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Im ausgesuchten Hifi- und High-End-Bereich genießen italienische Manufakturen einen ziemlich guten Ruf, auch einige fairaudio-Kollegen schwören auf ihre italienischen Amps und DACs. Gold Note (https://www.goldnote.it/de/) bereichert den fairaudio-Fuhrpark bisher noch nicht, gleichwohl ist die Manufaktur aus Florenz eine renommierte, ja: irgendwie sogar kultige Größe und vor allem für ihre Phonovorverstärker und Streamer bekannt. Nun wagt Gold Note den Schritt ins Kopfhörerverstärker-Segment. Gleich mit dem ersten Produkt dieser Gattung, dem HP-10, will der Elektronik-Spezialist hoch hinaus und seinen Kunden einen universellen Kraftspender für alle denkbaren Kopfhörerherausforderungen bieten. Wir hören uns die Deluxe-Version des HP-10 (2.390 Euro) mit integriertem USB-DAC und Bluetooth an und finden heraus, ob das gelingt.
Goldig … aber nicht nur
Dass die Florentiner offenbar einen hohen Qualitätsanspruch haben, merkt man der Verarbeitung an: Das mit großzügigen Kühlöffnungen versehene Gehäuse des Gold Note HP-10 Deluxe besteht zur Gänze aus gebürstetem Aluminium. In der Testversion kommt es in Schwarz, doch der Amp ist auch in silberner und – wie könnte es beim Markennamen anders sein – in goldener Ausführung erhältlich.
Der Lieferumfang des Kopfhörerverstärkers umfasst neben dem obligatorischen Netzkabel, den üblichen Sicherheitshinweisen und der Bedienungsanleitung eine vollwertige Fernbedienung, die für bis zu vier Geräte verwendet werden kann. Mit ihr lässt sich die Lautstärke und Balance regeln sowie das Display dimmen, überdies lassen sich sämtliche Menüs ansteuern und die Ein- und Ausgangswahl treffen. Mittels Shift-Funktion vermag man mit dem Geber noch eine zweite Wiedergabekette zu steuern.
Rein und raus – vielfältige Anschlussmöglichkeiten
Die Anschlussmöglichkeiten am Gold Note HP-10 Deluxe überraschen positiv. Diesbezüglich erinnert mich der italienische Kopfhörerverstärker an den SPL Phonitor X aus deutschen Landen. Mit jeweils zwei unsymmetrischen (6,3-Millimeter- und 3,5-Millimeter-Klinken) sowie zwei symmetrischen (4-Pin-XLR und Pentacon) Ausgangsbuchsen bietet der italienische Verstärker für nahezu alle gängigen Kopfhörer den richtigen Anschluss. Die Kontaktfreudigkeit des Gold Note setzt sich auf der Rückseite fort: Die obere Buchsenreihe beinhaltet ein unsymmetrisches Stereo-Cinch- und ein symmetrisches XLR-Paar als Analogausgänge. Standardmäßig sind die Vorverstärkerausgänge regelbar konfiguriert, via Bypass-Modus können sie das Signal aber auch mit festem Pegel an einen externen Vorverstärker ausgeben. Die simultane Verwendung beider Ausgänge ist nicht möglich.
Direkt unter den Ausgängen sitzen die Analogeingänge, ebenfalls je ein Cinch- und ein XLR-Paar. Rechts davon findet sich der USB-C-Eingang für digitale Quellen wie Laptop, PC oder Streaming Bridge. S/PDIF-Eingänge fehlen dem schönen Florentiner – schade, zumindest ein Koax-Anschluss wäre nett gewesen. Dafür besitzt der Gold Note HP-10 Deluxe eine Trigger-Schnittstelle, um mehrere in der Wiedergabekette miteinander verbundene Geräte gleichzeitig ein- oder ausschalten zu können.
