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Test: German Highend LGS | Kabel

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  1. 1 Test: German Highend LGS | Kabel

Juli 2014 / Jörg Dames

Ganz ehrlich: Kabeltests gehören wahrlich nicht gerade zu den Lieblingsaufgaben eines HiFi-Schreibers. Nicht nur, weil ein „richtiges“ Gerät vermeintlich mehr Experimentier- und Spielspaß zu bieten vermag. Sondern insbesondere auch, weil es durchaus aufwändig ist, Strippen valide auf den Zahn zu fühlen – und des Autoren Lohn dann häufig aus eher geringschätzigen Reaktionen seitens der Leserschaft besteht. Allerdings: Wir sind ja keine dünnhäutigen Memmen (-: Und zudem kenne ich keinen Kollegen, der seiner eigenen Anlage nicht höherwertige Strippen spendiert hätte beziehungsweise das Thema Kabel als unerheblich für den eigenen Hörspaß einstufen würde.

Nicht zuletzt kommt der Appetit ja häufig beim Essen: In meinem Fall sogar vermehrt, weil ausgedehnteres „Kabelverköstigen“ schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf dem Speiseplan stand – und das trotz Lautsprecherwechsel (von Thiel CS 3.7 auf Spendor SP100R2), mit dem sonst nicht selten auch die Verbindungsfrage neu aufpoppt. Nun, letztendlich geriet dieser Test tatsächlich auch zu sowas wie einer persönlichen Suche, bei der ich zwischenzeitlich sogar mal wieder zum Lötkolben griff und meine Bi-Wiring-Lautsprecherbinder Real Cable BW OFC 400 – ein echter Preistipp übrigens, sofern „richtig“ konfektioniert und nicht etwa mit irgendwelchen verschraubten Steckern versehen – mit Beryllium-Kupfer-Hohlbananas konfektionierte. Gute Hohlbananas (verlötet!) sind übrigens eine preiswerte (um 2 Euro/Stück) und sehr klangstarke Alternative zu manch aufwändigen, teuren und vermeintlichen „High-Tech-Konstrukten“.

German Highend Lautsprecherkabel

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema: Was ich an den German-Highend-Bindern von vornherein spannend fand: Sie sind echte Freak-Produkte! Und das nicht nur, weil deren Schöpfer – Jörg Erwin und sein Team, vielen sicherlich vom HiFi-Geschäft Art & Voice aus Hannover bekannt – als authentische Überzeugungstäter und Querdenker durchgehen, sondern auch, was die Entwicklung und den Herstellungsprozess der Kabel angeht.

Bereits 2003 fing man mit ersten Experimenten an. Und hatte dabei eigentlich nur das Tunen der privaten Anlagen im Fokus, eine mögliche Kommerzialisierung war, so Jörg Erwin, überhaupt kein Thema. Als Leitermaterial der Wahl entscheid man sich recht früh für Silber – das erste eigene Kabel, das schließlich das Licht der Welt erblickte, bestand aus „Schmucksilberdraht und Aquariumschlauch“, war aber, so Jörg Erwin weiter, erwartungsgemäß „nicht der Hit“.

Die Experimente gingen weiter, die Materialbeschaffung wendete sich von Juwelieren und Zoogeschäften ab, schließlich resultierten deutlich avanciertere Lösungen und man traute sich, dem einen oder anderen Stammkunden mal eine Probestrippe mit nach Hause zu geben, um Einschätzungen von externen Ohren zu bekommen. Nicht alle Kabel fanden den Weg zurück in den Laden und verblieben vielmehr in den Kundenanlagen – so entwickelte sich allmählich eine echte Nachfrage, die 2006 schließlich zur Gründung der Marke German Highend führte.

German Highend Lautsprecherkabel

Auf massive Silberleiter setzt man bei aller Experimentiererei nach wie vor. Die diesem Material häufig nachgesagte Betonung der oberen Frequenzen zählt für die Hannoveraner Highender zu den „zahlreichen Märchen der Branche“, allenfalls „für versilberte oder physikalisch falsch konstruierte Kabel“ würde dies gelten. Nun ist bekannt, dass der spezifische Widerstand (ohmscher Widerstand eines Materials bei 1 m Länge und 1 mm² Querschnitt) von Silber unterhalb von Kupfer und erst recht von Gold liegt, Silber vom Grundsatz her also in der Tat eine bessere Leitfähigkeit aufweist. Und auch vom Massivleiter- beziehungsweise Solid-Core-Konzept wollte und will man zu keiner Zeit abweichen, würden viele Litzenkabel doch aufgrund der Übergangswiderstände zwischen den Einzelleitern bei hohen Frequenzen zu Laufzeitverzögerungen und Verzerrungen neigen, zudem anfälliger für Mikrofonieeffekte sein, denen man bei German Highend obendrauf mit einem sehr zähhartem Dielektrikum zu begegnen versucht.

