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Am Anfang der Klangbeschreibung bediene ich mich normalerweise gerne einiger Jazz-Scheiben, wobei sich das Album Sezession des Japanischen Trios Mouse on the Keys (auf Amazon ansehen) nicht in eine Schublade stecken lässt, auch wenn die Besetzung mit Klavier und Schlagzeug eher in Richtung Jazz zeigt. Aber schon alleine der Verzicht auf einen Bassisten mutet ungewöhnlich an. Als ich zum ersten Mal das funkige Stück „Toccatina“ über den Fostex TH-500RP hörte, war ich ehrlich gesagt sehr überrascht. An hellere Zeitgenossen gewöhnt – wie etwa dem AKG K702 oder Beyerdynamic DT880 -, überwältigte mich zuerst einmal die direkte, für meine Begriffe aber auch etwas dunkle Spielweise des offenen Magnetostaten. Besonders der Hochton irritierte leicht, war er doch gleichzeitig im unteren Hochtonspektrum zurückgenommen und ganz, ganz oben – im Superhochton – dennoch irgendwie präsent. Es fehlte ihm zudem die bei vielen hochpreisigen Kopfhörern so glorifizierte Geschmeidigkeit in den Höhen. Stattdessen ging der Klangkörper des Schlagzeugs etwas im Mittenbereich unter und klang trotz Präsenz im Superhochton etwas zu voll. Da es sich bei dem Testexemplar um ein Review-Sample handelt, sollte mangelnde Einspielzeit eigentlich ausgeschlossen sein. Um ganz sicher zu gehen, gab ich ihm unter Ausschluss meiner Ohren trotzdem etwas Spielzeit. Nach zirka zwei Tagen ununterbrochener Membranarbeit war allerdings festzustellen, dass die Ursache woanders liegen muss. Ich beschloss deshalb, eine weitere mögliche Lösung auszuprobieren: Ein anderer Verstärker musste her. Da gerade der Meier Audio Corda Classic leihweise bei mir weilte und so preislich ein ähnlicher Spielpartner zur Verfügung stand, gab ich dem Fostex TH-500RP eine Chance, sich im Zusammenspiel mit dem Crossfeed-Amp zu beweisen.
Und tatsächlich, die Veränderung des Klangbilds war deutlich wahrzunehmen. Der Meier Audio ließ den Fostex regelrecht aufblühen. Seinen etwas ins dunkle tendierenden Klangcharakter behielt der Kopfhörer zwar bei, konnte jedoch im Hochton wesentlich mehr überzeugen als etwa mittels des Benchmark DAC1 USB angetrieben. Hi-Hats und Snares wurden mit der Meier-Fostex-Kombination um einiges besser vom Rest des Frequenzspektrums abgegrenzt und erhielten einen sehr natürlichen und langzeittauglichen Charakter. Die Ursache liegt wahrscheinlich in der im Vergleich zum Benchmark etwas schlankeren und helleren, aber dennoch härtefreieren Spielweise des Meier-Audio-Verstärkers. Dies kommt dem Klangverhalten des Fostex, der sich mehr auf die unteren Mitten beziehungsweise den Grundton zu konzentrieren scheint, nicht unwesentlich zugute. Dadurch wird zudem klar, dass der TH-500RP durchaus einen fein zeichnenden Hochton besitzt, die richtige Verstärkerwahl aber hier eine größere Rolle zu spielen scheint als das bei manch anderen Kopfhörern der Fall ist.
Um zu überprüfen, ob es sich nur um bestimmte Musikrichtungen handelt, bei denen der Fostex TH-500RP mit dem Meier besser harmoniert, sind freilich noch weitere Hörrunden nötig:
Das nächste Album in meiner für diesen Test zusammengestellten Liste an Musik ist geradezu dafür prädestiniert, um die Klangsignatur im mittleren Frequenzband abzukopfen. Die kalifornische Band Deftones (auf Amazon anhören) war in den 90er-Jahren maßgeblich an dem kommerziellen Erfolg der Nu-Metal-Bewegung verantwortlich. Das bereits fünfte Studioalbum Saturday Night Wrist stellt eine gelungene Weiterentwicklung des prägenden Musikstils dar. Schwere Gitarrenriffs werden mit Kreischpassagen unterlegt und mit dem exzessiven Einsatz der Toms und der Bassdrum zu einem wütenden Klangkonglomerat zusammengefügt. Über den Benchmark DAC1 gehört, zeigte sich abermals der sich etwas in den Vordergrund drängende Grundtonbereich des Fostex. Die Musik spielt durch diese tonale Eigenart etwas direkter und unverblümter. Tiefere Saiten kommen mit dem Fostex TH-500RP mehr zum Geltung als die cleanen Soloeinlagen. Das soll aber nicht heißen, dass die diversen Obertöne außen vor gelassen werden. Dennoch wird beim TH-500RP der Fokus auf das untere Mittenband gelegt. Eine Eigenart, die also nicht unwesentlich für den etwas dunklen Klangcharakter des Kopfhörers verantwortlich ist.
Wechselt man nun zum Meier Audio-Verstärker, prägt eine wesentlich feinzeichnendere und meiner Meinung nach auch neutralere Abstimmung das Klangbild. Die gesamte Präsentation des Albums wirkt schlackenlos und in sich geschlossen. Der Mittenbereich harmoniert besser mit dem übrigen Geschehen in der Musik. Auch wenn die Musik nun etwas nüchterner – da mit weniger Grundton gewürzt – als über den Benchmark präsentiert wird, bleibt der gewollt direkte und offensive Charakter von Saturday Night Wrist über die Fostex/Meier-Kombi weitgehend erhalten. Durch die Domestizierung des Grundtons kommen die anderen Frequenzbänder etwas besser zur Geltung und der TH-500RP gewinnt wesentlich an Neutralität. Der Meier Audio Corda Classic bleibt also für die folgenden Klangtests mit dem Fostex der Partner des Vertrauens und kann dem geneigten Käufer durchaus als Experimentierempfehlung ans Herz gelegt werden.
