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Sonntag-Nachmittag, Dauerregen über dem wolkenverhangenen Berlin, ein dunkler, nordseitiger Hörraum und zwei pechschwarze Geräte aus dem ebenfalls nicht gerade mediterrane Assoziationen aufkommen lassenden Städtchen Ikast im Rack. Nein, keine Sorge, dem Autoren geht es gut (-; – ein bisschen larmoyante akustische Untermalung scheint der Situation aber dennoch angemessen:
Nun, Shearwaters 2010er Album The Golden Archipelago macht sich in solchen Fällen bestens im CD-Player: Die aus Austin/Texas stammende Formation um den Sänger, Songschreiber und früheren Ornithologen Jonathan Meiburg lässt zwar Erinnerungen an den späten Mark Hollis, bisweilen frühen Peter Gabriel wach werden – dennoch weist die melodiöse, intelligent angerichtete Rührseligkeit etwas ganz Eigenes auf.
Eine recht eindrucksvolle Bassdrum, kräftig-volle, für eine gewisse Dramatik sorgende, in monotoner Wiederholung ausgeführte Pianoakkorde, dazu Gitarre, eine recht vordergründig eingespielte, aber im Normalfall niemals scharf oder nervig tönende Hi-Hat und die stets etwas klagend wirkende Stimme Jonathan Meiburgs: In der Schwere, der Opulenz des Songs „Landscape At Speed“ lässt sich‘s wunderbar baden, wenn mal sich drauf einlässt. Wobei die beiden Gamuts hierbei tatsächlich auch sehr kompetente Bademeister abgeben:
Die gewichtige Fülle des aus den tiefen Lagen heraus aufbauenden Stückes pumpen die Dänen eindrucksvoll vollmundig – ja, zu den tonalen Asketen seiner Zunft gehört das Duo schon mal in keinem Fall – und mächtig in den Hörraum, auch bei höheren Laustärken gerät da im Zusammenspiel mit meinen Thiel CS 3.7 nichts aus dem Ruder. Klar, bei einer 2 x 240 Watt Endstufe dieser Preisklasse sollte man eigentlich auch erwarten, dass Lautsprecher (fast) jeglicher Couleur bei jedweder Musik souverän an die Hand genommen werden – interessant am Spiel der Gamut‘schen D3i/D200i Combo ist schließlich aber auch noch etwas anderes.
Denn die Eindringlichkeit, das Involvierende dieses Stückes erfährt für meinen Geschmack nicht zuletzt dadurch Unterstützung, dass der Spielweise unseres Probanden bei aller Kontrolliertheit nichts Starres, sondern etwas sehr angenehm Fließendes und Substanzielles zu Eigen ist. Einzelne Klangereignisse geraten für sich betrachtet zwar anstandslos definiert und keinesfalls aufgeweicht, fügen sich aber – und dies ist das eigentlich Auffallende – zu einem geschmeidigen, auch die Ausschwingvorgänge, den Körper von Tönen (quasi die Füllmasse zwischen einzelnen Attackphasen) ausnehmend feinsinnig nachzeichnenden Ganzen zusammen.
Mögen solche Charaktereigenschaften im ersten Moment vielleicht gar etwas subtil anmuten, schätzt man sie gerade beim längeren/intensiveren Hören dann um so mehr: Eine zum Vergleich ins Rack gewuchtete Accuphase P-5000 – preislich auf Augenhöhe mir der D200i – zeigt deutlich auf, in welche Richtung der Musikspaß tendiert, wenn es zwar ebenfalls einwandfrei kontrolliert-kraftvoll und sogar noch etwas zackig-dynamischer, dabei aber irgendwie weniger beweglich, strenger und letztlich technischer klingend zugeht …
Test: Gamut D3i und D200i | Vor-End-Kombi