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Klang Genelec 8351 (Teil 2, Einmessung)

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  1. 3 Klang Genelec 8351 (Teil 2, Einmessung)

Übrigens: In Sachen Bass stehen die Genelec 8351 bei normalen Abhörlautstärken meinen Tannoy-Standlautsprechern in nichts nach. Im Gegenteil – je nach dem den Tannoys vorgeschaltetem Verstärker können die Genelecs untenrum durchaus noch etwas mehr Wucht als die Turnberry entfalten, das hat mich dann doch überrascht. Interessant ist aber auch zu hören, was geschieht, wenn man die Lautstärke peu à peu mehr aufreißt.

Blick in einen der charakteristischen Bassschlitze der Genelec 8351
Blick in einen der charakteristischen „Bassschlitze“ der
Genelec 8351

Wenn es richtig laut ist und der Besenstiel des „Untermieters“ von unten im Takt der Musik gegen meinen Fußboden klopft, dann öffnet sich bei der Tannoy auch mehr und mehr der akustische Eindruck in die Breite. Je lauter es wird, desto breiter, flächiger, größer scheint auch der Raum angeregt zu werden – sie in die Verzerrung oder Kompression zu bringen, gelingt mir in meinem Wohnraum nicht ohne Provokation eines Polizeieinsatzes wegen Ruhestörung. Etwas anders die Genelecs: Auch sie werden – logisch – lauter und lauter, je mehr man die Regler nach rechts dreht, aber der „Rest“ der Darbietung bleibt davon auf eine gewisse Weise unbeeindruckt, das heißt die gefühlten Abmaße der „Hörzone“ bleiben auf einer ähnlich kompakten, klar umrissenen Ebene. Beides hat nun seine Vorzüge – als Genussmensch macht mir die Gangart der Tannoy mehr Spaß, aber es gibt sicherlich auch Menschen, die es schätzen, dass die Genelec in dieser Hinsicht etwas „kontrollierter“ agiert.

Wenn wir in die „realistisch laute“ Hörsituation zurückkehren, würde ich der Genelec das Talent bescheinigen, sowohl flink als auch tief gehend aufzuspielen. Häufig erkauft man sich ja eine profunde Tiefbassdarstellung mit einem gewissen Verlust an Kontrolle in der einen oder anderen Disziplin – das ist bei den Genelecs definitiv nicht der Fall. Schön tief und schön kontrolliert.

Genelec 8351

Apropos Kontrolle: Ich hatte Ihnen ja versprochen, noch einmal zu erläutern, welchen Einfluss das Einmessen des Lautsprechers auf den Klang hat. Vorab sei gesagt, dass die Genelec 8351 ihren Besitzer bereits „direct from Karton“ mit einem präzisen Klang, guter Dynamik und einer sehr sauberen stereofonen Bühnenabbildung erfreuen. Doch wer die 6.660 Euro Paarpreis für die Genelecs investiert und sich dann ausgerechnet den Einmessvorgang spart, der macht wirklich einen Fehler: Denn durch diese Einmessung kann die Genelec erst, um es mal mit Jogi Löw zu sagen, ihr volles Potenzial abrufen. „Ja gut, eh“ (Franz Beckenbauer), es hängt natürlich stark vom Raum ab: In einem Regieraum der Profiklasse wird die Software weniger zu korrigieren haben als in einem Wohnzimmer, das außer von HiFi-Freaks auch noch von ganz normalen Menschen bewohnt wird.

Bei mir zu Hause verbesserten sich jedenfalls zwei Dinge durch die Einmessung – und nachfolgende Korrektur – gewaltig: Der Bass kam deutlich trockener und präziser und die gesamte Räumlichkeit rastete noch besser ein. Während meine Tannoys – was ich durchaus auch schätze, ich bin eher so der Sinnliche – insgesamt mehr im Raum „anstellen“, geht von den Genelecs nach der Einmessung etwas geradezu „Sakrales“ oder „Amtliches“ aus: Man hat das Gefühl, das Wohnzimmer tatsächlich für die Zeit des Musikgenusses in eine Art Tonstudio-Regie zu verwandeln.

U2Das mag für den einen oder anderen Leser jetzt ambivalent erscheinen (man will doch genießen, und keine „Fehler“ serviert bekommen), aber so einfach ist die Chose eben nicht. Klar, den vollendeten Genuss bekommt man über die Genelecs nur mit produktionstechnisch wirklich einwandfreier Kost. Doch andererseits kann man eben auch auf weniger guten – oder schon tausendmal gehörten – Aufnahmen jede Menge spannender Dinge entdecken. Mir ging es mit dem Song „Promenade“ von U2 (Album: „The unforgettable fire“) so: Als sich der Song zum ersten Refrain aufschwingt, fiel mir über die Genelec erstmals auf, dass sich in dem nicht unbeträchtlichen Grundrauschen der Produktion auf dem linken Kanal ein paar perkussive, metallische Klänge versteckten – so als würde man bei einem Metallophon hohe Töne spielen und sofort wieder abstoppen. Toll, wie deutlich die Genelec das herausschält!

Genelec 8351

Schielen wir noch mal eine Preisklasse höher: Im September 2013 durfte ich mich mit der Elac FS 507 VX-Jet befassen, die als Standalone-Passivlautsprecher mit einem Paarpreis von knapp 10.000 Euro etikettiert sind. Geht denn da noch mehr? Ja und nein. Es ist vielleicht eher Geschmackssache. Wenn man es auf die Spitze treiben wollte, dann müsste man die Genelec als „Abhöre“ bezeichnen und die Elac als „Tonmöbel“. Die Genelec liefert insgesamt noch mehr Details, während die Elac eher mit einem gewissermaßen holistischen Ansatz dem musikalischen Fluss oder auch Gesamterlebnis huldigt. Natürlich vermittelt die Elac auch durch ihr Äußeres eine gewisse „Konzertflügel-Atmosphäre“, die rein klanglich zwar nicht für jeden Hörgeschmack einen Gewinn darstellen wird, sich aber wohl optisch gefälliger in manchen Wohnraum integriert. Trotzdem, und damit möchte ich den Kreis schließen: Wenn es auch keine Liebe auf den ersten Blick war, die Genelec 8351 gebe ich nur sehr, sehr ungern wieder her, denn sie hat mir spannende Entdeckungsreisen beschert. Espresso statt Cocktail – warum eigentlich nicht?

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Test: Genelec 8351 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

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