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Tonalität, Auflösung – was fehlt? Nun, zum einen die Bühnendarstellung, zum anderen der Bereich Dynamik.
Zur Bühnendarstellung durfte ich dann endlich mal „am Rad drehen“. Ich empfehle, erst einmal die Extremeinstellungen auszuprobieren, also einmal mit komplett „nach innen gedrehter“ Mittelhochtoneinheit, sodann mit „nach außen gestülpter“. Der Effekt ist sehr deutlich zu hören, und zwar in der Ausprägung der Räumlichkeit.
Bei mir war zunächst die nach innen – also vier Millimeter hinter die Schallwand – gedrehte Mittelhochtoneinheit die bessere Wahl, allerdings habe ich sie dann peu à peu millimeterweise herausgedreht. Dann kam die Einstellung, bei der ich die Räumlichkeit am natürlichsten empfand – die Einstellung, bei der die stereofone Abbildung quasi einrastete.
Was die Räumlichkeit angeht, gehört die FS 507 nicht zu den Wandlern, die eine Cinemascope-Bühne aufziehen. Ja, ich habe schon breitere und auf den ersten Blick „imposantere“ Bühnen gehört (beispielsweise mit dem Sonus Faber Venere 1.5 Kompaktlautsprecher). Die Elac FS 507 VX-JET hingegen geht sehr deutlich in die Tiefe und gestattet es, gewissermaßen in die Aufnahme hineinzuleuchten. Und zwar mit gleichmäßigem Licht und nicht einer Gruben-Taschenlampe. Dies kommt insbesondere bei Hi-Res-Material zum Tragen, zum Beispiel bei Antonia Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, deren legendäre Decca-Aufnahme von 1969 (mit der Academy of St. Martin in the Fields) über die Elac via FLAC96 schlicht und einfach zauberhaft klingt – die Musiker scheinen in den Hörraum teleportiert, man meint fast, zwischen ihnen herumwandern zu können.
Mit den „Vier Jahreszeiten“ lässt sich selbstredend auch das dynamische Talent eines Lautsprechers gut einschätzen. Insbesondere der Wintersatz hat einige dynamische Brüche zu bieten, von feinsten und zartesten Tönen bis hin zu überraschenden Tutti-Passagen. Im Grunde ein Kinderspiel für die 507er. Was immer ihr auch geboten wird, es gleitet (oder springt) mühelos in den Raum. Hier sind ihr ebenfalls keinerlei Schwächen zu attestieren, mit der kleinen Einschränkung, dass ihre Geschwindigkeit ein wenig abzunehmen scheint, je tiefer es in den Bass hinuntergeht. Wenn ich die Elac FS 507 VX-JET mal mit meinen Arbeitsgeräten, den Neat Momentum 4i vergleiche, dann fällt auf, dass der Bass bei der Neat einen Zacken flinker, federnder kommt – allerdings auch nicht so potent oder sonor wie bei der FS 507.
Davon abgesehen können unsere Probanden in den meisten Disziplinen mehr (sie kosten ja auch doppelt so viel wie die Briten). Die Bühnendarstellung geht mehr in die Tiefe, die allgemeine tonale Durchzeichnung erscheint mir glatter, ganz überhaupt ist ihr Antritt summa summaram homogener, mehr „aus einem Guss“.
Was mir bei der Neat Acoustics sonst noch auffällt ist, dass sie zuweilen etwas mehr „nach vorne“ spielt. Ich meine damit: Sie spielt einen Tick ungezügelter, direkter, „roher“. Das wird in erster Linie an dem vorgenannten flinken Bass und dem etwas vorwitzigen Obertonbereich (hier kommt eine Inverskalotte zum Einsatz) liegen. Zum Tragen kommt dies allerdings nur bei einigen wenigen Musikstücken, beispielsweise bei älteren Live-Aufnahmen vom Blue-Note- oder Verve-Label. Hier ist die Darbietung der Neat Acoustics, gerade bei kleinen Jazzbesetzungen, gelegentlich ein bisschen mehr „hot“. All dies ist allerdings „Jammern auf sehr hohem Niveau“, denn die FS 507 ist von ihrem Gesamtauftritt her ein absolut wunderbarer Lautsprecher, der mich von Tag zu Tag mehr begeistert hat. Weil er ganz ohne Zierrat und Blendwerk genau das tut, was ein Lautsprecher tun soll: Musik sehr glaubwürdig und authentisch vermitteln.
Test: Elac FS 507 VX-JET | Standlautsprecher