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Wie in jedem meiner Klangberichte, möchte ich für die Beurteilung des Hochtons mit einem Stück aus dem Jazzbereich beginnen. Der norwegische Jazzpianist Dag Arnesen verzaubert in seinem Studioalbum Norwegian Song 2 (auf Amazon anhören) den Hörer mit alten norwegischen Klängen – seien es nun traditionelle Volkslieder oder Klassikstücke – im neuen jazzigen Gewand. Eines der großen Meisterwerke von Edvard Grieg – „Morgenstemning“ – verlangt einem Kopfhörer im Hochton mit den vielen Becken- und Hi-Hat-Passagen einiges ab. Gleich zu Beginn des Stückes wird klar, dass der Fabs Basic Dual Driver keine Brachialgewalt im Hochton darbietet. Vielmehr wird das Becken sanft und gefühlvoll in den Rest des Frequenzspektrums eingebunden. Im Laufe der Hörsession wird auch deutlich, dass der Hochton – mithin seine Nuancierung und Akzentuierung – nicht wenig vom verwendeten Verstärker abhängt. Ein Feingeist, wie der Burson Soloist SL einer ist, vermag es, dem Fabs Basic Dual Driver einen Hauch mehr Luftigkeit zu entlocken als zum Beispiel der etwas in die Jahre gekommene Benchmark DAC1 USB. Dieser verleiht dem Fabs wiederum einen präsenteren Grundton der Becken, was sie etwas voller wirken, aber den Ausklang auch ein wenig vermissen lässt. So oder so lässt sich der Hochton des Fabs Basic Dual Driver In-Ear tonal aber als etwas zurückhaltend beschreiben. Dennoch werden die oberen Lagen gut in die Gesamtpräsentation eingebunden und können mit einer feinfühligen Performance punkten.
Am relativ neuen NuPrime HPA-9 schafft der Custom In-Ear schließlich den Spagat zwischen charaktervollem Auftritt im Hochton und Luftigkeit. Dort merkte man allerdings auch, wie empfindlich und feinfühlig ein In-Ear mit BA-Technik auf Grundrauschen reagieren kann. Hört man mit großen Kopfhörern à la Audeze LCD-2 & Co. am NuPrime bei laufender Musik keinerlei Störgeräusche, so benötigt der Fabs einen Spielpartner, der, wie man im Englischen zu sagen pflegt, „dead silent“ ist – soll heißen, der Signal-Rauschabstand (SNR) des Verstärkers sollte möglichst hoch ausfallen.
Schwenkt man nun von den größeren Verstärkern auf das eigentliche Anwendungsgebiet von In-Ears, die mobile Nutzung, überrascht der Fabulous Earphones Basic Dual Driver am Mobilplayer mit einer ebenso erwachsenen wie auch schnörkellosen Wiedergabe. Der leicht warme Charakter des In-Ears wird zwar nicht abgelegt, der Hochton gewinnt aber meiner Meinung nach am kleinen Sansa Fuze V2 leicht an Pegel. Dass dies nicht unbedingt dem niederohmigen Ausgang des Sansa-Players zuzuschreiben ist, wird mit dem Nahezu-Null-Ohm-Ausgang des erwähnten Benchmark-Verstärkers widerlegt, zumal unser kleiner Proband mit einem Impedanzwert von satten 75 Ohm aufwarten kann und deshalb relativ unempfindlich gegenüber einer etwas höheren Ausgangsimpedanz des Verstärkers sein sollte.
Eine von mir immer wieder gerne herangezogene Interpretin zur Beurteilung der Mitten und des Präsenzbereichs ist die aus dem englischen Manchester stammende und mit der Band Lamb bekannt gewordene ‚Lou‘ Louise Rhodes. Zwischen 2006 und 2009 versuchte sie sich als Singer/Songwriterin unter anderem mit dem 2007 erschienenen Album Bloom (auf Amazon anhören). Neben dem deutlich hörbaren Einfluss von Lamb fällt besonders ihre markante Stimme auf. Der Fabs Basic Dual Driver stellt diese neben den gut aufgelösten, gezupften Westerngitarrensaiten sehr natürlich und realistisch dar.
Was erst bei genauerem Hinhören auffällt, ist, dass die oberen Mitten bis zum Präsenzbereich leicht abgesenkt wirken – was sicherlich auch mit der beschriebenen Hochtoncharakteristik zusammenhängt. Hier verliert die Stimme von Lou Rhodes im Vergleich zu den Instrumenten, vor allem den Percussions, etwas an Strahlkraft. Man sollte meinen, diese leichte Absenkung des Mittenbandes tut der Lokalisierbarkeit einzelner Instrumente nicht gut. Trotzdem haben sowohl die Stimme als auch die übrigen Instrumente ihren festen Platz und können gut voneinander unterschieden werden. Die Gesamtperformance aus Sologitarre und Gesang wirkt schlüssig und vor allem kein bisschen ermüdend, was bei übermäßiger Betonung des Präsenzbereiches sonst schnell passieren kann.
