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Mit dem Final D7000 (3.299 Euro) präsentieren die Kopfhörer-Spezialisten aus Kawasaki (https://www.audiotra.de/) das neue Einstiegsmodell ihrer D-Serie, der mit magnetostatischen Schallwandlern bestückten Krönung des Final-Portfolios. Und ausgerechnet der „Kleinste“ aus der kopfschmückenden Adelsreihe soll ganz besondere Kompetenzen mitbringen. Wir setzen auf und hören rein!
Final fiel mir vor gut zehn Jahren zum ersten Mal auf, damals mit einem Stand auf der Münchner High End, an dem äußerst gut gelaunte Damen und Herren nicht müde wurden, den anwesenden Journalisten und Fachbesuchern ziemlich martialisch aussehende Kopfhörer auf die Ohren zu drücken. Ich kann mich zwar nicht mehr an das Modell erinnern, aber diese Demo verleitete mich später zum Erwerb des Teils – da sage mal noch einer, Selbstbewusstsein und Nachdruck beim Verkaufen seien kontraproduktiv. Okay, selbstverständlich muss die Qualität stimmen, aber diesbezüglich hat sich Final ja bereits einen sehr, sehr guten Ruf geschaffen. Und dass ich den besagten Kopfhörer heute nicht mehr besitze, lag weniger an seinen klanglichen Qualitäten als am doch recht hohen Gewicht dieser frühen Generation von geschlossenen Over Ears (wenn ich mich recht erinnere, über 650 Gramm) und meinen Brillenbügeln.
Masse & Membran
Der brandneue, offen konstruierte Final D7000 zieht da andere Saiten auf. Der Kopfhörer ist mit knapp 440 Gramm Nettogewicht zwar immer noch kein Fliegengewicht, aber immerhin eine Schokoladentafel leichter als seine aktuellen größeren Brüder. Einen großen Anteil daran dürfte das herausragend verarbeitete und trotz seiner filigranen Konstruktion äußerst robuste Gehäuse aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung haben, das die planar-magnetischen Membranen an Ort und Stelle und die gesamte Konstruktion auf dem Kopf hält. Das Verhältnis aus bewegter Masse zu Membranfläche ist bei Magnetostaten typsicherweise niedriger als bei üblichen dynamischen Treibern und soll beim Final D7000 sogar besonders günstig sein. Leider liefert der Hersteller keine genauen Daten. Nur so viel: Die Art und Produktionsweise der auf die Membranen aufgebrachten Leiterstrukturen, die bei Magnetostaten ja bekanntermaßen als Schwingspulen fungieren, sei hier entscheidend. Es entfalle der ansonsten für die Verbindung zwischen „Spule“ und Folie notwendige Klebstoff – was nicht zuletzt für eine verbesserte Hochtonwiedergabe sorgen soll.
Mehr Luft
Die Treibereinheit wartet mit zwei Besonderheiten auf, die im Final D7000 in dieser Form zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Da wäre erstens eine neue und verbesserte Version des „Air Film Dampening System“ (AFDS). Dabei sorgen zwei Scheiben aus perforiertem Metall zwischen der Membran und den Magneten für genau definierte Luftpolster, die verhindern sollen, dass die Membran bei hohen Auslenkungen physischen Kontakt mit dem Magneten bekommt. Final spricht gar von der „Neuerfindung des planar-magnetischen Treiberprinzips“ – das mag vielleicht etwas vollmundig klingen, doch interessant ist das per Finite-Elemente- und Laser-Doppler-Methode entwickelte System doch.
Als zweite Innovation nennt Final den „Pina-Align-Diffusor“. Die Pinna ist die Ohrmuschel, und deren Form und daraus folgende Beugung und Reflexion des Schalls nehmen großen Einfluss auf die individuelle Klangwahrnehmung jedes Menschen. Laut Final erziele eine in bestimmter Weise definierte Schalldiffusion direkt vor dem Ohr eine für alle Ohrformen „verträglichere“ Schallabstrahlung und somit einen besseren Klangeindruck. Die Idee sei schon bei der Entwicklung des D8000 entstanden, doch erwies es sich seinerzeit als noch zu schwierig, eine geeignete Form und die passenden Materialien dafür zu finden, so Final.