Upgrade-Option – das Netzteil
![Die Vorderseite des externen Netzteils Gold Note PSU-10 Evo](https://www.fairaudio.de/wp-content/uploads/2025/01/gold-note-hp-10-deluxe-kopfhoererverstaerker-8.jpg)
Das optionale externe Netzteil Gold Note PSU-10 Evo (1.310 Euro) soll dem Kopfhörerverstärker klanglich weiter auf die Sprünge helfen
Auf der rechten oberen Seite befindet sich schlussendlich die Sektion für die Stromversorgung: Neben der Kaltgerätebuchse besitzt der Gold Note HP-10 Deluxe die Möglichkeit, ein externes Netzteil über den proprietären Gleichstromeingang anzuschließen. Der deutsche Distributor Besser Distribution hat mir für den Test des HP-10 freundlicherweise gleich das passende Highend-Netzteil von Gold Note mit in die Hand gedrückt, das PSU-10 Evo. Dieses soll den Netzstrom mittels aufwändiger Filterung aufbereiten und so das Klangbild weiter verbessern. Wir werden hören.
Doppelmono – aber null DSP
Spannend wird es mit Blick auf das Innenleben des Gold Note HP-10 Deluxe. Die Verstärkersektion des Kopfhörer-Amps ist durchgängig im Dual-Mono-Design aufgebaut. Die Kanäle sind also bis zur Kopfhörerbuchse baulich strikt voneinander getrennt. Bis auf die DAC-Sektion sind alle Schaltungen, die den Klang beeinflussen, vollständig analog, folglich auch ohne DSP-Tricksereien implementiert.
Am USB-C-Port nimmt der Gold Note HP-10 Deluxe PCM mit bis zu 32 Bit Wortbreite und 768 KHz Samplerate sowie Ein-Bit-Signalströme bis DSD512 entgegen. Man kann den Italiener also, zumindest über USB, nahezu mit jeglichem Quellmaterial füttern, das zur Verfügung steht. Bluetooth ist in der Version 5.1 integriert und kann neben den beiden Standard-Codecs SBC und AAC auch die von Qualcomm entwickelte aptX-Kodierung bis zum HD-Standard (576 kb/s) empfangen. Der LDAC-Codec muss – wie bei vielen anderen DAC-/Kopfhörerverstärker-Kombinationen – leider außen vor bleiben.
Touch me!
Die Bedienung des Gold Note HP-10 kann neben der Fernbedienung auch nahezu vollständig über den Touchscreen erfolgen. Überdies dient auch der gerasterte Lautstärkeregler der Navigation, und zwar als Druckknopf für die Auswahlbestätigung. Neben der Eingangs-/Ausgangswahl und Balanceregelung lässt sich im Menüpunkt „Mode“ einstellen, ob man Stereo, den linken oder rechten Kanal allein in Mono oder das rechte und das linke Signal zusammengemischt auf beiden Kopfhörerkanälen (L+R Mono) hören oder die Kanäle vertauschen will (Reverse Stereo).
Technische wie audiophile Leckerbissen verbergen sich hinter der „Studio“-Einstellung. Hier bietet der Gold Note HP-10 Deluxe eine der umfangreichsten Klanganpassungsmöglichkeiten, die ich bei einem Kopfhörerverstärker unabhängig von der Preisklasse bis dato sah. Neben der Verstärkungsanpassung kann auch der Dämpfungsfaktor entweder auf hochohmige oder niederohmige Kopfhörer optimiert werden. Die Ausgangsimpedanz ist dabei über alle Kopfhörerausgänge mit weniger als 0,32 Ohm so oder so erfreulich gering, ein Betrieb mit impedanzkritischen Kopfhörern sollte am Gold Note HP-10 kein Problem darstellen. Auch eine Drehung der absoluten Phase ist möglich und wird mit einer eigenen Schaltung, die noch vor dem Lautstärkeregler sitzt, realisiert.
