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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Rustikal feinsinnig
  2. 2 Fonel Avalon: Klang & Vergleiche

HiFi-Geräte, deren Erbauer ich auch in fünf Meter Abstand im Halbdunklen ohne meine mit vier Dioptrien bewehrte Brille sicher erraten würde, gibt es nicht viele. Fonel-Elektronik zählt aber ohne Zweifel dazu – da macht der zum Test anstehende Vollverstärker Fonel Avalon (www.fonel-audio.de | Preis des Testgerätes: 10.900 Euro) keine Ausnahme: Dafür sorgen allein die charakteristischen, sieben Millimeter starken, handpolierten Holzapplikationen, bei unserem Probanden in der Ausführung „Nussbaum“ gehalten. Ebenfalls unverkennbar Fonel, wenn man dazu auch schon ein bisschen näher heran ans Gerät muss, ist das panzerartige Stahlkleid mit fünf Millimeter starken Wänden und massivem Drei-Millimeter-Deckel.

Rüttelt oder zieht man probeweise mit reichlich Schmackes an den Cinchbuchsen (drei Eingangspaare, zudem ein XLR-Input), dem doppelt ausgelegtem Lautsprecherterminal (schaltbar: A und/oder B) oder drückt beherzt auf die kleinen Metalltaster im unteren Bereich der Front des Fonel Avalon wird spätestens klar: Dieser Vollverstärker mutet nicht nur in seiner Designsprache eigenständig – wenngleich sicherlich auch etwas polarisierend – an, er liefert auch in Sachen mechanischer Solidität absolut Außergewöhnliches. Das gilt selbst angesichts der highendigen Preisklasse, in der sich der Avalon bewegt. Respekt. Nur die Beschriftungen der Taster auf der Fontplatte und das zentrale Logo würde ich mir etwas feiner und hochwertiger ausgeführt wünschen.

Fonel Avalon Stahlgehäuse

Die Stahlwände der Gehäusekonstruktion sind fünf Millimeter stark

Neben der Passion für den Tresorbau macht das Fonel-Team – Entwicklung und Herstellung erfolgen arbeitsteilig in Berlin sowie im ukrainischen Sjewjerodonezk – auch kein Geheimnis um seine Leidenschaft für Röhrentechnik. Man hat zwar auch reine Transistorgeräte am Start, wie etwa den Vollverstärker Fonel Emotion, den ich über lange Zeit selbst besaß, gleichwohl hält man hochwertige Röhrenkonzepte für klanglich noch avancierter. Und so ist der Fonel Avalon ein Hybrid, seine Vorstufensektion birgt einen Glühkolben. Ja, tatsächlich nur einen, trotz des für die Verstärkerelektronik deklarierten Doppelmonoaufbaus. Bei der Doppeltriode kommen die Kanäle mithin in einem solitären Bauteil zusammen, wobei sich jede „Hälfte“ der Triode um „ihren“ Kanal kümmert und jeweils auch unabhängig mit kanalgetrennten Schaltungszügen korrespondiert. Der Vorteil dieser Singlelösung gegenüber einem Röhrendoppel liegt in der leichter zu realisierenden (das Matching entfällt) und natürlich über die Zeit stabileren Kanalgleichheit.

Fonel Avalon Lautstärkeregelung

Neun kleine Tasterlein hat’s insgesamt auf der Front des Fonel Avalon. Die Lautstärkeregelung kann sowohl hier als auch per Fernbedienung erfolgen, ebenso die Eingangswahl, die Aktivierung der Lautsprecherterminals (A/B) ausschließlich am Gerät

In der Ausgangsstufe des Fonel Avalon geht’s hingegen 100 Prozent „tubefree“ zu: Pro Kanal verantworten vier Mosfets die Endverstärkung, die dann entsprechend vor dem Einbau ­– ja, hier dann zwangsläufig doch – „paarweise selektiert“ würden, so Fonel. Bis zu zweimal 65 Watt vermögen die acht Halbleiter in eine Acht-Ohm-Last zu drücken – und zwar in reinem Class-A. Was gut für den Aktienkurs Ihres Stromversorgers (wobei der Fonel Avalon mit 112 Watt Ruheleistungsaufnahme quasi noch zu den Ökos der Class-A- Zunft zählt), aber eben auch gut für die Verzerrungsarmut ist. Zur Erinnerung in Sachen Class-A: Wird der Arbeitspunkt (seine „Ausgangslage“) eines Transistors mittels höheren Ruhestroms so gesetzt, dass während des Verstärkungsvorgangs das Erreichen des Sperrbereichs zuverlässig vermieden wird, vermeidet man gleichzeitig auch durch Schwellspannungen hervorgerufene „Übergangsverzerrungen“.

