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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Duo dinamico
  2. 2 Gold Note DS-10 Evo Line: Hörtest und Vergleiche
  3. 3 Verstärkerwechsel: Gold Note PA-10 Evo

Das in Florenz von Maurizio Aterini gegründete Unternehmen Gold Note (www.goldnote.it) ist mit „Jahrgang“ 2012 noch vergleichsweise jung, trotzdem haben die Italiener sich in den zwölf Jahren ihres Bestehens ein erstaunlich breites Portfolio aufgebaut: Bei Gold Note bekommt man Plattenspieler, Tonarme und Tonabnehmersysteme ebenso wie Lautsprecher und allerlei Elektronikkomponenten.

Seit etwa einem Jahr haben die Italiener den umtriebigen Udo Besser – man kennt ihn von AVM in Malsch – mit dem Vertrieb für Deutschland und Österreich beauftragt. Das kann man wohl als Win-Win-Situation für beide Parteien verstehen, denn Besser ist eben nicht nur Distributor, sondern verfügt als Chef einer eigenen HiFi-Manufaktur über umfassende Kenntnisse und Erfahrungen im Komponentenbau. Und so sind auf seine Initiative hin auch einige Tweaks in bereits bestehende Produkte von Gold Note eingeflossen, man erkennt die überarbeiteten Modelle am Zusatz „Evo“ – wie Evolution, klar.

Die Endstufe Gold Note PA-10 Evo (Bildmitte) und der Streaming-DAC DS-10 Evo Line (rechts) auf einem Sideboard

Die italienische Marke Gold Note ist seit etwa einem Jahr bei Besser Distribution im Vertrieb. In diesem Test geht es um die Kombi aus dem Streaming-DAC DS-10 Evo Line (rechts) und der Endstufe Gold Note PA-10 Evo (Bildmitte)

Hier und heute befassen wir uns in erster Linie mit dem Gold Note DS-10 Evo Line (Preis: 3.290 Euro), einer reichhaltig mit Features und Konnektivität ausgestatteten Komponente, die gar nicht so leicht mit einem einzigen Wort zu fassen ist, ich versuch’s mal: Es ist ein Streaming-Pre-DAC. Mist, reingefallen. Ein analoger Hochpegeleingang ist nämlich ebenfalls noch an Bord. Und ein Kopfhörerverstärker. Netterweise hat Udo Besser mir auch die Evo-Variante der Endstufe PA-10 (Preis: 1.970 Euro) mit in den Karton gepackt; den Vorgänger durfte ich bereits anno 2020 ausgiebig testen (Testbericht Gold Note PA-10) – wir schauen am Ende dieses Testberichts noch einmal darauf, was sich hier klanglich so getan hat.

Lüftungsschlitze im Gehäuse der Gold-Note-Endstufe PA-10 Evo

Die Lüftungsschlitze im Gehäuse der Gold-Note-Komponenten sind nicht nur funktional, sondern auch Bestandteil des charakteristischen Designs

Spontaner Eindruck beim Herausheben der beiden Italiener aus ihrer Verpackung: Die machen was her. Zum einen sind sie mit 20 Zentimetern Breite angenehm kompakt und überdies mit drei beziehungsweise vier Kilogramm Lebendgewicht bandscheibenfreundlich leicht (die Endstufe basiert auf Schaltverstärkertechnik), zum anderen wirkt das Gehäuse aus gebürstetem Aluminium sehr gut verarbeitet, mir gefällt aber auch der edel schimmernde Goldton meiner Probanden, den man heute bei HiFi-Komponenten nicht mehr sehr häufig sieht (schwarze und silberne Varianten gibt’s ebenfalls). Ganz klar: Verstecken muss man beide Komponenten nicht.

Gold Note DS-10 Evo Line: Ausstattung und Technik

Deckel und Seitenwangen zeigen aufgrund ihrer schräg platzierten Lüftungsschlitze ein elegantes Muster – und natürlich darf als Zierrat in Form eines Emblems auch nicht der charakteristische Bucina-Spieler fehlen, das Markenzeichen von Gold Note.

