Demnächst im Test:

Billboard
Grimm Audio / Hoerzone

Klang Genelec 8260 (Teil I)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang Genelec 8260 (Teil I)

Und? Hört man das mit der Einmessung? Ja, durchaus. In meinem Raum bewegen sich zwischen dem eingemessenen und dem nicht eingemessenen (Default-)Setup der Genelec 8260 aber keine Welten. Was ich persönlich ganz beruhigend finde, habe ich mir doch mit der akustischen Gestaltung der Hörumgebung ein wenig Mühe gegeben. Was Ihnen als Erkenntnis aber nun auch nicht so viel bringt: Wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, weniger Möglichkeiten besitzen, die Raumakustik zu gestalten und/oder den Genelec-Monitor sogar direkt an die Wand platzieren (es gibt als Zubehör passende Wandhalterungen zu kaufen), wird die AutoCal-Funktion einen viel mächtigeren klanglichen Hebel darstellen als bei mir. Man unterschätze also den Vorteil, den dieses Feature besitzen kann, nicht.

Genelec 8260

Bei mir spielt die „raumkorrigierte“ Genelec noch eine Spur knackiger und transparenter: Positiv fällt dabei auf, dass der Bass, insbesondere bei höheren Lautstärken, straffer und konturierter gerät, wenngleich das Klangbild hierdurch auch, quasi als Nebenwirkung, subjektiv eher ins Sportlich/Schlanke driftet als ins Üppig/Warme – ein klassischer Trade-off. Des Weiteren gewinnt, unabhängig vom Pegel, die Abbildungspräzision nochmals, es rastet wirklich ein, und der Stimmbereich gerät klarer, aber auch minimal leichter timbriert. Wie gesagt: Es sind eher Nuancen. Für die anstehenden Hörtests habe ich die Genelec 8260 überwiegend im eingemessenen Modus betrieben.

Genelec 8260 im Hörraum

Und, das sei auch noch vorab gesagt, sie überwiegend über den analogen Eingang angesteuert. Die klanglichen Unterschiede zwischen digitalem und analogem Input sind zwar so gering, dass ich eigentlich nur empfehlen kann, sich im Zusammenhang mit den 8260 eine analoge Vorstufe zu sparen, wenn man denn keine analoge Quelle betreibt. Aber zum einen traue ich der Lautstärkeregelung meiner Squeezbox Touch nicht recht über den Weg, zum anderen bin ich auf die Dauer einfach zu faul, jedes Mal zum Rechner zu rennen, nur um den Pegel via GLM-Software anzupassen. Und da meine Vorstufe Octave HP300 natürlich fernbedienbar ist, nahm ich diesen Weg. (Übrigens: Wer sich wundert, wie man eine Squeezebox digital an einen AES/EBU-Eingang anschließt: Einfach das koaxiale Digitalkabel an einen XLR-Adapter anschließen. Sieht nicht schön aus, hat mit Symmetrie nicht das Geringste zu tun, funktioniert aber und klingt hervorragend.) Also, die „Prämissen“ wurden genannt: Wie klingt das dicke, finnische Ei denn nun?

Gar nicht. Ja, sorry, vermutlich haben Sie das auch schon öfter irgendwo gelesen, und durch häufigen Gebrauch nutzt sich sowas schnell ab – mir fällt aber nichts Passenderes ein. Gut, zweiter Versuch: breitbandig, tonal neutral bis „drahtig“, sehr verzerrungsarm und so detailreich, dass es manchem Genusshörer vielleicht schon wieder zu viel wird. Die Genelec 8260 ist ein Werkzeug, kein Weichzeichner.