Fonel Avalon Rückseite

Foto: Die Rückseite des Fonel Avalon birgt neben den Hochpegeleingängen (Cinch, XLR) und dem doppelt ausgeführten Lautsprecherterminal auch einen Kopfhörerausgang

Bei alldem wirkt der von einem die Steuerkreise versorgenden 28-VA-Trafo flankierte Hauptringkerntrafo des Fonel Avalon mit seinen 180 VA gar nicht mal so „überdimensioniert“ wie das sonst häufig so gerne dahingeschrieben wird. Nun, meine mit zirka 85 dB/W/m deklarierten Sehring 903 gehen fraglos schon als recht durstig durch – klar, dass wir noch testen werden, ob‘s der Fonel auch mit solchen Lautsprechern im Bedarfsfall ordentlich schallern lässt oder wackelige Knie bekommt. Sicherheitsbedenken müssen wir jedenfalls keine haben: Ein internes Sicherungssystem schütze die Schaltungen des Fonel Avalon zuverlässig vor Überlast und im Fall der Fälle auch vor Kurzschluss, wie mir Marketingmanagerin Olga Ehms verspricht.

Fonel Avalon innen

Nackte Tatsachen: Die Triode in der Eingangsstufe. Das Doppel-Mono-Layout wird zudem bevölkert von WIMA-Folienkondensatoren, Relais mit vergoldeten Kontakten, einem Noratel-Ringkerntrafo, gematchten MOSFET-Transistoren und einem Alps-Poti – hohe Qualität nach guter alter Väter Sitte

Apropos Stromversorgung: Das Netzteil zähle zu den Elementen, die gegenüber dem erwähnten preisgünstigeren Fonel Emotion neu entwickelt worden seien. Gleiches gelte für die Softwaresteuerung sowie das Schaltungsdesign der Ausgangsstufen: Der Fonel Avalon arbeite bis hinunter zu zwei Ohm laststabil, so Olga Ehms weiter. Ein durchaus amtlicher Wert. Und ein gutes Beispiel dafür, dass sich Laststabilität und Ausgangsleistung – die erwähnten 2 x 65 Watt sind ja eher ziemlich handelsüblich – nicht immer pauschal in einen Topf werfen lassen. Umgekehrt können auch Amps mit hoher nominaler Leistung ihre liebe Mühe mit niederimpedanten Lautsprechern haben (nicht untypisch hier: Class-D). Übrigens: Wechselt man die Seiten und schaut auf die jeweiligen „Pendant-Parameter“ bei den Lautsprechern, so können diese trotz geringen Wirkungsgrads nichtsdestotrotz eine gutmütige Verstärkerlast darstellen – wie etwa bei den erwähnten Sehring 903 mit ihrem unkritischen Impedanzverlauf der Fall. Andersherum kann’s hier natürlich ebenfalls wieder gelten.

Fonel Avalon: Klang & Vergleiche

Wenn man Fonel-Elektronik, so jedenfalls meine Erfahrung, eines pauschal unterstellen darf, dann dass sie durchweg langzeittauglich und – wie sagt man so schön – „musikalisch“ abgestimmt ist. Passend dazu lautete auch die erste Reaktion eines Lautsprecherentwicklers, der sich aus Neugierde mal meinen CD-Player Fonel Simplicité auslieh: „Der klingt so schön analog.“ Interessanterweise geht das aber nicht mal unbedingt mit einer durchgängig tonal warmen Abstimmung einher: Beim Simplicité ist eine solche durchaus ein wenig herauszuhören, wohingegen die 2011 getestete Vorstufe Fonel Renaissance sogar eher mit einer leicht schlankeren, dafür ausnehmend luftigen Wiedergabe aufwartet.

Der Fonel Avalon wählt im Grunde den dritten Weg und schlägt tonal in eine ähnliche Kerbe wie meine amtlich neutralen Bryston 7B³-Monos mit ihren Studiogenen. Zum Vergleich: Der kürzlich getestete Stereoendverstärker Meridian 857 Reference ist beispielsweise tonal etwas sonorer abgestimmt. Klar, der Avalon ist ein Vollverstärker, mit meinem regelbaren Linnenberg-Telemann-DAC steuere ich via XLR aber ebenso Endstufen unmittelbar an, sodass ich im Verlauf des Tests immer wieder mal auf den einen oder anderen direkten Vergleich zurückgreifen werde. Im Verbund mit dem Fonel steht der Volume-Regler des Linnenberg dabei annähernd auf Vollausschlag, die Pegelsteuerung erfolgt allein am Vollverstärker.

