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Elac FS 507 VX-JET: Vorhang auf und Bühne frei …

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Elac FS 507 VX-JET

Vermutlich dem schwarzen Hochglanzlack der Elac FS 507 VX-JET ist es geschuldet, dass ich als erstes eine reine Klavieraufnahme ausprobiere: Alfred Brendel, Ludwig van Beethovens „Sonate Nr. 8 in c-moll“, besser bekannt als „Pathétique“. Erster Eindruck: brendelBombe! Brendel donnert mit Vehemenz den ersten C-Moll-Akkord, um sofort quasi auf Zehenspitzen mit Vorhalt nach G-Dur aufzulösen – der Konzertflügel manifestiert sich sofort im Raum. Und zwar völlig losgelöst von den Lautsprechern und – gefühlt – in realistischer Größe, dabei völlig flächig-homogen. Dass hier je Box vier Treiber am Werk sind, erscheint völlig nebensächlich. Als im fünften Takt ein B-Septimakkord angedeutet wird und die Zweiunddreißigstel-Läufe ertönen, perlt jeder einzelne Ton butterweich in den Raum. Im Notizbuch steht später zu lesen: Souverän!

Mit dem FS 507 beschleicht den Rezensenten im Grunde von Anfang an das ebenso sichere wie angenehme Gefühl, dass alles richtig ist und genau so klingen muss. Der Bass voluminös und flink im Antritt, die Mitten sauber durchgezeichnet, die Höhen hell und klar, bestens ausgeleuchtet. Wobei ich den letzten Satz eigentlich schon wieder streichen müsste, denn er impliziert, dass man nach Bass, Mitten und Höhen differenzieren könnte beziehungsweise müsste. Und ebenso ist es nicht: Über die gesamte – im wahrsten Sinne des Wortes – Klaviatur begeistert mich eine Bruchlosigkeit des Frequenzgangs, eine bisher bei mir im Hörraum selten dagewesene Homogenität, ein ungetrübter musikalischer Fluss, bei der die Aufmerksamkeit aufs große Ganze zielt und nicht auf die Details (obwohl sie dargeboten werden und man sich darauf konzentrieren kann, wenn man denn aktiv will). Feinste Nebengeräusche der Klaviermechanik, ebenso das leise Atmen des Pianisten werden ungefiltert, aber zu keiner Zeit störend „durchgereicht“. Es herrscht, um es einfach darzustellen, absolute Konzert-Atmosphäre.

Elac Kristallmembran

Kontrastprogramm: „Honest James“ von Thurston Moore, dem Sonic-Youth-Gitarristen auf Solo-Pfaden (Album: Trees Outside the Academy). Wir hören zwei links und rechts im Panorama aufgefächerte akustische Gitarren sowie einen Bass. Alle drei Saiteninstrumente sind von der Abmischung her leicht auf der „dunklen“, zumindest aber nicht gleißend-flirrenden Seite. Hiermoore gefällt mir, wie satt, druckvoll, dabei aber ungemein schlackenlos die Elac FS 507 VX-JET aufspielt, insbesondere im Bassbereich. Mein Hörraum ist eigentlich nicht ideal für derlei tiefe Frequenzen, er könnte besser bedämpft sein, und gelegentlich gerät da bei höheren Pegeln auch mal etwas ins Dröhnen. Keine Spur davon bei der FS 507. Die Bässe staubtrocken und tief. Später setzt Thurston Moores Stimme, gedoppelt von einer Frauenstimme ein. Wie ein Studiomonitor fängt die FS 507 ein, dass die Dame ein wenig neben der Spur singt, während Moore die Töne sauber und glatt trifft. Trotzdem wirkt das aber nicht störend, sondern wiederum sehr live-haftig und authentisch.

red hot chilli peppersDiese Sache mit dem Bass fasziniert mich. Kriegt man den denn gar nicht ins Dröhnen? Nun, das lässt sich einfach herausfinden, man nehme einfach „Otherside“ von den Red Hot Chili Peppers. Ein geradezu grotesk gemastertes (in ProTools sieht man den Song schlicht und einfach als fetten, schwarzen Balken: Dynamik genau null) Stück Musik, das aber ohne Ende fetzt. Doch selbst hier behält die FS 507 die Kontrolle über den Bass, der beim Intro dunkel-erdig-drahtig ins Zimmer geworfen wird und sich nach den ersten acht Takten bestens von der hinzukommenden Bassdrum absetzt. Gute Sache, macht Spaß.