Crossfeed inklusive
Gold Note ist nicht der erste Hersteller, der bei seinem Kopfhörerverstärker eine Crossfeed-Schaltung implementiert – Meier Audio, SPL, iFi oder die DSP-Lösung von RME machen bereits vor, dass dieser Kniff durchaus klangliche Vorteile zeitigen kann. Kurz zur Erinnerung: Die Crossfeed-Schaltung soll den Klangeindruck von Stereolautsprechern beim Hören mit Kopfhörern erzeugen. Wie bei Lautsprechern, bei dem beide Ohren Schallanteile beider Kanäle hören, vermittelt Crossfeed einen Teil des Schalls vom jeweils anderen Kanal auf die gegenüberliegende Seite. Das soll den räumlichen Eindruck der Musik verstärken und vor allem die Im-Kopf-Lokalisation vermeiden und das musikalische Geschehen vor den Hörer positionieren. Crossfeed benötigt meist eine Anpassung im Frequenzgang, da das gemischte Signal in den tieferen Frequenzen dazu tendiert, sich gegenseitig auszulöschen. Gold Note wirkt dem mit einer Bassanhebung entgegen, die – je nach Crossfeed-Modus – in vier Stärken gewählt werden kann. Das Kanalübersprechen wird in allen Fällen mit 20 % gewählt. Dabei bietet „Crossfeed 1“ eine sich über den gesamten Frequenzbereich erstreckende Kanalmischung. Bei den übrigen Optionen wird nur jeweils ein Frequenzband (Höhen, Mitten oder Tiefen) vom Kanalübersprechen berührt, die jeweils übrigen Frequenzbänder bleiben vom Crossfeed ausgenommen.
Ein Alleinstellungsmerkmal weist der Gold Note HP-10 Deluxe sogar gegenüber dem sehr featurereichen SPL Phonitor X auf: Er besitzt als einziger mir bekannter Kopfhörerverstärker die Möglichkeit, Harman-Filterkurven – zumindest wird dies von Gold Note so bezeichnet – hardwareseitig direkt im Verstärker zu implementieren. Das sind allerdings keine vollständigen Frequenzkurvenanpassungen, wie sie Harman für die Simulation von räumlichen Schallreflexionen für Kopfhörer entwickelte. Vielmehr wird von Gold Note hier eine Pegelanhebung im oberen Mitten- und unteren Hochtonbereich realisiert. Gold Note bietet drei Kurven (Harman H, Harman M und Harman L), die individuell kombiniert werden und somit auch eine etwas breitbandigere Anhebung ermöglichen. Im Zusammenspiel mit den Crossfeed-Filtern soll so tatsächlich ein Lautsprecher-Setup simuliert werden können.
Klangtest und Vergleiche: Gold Note HP-10 Deluxe
Der Gold Note HP-10 ist ein Präzisionswerkzeug. Das merkt man bereits beim ersten Nur-mal-kurz-Reinhören. Der Kopfhörer-Amp reicht vom Bassbereich bis in den Superhochton jedes noch so kleine Detail der Aufnahme weiter, schönt nichts und dickt nirgends auf. Klanglich werden hier also ebenfalls Erinnerungen an den Phonitor X (2.390 Euro) von SPL wach. Aber mal schön der Reihe nach.
Detail + Ruhe
Details, Details, Details! So vernehme ich die Rufe von den florentinischen Hügeln. Bestes Beispiel für die exzellente Hochtonwiedergabe des Verstärkers ist hier das schlagzeugreiche „Føroyar mín móðir“ der färöischen Sängerin Eivør Pålsdottir. Feinfühlig und doch präsent gibt sich der Gold Note HP-10 Deluxe bei den Beckenanschlägen. So präzise habe ich selten eine reproduzierte Hi-Hat klingen gehört. Durch die hohe Detailauflösung – echte Transparenz aufgrund von Störungsarmut und keine Blender-Analytik – gelingt das Kunststück, dass sich trotz des linearen Hochtonpegels keinerlei Harschheit in das eher ruhige Lied einträgt, wie es zum Beispiel mit dem deutlich günstigeren Nuprime HPA-9 (799 Euro) der Fall ist. Ein Unterschied, der mit der Präzisionsabhöre Sennheiser HD800S (1.600 Euro) besonders deutlich wird. Becken klingen mit dem Gold Note wesentlich ruhiger aus, obwohl im Superhochton feinste Details hörbar werden, die der Nuprime wiederum verschluckt.