Aufgrund der sonoren Mittenwiedergabe des Fostex TH-500RP liegt die Vermutung nahe, dass er Frauenstimmen und Akustikgitarren genauso angenehm wiedergeben kann, wie er rockigem Material genügend Leben einhaucht. Nun hat das Album Monday’s Ghost der schweizerischen Singer/Songwriter-Ikone Sophie Hunger (auf Amazon anhören) zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, kann mit der durchaus annehmbaren Aufnahmequalität und der ruhig-melancholischen Stimmung aber noch immer begeistern. Mittels Gitarre und Stimme zaubert Sophie Hunger in „Sophie Hunger Blues“ eine kleine Hommage an Bob Dylan. Der Fostex TH-500RP versteht es nicht nur, diese minimalistisch gehaltene Besetzung bis ins kleinste Detail wiederzugeben, er lässt die Aufnahme darüber hinaus auch noch sehr erwachsen wirken, sprich das Saiteninstrument gewinnt mit dem TH-500RP gegenüber heller abgestimmten Kopfhörern deutlich an Volumen. Sophie Hungers Stimme wirkt ebenfalls etwas entspannter. Der Fostex-Hörer unterstützt hier ermüdungsfreies Langzeithören. Stimme und Gitarre werden darüber hinaus räumlich sehr realistisch gezeichnet. Der im Lied vorhandene Hall wird mit dem Fostex sehr authentisch vermittelt und lässt eine gute Vorstellung der Raumgröße zu. An die Räumlichkeit eines Sennheiser HD800 kommt der Fostex zwar nicht heran, er stellt die Bühne aber in einer realistischen Größe dar.
Auch das leise Zwitschern eines Singvogels im Hintergrund ist gut hörbar. Mikrodetails sind mit dem passenden Verstärker für den TH-500RP kein Problem, sogar das Betätigen des Fortepedals bei „Rise and Fall“ wird hörbar. Die Auflösung des Hörers lässt also nichts zu wünschen übrig und kann sich mit der Magnetostatenkonkurrenz messen.
Verlässt man nun das ruhige Singer/Songwriter-Gefilde wieder und widmet sich etwas aufwühlenderer Musik, wie Shaking the Habitual, dem neuesten Werk der schwedischen Elektronik-Band The Knife (auf Amazon anhören), wird klar, dass der Fostex auch im Bass kompetent zu Werke geht. Der TH-500RP überzeugt hier mit einem hinreichend druckvollen, tonal dennoch nicht überbordenden Kickbass. Das mir in der LP-Special-Edition vorliegende Album scheint für den Fostex-Kopfhörer wie geschaffen. Neben der genauen Mengendosierung des Bassimpacts, bietet der Fostex TH-500RP die von Magnetostaten gewohnte Schnelligkeit.
An die staubtrockene Wiedergabe von Elektrostaten, wie etwa der eines Stax SR-009, kommt er zwar nicht heran, das würde aber auch gar nicht zum Gesamtcharakter des Hörers passen, der wie schon anfangs erwähnt tendenziell dunkler und gefälliger abgestimmt ist. Erfreulicherweise muss man als Eigner des Fostex auch nicht auf die alleruntersten Lagen verzichten. Im Gegensatz etwa zu seinem wesentlich günstigeren Studiokollegen, dem TH-50RP, macht der TH-500RP auch unter 40 Hz noch Dampf, wie beim letzten Drittel des Stücks „A Cherry On Top“ nachgehört werden kann. Der Anschlag der Bassgitarre grollt eindrucksvoll und gut definiert, das gute Sustainverhalten des Fostex kommt bei dieser Passage ebenfalls zum Vorschein. Der Ausklang der Obertöne ist lang, das Timbre wirkt realistisch und tendiert ein kleines bisschen ins Warme.
Mit Technologien, die aus der Studioserie von Fostex entlehnt wurden, müsste der TH-500RP auch mit komplexerer Musik, wie einem Orchester mit verschiedenster Instrumentierung, gut zurechtkommen. Und das tut er auch, wie der knappe 25 Minuten lange vierte Satz der Symphonie Nr. 9 von Gustav Mahler beweist. Unter der Leitung von Lorin Maazel ließen sich die Wiener Philharmoniker zu einer harmonisch fließenden, aber dennoch dynamischen Wiedergabe bewegen. Genau diese Dynamik vermag der Fostex einzufangen. Sei es der abrupte Übergang von Oboe zu Streichern bei 1:30 oder der Lautstärkeanstieg bei Minute 14, der schließlich mit Paukenwirbel und dem finalen Beckenschlag seinen Höhepunkt findet – jede Passage wird vom TH-500RP dynamisch sehr überzeugend abgestuft. Die Pegelfestigkeit lässt darüber hinaus ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Auch bei sehr hohen Lautstärken waren keine Verzerrungen zu bemerken. Ein Muss ist das laute Hören mit dem Fostex TH-500RP aber keineswegs, fängt er doch auch bei leisem Auftritt noch genügend Details ein.
Test: Fostex TH-500RP | Kopfhörer