Komfortabel
Wer den Final D7000 aufsetzt, wird gleich eine außergewöhnlich angenehmes Tragegefühl bemerken. Das liegt nicht nur am Gewicht – in der Tat fühlt sich der D7000 leichter an, als das Datenblatt es suggeriert – sondern auch an den großzügig geschnittenen Ohrpolstern. Die polstern zwar relativ unnachgiebig, jedenfalls im Vergleich zu so manchen anderen Hörern, doch erstaunlicherweise tut das dem Komfort selbst mit aufgesetzter Brille keinen Abbruch. Im Gegenteil empfinde ich den Tragekomfort sogar als angenehmer als mit so manchen „Softiemuscheln“. Zudem sind sie mit einem besonderen Material bezogen, das ebenfalls das Kopfbügelpolster umhüllt: Final setzt hier auf japanisches Waschi-Papier, das ganz besonders stabil und atmungsaktiv sein soll. Ich kann diese Eindrücke nach mehreren Wochen mit dem D7000 nur bestätigen: Noch kein anderer Kopfhörer hat so lange auf meinem Kopf gesessen, ohne dass ich heiße Ohren oder Kopfschmerzen bekommen habe. Ach so, dazu trägt auch bei, dass man die Ohrmuscheln gegenüber dem Kopfbügel um etwa 20 Grad in jede Richtung verdrehen kann, der Winkel also nicht fest vorgegeben ist. Ein für mich sehr angenehmes Feature.
Die Ausstattung des Final D7000 ist einfach, aber zweckmäßig und, vor allem, edel. Das drei Meter lange, haptisch vertrauenserweckende OFC-Kabel ist mit einem 6,3-Millimeter-Klinkenstecker und zwei verschließbaren 2,5-mm-Steckern auf der Hörerseite versehen. Das verdrillte Kabel ist extrem unempfindlich gegenüber Mikrofonie – für mich persönlich ein großer Pluspunkt. Die kleine Textil-Transporttasche dient der Aufbewahrung des Kabels, nicht des Kopfhörers. Dem hat Final nämlich einen massiven Alukoffer spediert, der bei Flugreisen noch als Bordgepäckstück durchgehen dürfte – sicher verschließen lässt er sich zudem. So was sieht man nicht alle Tage.
Klangtest und Vergleiche: Final D7000
Final nimmt eine ganz eigene Klangeinordnung seiner Kopfhörer vor, die sich in einem Koordinatensystem abbilden lässt. Die X-Achse steht dabei für die mögliche Weite des wahrgenommenen Raums, die Y-Achse für die potenzielle Grobdynamik. Damit scheuen sich die Japaner nicht, ihren eigenen Produkten neben den üblichen Stärken auch (relativ zu verstehende) Schwächen zuzuordnen. Interessant und lobenswert. So macht Final zum Beispiel deutlich, dass der größere D8000 PRO eine räumlich weniger großzügige und dynamisch (relativ) eingeschränkte Klangcharakteristik besitzt, dafür aber sehr direkt, druckvoll und hochauflösend spiele. Somit sitzt er „links unten“ im Koordinatensystem und sei die beste Wahl für Pop- und Rockliebhaber – Genres, in denen Raum und Dynamik eine untergeordnete Rolle spielen, Druck und Fundament schon eher. Der „originale“ D8000 wiederum schlage in die andere Richtung aus und sitzt im Koordinatensystem rechts oben: Mit einem weiträumigen Klangbild und hoher dynamischer Kompetenz spricht er explizit Jazz- und Klassikhörer an, denen diese „livehaftigen“ Charakterzüge der Musik wichtiger sind als höchste Auflösung. Der D7000 nun soll dank der verbesserten Air Field Dampening-Technologie und des „Pina Align Diffusors“ genau zwischen den beiden teureren Modellen einpendeln. Ist das also die goldene Mitte für weniger Geld – oder doch eher ein Kompromiss?