Maximal luftig
Ich habe mir zudem mal den Spaß erlaubt, mit dem Chord Dave (13.990 Euro) einen in etwas anderen Preisgefilden spielenden Superamp mit in den Ringkampf zu nehmen und bin mehr als überrascht, wenn ich das ungleiche Paar miteinander vergleiche. Denn der Dave enttäuscht mich im ersten Augenblick fast schon mit einer im Superhochton etwas zurückhaltenderen Wiedergabe. Die Präsentation des Gold Note HP-10 Deluxe erscheint mir etwas stimmiger – bei genauerem Hinhören sind es dann aber nicht unbedingt die Details, die beim Dave fehlen würden, aber der besagte leichte Pegelabfall ist beim HP-10 so eben nicht vorhanden. Natürlich ist das auch Geschmackssache. Die Höhen des Gold Note-Kopfhörerverstärkers erscheinen im Gesamtbild etwas präsenter.
Mit dem Italiener vermag man zudem, etwas gezielter auf „Fehlersuche“ bei schlecht aufgenommenen Alben zu gehen. Man darf sich dennoch keinesfalls eine langweilige oder kühle Performance vorstellen, wie sie der bereits über ein Jahrzehnt alte Benchmark DAC1 USB (1.300 Euro) zuweilen kredenzt. Vielmehr legt der Gold Note eine sehr audiophile, detaillierte, dynamisch ansprechende und mithin lebendige Gangart an den Tag. Und wer noch etwas mehr Hochtonenergie will, der kann das mit der Einstellung „Super Flat“ machen, welche die obersten Frequenzen kontinuierlich (linear) bis in den Superhochton ansteigen lässt. Dies sollte dem tendenziell vorhandenen Pegelabfall vieler Kopfhörer ganz oben im Frequenzbereich entgegenwirken und kann gerade für Leisehörer ein Vorteil sein.
Powerknochen
Was dem Gold Note HP-10 Deluxe etwas schwerer fällt, ist der Umgang mit sehr effizienten Kopfhörern. Selbst im Low-Gain-Modus fällt die Verstärkung vor allem für In-Ears mit BA-Technik teilweise schlicht zu hoch aus, um wirklich leise hören zu können. Schließt man jedoch ein nach mehr Verstärkerleistung verlangendes Modell, zum Beispiel einen Magnetostaten wie den Audeze LCD-2C (1.099 Euro) oder gar einen Dan Clark Audio E3 (2.459 Euro) an, wird man auch bei niedrigem Pegel mit einem kompletten und detaillierten Klangbild belohnt.
Mitten: Linearität und Realismus
Den Mittenbereich verstärkt der Gold Note HP-10 unspektakulär und linear in den Gesamtfrequenzgang eingebettet. Vergleiche mit dem Benchmark DAC1 USB und dem High-End-DAC Chord Dave bestätigen den ersten Eindruck einer ehrlich-unaufgeregten und sehr hochauflösenden Mittenwiedergabe. Der Chord spielt im Mittenbereich etwas vordergründiger und verleiht Stimmen gleichzeitig eine etwas angenehmere, „schönere“ Note. Im direkten Vergleich klingt der Dave auch minimal wärmer sowie verzeihender, was Aufnahmefehler angeht. Der Gold Note hingegen weist in den oberen Mitten und im Präsenzbereich ein ähnlich neutrales Timbre wie der Benchmark DAC 1 USB auf, toppt diesen aber bei Weitem mit seinem Detailreichtum. Das Kunststück ist, dass der HP-10 dem Mittenband dennoch eine etwas organischere, wärmere Note mitgibt als der leicht kühle Benchmark, was der Musik einen etwas runderen und musikalischeren Charakter verleiht.
