Bei audiophilen Diskussionen poppt immer wieder die Frage auf, ob kabelloses Hifi überhaupt „richtiges“ Hifi ist. Doch technische Spezifikationen wie WiSA bieten Eckdaten deutlich oberhalb des Redbook-Standards, die selbst für viele hochauflösende Streaming-Tracks keinen Flaschenhals darstellen dürften. Die kompakten Econik Four (https://econik-speakers.com/) vertrauen auf eben diesen WiSA-Standard und sind zudem in einer besonders audiophilen Variante mit AMT-Hochtöner aus dem Hause Mundorf erhältlich. Klingt spannend? Das finden wir auch – vor allem weil uns schon die größeren Schwestern Econik SIX (3.799 Euro) im Test überzeugten.
Zuerst ein paar Worte zum Unternehmen Econik. Es handelt sich um ein noch recht junges Spinoff der umtriebigen „Hifi-Piloten“ aus dem schwäbischen Eisingen. Die Idee: nachhaltiges No-Nonsense-HiFi zu vernünftigen Preisen. Unter Nachhaltigkeit versteht man bei Econik vor allem kurze Transportwege und – in Zeiten zollwütiger Staatenlenker ein wichtiges Asset – auch möglichst viel „Made in Germany“. Will heißen: Von einigen Treibern (SEAS, Norwegen) und den Endstufen (Platin Audio, China) abgesehen, handelt es sich um echt deutsche Produkte: Das betrifft die edlen Hölzer ebenso wie die Abdeckungen, die Innenverkabelung, das Dämm- und das Verpackungsmaterial. Auch die Gehäusefertigung sowie die Endmontage der fertigen Aktivlautsprecher erfolgen hierzulande.

Die Econik Four mit Econik Stereohub und einem Mikrofon (nicht im Lieferumfang) für die Raumeinmessung
Optisch variabel
Ein weiteres bemerkenswertes Feature aller Econik-Aktivlautsprecher – es gibt aktuell noch die größere Schwester Six, den Centerlautsprecher Seven sowie ganz frisch die Standboxen Eleven – ist ihre technische und optische Flexibilität. So haben Interessierte die Wahl zwischen fünf Gehäuse-Finishes, fünf verschiedenen Hochtöner-Zierringen und sechs unterschiedlich gefärbten Frontabdeckungen. Macht nach Adam Riese 150 mögliche Ausführungsvarianten. Und falls Sie glauben, dass es das jetzt mit der Individualisierbarkeit war, dann haben Sie damit nur in Bezug auf die Optik recht.
AMT, WiSa, DSP, …
Denn wer mag, kann die Econik Four für den moderaten Aufpreis von 600 Euro pro Paar auch mit einem 80-mm-AMT-Hochtöner von Mundorf statt der standardmäßigen 25-mm-SEAS-Kalotte ausstatten. Zudem ist sowohl das kabellose als auch das kabelgebundene Zuspiel über XLR-Buchsen möglich – und weil für ersteres der WiSA-Standard genutzt wird, gibt es gewisse Freiheiten bei den Zuspielgeräten. Man hat die Wahl, ob man bei Econik einen passenden Stereo- (im Bundle für 300 Euro statt 700 Euro) oder Surround-Hub (500 Euro statt 1.100 Euro) als „Funkstation“ erwirbt oder auf ein anderes WiSA-fähiges Zuspielgerät setzt. Wer den Econik-Hub ordert, der kriegt obendrein über diesen noch eine per App steuerbare Raum-Einmessfunktion und einen manuellen EQ mitgeliefert. Die Econik Four selbst bieten dank eines potenten DSP auch die Möglichkeit, verschiedene Klangpresets per USB-Stick aufzuspielen. So lässt sie sich die Econik Four beispielsweise vom 2,5-Wege- zum 3-Wege-Lautsprecher modifizieren. Doch der Reihe nach.