Klare Vorstellung
Nun, fangen wir mal beim Raum an. Da liefert zum Beispiel ein Stax Omega SR-007 Reference MK2 (2.850 Euro) noch etwas weiter vom Kopf entfernt projizierte Schallquellen. Der Final D7000 belässt das Geschehen also etwas näher an oder im Kopf, was mich persönlich noch nie gestört hat und es hier ebenfalls nicht tut. Der günstigere Stax wirkt aber auch etwas diffuser, ätherischer, weniger greifbar und weniger genau definierend in der Abbildung. Diesbezüglich legt der D7000 die Messlatte mit sehr präzisen und substanziell greifbaren Holografien der Musiker in „Take Five“ vom Album Jazz at the Pawnshop so hoch, dass selbst der deutlich teurere Dan Clark Audio Expanse (4.499 Euro) nicht mehr ganz so einfach darüber hüpft. Beeindruckend dabei, wie klar und sauber der D7000 den Hintergrund schwärzt und dort keine grauen Klangnebel aufziehen lässt – das spricht für eine herausragende Verzerrungsfreiheit des Final D7000.
Softie mit Gefühl
Impulse geraten dem Final D7000 über das gesamte Frequenzband weicher als den allerbesten Flächenstrahlern – allen voran dem knochentrockenen Dan Clark Audio Expanse. Die Grobdynamik des Final D7000 geht in Ordnung, doch durch die leicht angesofteten Impulse springen Bassdrums oder Technobässe dem Hörer nicht gerade knallhart ins Gesicht. Ansonsten kann der japanische Over-Ear Lautstärkeunterschiede auf der Makroebene vollkommen unlimitiert nachziehen, er wirkt dabei eben etwas zahmer. Dabei spielt er so sauber und verzerrungsfrei, dass man – ohne es unangenehm zu empfinden! – bei Pegeln angelangen kann, denen man seine Trommelfelle lieber nicht lange aussetzen sollte. So zum Beispiel mit Nine Inch Nails‘ „Right Where It Belongs“, das über den gesamten Track hinweg langsam immer lauter wird – sozusagen eine „Sustain-Dynamik“. Der Final D7000 erklimmt die höchsten Lautstärken des Stücks geradezu im Stealth-Modus: unmerklich, klaglos und auch am lauten Ende vollkommen unbeeindruckt. Jedenfalls wirkt er dabei deutlich weniger mitgenommen als mein Gewissen bei dem Gedanken, meinen Ohren solche Pegel zugemutet zu haben.
Feine Offenbarung
Eine wahre Offenbarung ist der Final D7000, wenn es um feinste Abstufungen der Dynamik geht, wenn man bei Klaviermusik und Streicher besonderen Wert auf die Intonation und musikalische Flexion, kurz, den Ausdruck legt: Dann lässt es sich mit dem D7000 so genussvoll und emotional Musik hören wie mit kaum einem anderen Kopfhörer, den ich kenne.
Mächtig strukturiert
Im gesamten Bassbereich und bis in den Grundton hinein legt der Final D7000 ein ordentliches Pfund auf. Das machen viele Kopfhörer so, viele mögen das auch genau so, im strengen Sinne des Wortes neutral ist das aber nicht. In Sachen Tiefgang schließlich lotet der Japaner das menschliche Hörvermögen maximal aus, und er tut das mit reichlich Druck und Energie bis ganz nach unten – so viel Spaß hatte ich mit niederfrequentem Electro-Material schon lange nicht mehr.
Erstaunlich ist dabei, wie es dem Japaner trotz seiner Bassfülle gelingt, noch die feinsten Nuancen, Schwingungen sowie Strukturen und Texturen (letzteres gerade im Grundton) zu transportieren, die selbst etwa ein sehr viel schlanker abgestimmter Dan Clark E3 (2.459 Euro) seinem Hörer ein Stück weit vorenthält und die erst der offene Expanse wieder in schlankerer, nüchternerer Manier aufzuarbeiten versteht. Trotz aller Opulenz überdeckt der D7000 niemals das Geschehen in den mittleren und oberen Frequenzregionen. Wenn schon warm abgestimmt, dann bitte genau so!
