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September 2013 / Jochen Reinecke
„Aua, meine Bandscheiben“ – das war mein erster Gedanke, als der Spediteur hämisch grinsend die Palette mit den beängstigend großen Elac-Kartons vor meiner Haustür ablud und sich auffällig schnell davon machte. Nein, tragen helfen wolle er nicht, nicht mal gegen Trinkgeld. Doch der massive Eindruck täuschte, denn Elac verpackt seine Ware sehr sorgsam in großzügig dimensionierter Kartonage und unter reichlicher Verwendung von Styropor. Löblich! Letztlich half mein freundlicher Nachbar (Danke Thomas, schönen Gruß!) beim Hochwuchten in die erste Etage – und es war weniger schlimm als befürchtet. Ziemlich genau 37 Kilogramm wiegt ein verpacktes Exemplar der Elac FS 507 VX-JET, aber die Schlepperei lohnt: Denn was man aus dem Karton schält, sieht auf den ersten Blick schon mal sehr gut aus:
Die Elac FS 507 VX-JET ist ein wahrlich schönes Tonmöbel. Gut 120 cm hoch, mit 20 cm Breite vergleichsweise schlank und 41 cm tief. Hochglanz-Schwarz lackiert, perfekt verarbeitet – die nahezu unvermeidliche Konzertflügel-Assoziation stellt sich im Nu ein. Gleich augenfällig wird die besondere, quasi doppelte Bodenplattenkonstruktion: Der Lautsprecher verfügt über vier „Standpfeiler“, die ihrerseits fest mit einer wohlproportionierten Bodenplatte verbunden sind.
An dieser Bodenplatte wiederum hat‘s vier eindrehbare Spikes, praktischerweise sogar mit „Spike-Verhüterlis“ aus Plastik zur Aufstellhilfe in Hörräumen mit allzu empfindlichem Parkett. Der Grund für diese Konstruktion ist nicht nur das Streben nach einer möglichst guten Bodenentkopplung, sondern auch die Tatsache, dass das Bassreflexrohr im Downfire-Prinzip nach unten abstrahlt. Erfahrungsgemäß hilft eine solche Konstruktion, den Lautsprecher im Tieftonbereich besser unter Kontrolle zu behalten, da hierdurch unkalkulierbare Interaktionen mit Rückwänden oder anderen, hinter der Box befindlichen Objekten vermieden werden.
Doch das ist eher noch eine der „geringeren“ konzeptionellen Besonderheit der Elac FS 507. Darüber hinaus trumpft sie vor allen Dingen mit dem X-JET auf – eine speziell kombinierte Hoch-Mittelton-Einheit in koaxialer Anordnung. Bei der 500er Linie hat man diesem X-JET noch ein „V“ für „variable Aufhängung“ hinzugefügt: Das gesamte Koax-Chassis lässt sich nämlich über ein an der Rückwand der FS 507 angebrachtes Stellrad stufenlos bis zu 8 Millimeter vor beziehungsweise hinter die Schallwandebene verschieben.
Wer annimmt, dass diese Verstellbarkeit der Zeitkorrektur dienen soll, der irrt – sie würde bei der gegebenen Übernahmefrequenz auch kaum ins Gewicht fallen. Ziel bei dieser Entwicklung sei es vielmehr gewesen, so Entwicklungsleiter Rolf Janke, die Bündelung beziehungsweise Abstrahlcharakteristik im Mittel- und Hochtonbereich variabel zu gestalten.
Wer beispielsweise in einem Raum mit viel schallharten Flächen hört, hat üblicherweise das Problem eines zu hohen Diffusschallanteils am Hörplatz – vor allem, wenn der Raum durch einen „vorwitzigen“ Hochtöner zu sehr angeregt wird. Hier kann es sinnvoll sein, das Chassis hinter die Schallwandebene zurückzudrehen. Wenn ein Raum hingegen zu sehr „schluckt“, kann die räumliche Ortung ebenfalls leiden. Für diesen Fall kann man das Chassis nach vorne ziehen und die Räumlichkeit verbessern. Kurz gesagt: Mit einigen wenigen Drehungen am rückseitigen Stellrad lässt sich das Verhältnis zwischen Direkt- und Diffusschall im Mittel-/Hochtonsegment bequem beeinflussen und den persönlichen Hörvorlieben und/oder Raumgegebenheiten anpassen.
Um den Tiefmitteltonbereich kümmern sich zwei 180-mm-Tieftonchassis mit Aluminiumkörben und der Elac-typischen „Kristallmembran“. Die FS 507 VX-JET ist ein 3,5-Wege-Lautsprecher – der untere Tiefmitteltöner wird recht früh bei 180 Hz nach oben hin abgeriegelt, der obere bei 550 Hz. Die Übergangsfrequenz zwischen dem ringförmigen Mitteltöner und dem Hochtöner liegt bei 2.700 Hz. Bei der aufwändig gestalteten, auf vier Platinen verteilten Frequenzweiche setzt Elac auf beste Folienkondensatoren und Luftspulen – und mittels der horizontalen und vertikalen Innenverstrebungen wird das Gehäuse intern in neun Kammern segmentiert, sodass jeder Treiber und jede Frequenzweichenplatine gewissermaßen genügend Privatsphäre für ungestörtes Arbeiten erhält.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass man bei der Innenverkabelung nicht auf Billigstrippen, sondern vielmehr auf hochwertige Van-den-Hul-Kabel setzt – und auch gleich noch konfektionierte Kabel ebensolcher Güte anstelle simpler Bi-Wiring-Brücken mitliefert. Vorbildlich! Bei einer Empfindlichkeit von 89 dB/W/m empfiehlt der Hersteller eine Verstärkerleistung von mindestens 60 Watt pro Kanal. Nun, mit dem Abacus Ampollo habe ich hier einen kongenialen Spielpartner: Er leistet 2 x 105 Watt an 8 Ohm und gefällt mir durch seine Schubkraft im Bass und ausgezeichnete Grob- wie Feindynamik.
Test: Elac FS 507 VX-JET | Standlautsprecher