Aber Spaß ist nicht alles – ein Lautsprecher in dieser Preisklasse, wir reden von knapp 10.000 Euro Paarpreis, sollte auch mit Präzision und Feinauflösung punkten können. Und was das betrifft, kann die Elac FS 507 VX-JET nicht nur punkten – sie ist idri muhammadin dieser Disziplin sogar ganz außerordentlich gut. An zwei Musikbeispielen sei dies hier verdeutlicht: Idris Muhammads Stück „Piece of Mind“ vom Album Power of Soul ist eine entspannte, groovende Jazz-Soul-Nummer, die sich mit knapp neuneinhalb Minuten Länge ordentlich Zeit nimmt für Thema und Variationen beziehungsweise Soli. Vor allem das Fender-Rhodes-Piano-Solo ab der sechsten Minute zeigt, wie sagenhaft fein die FS 507 auflöst. Selten habe ich diesen geradezu archetypischen Piano-Sound so authentisch gehört wie über unseren Probanden.

Elac FS 507

Ein Rhodes vereint ja sehr unterschiedliche Klangcharakteristika in einem Instrument: Da wäre eine schnelle, unmittelbare Attack, die – je nach Anschlagstärke – ins Glockige oder Metallische (Diskant) oder Knarzige (Bass) lappen kann. Genau so gut kann das Rhodes aber auch ungemein weich klingen, wenn man die Tasten zart streichelt. Je nachdem, wie das Rhodes im Aufnahmestudio nachfolgend „behandelt“ wird, sind mehr oder weniger kräftige Verzerrungen zu hören. Und zu guter Letzt lassen sich in lang ausklingenden Tönen zuweilen auch zarte Rauschfahnen erahnen. Summa summarum deckt diese Instrument sowohl dynamisch, als auch tonal eine große Bandbreite ab. Die Elac meistert diese Aufgabe ungemein gut. Es macht einfach riesengroßen Spaß, dieses Solo zu hören (Wer noch ein schönes Rhodes-Solo möchte: Frank Zappa: „Don’t You Ever Wash That Thing“ vom Live-Album „Roxy & Elsewhere“, ab Timecode 4’10“). Oh, jetzt hatten wir doch wieder Spaß. Aber ist das schlimm?

Elac FS 507 VX-JET

Die FS 507 VX-JET kommt mit einem Bi-Wiring-Terminal daher, für die „Singlewirer“ unter den Kunden legt Elac Van-den-Hul-Kabelbrücken bei

Ein weiteres Beispiel für das Auflösungsvermögen sei noch genannt: Radioheads „2+2=5“ vom Album Hail to The Thief. Im Intro („Are you such a dreamer …“) singt Thom Yorke mit gedoppelter Stimme, wobei beide Stimmen unterschiedlich laut sind. Die leisere Stimme singt, die Tonhöhe betreffend, über der lauteren, was ein bisschen irritiert, da ja die „zweite“ Stimme üblicherweise unter der ersten liegt. Über die Elac FS 507 VX-JET ist mir dieser Effekt erstmalig wirklich ins Bewusstsein gekommen (ich höre ihn inzwischen auch mit anderen Lautsprechern, klar). Ich konnte mit der FS 507 auch diese leisere, höhere Stimme mit ihrer gesamten Melodieline nachverfolgen – also nicht einzelne Töne, sondern einen geschwungenen Bogen oder Verlauf. Dass mir dies möglich war, ich das Ganze aber trotzdem noch als Einheit empfinden konnte, erscheint mir eine Folge des sensationell guten Auflösungsvermögens der 507er.

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Test: Elac FS 507 VX-JET | Standlautsprecher

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