Solch elektrische Kompromisslosigkeit hat natürlich ihren Preis. Und zwar buchstäblich mit Blick auf das von German Highend verwendete Silber mit einer deklarierten Reinheit von mindestens 99,995 % (4N), was einer Verunreinigung – vornehmlich durch Kupfer verursacht – von etwa 50-80 mg pro Kilogramm Silber entspricht. Aber auch in Sachen Handhabung ist solch ein Konzept nicht für „umsonst“ zu haben: Enge Radien, sprich Knicken vertragen Solid-Core-Kabel weit weniger gut als Litzenkonstrukte. Mal fix hektisch hinter dem Rack umstecken oder schnell mal eine „scharfe Kurve“ auf dem Weg zur gewünschten Buchse nehmen, birgt gewisse Risiken: Die German-Highend-Strippen müssen zwar nicht gerade wie rohe Eier behandelt werden, ein bleibender scharfer Knick kann aber dennoch zu hörbaren Einbußen führen. Als trittfest – gerade bei Lautsprecherkabeln je nach Wohnraumsituation und Boxenaufstellung bisweilen von Bedeutung – gehen sie logischerweise ebenfalls nicht durch.

German Highend Lautsprecherkabel

Die Produktion der Silberleiter für alle Kabel des Hauses – German Highend hat freilich auch NF-Leiter im Programm – übernimmt eine Spezialfirma aus Österreich, wenngleich, wie Jörg Erwin betont, der Herstellungsprozess auf eigene Ideen zurückgeht. Gleiches gelte für die Entwicklung eines Teils der Werkzeuge und Maschinen fürs Glühen, Ziehen und Polieren der Drähte, gerade weil das definierte Glühen und Kühlen maßgeblich für die optimale Kristallstruktur beziehungsweise das „Wachsen“ der Silberkristalle und damit die grundsätzlichen Materialeigenschaften sei. Das Erhitzen erfolgt durch Elektroinduktion, das Herunterkühlen mit Stickstoff.

German Highend Lautsprecherkabel

Bei der Lautsprecherkabelproduktion werden die aus Österreich gelieferten Drähte dann schließlich in Eigenregie ins Dielektrikum eingeschweißt – auch das Überstülpen des äußeren Gewebemantels, das Konfektionieren der Kabel und das Einbrennen mit hoher Spannung erfolgen komplett in Hannover. Nur bei den NF-Kabeln überlässt man das Eingießen der einzelnen Leiter ins Dielektrikum der Nürnberger Firma Leonie – was allerdings wiederum, wie Jörg Erwin versichert, „mit unseren eigenen Extruderwerkzeugen geschieht“.

German Highend Lautsprecherkabel

Auch die Silber-Hohlbananas produziert German Highend in Eigenregie

Und als wäre das alles für einen kleinen Anbieter wie German Highend nicht schon freaky genug, will man offenbar auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie den Hohlbananas nichts anbrennen lassen – das Rohmaterial für die laut Firmenaussage „klangliche State-of-the-Art-Version aus gehärtetem Reinsilber“ stamme wiederum aus Österreich, die eigentliche Fertigung erledige man selbst(!)

Bevor wir nun gleich in den Hörraum gehen und die dort wartenden Lautsprecher mit den German-Highend-Bindern anschnallen, zu guter Letzt noch einige grundlegende Specs: Die Lautsprecherkabel German Highend LGS liegen preislich in der zum Test vorliegenden 2 x 3 Meter-Ausführung mit Reinsilber-Hohlbananas bei 2.275 Euro. Als Dielektrikum dient Polyethylenterephthalat (PET, ein Stoff der zum Beispiel auch bei Trinkflaschen Verwendung findet), der äußere Gewebemantel besteht aus antistatisch behandeltem Polyamid. Im Inneren der Kabel befinden sich vier Massivleiter aus langkristallinem Silber mit einem Querschnitt von 1 mm².

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Test: German Highend LGS | Kabel

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