder gar den Scheinwerfer darauf zu lenken. Feine Sache.

Gold Note PA-1175

Da sind wir schon mittendrin. Also: Der Bass ist eher einer der saftigen Sorte, hier wird schon ’nen Schubs mehr als neutral ausgeteilt – und er ist ganz gut in Form, also konturiert, doch eher semi-dry als staubtrocken. Das setzt sich so in den mittleren Lagen fort, die ein wenig wärmer abgestimmt wurden. Der Hochton schließt sich daran nahtlos an, er spielt nie eine Sonderrolle und man darf ihn sicherlich eher als langzeittauglich, ins Klangbild integriert denn als expressiv funkelnd bezeichnen. Luftiger geht’s schon noch, das stimmt, aber es fällt einem fast nur bei Direktvergleichen mit anders gelagerten Verstärkern (wie etwa den Musical Fidelity M8 700) auf. „Okay, insgesamt also eher auf der sonnig-wärmeren Seite zu Hause“, denken Sie? Ja, das stimmt soweit. Aber es erklärt die besondere „Magie“, die die Gold Note PA-1175 in den Mitten inszeniert, nicht wirklich.

Ringkerntrafo des Gold Note PA-1175

Denn auch andere Endstufen sind tonal etwas wärmer – die NAD M22 etwa, die wir neulich im Zusammenspiel mit der passenden Vorstufe testeten –, besitzen aber einen ganz anderen Charakter. Das Verführerische der Gold Note PA-1175 resultiert für mich aus der Kombination aus latent wärmerer Abstimmung bei gleichzeitig authentisch wirkender klangfarblicher Ausdifferenzierung – einem zwar sonor-satten, aber auch nicht wirklich monochrom überdeckenden Farbauftrag, wenn man so will. Plus dem räumlichen Schritt nach vorne Richtung Zuhörer sowie diesem „gestalterischen Vermögen“, Instrumente und Stimmen sehr plastisch nachzuzeichnen. Die Musik wirkt griffig, zum Anfassen – echt, nicht wie wiedergegeben. Besagte NAD-Endstufe mag grobdynamisch kompetenter sein und den Bühnenraum breiter und tiefer ausleuchten, aber diesen verführerisch-körperlichen Mittelton der Gold Note, den hat sie so nicht drauf.

Andrea SchröderMit diesen Tugenden heimst die Gold Note auch Respekt bei denen ein, die sonst eher ein Faible für Röhrenverstärker haben. Passenderweise reüssiert der italienische Amp insbesondere bei „handgemachter“ Musik, bei Gesang gleich welcher Art und akustischen Instrumenten. Die Gold Note PA-1175 beherrscht die „intime Ansprache“, wie es recht selten für einen Transistorverstärker in dieser Preisklasse ist. Geradezu verzückt bin ich über den kammermusikalischen Charme, mit der mir Andrea Schröders Song „Kälte“ (Album: Blackbird) gereicht wird – und darüber, wie sich das tiefe Organ der Sängerin in meinem Hörraum geradezu materialisiert. Und dann, nach zwei Minuten, diese Marschtrommel hinten links – nicht einfach irgendwie aus dem Off, sondern ganz konkret und bestimmt. Gut gemacht! Leonard CohenOder, andere Platte, die an sich schon spektakuläre Stimme von Leonard Cohen, etwa bei „Almost like the Blues“ vom aktuellen Album Popular Problems – die wird mit dem Gold-Note-Verstärker grauschleierfrei, beeindruckend physisch und in „Extrasonor“ vor mir hingestellt. Wow! Das spricht einen sofort emotional an. Das lässt sich gar nicht vernünftig analysieren.

Gegenbeispiel: Musik wie die auf dem Soap&Skin-Album Lovetune For Vacuum. Wenn hier elektronisches Gefrickel, Noise und vor allem die Synthibässe einsetzen – dann hab‘ ich das auch schon mal raumgreifender erlebt. Eine (2.000 Euro teurere) Endstufe wie die Moon Evolution 760A beispielsweise leuchtet die Bühne tiefer aus und besitzt untenrum mehr Durchgriff, ganz zu Soap&Skinschweigen von den – allerdings auch fast zweieinhalbmal so teuren – Musical-Fidelity-Monos. Doch ich glaube, um den Klangcharakter der neuen Gold-Note-Endstufe zu verstehen, muss man das anders in Perspektive setzen. Vielleicht so: Eine Röhre in dieser Preisklasse zu finden, die im tonalen Untergeschoss so substanziell und stabil agiert wie die PA-1175, wird schwer – und einen Transistor, der diesen „Mittencharme“ entfaltet, ebenfalls. Ich möchte Ihnen nun nichts von „best of both worlds“ auftischen, weil das einfach nur noch eine Phrase ist. Gleichwohl: Die Gold Note PA-1175 dürfte für so einige Audiophile als ein sehr, sehr kluger Kompromiss aus beiden Hör-Welten durchgehen. Und vor allem: als ein durchaus noch bezahlbarer.

Gold Note PA-1175

Last but not least: die Sache mit dem regelbaren Dämpfungsfaktor. Sie erinnern sich? Den kann man ja zwischen den Werten 25 und 250 (an 8 Ohm) hin und her schalten. Ehrlich gesagt hätte ich gedacht, die Unterschiede fallen größer aus – aber das ist natürlich auch sehr abhängig vom anzutreibenden Lautsprecher und nicht generalisierbar. Probieren geht hier über studieren. Gleichwohl – subtiler Klang-Feinschliff ließ sich damit auch bei mir vornehmen. Und bei beiden Boxen, die ich anschloss (Kompaktmonitor KEF Ref 1 und Hochwirkungsgrad-Dickschiff Blumenhofer Genuin FS 1 MK2), ging es in die gleiche Richtung: Eingestellt auf den kleineren Wert im Bass etwas weniger al dente, dafür noch einmal liquider und geschmeidiger in den Mitten als sonst schon. Oder, da ich das Bild nun schon mal eingeführt habe: etwas mehr Richtung Röhre. Je nach Musik und Geschmack kann man hier also bequem via Knopfdruck wählen. Cooles Feature, finde ich.

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Kimber Kable Varistrand

Test: Gold Note PA-1175 | Endstufe

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