Kasabian MusikGesampeltes Plattengeknister, Schellenkranz, kurz-trockene, an Rimshots erinnernde Percussion, Westerngitarre, nöliger Gesang, Bass und eine sich im Zweivierteltakt wiegende Snare/Bassdrum-Figur – „Where did all the love go?“ von Kasabian (Album: West Ryder Pauper Lunatic Asylum, auf Amazon anhören) bietet von Kopf bis Fuß so ziemlich alles, was im Frequenzspektrum abgefordert werden kann. Und bei aller grundsätzlichen tonalen Verwandtschaft zwischen meinen Bryston-Monos und dem Fonel Avalon fallen bei genauerem Hinhören dann natürlich Unterschiede ins Ohr. Die zum Teil als bemerkenswert durchgehen:

So muten etwa besagter Plattenknistereffekt oder der Schellenkranz im Refrain, aber auch die knallige Snare über den Fonel zwar nicht lauter an, aber irgendwie noch offener, noch luftiger, noch lockerer – im ersten Moment tatsächlich so, als würden die oberen Frequenzen des Avalon noch müheloser allerhöchste Gipfel erklimmen als meine kanadischen Monos. Und das überrascht ziemlich. Hatte ich die letzten Jahre doch so einige hochwertige End- und Vollverstärker zu Gast, von denen allerdings keiner so straight (und extrem langzeittauglich-feinsinnig!) bis ganz hoch in die ätherischsten Hochtongefilde durchzeichnete wie das Bryston-Doppel. Ja, den famosen 7B³ kommt in dieser Disziplin zweifelsohne Benchmarkcharakter zu. Übrigens: Anspruchsvollen Hochtonfeinschmeckern, die in vierstelligen Preisgefilden bleiben wollen, sei in diesem Zusammenhang noch unbedingt der Norma Revo IPA-140 ans Herz gelegt.

Fernbedienung des Fonel Avalon

Hölzerne Handschmeichelei: die Fernbedienung des Fonel Avalon

Bei alledem wird die besondere Luftigkeit des Fonel Avalon von keinerlei Nebenwirkungen begleitet, die einem stressfreien Hören entgegenstehen würden. Im Gegenteil: Neben den Höhen weisen auch die Mitten eine angenehme Lockerheit auf. Mag das ausgerechnet in einem solchen Test etwas unangebracht anmuten, sei an dieser Stelle dennoch offen gestanden, dass ich eigentlich kein besonderer Fan von Röhrengeräten bin.

Villagers AlbumGleichwohl: Die Geschmeidigkeit, die Natürlichkeit, die „Ungepresstheit“, die leuchtenden Klangfarben, mit denen der Fonel Avalon die kehlige Stimme Conor O’Briens in „Becoming A Jackal“ (gleichnamiges Album der Villagers, auf Amazon anhören) sowie seine Westerngitarre zelebriert, gemahnen eindrucksvoll an die Meriten von highendigen Röhrenkonzepten. Und das – jedenfalls beim Fonel Avalon – ohne Anflug von aufgesetzter Schönfärberei. Ja, bei solchen Titeln komme ich fast ins Grübeln, ob’s tatsächlich vorteilhaft ist, stets stur im Transistorlager zu verharren. Mit Vertretern zum Beispiel von AVM, Meridian und Genuin hatte ich die letzte Zeit immer mal wieder veritable Top-Transistoramps im Rack – an diese besondere, locker-eingängige Gangart im Mitten/Hochtonband und die Offenheit in den oberen Lagen, die ich mit dem Fonel erlebe, kann ich mich nicht erinnern.

Public Service BroadcastigDafür dass der Fonel Avalon nicht zum unbotmäßigen Schönfärber mutiert, sorgen zudem seine unverschliffene Feindynamik – ein AVM Ovation SA 6.2 oder Meridian 857 Reference runden da schon eher ab – sowie grobdynamischen Fähigkeiten: Ob die plötzlich einsetzenden, den Hörer unvermittelt in die Tiefe ziehenden, abgestuften Bassläufe in „Becoming A Jackal“ oder die trockenen elektronischen Beats in „Sputnik“ der englischen Progressive-Combo Public Service Broadcasting (Album: The Race for Space, auf Amazon anhören): Was Timing und „Schnelligkeit“ angeht, kann man sich auch in dieser avancierten Preisklasse kaum mehr wünschen. Klar meine Bryston-Monos oder auch der ungemein zackige Endverstärker Krell Duo 300 liefern in dieser Sache wohl noch einen Deut mehr ab, aber hier ein signifikant genusszuträgliches „Besser“ zu attestieren, wäre wohl schon fast akademisch.

