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Ich vermute einmal, dass bei vielen Lesern ein „Klar, kenne ich!“ nicht gerade die typische Spontanreaktion auf den Markennamen Elipson sein dürfte – mir selbst war die französische Marke bis vor drei Jahren, wir stießen damals während eines IFA-Besuchs eher zufällig auf den Hersteller, jedenfalls auch kein Begriff. Dabei ist die Firma nun alles andere als ein Newcomer, vielmehr bereits seit über siebzig Jahren aktiv – das Jahr 1938 wird als Gründungsdatum angegeben. Schon von früh an konzentrierte man sich beim Gehäusebau auf Kugelformen, als Material dienten in der Regel Gipsmischungen. Zum Einsatz gelangten die runden Wandler trotz des doch eigentlich etwas brüchigen Werkstoffes – Robustheit wird ja gerade im „Profibereich“ großgeschrieben – dann nach und nach auch in Aufnahmestudios, Rundfunkanstalten oder Konzerthallen.
Wen „Hintergründiges“ zur Firma Elipson näher interessieren sollte, dem sei ein kurzer Ausflug nach www.connectaudio.de/elipson empfohlen. Michael Proske, einer der Köpfe des für den deutschen Markt zuständigen Vertriebs Connect Audio, äußerte übrigens auch einmal, dass die Entwicklung von B&W-Lautsprechern teilweise auf Patente von Elipson zurückgehen soll.
Und klar stellt sich nicht nur mit Blick auf die Planet L die Frage, warum Elipson – Design-Aspekte mal außen vor gelassen – eine solch aufgeprägte Kugel-Affinität hegt. Ja, eine doch grundlegende Frage, auf die mir die Franzosen allerdings eher lakonisch antworteten:
Zum einen will man so das Thema Gehäuseresonanzen besser in den Griff bekommen – klar, ein an jeder Stelle gleichartig beschaffenes/geformtes Gehäuse ohne Kanten oder unterschiedlich große Gehäuseflächen resoniert automatisch definierter beziehungsweise in einem enger gefassten Bereich als das eben „normale“ Lautsprecher in Kistenform zu tun pflegen, was die Bekämpfung, sprich Dämpfung von Resonanzen zweifelsohne leichter macht. Und dass man, was die Schallabstrahlung angeht, grundsätzlich im Vorteil ist, wenn es um das Thema Beugung und Kantenreflektionen, sprich einhergehende klangschädliche Interferenzen geht – bei „kistigen“ Gehäusen wird dieses Problem ja unter anderem durch genau definierte Abstände der Treiber zu den Gehäusekanten und/oder abgerundete Kanten angegangen -, ist ebenfalls logisch.
Letztlich resultiere – so die Antwort auf meine weitere Frage, welche hörbaren Vorteile man sich denn konkret von der Kugelform verspreche – ein Klang, der „brighter and larger“ sei. Na ja, lassen wir das einfach mal so stehen, denn was die Planet L im Hörraum so reißen, hören wir uns nachher je eh in aller Ruhe selber an …
Elipson gibt an, in die Planet L zwei Jahre an Forschungs- und Entwicklungszeit investiert zu haben, wobei da insofern ein größeres Fragezeichen aufkommen kann, als dass die aktuellen Bälle ja nun nicht so anders aussehen als jene vor vierzig Jahren (siehe beispielsweise die Fotos auf der oben erwähnten Seite von Connect Audio).
Nun, zum einen habe man mit verschiedenen neuen Gehäusematerialien – wie Aluminium oder Plastik – experimentiert und sich letztlich für ein Gemisch aus Fiberglas und Resin (ein Gießharz) namens FRP entschieden (Fiberglass Reinforced Plastic); im HiFi-Bereich eher selten anzutreffen, in der Industrie aber alles andere als ein exotischer Werkstoff. Die Gehäusestärke der Planet L variiert dabei von acht bis – in der Nähe des Treibers – 12 Millimetern.
Des Treibers signalisiert nun schon, dass pro Kugel nur ein einziger verbaut ist, und zwar ein Koax-System – die Elipson Planet L sind mithin Zwei-Wegler -, das ebenfalls Entwicklungszeit verschlungen haben soll, aber dennoch nicht inhouse produziert wird, sondern speziell für Elipson von einem externen Anbieter: Die Konusmembran des Koaxial-Treibers besteht aus einem Papiergemisch – einem Material, dem Elipson schon sehr lange vertraut: „Nach unserer Meinung gibt sich Papier sehr neutral, sehr verfärbungsarm.“ Die Trennfrequenz zwischen dem 16-cm-Konus und der für den Hochton zuständigen 2,5-mm-Kalotte liegt bei 3.100 Hz, der 16er wird also recht breitbandig beansprucht, zieht sich aber freilich bereits ab 1.900 Hz mit einem Filter 2. Ordnung allmählich aus dem Geschehen. Die Weichenabstimmung wird von Elipson übrigens ebenfalls als ein weiteres Thema bei den zweijährigen R&D-Bemühungen ins Feld geführt.
Bevor’s in den Hörraum geht, noch kurz einige „bedientechnische“ Dinge: Das rückseitig kurz unterhalb der Bassreflexöffnung befindliche Terminal ist durchaus robuster Machart und nimmt sowohl Bananas als auch Kabelschuhe auf – etwas weiter auseinanderliegen als nicht mal ’nen kleinen Finger breit dürften die Buchsen für meinen Geschmack aber schon.
Die sich wertig gebende, metallene Schutzabdeckung lässt sich leicht abnehmen und wird durch Magnete gehalten. Für 219 Euro das Paar erhält man zudem passende Ständer – schaut man sich solch Zubehör bei anderen Herstellern an, geht das als vergleichsweise moderat gepreist durch. Die schwere runde Bodenplatte und die boxenseitige solide Verschraubung sorgen für sicheren Halt – und mag man sich beim Anblick der Ständer im Auslieferzustand auch ein wenig an schwedische Möbelhäuser erinnert fühlen – selber zusammenbasteln ist nämlich angesagt -, der Zusammenbau gestaltet sich denkbar fix und problemlos, Passgenauigkeit und Detailverarbeitung sind einwandfrei.
Bei meinen Hörversuchen kamen die Planet L inklusive Ständer und nicht zuletzt der Vergleichbarkeit wegen wie andere Lautsprecher auch vornehmlich freistehend zum Einsatz. Für den Einsatz im Regal werden standardmäßig zwei Ringhalterungen mitgeliefert, wer will, kann die Planet L auch mittels optional erhältlicher Vorrichtungen von der Decke baumeln lassen – welche abweichenden akustischen Resultate das je nach Hörraum und „Aufstellungstopographie“ ergeben kann, erfährt man allerdings nur durch ausprobieren …
Test: Elipson Planet L | Kompaktlautsprecher