Die rückseitigen Schnittstellen (RCA-analog, 3,5-mm-Klinke-analog, S/PDIF optisch und koaxial, USB-B) des per WiSA-Standard zu den Lautsprechern funkenden Stereo Hubs von Econik. Eine DSP-Raumeinmessfunktion und ein EQ sind inklusive. Streaming erfolgt via Chromecast, Airplay, Spotify Connect, DLNA/UPnP oder auch Bluetooth (5.2)
Vollwertkost
Beim Auspacken – uns steht die Furniervariante Wildapfel zur Verfügung – freut sich der Rezensent über die exzellente Verarbeitung. Freude kommt auch beim Anblick der paarweise gematchten Holzmaserung auf: Die Econik Four machen richtig was her, wirken edel und dezent zugleich. Bei näherer Betrachtung wird schnell klar: Es handelt sich bei jeder Four um einen vollumfänglichen Aktivlautsprecher – das Stereoset ist also kein Master-Slave-System. Das wäre konzeptionell auch nicht anders möglich, denn die Econik-Serie ist ganz bewusst für den Surround-Einsatz konzipiert. So lässt sich während des Pairing-Prozesses für jeden Lautsprecher eine von acht „Arbeitspositionen“ festlegen: Front, Surround, Surround hinten (jeweils links und rechts), außerdem Center und Sub. Letzteres ergibt zugegebenermaßen bei der Econik Four nun gar keinen Sinn, man könnte es aber so einstellen, wenn man wollte.
Zwei Konusse und bis zu drei Wege

Spezialist für dunkle Energie: Am Heck der Econik Four findet sich ein reiner Tieftöner, der wahlweise die tiefen Töne alleine bestellt oder parallel mit dem vorderseitigen Tiefmitteltöner; mithin lassen sich die Econik Four als Drei- oder Zweieinhalb-Wege-Systeme fahren
Die Econik Four besitzt zwei 12,5-cm-Tiefmitteltöner aus der Prestige-Serie von Seas. Diese Treiber bieten eine hübsch anzusehende, kantenbeschichtete Schilf-/Papierzellstoffmembran, der Econik einen harmonisch verlaufenden Frequenzgang nachsagt. Ein kräftiges Antriebssystem mit langer, leichter Schwingspule aus kupferbeschichtetem Aluminium für ein optimales Einschwingverhalten sowie ein extrem steifer und stabiler Spritzguss-Metallkorb zählen zu den technischen Pros. Kleine Besonderheit: Auf der Vorder- und Rückseite der Econik Four findet sich jeweils ein Konus. Der rückwärtige Treiber fungiert grundsätzlich als Woofer und spielt bis maximal 180 Hertz hinauf. Anders würde es konzeptionell auch keinen Sinn ergeben, denn mit zunehmender Frequenz setzt bekanntermaßen bei Lautsprechern eine immer stärkere Richtwirkung ein, was bei gleichzeitiger Abstrahlung nach vorne und hinten eine stabile Stereobühne vereiteln und auch Raumresonanzprobleme evozieren würde. Der frontseitige Konus läuft ab Werk bis 3,5 kHz hoch. In der Standardkonfiguration laufen front- und rückseitiger Treiber ab der unteren Grenzfrequenz bis hoch zu 180 Hertz parallel, es ist aber auch möglich, den Front-Tiefmitteltöner per DSP erst ab 180 Hertz aufwärts einzusetzen. Dann hat man technisch gesehen ein echtes Dreiwegesystem.
AMT – olé!
Den Hochtonbereich ab 3,5 kHz übernimmt in der Econik Four standardmäßig ein 25-mm-Seas-Excel-Kalottenhochtöner mit Ferrofluid-Kühlung und Doppelmagnetsystem. Darüber wollen wir an dieser Stelle aber keine weiteren Worte verlieren, denn wir hören mit der Mundorf-Edition, sprich mit dem erwähnten 80-mm-AMT-Hochtöner. Jener soll ein noch feiner aufgelöstes Klangbild liefern als die Kalotte.