Das Gold-Note-Logo - ein Bucina-Spieler - auf der Oberseite der Endstufe PA-10 Evo

Nur echt mit Bucina-Spieler: Das Gold-Note-Logo auf der Oberseite der Endstufe PA-10 Evo

Naturgemäß ist die Heckpartie des DS-10 Evo angesichts der vielen Anschlussoptionen (AES/EBU, S/PDIF koaxial und 2 x Toslink, USB-B, analoger Hochpegeleingang, symmetrische und asymmetrische Analogausgänge) komplett vollgepackt. Das geht so weit, dass der Hochpegeleingang tatsächlich als Stereo-Miniklinke ausgeführt ist. Mancher HiFi-Purist mag hier die Nase rümpfen, aber anders ging’s wohl nicht.

Das rückseitige Anschlussfeld des Gold Note DS-10 Evo Line

Vollgepackt – das rückseitige Anschlussfeld des Gold Note DS-10 Evo Line

Wesentlich aufgeräumter, ja fast minimalistisch, geht es auf der Frontplatte zu: Ein hochauflösendes Farbdisplay und ein dreh- wie drückbarer Multifunktionsknopf dienen der Interaktion mit dem Benutzer; freundlicherweise liegt dem Gerät auch eine Fernbedienung bei. Was nicht selbstverständlich ist: Sämtliche Funktionen sind ausnahmslos sowohl per Fernbedienung als auch direkt am Gerät abrufbar. Diese konsequent ausbuchstabierte Nutzerführung bekommt man bei HiFi-Geräten leider nicht immer, hier sammelt der Gold Note DS-10 Evo Line bei mir schon mal Pluspunkte. Was auch für die zwar nicht überkandidelt, aber gediegen anmutende Fernbedienung gilt.

Die Frontseite des Gold Note DS-10 Evo Line

Die Front des Gold Note DS-10 Evo: Mittels Farbdisplay und Multifunktionsknopf lassen sich alle Einstellungen vornehmen

Was kann er denn nun, der DS-10 Evo Line? Nun, er streamt per LAN wie WLAN von den „üblichen verdächtigen“ Kanälen (NAS, USB-Massenspeicher, Streamingdienste, Webradio etc.), fungiert als D/A-Wandler mit auf Wunsch deaktivierbarer Lautstärkeregelung, kann aber auch noch über die oben erwähnte Klinkenbuchse mit einer analogen Hochpegelquelle vermählt werden. Und wie es bei Gold Note üblich ist, lässt sich der DS-10 Evo Line upgraden – über das Hinzuschalten eines externen Netzteils, dieses kam beim Test jedoch nicht zum Einsatz.

In der vorliegenden Evo-Version arbeiten immer noch die DAC-Chips AK4493 von AKM, allerdings wurde die Digital-Peripherie gegenüber dem Urmodell DS-10 neu konzipiert, was vor allem auf die Auflösung beim Streaming aus dem Netzwerk einzahle, erklärt mir Udo Besser am Telefon. So versteht sich der DS-10 Evo nun auch beim Streamen auf PCM-Dateien bis 32 Bit/384 kHz (zuvor 24 Bit/192 kHz) und DSD256 (zuvor DSD64). Außerdem wurde die WLAN-Sektion optimiert, der neue Evo kann – entsprechend schnelle Router vorausgesetzt – bis zu 433 MBit/s durch die Luft schaufeln. Und es werden nun auch Tidal Connect und Apple AirPlay2 nativ unterstützt, ein Firmware-Upgrade hat’s also ebenfalls gegeben. Der Analogzweig ist übrigens „echt“ analog, eingehende Signale werden also nicht ins Digitale gewandelt und dann über den DAC weiterverarbeitet. Die Lautstärkeregelung erfolgt über einen integrierten Schaltkreis, der 100 Pegelstufen bietet.