Am konkreten Beispiel von „Komm wie du bist“ der Berliner Singer/Songwriterin Wilhelmine veranschaulicht heißt das: Der Sound der Westerngitarre überzeugt mit einem feinfühligen, natürlichen und präzisen Timbre, er dickt weder im Grundton auf noch klingt er dünn, und die Saiten bekommen genügend Sustain zugesprochen, um ausgiebig auszuklingen. All das sorgt für einen ebenso angenehmen wie überzeugenden Realismus. Und die zierlich-feinfühlige und doch entschlossen tönende Stimme von Wilhelmine Schneider zeigt selbst mit dem HD800S von Sennheiser keinerlei Tendenz zu übermäßigen Zischlauten, wie das teilweise beim ziemlich direkt tönenden Nuprime HPA-9 der Fall ist.
![Wahl der Harman-Kurven, der Crossfeed-Modi und einiger weiter klangbeeinflussender Parameter im Menü des Gold Note HP-10 Deluxe](https://www.fairaudio.de/wp-content/uploads/2025/01/gold-note-hp-10-deluxe-kopfhoererverstaerker-14.jpg)
Wahl der Harman-Kurven, der Crossfeed-Modi und einiger weiter klangbeeinflussender Parameter im Menü des Gold Note HP-10 Deluxe
Alles im Griff – Pegel und Grobdynamik
Wie erwähnt, greift der Gold Note HP-10 Deluxe auf scheinbar schier unendliche Kraftreserven zurück. Dass er selbst bei lautesten Pegeln nicht zu Verzerrungen tendiert, ist auch in dieser gehobenen Preisklasse keine Selbstverständlichkeit. Und laut aufdrehen macht mit dem recht kompakten Italiener gerade bei rockiger Musik wie „Susi“ von Rammelhof wirklich gut Laune. Hier wird nichts komprimiert. Sofern es die angeschlossenen Kopfhörer zulassen, sollte für jeden Metal- und Rock-Fan, der die brachiale Gangart seines Lieblingsinterpreten nicht missen will, genug Headroom nach oben bestehen und die grobdynamische Leistung zufriedenstellen. Die auf Dauer etwas anstrengende In-Your-Face-Attitüde eines Nuprime HPA-9 geht dem Gold Note HP-10 dabei zum Glück ab. Schrammelige Gitarrenriffs ermüden das Gehör auch nach längeren Hörsessions nicht. Okay, als ehrliches Präzisionswerkzeug, das er nun mal ist, kann der HP-10 aus einer schlechten oder überspitzten Aufnahme wie dem Chvrches-Album The Bones of What You Believe keinen Ohrenschmeichler machen.
Mittendrin oder vorne dabei? Die Raumabbildung
Sehr interessant wird es bei der Bühnendarstellung des Gold Note HP-10 Deluxe. Hier kann dank der erwähnten Crossfeed-Schaltung ja psychoakustisch die Wahrnehmung der Breite und vor allem der Tiefe des „virtuellen“ Raums beeinflusst werden. Ohne zugeschaltetes Crossfeed stellt der HP-10 Instrumente präzise dar und trennt sie sehr gut voneinander ab. Der suggerierte Raum wirkt etwas breiter gefächert als beim Chord Dave. Raumtiefe illusioniert der italienische Kopfhörerverstärker allerdings etwas weniger.