XLR bei Fonel Avalon

Nennenswertere Unterschiede lassen sich dagegen mit Blick auf den Tiefgang ins Feld führen: Hörbar beispielsweise beim tieffrequenten, stehenden Ton des Synthesizers in Skinny Puppys „Cullorblind“ (Album: Handover), dem das letzte Quäntchen an Autorität, an Macht, an Schwärze abgeht, wenn’s über unseren Probanden geht. Hier vermag auch ein Genuin Nimbus – ebenfalls nicht gerade mit übertriebenen Wattzahlen dekoriert – noch tiefer zu schaufeln. Um die Kirche im Dorf zu lassen: Tiefgang ist nicht das Steckenpferd des Fonel Avalon, aber auch keine ausgemachte Problemstelle, würden bei fairaudio Schulnoten vergeben, würde er sich im Fach „Tiefgang“ wohl eine „drei“ einfangen, zumal die Vergleichsgeräte allesamt reinrassige Endstufen in ähnlichen oder höheren Preisklassen sind.

Diese „drei“ könnte er jedoch mit geradezu streberhaften Noten im Fach „Räumlichkeit“ wieder ausgleichen – die Illusion, ein von der Lautsprechern gelöstes, sich Richtung Hörer öffnendes Bühnenbild in den Hörraum gestellt zu bekommen, gelingt dem Fonel Avalon im Grunde nicht minder gut als meinen Bryston-Monos. Seine beschriebene, vereinnahmende Offenheit sorgt sogar für leichte Pluspunkte, das Gefühl, dass etwas weniger schwarzer Hintergrund zwischen Instrumenten freibleibt, für leichte Abstriche. Auch die Größendimensionen gestalten sich erstaunlich ähnlich. Mit Blick auf die Ortungsschärfe verhält sich unser Proband ebenfalls mustergültig, allenfalls mit ganz leichten Einschränkungen in der Mikroperspektive, die wir – alles hängt ja bekanntlich mit allem zusammen – am besten zusammen mit der Detailauflösung näher beleuchten.

Cinchbuchsen am Fonel Avalon

Nun, zunächst sind all jene Details ohne Abstriche wahrnehmbar, die auch meine hochtransparenten Bryston 7B³ zutage fördern. Selbst die sich zeitweise in Kasabians „Where did all the love go?“ auf dem rechten Kanal ganz seicht bemerkbar machenden, diskantsaitendominierten Gitarrenakkorde arbeitet der Fonel Avalon blitzsauber heraus. Respekt! Bei einem Titel wie dem hervorragend aufgenommenem „K Y Re:amin“ (RX, Album: Bedside Toxology) fällt dann aber ins gespitzte Ohr, dass die etwas distinguiertere, sachlichere Hochtoncharakteristik meiner Bryston 7B³ durchaus sachdienliche Vorzüge hat:

Im Intro des Stücks werden die Höhen und Mitten zeitweise von einem Shaker bestimmt, wiederholt begleitet von zarten Einsprengseln einer metallischen Perkussion, die in etwa so klingt, als schlüge man in der Küche mit kleinen Löffeln auf Kupferkessel. Während der Fonel Avalon keinerlei handfeste Information unterschlägt und im ersten Moment mit seiner luftigen Art sogar unterschwellig mehr Feinsinn suggeriert, haben die Kanadier bei den Kriterien „Fokus“ und „Textur“ klar die Nase vorn: So muten die feinen Tupfer der Metallperkussion eindeutiger umrissen an und kristallisieren sich vor einem ruhigeren Hintergrund auch klangfarblich noch klarer heraus. Der Shaker mutet räumlich konzertierter, ja, kohärenter, seine „raschelige“ Klangtextur zudem noch feiner ausgearbeitet an. Im Grunde ein gutes Beispiel, wofür auf Verzerrungsarmut getrimmte Transistortechnik gut ist.

Mit Blick auf den Hochton und die Auflösung kann man beim Vergleich zwischen dem Fonel Avalon und den Bryston-Monos also durchaus vom Kampf der Welten um die Gunst des Hörers auf extrem hohem Niveau – Transparenz und Luftigkeit sind hüben wie drüben absolut highendig – sprechen: Präferiert man nun das gefühlte Plus an Lockerheit/Leichtigkeit in den oberen Lagen, das offenbar aufgrund des Röhrenklirrs von einer leicht diffusen Note begleitet wird oder steht man auf maximal unverstellten Blick in reinster Bergluft, die dann im Zweifelsfall auch mal etwas weniger eindrucksvoll flirrt?

Fonel Avalon von vorne

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Wharfedale Aura

Test: Fonel Avalon | Vollverstärker

  1. 1 Rustikal feinsinnig
  2. 2 Fonel Avalon: Klang & Vergleiche

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