Ein echtes Alleinstellungsmerkmal – ich kenne das so von keiner anderen Komponente – ist die Fähigkeit, das Klangprofil der DAC-Sektion auf mehreren unterschiedlichen Ebenen zu justieren, bei Gold Note nennt man das den „Chamäleon-Modus“. Auch hier hat sich gegenüber dem ersten DS-10 einiges verändert. Bei jenem ließen sich nicht nur diverse Digitalfiltereinstellungen, sondern auch noch die Stromstärke, mit der der DAC beschickt wird (ja, abgefahren!) feingliedrig einstellen – was am Ende rechnerisch zu 192 unterschiedlichen Klangszenarien führte. Man muss allerdings einräumen (ich hatte das Gerät mal einige Wochen bei mir), dass die Unterschiede teils sehr marginal und oft nur mit hochauflösendem Musikmaterial zu ermessen waren. Offenbar wurde das bei Gold Note erkannt und im Zuge der Überarbeitung der Digitalsektion auch hier aufgeräumt beziehungsweise neu gewichtet: Beim vorliegenden DS-10 Evo lassen sich für PCM-Daten zum einen sechs verschiedene Tiefpassfilterkonfigurationen einstellen. Zum anderen ist es möglich, ein De-Emphasis-Filter in mehreren Abstufungen zuzuschalten.

Rückseitiges Anschlussfeld der Gold-Note-Endstufe PA-10 Evo

Das Anschlussfeld der Gold-Note-Endstufe PA-10 Evo

Kleiner Exkurs: In der „Kreidezeit“ der digitalen Musikspeicherung erzeugten A/D- und D/A-Wandler zuweilen ein hochfrequentes Rauschen. Um das abzumildern, wurden bei manchen Produktionen vor der A/D-Wandlung die hohen Frequenzen angehoben (Pre-Emphasis), natürlich mussten diese dann beim Abspielen wieder gedämpft werden (De-Emphasis), was zugleich das Rauschen wieder dämpft. CD-Spieler können anhand eines Datenbits auf der CD erkennen, ob sie De-Emphasis beim Abspielen zuschalten sollen. Aber natürlich kann es auch Sinn ergeben, den Anwender selbst entscheiden zu lassen, ob und in welchem Ausmaß De-Emphasis betrieben wird, gerade bei älteren Digitalaufnahmen.

Der DS-10 Evo gestattet es also, De-Emphasis links liegen zu lassen (Werkseinstellung) oder mit drei unterschiedlichen Absenkungskurven einzuschalten. Nimmt man beide Parameter zusammen, ergeben sich zumindest rechnerisch 24 verschiedene Klangszenarien für PCM-Dateien. Für DSD-Dateien wiederum gibt es immerhin noch zwei unterschiedliche Tiefpass-Einstellungen. Nicht übel. Praktischerweise verfügt der Gold Note DS-10 Evo über eine „WYHIWYG“-Funktion, also: „What you hear is what you get“. Was ist das nun wieder? Nun, man hört die klanglichen Veränderungen live beim „Herumschrauben“ an den Parametern – und nicht erst dann, wenn die veränderten Werte abgespeichert werden. Das kann man nämlich auch: Drei Wunsch-Presets lassen sich im Speicher des DS-10 Evo Line ablegen. Ob das am Ende klanglich was bringt? Geduld, Geduld, dazu kommen wir noch.

Gold Note DS-10 Evo Line: Hörtest und Vergleiche

Zunächst einmal verkable ich den Gold Note DS-10 Evo Line mit meinen Referenz-Endstufen, den Valvet-Monoblöcken A4 MK2 (6.200 Euro/Paar), um realistisch den Klang des DS-10 beurteilen zu können. Die folgenden Klangbeschreibungen beziehen sich auf einen Mix aus Streaming und digitaler Zuspielung (S/PDIF koaxial) über meinen CD-Spieler C.E.C. CD5 – einen wirklich relevanten Klangunterschied zwischen beiden Varianten kann ich nämlich nicht ausmachen.