Schon bei den ersten Takten mit aktiviertem Crossfeed wird klar, warum Gold Note dem HP-10 Deluxe im Defaultbetrieb eine breitere Bühnendarstellung mitgegeben hat, denn die virtuelle Bühne verjüngt sich durch das Crossfeed leicht und wandert nach vorne. Bei Nirvanas MTV-Unplugged-Version von „Come as you are“ singt Curt Cobain nicht mehr in meinem Kopf – ich sitze nun als Zuhörer in der ersten Reihe statt direkt zwischen den Musikern. Dieser Effekt tritt mit im Hochton offener klingenden Kopfhörern wie dem Sennheiser HD800S stärker zutage als bei einem Raum-Faulpelz wie dem HD650 (300 Euro). Wem der Gold Note-Kopfhörerverstärker durch die im Crossfeed integrierte Bassanhebung zu warm erscheint, der kann dies mit einem zugeschalteten Harman-Buckel im oberen Mitten- und unteren Höhenbereich etwas ausgleichen. Die Instrumententrennung und die räumliche Präzision lassen durch das Crossfeed ebenfalls ein wenig nach, während auf der Habenseite eine noch relaxtere Spielweise zu verbuchen ist.
Bass: schlank oder schlackenlos?
![Der Gold Note HP-10 Deluxe auf der Finest Audio Show Vienna 2024 und der für den Vertrieb in Österreich zuständige Benjamin Kellner](https://www.fairaudio.de/wp-content/uploads/2025/01/gold-note-hp-10-deluxe-kopfhoererverstaerker-12.jpg)
fairaudio hatte den Gold Note HP-10 Deluxe direkt von der Finest Audio Show Vienna 2024 mitgenommen – im Bild der für den Vertrieb in Österreich zuständige Benjamin Kellner
Der Bassbereich des Gold Note HP-10 Deluxe zeigt sich ohne die bassverstärkende Crossfeed-Funktion tendenziell von der schlanken Seite – möchte man meinen. Beim längeren Hören zeigt sich, dass vor allem das Fehlen einer Betonung im Kick- und Oberbassbereich dazu führt, dass der HP-10 nicht als Bassbombe wahrgenommen wird, denn energetisch passt hier alles und der Tiefton ist in Sachen Druck keinesfalls unterrepräsentiert. Und Tiefbass kann der schmucke Verstärker aus Italien ebenfalls ohne hörbaren Pegelabfall darstellen. Zum straff-trockenen und scheinbar schlanken Eindruck trägt vor allem die Schnelligkeit und Agilität im Tieftonbereich bei.
Für Musikgenres wie Dubstep, Hardcore oder Techno würde ich dem potenten Italiener dann aber etwas bassbetontere Kopfhörer – wie einen Audeze aus der LCD-Serie oder einen Final Audio aus der D-Serie (D-8000 für 3.499 Euro) – zur Seite stellen, der die Qualitäten des Gold Note HP-10 Deluxe im Tieftonbereich noch ein bisschen besser zur Geltung bringt.
Ein Netzteil als Klangupgrade?
![Der Gold Note HP-10 Deluxe auf dem externen Netzteil PSU-10 Evo](https://www.fairaudio.de/wp-content/uploads/2025/01/gold-note-hp-10-deluxe-kopfhoererverstaerker-3.jpg)
Auch schöne Rücken können entzücken: Der Gold Note HP-10 Deluxe auf dem externen Netzteil PSU-10 Evo
Wer bis hierher gelesen hat, fragt sich sicher, was das externe Linearnetzteil PSU-10 Evo als Upgrade noch großartig an klanglichen Verbesserungen bieten könnte. Das Auffälligste ist die nochmals gesteigerte Präzision sowohl bei der Instrumenten- als auch Stimmenwiedergabe. Mit dem PSU-10 muten das Sustain sowie die Abgrenzung einzelnen Töne nochmals schärfer beziehungsweise genauer reproduziert an, ohne dass die Musik dabei anstrengender klänge. Im Gegenteil: Die besonders akkurat gleichgerichtete und gefilterte Spannungsversorgung des PSU-10 Evo bringt mehr Ruhe und damit Langzeittauglichkeit mit sich. Die Ortbarkeit von Interpreten und Instrumenten fällt – ein typischer Effekt, wenn Störungen wegfallen – ebenfalls noch definierter aus und erreicht eine fast holografische Qualität.
Test: Gold Note HP-10 Deluxe | Kopfhörer-Verstärker