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Klang: Einstein Audio The Absolute Tune (II)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang: Einstein Audio The Absolute Tune (II)

einstein the absolute tune limited edition vollverstärker

Der fast schon fatale Charme, den der Einstein-Vollverstärker entfaltet, hängt damit zusammen, dass eine erstklassige Illusion vom „Präsenz im Raum“ inszeniert wird. Und das Mittel der Wahl, diese musikalische Präsenz zu erzeugen, hat weniger dynamische Ursachen – hier gibt sich der Einstein untadelig, aber nicht außergewöhnlich für ein Gerät seiner Preisklasse. Nein, für mich ist es vor allem dieser begnadet plastische Eindruck, den die Musiker und Akteure auf der Bühne vermitteln, und die Art und Weise des räumlichen Arrangements insgesamt.

Gemeinhin tendiere ich dazu, anzunehmen, dass wenn eine Komponente vergleichsweise präsenter im Mittenband tönt, sie wohl auch in der räumlichen Abbildung weiter vorne agiert als eine andere, sonorer aufspielende. Die Kombi Octave+Electrocompaniet tönt im Direktvergleich nun definitiv präsenter/heller oder umgekehrt: der Einstein satter, erdiger und softer in den oberen Mitten. Aber der Integrierte ist es, der die Bühnenillusion tendenziell weiter vorne, vor der Grundlinie der Boxen beginnen lässt. Was soll’s, fragen Sie? Klar, so kann man es sehen.

Mir aber gefällt eine sich nach vorne öffnende Bühne ziemlich gut, hierdurch bekommt die Musik etwas Involvierendes, Lebhaftes. Und die Kombination aus sonor & vorn halte ich für eine besonders kluge. Warum? Nun, in Kurzform: „Präsent & vorn“ kann sehr interessant sein, einem aber auf Dauer auch auf die Nerven fallen, „satt & hinten“ dagegen klingt derart angenehm, dass man nach dem vierten Song eingeschlafen ist. Vielleicht ist das ein wenig überspitzt formuliert, aber wenn es den Punkt klar macht, was mir an der Bühnenperspektive in Zusammenhang mit der tonalen Ausrichtung des Einsteins besonders zusagt, erfüllt dies seinen Zweck: Lebhaftigkeit ohne Nerv-Faktor, Wärme ohne Langeweile. Ich sprach eingangs von Feinheiten, die den Unterschied machen – dies ist so eine Stelle.

einstein the absolute tune limited edition vollverstärker

Was die Dimensionen der imaginären Bühne angeht, gibt’s keinen Anlass zur Beschwerde. Es wirkt nicht aufgebläht und nicht kammermusikalisch. Wenn üppige Breite und Tiefe gefordert ist, wird sie serviert – sonst nicht. Gut, Vorn/Hinten-Abstände scheinen mir über meine gewohnte Verstärkung teils noch ausgeprägter präsentiert zu werden, aber das kann auch eine „Nebenwirkung“ davon sein, dass mit dem Einstein die Musik räumlich etwas näher heranrückt: Das „Ganz-hinten“ der virtuellen Bühne kommt einem da auch näher vor.

Die Abbildung von Instrumenten und Stimmen ist mit dem Wort „lokalisationsscharf“ nur unzureichend beschrieben. Natürlich ist es das – auch. Wesentlicher scheint aber dieses 3D-hafte, Plastische der ganzen Veranstaltung: Bei Stimmen beispielsweise phantasiere ich mir zusammen, dass man da drum herum laufen könnte wie um eine Skulptur. Faszinierend. In dieser Hinsicht gehört der Einstein-Vollverstärker mit zum Besten, was ich gehört habe, ungeachtet der Preisklasse. Meine Vor/End-Kombination halte ich hierin auch schon für gut – der Integrierte legt in Sachen Plastizität aber noch einmal deutlich was drauf.

Mag schon sein, dass einige Single-EndedTrioden-Amps hier noch ein wenig mehr, äh: gestalterische Kraft besitzen. Vielleicht aber für manchen Geschmack auch zu sehr „gestaltend“ eingreifen, sprich mit der aufgepumpten Aura im Mittenband etwas übertreiben? Wie auch immer, jedenfalls gehen solche Amps leistungsseitig regelmäßig mit starken Einschränkungen einher, was die Wahl des passenden Lautsprechers ziemlich einschränkt – und meistens dann auch die des Musikmaterials. Watt-Muskelberge stehen zwar auch dem Absolute Tune nicht zur Verfügung, aber mit meiner Ascendo System F zum Beispiel spielt er tadellos zusammen, und die ist ja nun nicht wirklich eine Hochwirkungsgradstudie.

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Ja, vielleicht ist das wirklich der springende Punkt beim Einstein Absolute Tune: Dass er Plastizität, Ausdruck und Präsenz auf der Bühne vermittelt und hierdurch eine Intensität des musikalischen Ausdrucks erreicht, wie es sich manch einer von Röhrendesigns erhofft – und andererseits Transistortugenden wie Kraft/Stabilität untenrum besitzt. Derart klanglich „Hybrides“ muss erst einmal klappen. Es geht nicht automatisch mit hybrider Technik einher. Meine Verstärkerkombi besitzt ebenfalls Röhren im Vorstufentrakt, agiert durchaus auch plastisch, aber eben nicht derart wie der Bochumer Integrierte. Der spielt in dieser Hinsicht in einer anderen Liga.

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Test: Einstein Audio The Absolute Tune Limited | Vollverstärker

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