Der Gold Note DS-10 Evo Line von links-oben

Espresso für die Ohren: Dynamik und Timing

Fangen wir doch ausnahmsweise einmal nicht beim tonalen Profil an, denn: Der Gold Note DS-10 Evo Line fällt schon bei den ersten Takten jedweder Musik mit einer Tür ins Haus. Er spielt ungemein spritzig, wach, alert – ja, „nebenbei Musikhören“ erscheint mit ihm schwierig bis unmöglich, so sehr zieht er einen in den Bann.

Steely Dan GauchoGut zu hören ist das bei Steely Dan’s Stück „Glamour Profession“ (Album: Gaucho). Der Track kann – zumindest über eine etwas flügellahm agierende HiFi-Kette – durchaus etwas nach Fahrstuhl-Fusion müffeln, der Gold Note DS-10 Evo Line hingegen schickt den Hörer sofort auf die Tanzfläche. Man weiß am Anfang gar nicht, worüber man sich zuerst freuen soll: Sind es die herrlich knorrigen und konzertanten Bassfiguren? Sind es die an- und abschwellenden Synthesizer, die hier schon fast nach Art einer Rhythmusgitarre eingesetzt werden und deren Hüllkurven man auf den Millimeter genau nachverfolgen zu können glaubt? Sind es die rasiermesserscharf einsetzenden Background-Chöre, die perlend-akzentuierten Gitarren-Fills? Oder ist es die dynamisch facettenreiche Wiedergabe von Donald Fagens stets leicht heiserer Stimme?

Sigur Rós Ágætis byrjunWie auch immer: Der DS-10 Evo Line nimmt keine Gefangenen und zeigt sich durch seine spritzig-schnelle Art extrem anmachend – und zwar über den gesamten Frequenzbereich: Bassdrums peitschen mit Wucht in den Raum, Bassläufe hüpfen wie eine Kiste ausgekippter Flummis umher, aber auch eine versiert gespielte Hi-Hat oder ein abgestopptes Crashbecken (man nehme ein beliebiges Stück von Shellac, der Drummer Todd Trainer liebt diese Spieltechnik und hat darob vermutlich inzwischen völlig vernarbte Hände) kommen ohne jeden Verzug. Feindynamisch lässt sich dem Gold Note DS-10 Evo ebenfalls überhaupt nicht am Zeug flicken: Wenn Sigur Rós in „Svefn-g-englar“ (Album: Ágætis byrjun) auf durchgehend leisem Niveau eine Vielzahl von Klangschichten aufeinanderstapeln, ist das stark in den Hintergrund gemischte, mit Besen gespielte Schlagzeug stets perfekt nachzuverfolgen, anstatt hier einfach nur „abzusaufen“ oder „mitzurascheln“.

In seinen Dynamikfähigkeiten spielt der DS-10 Evo Line in einer Liga mit dem seinerzeit ähnlich gepreisten Pre-DAC Perreaux Audiant DP32, während ein MFE Tube DAC SE seinen Schwerpunkt auf Grobdynamik setzt und hier auch noch mal anders zulangt, während er feindynamisch nicht ganz mit dem DS-10 Evo Line mithalten kann – um mal ein wenig zu verorten, wo dieser klanglich so steht.

Farbenfroh und lebensecht: Tonalität und Auflösung

Das tonale Profil – zumindest in der Grundeinstellung, zum Chamäleon-Modus später – ist schnell auserzählt: glatte Linie, und zwar ausnahmslos von ganz links bis ganz rechts. Anders als beim MFE Tube DAC SE (3.990 Euro) gibt’s keine leichte Betonung in den unteren Frequenzbereichen. Und anders als beim D/A-Wandler SPL Diamond (2.499 Euro), der in den höchsten Höhen ein Jota (und wirklich nur ein Jota) zurückgenommener agiert, spielt der DS-10 Evo Line tonal einfach erzneutral auf – so wie mein Netzwerkplayer Cambridge Audio CXN100 oder ein TEAC NT-505X (1.999 Euro).