Sein Können bei Aufnahmen mit ruhigerer, unverzerrter Instrumentierung konnte der Custom In-Ear aus dem Hause fabulous earphones ja bereits unter Beweis stellen. Aber wie sieht es bei raueren Genres, etwa dem Metal aus? Ziemlich gut, wie mir scheint. Als Testsample wurde unter anderem ein etwas älteres Album der Mainzer Avantgarde-Black-Metal Band Nocte Obducta gewählt und zwar das 2003 erschienene Album Stille – Das nagende Schweigen (auf Amazon anhören). Mit dem – für Black Metal typisch – längeren Titel „Vorbei“ konnte der Fabs Basic Dual Driver zeigen, dass er sowohl verzerrte Gitarrenriffs als auch kreischende Leadsänger nicht scheuen muss. Durch seinen etwas wärmeren, in den unteren Mitten leicht betonten Klangcharakter weiß der Hörer bei rockigen Gitarrenakkorden sehr zu gefallen.
Der Nachteil von nur einem Schallkanal gegenüber der zweifachen Schallführung des Topmodells von Fabs Fabulous Earphones fällt dank einer ebenfalls guten Instrumententrennung nicht groß ins Gewicht. Auch bei stark verzerrten Gitarrenpassagen zusammen mit den Blastbeats des Schlagzeugs verschwimmt die Gesamtdarstellung nicht zu einem Einheitsbrei, sondern lässt jedes Instrument klar akzentuiert spielen. Der tiefe Growl-Gesang im Song „Der Regen“ wird ebenfalls gut, wenn auch etwas hintergründiger als zum Beispiel mit einem Audiofly AF160 in die Begleitmelodie eingebettet. Nicht verwunderlich, steckt hinter dem Audiofly eine Dreiwege-Technik mit einem exklusiv für das Mittenband herangezogenen Mitteltöner. Trotz der Abwesenheit eines solchen im Fabs In-Ear ist bei der Übergangsfrequenz kein klanglicher Bruch zu hören.
Kommen wir zu den absoluten Stärken der hier getesteten Custom-In-Ears von Herrn Zapletal: Dem Bassbereich. Ich bin erstaunt, was aus solch einem BA-Basstreiber mit der richtigen Abstimmung alles herausholbar ist. Als ich mir die ersten paar Sekunden von „Seven Hunters“ vom bereits zweiten Studioalbum (Achipelago) des schottischen Multivokalisten Joe Acheson, besser bekannt als Hidden Orchestra (auf Amazon anhören), anhörte, ahnte ich noch nicht, welch gewaltiger Paukenschlag das Intro des Songs beendet. Gewaltig nicht, weil er mit schierer Lautstärke prahlt. Gewaltig, weil ich von einem BA-In-Ear keine solche Bassqualität und auch -tiefe erwartet hätte. Klar, wie beschrieben muten der Präsenz- und Hochtonbereich tonal etwas dezenter an und dadurch wirkt der Tieftonbereich in Relation automatisch etwas angehoben – allerdings geht eine Anhebung meistens mit einem Verlust an Präzision und Konturiertheit sowie einem Übersteuern einher.
Der Fabs Basic Dual Driver schafft nicht nur beides zu vermeiden, sondern dem Mythos vom „schlechten“ Balanced-Armature-Bass den Garaus zu machen. Durch die trotz des erhöhten Pegels sehr trockene Spielweise des Fabs Basic Dual Driver, gelangen schnelle Kickpassagen ohne schwammig zu wirken. Auch im Kontext der restlichen Abstimmung zaubern die Fabs ein sehr dynamisches Klangerlebnis ins Ohr.
Was bei solchen elektronischen Klanggebilden, wie das Hidden Orchestra sie bietet, immer gut beurteilbar ist, sind die Räumlichkeit und Bühnendarstellung von Kopfhörern. Und die hat es beim Fabs Custom (trotz des etwas hintergründiger spielenden Präsenzbereichs) wirklich in sich. Bauartbedingt kann ein In-Ear freilich nicht das Raumempfinden vermitteln, wie das etwa offene Over-Ears oder gar Lautsprecher vermögen. Trotzdem zählen die Basic Dual Driver von Claus Zapletal für mich zu den In-Ears mit dem weitläufigsten Raum. Diese Räumlichkeit generiert ein sehr erwachsenes Klangbild, wie es sonst bei großen Kopfhörermodellen anzutreffen ist. Instrumente werden weiter voneinander entfernt positioniert als zum Beispiel beim Audiofly AF160, der Fabs tendiert aber keineswegs zu einer übergroßen Bühne.
Test: Fabs - fabulous earphones Basic Dual Driver | Kopfhörer