Genelec/DynamikksDer Reihe nach: breitbandig. Nach obenhinaus ist sowieso keine Begrenzung zu spüren, da wird linear durchgezogen, nicht mehr, nicht weniger, aber das ist wohl auch keine so große Kunst. Die Gewöhnung an Passivlautsprecher ist nun aber dafür verantwortlich, dass meine Kinnlade auf dem Boden landet angesichts des Tiefgangs, den die Genelec erreicht: „Ach ja, stimmt“, erinnere ich mich, „Aktivlinge schaufeln bei gegebener Gehäusegröße locker noch eine Oktave tiefer. Die geben hier ja sogar 26 Hz als untere Grenzfrequenz an.“ Trotzdem bleibt da ein Überraschungsmoment beziehungsweise eine Art Auge/Ohr-Diskrepanz übrig, die mich spontan sogar vermuten lässt, dass mein neuer, großer Passiv-Lautsprecher, die Dynamikks Monitor 8.12, zwar drei-viermal mehr Volumen besitzt, aber nicht so weit hinunter reicht. Ein Direktvergleich muss her, die Dynamikks werden dabei von Electrocompaniet-Monos befeuert: Okay, das stimmt so nicht. Aber wirklich tiefer kommt der straff aufgehängte 12-Zöller im 80-Liter-Kühltruhen-Gehäuse eben auch nicht. Die Unterschiede im Tiefton liegen woanders.

Nils Petter Molvaer (Album: Baboon Moon)Beispiel: Der Song „Recoil“ von Nils Petter Molvaer (Album: Baboon Moon). Während die Genelec jeden einzelnen Bassdrumkick als sauber platziertes Ereignis recht weit hinten im Raum darstellt und das, was ich für einen verzerrten E-Bass halte, völlig konturiert und trocken rüberbringt, geht die Kombi Electrocompaniet/Dynamikks etwas substanzieller und mächtiger ans Werk. Das Drumset steht nun weiter vorne, die einzelnen Beats sind zwar eine Spur weniger konturscharf umrissen, besitzen dafür aber diese unangestrengt-federnde Note, die der Genelec in ihrer sachlich-korrekten Art etwas abgeht, und der Basslauf gerät eine Spur weicher, zumindest nicht ganz so frappierend plastisch nachmodelliert wie bei den Finnen –, man könnte aber auch sagen: etwas satter, weniger knöchern.

Pivots „O Soundtrack Of My Heart“Ähnliches ist immer wieder festzustellen. Auch bei Pivots „O Soundtrack Of My Heart“ (gleichnamiges Album) wirken die unteren Lagen mit der Genelec vergleichsweise „asketischer“, die einzelnen Drumschläge aber auch noch härter/plötzlicher im Antritt als über das doppelt so teure Vergleichsgespann. Korrespondierend dazu gerät der gesamte Bühnenkörper ebenfalls größer und ausladender, wenn die Dynamikks spielt, während die Genelec vergleichsweise kompakter abbildet, die einzelnen Instrumente und Stimmen auf dieser Bühne dafür aber trennschärfer nachzeichnet – Letzteres gilt unabhängig vom Frequenzbereich, aber eben auch im Bass.

Was soll man davon halten? Sicher ist schon einmal: In dieser Preisklasse kenne ich keine Kombi aus Verstärker & Lautsprecher, die tiefer nach unten langt. Schneller und konturierter wird’s eigentlich auch nicht. Gut, eine Dynaudio Focus 340 beispielsweise, mit einem straffen, potenten Amp im Kreuz, was preislich dann ungefähr aufs Gleiche hinausläuft, tritt im Bass ebenfalls zackig und trocken auf. Aber auch, wenn der Test nun schon länger her ist und mir die Dänin für einen Direktvergleich mit der Finnin nicht mehr zur Verfügung steht: Ich müsste mich doch sehr irren, wenn damit seinerzeit im Untergeschoss wirklich mehr Details herausgeholt worden wären als jetzt mit der Genelec; eher ist’s umgekehrt. Und was schließlich die „Saftigkeit“ angeht: Das lässt sich natürlich via DSP einstellen. Bei passiven Lautsprecherkonzepten würde man zu diesem Zweck wohl mit dem Abstand zur Rückwand experimentieren oder auch mit der eigenen Hörposition – auf elektronischem Wege kann man zielgerichteter und wohl auch schneller geschmackliche Anpassungen vornehmen. Wenn man denn mag. Die obigen Aussagen beziehen sich auf die Einstellung, die Genelecs AutoCal-Messung in meinem Raum „für richtig hält“.

Genelec 8260

Billboard
Input Audio

Test: Genelec 8260 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

  1. 3 Klang Genelec 8260 (Teil I)