Gold Note DS-10 Evo, halb von Husse verdeckt

Dass neutral nicht gleichbedeutend mit „langweilig“ ist, zeigt sich an der Natürlichkeit und Authentizität der Klangfarben. Hierzu ziehe ich gerne Kirchenorgelaufnahmen heran, wie beispielsweise Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge in a-moll, BWV 543 (Album: Orgue, J.S. Bach und G.F. Händel, an den Manualen: Pierre-Laurent Haesler). Mir geht es oft so, dass Sakralmusik, wenn sie von Digitalquellen gereicht wird, häufig nicht richtig im Hörraum „zündet“ und mich eher kalt lässt. Denn der Klang einer Orgel ist ja per se schon komplex (da gibt es die unterschiedlichen „Anblasgeräusche“ bei Lippen- und Einschwinger bei Zungenpfeifen, dann noch die dynamische wie tonale Hüllkuve, bis ein Ton „richtig da ist“) und zu guter Letzt kommt auch noch die Interaktion der Orgel mit dem Hallraum der Kirche hinzu.

Ganz ehrlich: So authentisch und „richtig“ wie mit dem Gold Note DS-10 Evo Line habe ich eine Kirchenorgel lange nicht mehr bei mir daheim gehört. Die großen 16-Fuß-Bassregister stehen wie eherne Säulen im Raum, die zart zischenden Anblasgeräusche der Labialpfeifen und das heisere Einschwingen der Töne bei einzelnen Noten, aber auch die Klangfarben bei Akkorden – alles das bringt der DS-10 Evo Line mit einer Natürlichkeit rüber, die echtes Livegefühl erzeugt. Und ich merke im Direktvergleich, dass mein deutlich günstigerer Cambridge Audio CXN100 (1.049 Euro) da qualitativ nicht mitkommt. Der spielt zwar auch neutral und es klingt beim direkten Umschalten sicherlich gut und absolut mehrheitsfähig – aber eben etwas blasser und weniger farbenprächtig. Was – und das möchte ich betonen – eben nicht bedeutet, dass unser italienischer Proband hier Extrafarben auf die Palette schummelt, sondern: Er zeigt die Details einfach noch besser, er löst besser auf.

Der Jog-Dial des Gold Note DS-10 Evo Line

Das Chamäleon

Okay, bei qualitativ hochwertig aufgenommenen und gemischten Stücken schlagen sich viele DACs ganz gut. Kommen wir jetzt mal zum Chamäleon-Modus des Gold Note. Nach eingehender Beschäftigung muss ich sagen: Der ist keine kleine Spielerei ohne Praxiswert, sondern genau das Gegenteil. Wir alle kennen ja etwas ältere Aufnahmen, die einfach nicht so gelungen sind, was einen „damals“ auf Vinyl kaum gestört hat, weil der Teppich aus Nebengeräuschen, die limitierte Kanaltrennung und weitere Unzulänglichkeiten der Schallplattenwiedergabe eine mildernde Decke drüberlegten. Wie oft war ich nachgerade entsetzt, wenn ich so eine Aufnahme dann plötzlich über eine Digitalkette hörte … Die Filtereinstellungen des DS-10 Evo Line können hier wahre Wunder bewirken. Gut, man muss bereit sein, ein wenig herumzuspielen, aber es ist tatsächlich möglich, mumpfige Aufnahmen mit nassem Hall, knöchernen Drums und/oder hochfrequenten Aliasing-Störgeräuschen nicht nur erträglich, sondern wirklich „schön“ zu kriegen.