Vertrauen … und Garantie
Angetrieben werden die Chassis von kräftigen Verstärkermodulen, die Econik beim gut beleumundeten Hersteller Platin Audio aus China zukauft. Hier stehen pro Treiber (!) komfortable 150 Watt in Class D zur Verfügung, insgesamt also 450 Watt Verstärkerleistung für eine kleine Kompaktbox – Respekt. Econik entschied sich für Platin Audio, weil sich deren WiSA-Module nicht nur durch „sehr guten Klang, sondern auch Verlässlichkeit im Betrieb und Langlebigkeit“ auszeichnen würden, so Berthold Daubner von HifiPilot. Diese Einschätzung untermauern die Hifipiloten unteren anderem damit, dass registrierte Nutzer nicht nur von einer erweiterten Gewährleistung von zehn Jahren auf die Treiber, sondern auch fünf Jahren für die Verstärkermodule profitieren. Das bringt doch eine gewisse Investitionssicherheit, deswegen möchte ich es hier lobend erwähnen.
Klangtest und Vergleiche: Econik Four
Wie schon im Test der Econik Six kommt hier das bei Econik bestellbare Stereo-Modul zum Einsatz, das ebenfalls von Platin Audio stammt und technisch optimal passen dürfte. Über die grundsätzliche Funktion und Arbeitsweise des Stereo-Hubs hat Kollege Michael Bruss schon eine ganze Menge geschrieben, weswegen ich hier gerne auf seine Ausführungen verweisen möchte. Eines vielleicht in aller Kürze: Die Inbetriebnahme der Econik Four war innerhalb weniger Minuten vollzogen: Erst erfolgt das Pairing zwischen Fernbedienung und Hub, dann das Pairing zwischen Hub und Lautsprechern – und zu guter Letzt wird den Lautsprechern ihre jeweilige Arbeitsposition zugewiesen, in unserem Falle die klassische Stereokonfiguration „Vorne Rechts/Vorne Links“. Das funktionierte in der Praxis bestens. Zu guter Letzt habe ich meine Quellgeräte mit dem Hub verbunden (meinen CD-Spieler C.E.C. CD5 analog per Cinch und meinen Streamer Cambridge Audio CXN V2 digital per Koaxialkabel) – und dann hieß es: Hinein ins Vergnügen!
Tonales Chamäleon
Langjährige fairaudio-Leser wissen es: Meistens beginnt mein Testparcours mit der Disziplin Tonalität. Doch das ist mit den Econik-Lautsprechern so eine Sache, denn: Wie will man bei einem Chamäleon festlegen, was für eine Farbe es hat? Durch den wirkmächtigen DSP kann man bei der Econik so ziemlich jedes Tonalitätsszenario abrufen, das man möchte. Tatsache ist, dass die Econik Four ab Werk mit einem Standard-DSP-Preset ausgeliefert wird, das nicht ganz der reinen highfidelen Lehre in Bezug auf den Frequenzgang entspricht. Es sei vielmehr – so sagen die Hifipiloten – dahingehend optimiert, dass die Econik Four auch bei geringer Abhörlautstärke „vollständig“ klinge, und zwar über eine lautstärkeabhängige Bassanpassung. Mir schmeckt so eine Lösung ehrlich gesagt nicht so hundertprozentig, als Nerd würde ich mir eigentlich einen – wenn man so will – komplett „unverbastelten“ Sound ab Werk wünschen. Aber: Auch das geht, wie mir die Hifipiloten auf Nachfrage erklären, einfach bei der Bestellung angeben, dass man sich das „Studio-Preset“ als voreingestelltes Preset ab Werk wünscht.