Mittenmang
Die Mitten des Final D7000 halten sich gegenüber dem Bass und Grundton erstmal ein klitzekleines bisschen zurück, um dann zum Präsenzbereich hin wieder ein wenig an Energie zu gewinnen. Dadurch erklingen Stimmen sehr offen und transparent – ohne plakativ oder gar aggressiv zu wirken: Denn irgendwie zaubert der Final D7000 dem gesamten Mittel-Hochtonbereich ein wunderbar texturiertes Profil an, das stressige Anklänge oder Härten gänzlich durch Abwesenheit glänzen lässt. „Smooth“ – das ist das richtige Wort. „Fresh“ aber ebenso. Dass Stimmen angesichts der leichten Präferenz des Final D7000 für den oberen Mittenfrequenzabschnitt keinen fülligen oder snonoren Charakter besitzen, sei explizit gesagt – der Final bleibt in dieser Disziplin im Gegensatz zum Bass- und Grundtonbereich einen Hauch schlanker, ohne schmächtig zu wirken. Ein wenig wirkt das Ganze wie eine sehr moderate eingebaute Loudness.
Feinfühlig in den höchsten Lagen
Die seidig-smoothe Charakteristik des Final D7000 zieht sich bis in den obersten Hochton hinein. Schlagzeugbleche besitzen eine feine Aura, und man muss den japanischen Magnetostaten schon böswillig mit Pegel und Material pushen, bis er es mal richtig klirren und krachen lässt. Zum Beispiel mit dem chaotischen Orchestereinsatz zu Beginn von Sergei Prokofjews „Montague et Capulets“ aus der Musik zum Ballett Romeo und Julia. Doch selbst dann gibt sich der feine Final etwas zivilisierter als ein Stax oder Dan Clark, die es beide oben herum direkter und im Vergleich härter angehen lassen.
In Sachen Auflösung und Luftigkeit bietet der Final D7000 eine absolut klassengerechte Performance. Was das heißt? Er transportiert definitiv mehr Mikrodetails als selbst mit mehrfach teureren Lautsprechern gemeinhin offenbar werden, erreicht aber nicht das Kinnlade-fallenlassen-Niveau des über 5.000 Euro teuren Stax SR-009S.
Test-Fazit: Final D7000
Der herausragend verarbeitete Final D7000 besetzt trotz seiner kühl und nüchtern anmutenden Hightech-Materialien und -Innovationen die warmgüldene Mitte in der D-Klasse von Final. Er besitzt einen druckvoll-warmen Grundcharakter und beeindruckt mit überdurchschnittlichem Tiefgang, einer seidig-smoothen Hochtontextur sowie sehr körperhaft-präziser Abbildung. Meriten, die selbst Konkurrenten oberhalb seiner Preisklasse gut zu Gesicht stünden. Zudem überzeugt der Tragekomfort des japanischen Over-Ears: kein Hitzestau an den Ohren, keine Druckstellen am Kopf, auch bei Brillenträgern und langen Tragezeiten.
Absolute Auflösungs- und Neutralitätsfanatiker, Techno-Jünger und Impulsfetischisten mit Hang zu hart aufgehängten Pappen werden mit dem D7000 wahrscheinlich weniger glücklich als Feingeister, die eine audiophile Lösung für genießerisches, emotional gehaltvolles Langzeithören suchen. Freunde massiver „Walls of Sound“, die gerne in druckvollen Basswellen baden, werden den Final ebenfalls in ihr Herz schließen. Ja, für solche Hörgeschmäcker zählt der Final D7000 zu den geeignetsten und mithin besten Kopfhörern, die ich kenne.
Fakten:
- Modell: Final D7000
- Konzept: offener Over-Ear-Kopfhörer mit planar-magnetischen Membranen
- Preis: 3.299 Euro
- Gewicht: 437 Gramm
- Empfindlichkeit: 89 dB/mW
- Impedanz: 50 Ω
- Ausführung: Schwarz
- Lieferumfang: 3 Meter langes OFC-Kabel mit 6,3-mm-Klinke, Aluminiumkoffer, Textiltasche für Kabel
- Sonstiges: AFDS-Luftpolster-Technologie, Pinna-Diffusor
- Anschluss: 6,3-mm-Klinke
- Garantie: 2 Jahre
- Weitere Informationen zum Final D7000 auf der Website des Herstellers
Vertrieb:
ATR – Audio Trade GmbH
Schenkendorfstraße 29 | 45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon: +49(0)208-882 66 0
E-Mail: info@audiotra.de
Web: https://www.audiotra.de
Test: Final D7000 | Kopfhörer