Rückseite des Gold Note DS-10 Evo mit WLAN-Antenne

Der DS-10 Evo lässt sich per LAN und WLAN ins Netzwerk einbinden

Bestes Beispiel ist Peter Gabriels Album Plays Live, das ich trotz der Topform, mit der Gabriel und die Seinen hier musizieren, nur selten per Stream oder CD anhöre. Und das ist schade, denn der Track San Jacinto ist hier musikalisch um ein Vielfaches stärker als die Studio-Version.

Über den Gold Note DS-10 Evo Line wird er überraschend zum Hörvergnügen. Hier gibt es viele etwas kritische Klangquellen, zum Beispiel das spitze Synthie-Geklingel, das sich durch den ganzen Song zieht – oder die gutturale Stimme Gabriels, den man eigentlich permanent mit Hustenbonbons bewerfen möchte, auf dass er sich doch bitte einmal räuspern möge – oder die recht topfigen und wenig konturierten Bass-Sounds (es kommt ein Fretless-E-Bass ebenso zum Einsatz wie ein Synthbass). Als Gabriel nach einer knapp fünfminütigen Exposition, in der fast nur die oben beschriebenen Dinge zu hören sind, endlich in das erlösende „I hold the line“ einstimmt – und gleichzeitig der Bass massiv in die Tiefe geht und das Schlagzeug endlich einmal auch die Snaredrum hören lässt –, bekam ich eine Gänsehaut, die bis zum Ende des Songs anhielt. Der Effekt war so stark, dass ich gleich noch eine Extrasession mit weiteren musikalisch brillanten, aber klanglich mediokren Platten nachlegte (The Cure – Concert, Bill Callahan – Apokalypse). Ganz klar: Der Chamäleon-Modus macht seinem Namen alle Ehre und dürfte einen nach langer Abstinenz mal wieder in den aufnahmetechnischen „Giftschrank“ langen lassen.

Flach, tief, breit oder eng? Die Bühne

Was ich für die Tonalität sagte, gilt im Prinzip auch für die Bühnenabbildung: Der DS-10 Evo Line nimmt nichts weg und fügt nichts hinzu. Es scheint mir vielmehr so zu sein, dass er genau das liefert, was die Tonkutscher bei der Produktion erreichen wollten, auch wenn man da ja nie ganz sicher sein kann.

Die unsymmetrischen Ausgänge des DS-10 Evo Line von Gold Note

Die unsymmetrischen Ausgänge des DS-10 Evo Line von Gold Note

Wie auch immer – beim Wipers-Album „Land of the Lost“ (angespielt wurde „Different Ways“) beispielsweise kommt fast der gesamte Bandsound aus der Mitte beziehungsweise einem kleinen Oval um die Mitte herum. Lediglich der Hall auf Gesang und Fuzzgitarre breitet sich weiter nach links und rechts aus, allerdings auch nicht bis an die Ränder der sichtbaren Lautsprecheraufstellung. So kenne ich das von vielen Geräten. Nimmt man hingegen ein Stück, das aus stereofoner Sicht komplett alle Möglichkeiten ausreizt wie das vielschichtige „New propeller“ von Nada Surf (Album: Moon Mirror), dann fließt dieses Stück eben auch komplett frei in den Raum, die Bühne geht hier deutlich seitlich über die Lautsprecher hinaus, bekommt Tiefe und eine wunderbar klare Ausleuchtung bis in die Ecken hinein. Und: Die Bühne kommt zwar ein kleines Schrittchen auf den Hörer zu, nimmt ihn aber nicht wirklich in die Mitte des Klanggeschehens – was ja ebenfalls nicht authentisch wäre. Der oben erwähnte MFE Tube DAC SE, um hier mal einen Seitenblick zu riskieren, ist dagegen ein Kandidat, der die Bühne generell etwas breiter aufbaut als es strenggenommen realistisch erscheint – was aber auch seine Vorzüge haben kann, klar – und der Merason Frérot wiederum sortiert die einzelnen Klangquellen nicht so genau in die Breite und vor allem in die Tiefe. Na okay, dafür kostet er aktuell auch nur 1.350 Euro.

Kurzer Exkurs: Der Analogeingang

Na klar: Ein hochwertiger Stereoklinke-Cinch-Adapter ist Pflicht. Man muss dafür keine Unsummen ausgeben, der Big Sur Mini von Audioquest für 159 Euro macht bereits einen sehr guten Job.

Das Gold-Note-Logo auf der Front des DS-10 Evo Line

Entgegen meinen Befürchtungen erweist sich diese Lösung, die bei einem Gerätepreis von deutlich über 3.000 Euro zunächst etwas eigenwillig anmutet, nicht als echtes Nadelöhr. Nein, auch als analoge Vorstufe macht der Italiener eine gute Figur. Tonal – wie die Digitalsektion – in allen Bereichen voll da, untenrum ebenso straff und flink wie substanziell, in den Mitten fein aufgefächert und im Hochton präzise, transparent und gut aufgelöst. Allerdings wirkt das Bühnenbild etwas weniger aufgeräumt, als ich es beispielsweise von meiner Röhren-Vorstufe Tsakiridis Alexander (3.990 Euro) kenne. Damit kann man aber leben, denke ich – Haupteinsatzzweck des DS-10 Evo Line dürfte eh die digitale Domäne sein.

Verstärkerwechsel: Gold Note PA-10 Evo

Und nun wechseln wir mal die Endstufe aus. Statt meiner Valvet-Kombi darf der Gold Note PA-10 Evo ran, der mit 1.970 Euro weniger als ein Drittel meiner Monoblöcke kostet. Dementsprechend verhalten waren meine Erwartungen, wenngleich ich den Vorgänger PA-10 in guter Erinnerung hatte. Und ja, natürlich man hört einen Qualitätsunterschied – wäre ja auch komisch, wenn nicht.

Die Endstufe PS-10 Evo von Gold Note, halb verpackt

In meinem Test des PA-10 notierte ich damals sinngemäß: „Meine Valvet Endstufe bringt noch mehr Plastizität, Holografie und auch den berühmt-berüchtigten tiefschwarzen Hintergrund, vor dem sich die Musik greifbar materialisiert.“ Das würde ich heute auch noch so stehen lassen. Allerdings finde ich, dass sich die Basspotenz des PA-10 Evo in Bezug auf die Konturiertheit und auch Standhaftigkeit gegenüber der Vorversion gebessert hat. Wenn ein Bassist eine Saite anschlägt und ausklingen lässt (was im Studio zumeist noch per Kompressor unterstützt wird), dann will man ja nicht nur die Attack hören, auch wenn das erst mal die Hauptfunktion des Basses im Voicing sein mag. Man sollte auch das „Stehen“ des Tons genießen können. Hier besitzt – so scheint es mir zumindest – der überarbeitete PA-10 Evo etwas mehr Reserven als das Urmodell.

Die Frontseite der Gold Note PA-10 Evo

Ansonsten leistet sich die Endstufe keine echten Patzer, sie spielt kraftvoll und energisch, unterstützt den Klangfarbenreichtum des Gold Note DS-10 Evo Line nach Kräften – und zeigt sich damit nicht nur als kongeniale Spielpartnerin, sondern für 1.970 Euro als echter Preis-Leistungs-Hingucker. Noch dazu sei erwähnt, dass der Dämpfungsfaktor umschaltbar ist – und die PA-10 Evo auch als Monoblock betrieben werden kann. Man hat also mehrere praxisnahe Optionen an der Hand.

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Nubert nuZeo-Lautsprecher

Test: Gold Note DS-10 Evo Line & PA10 Evo | Streaming-DAC & Endstufe

  1. 1 Duo dinamico
  2. 2 Gold Note DS-10 Evo Line: Hörtest und Vergleiche
  3. 3 Verstärkerwechsel: Gold Note PA-10 Evo

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