Und natürlich hat man im Nachgang die Freiheit jederzeit zwischen fünf alternativen Presets zu wählen, die Econik auf seiner Website anbietet. Oder über den Hub mit der Econik-App seine komplett eigene EQ-Kurve zu „zaubern“. Bei den Presets handelt es sich um kleine Dateien, die man herunterlädt und auf einen USB-Stick packt. Den steckt man dann nacheinander in beide Lautsprecher. Der Einlesevorgang erfolgt über ein kleines „Ritual“ mit dem rückseitigen Pairing-Taster. Wenige Sekunden später ist das Preset spielbereit. Econik bietet neben dem erwähnten Standard-Preset auch ein komplett lineares („Studio“) an, überdies gibt’s spezielle Presets für wandnahe Aufstellung oder „sanften“ Klang mit abgedimmten Höhen. Übrigens, und das ist nicht ganz unwichtig: Die genannten Presets lassen sich auch dann aufspielen, wenn man den Econik-Hub nicht dazukauft, sie werden gewissermaßen autark über den Stick in die Lautsprecher „verpflanzt“.
Aber gut: Man kann ja über den Hub mit der Econik-App seine komplett eigene EQ-Kurve „zaubern“
Optimal finde ich tatsächlich den Weg über die Raumeinmessung des Hubs, die wahlweise mit einem iPhone (ab iPhone 6 aufwärts) oder über ein Messmikrofon vonstatten geht. Der Einmessvorgang wird über die Econik-App gestartet; mithilfe von Rosa Rauschen analysiert die App die Raumakustik und schlägt anschließend eine digitale Entzerrungskurve vor, die man sogleich aktiveren kann. Bei mir führt das zu einer tonal höchst realitätsnahen und angenehm ausbalancierten Tonalität, die mir im Vergleich zu allen verfügbaren Presets so gut gefällt, dass ich bei dieser Einstellung dann auch bleibe. Und damit soll hier das Kapitel Tonalität auch enden, denn: Erlaubt – und möglich! – ist, was gefällt.
Tief und klar: Der Raum
Während sich die Econik Four tonal höchst wandelbar zeigt, kann sie in anderen Klangdisziplinen mit erfreulicher Stabilität und Entschlossenheit punkten – zum Beispiel bei der Raumabbildung. Man muss allerdings für das optimale Ergebnis ein bisschen was tun, denn die Four goutiert und belohnt eine sorgfältige Aufstellung. Fast immer fahre ich in meinem Hörraum am besten, wenn ich die Lautsprecher nicht direkt auf Achse höre, sondern eher ein Stück weit auswinkle, sodass die Hochtöner gewissermaßen seitlich „an meinen Ohren vorbei“ zielen. Daher hatte ich die Econik-Lautsprecher auch genau so aufgestellt. Das Ergebnis: Die Bühne ist angenehm breit, allerdings nicht sehr tief in der Abbildung.
Ich probiere ein wenig herum. Und als ich die Lautsprecher wirklich exakt auf meine Ohren ausrichte und zugleich ein gleichwinkliges Dreieck aus Lautsprechern und meiner Wenigkeit bilde, rastet es perfekt ein. Ich versinke geradezu in der synthetischen Raumillusion, die die Elektronikpioniere Yello auf dem Track „Dark Side“ (Album: Toy) aufziehen. Wabernde Synthies, unendliche Tiefen, ein absolut hypnotisches Erlebnis, während die Stimmen von Dieter Meier und der Gastsängerin Fifi Rong wie festgenagelt an ihren jeweiligen Positionen stehen.
Doch auch bei echten Instrumenten und akustischen Aufnahmen brilliert die Econik Four mit einer ausgezeichneten und höchst realistisch anmutenden Räumlichkeit, wie ein Ausflug ins klassische Fach zeigt: Eine meiner liebsten Einspielungen der Rachmaninov-Klavierkonzerte stammt von der Deutschen Grammophon. Wir hören das London Symphonic Orchestra unter dem Dirigat von Yuri Ahronovitch und mit Tamás Vásáry am Konzertflügel. Insbesondere das zweite Klavierkonzert gehört für mich zu den komplexesten und emotionalsten Stücken, die die Kunstform Klavierkonzert bereithalten kann. Und ja – die Art und Weise, wie die Econik Four das Orchester im Raum platziert, ist nicht nur tadellos, sondern bemerkenswert angesichts der Preisklasse, in der wir hier unterwegs sind.
Weil…? Nun, weil das Orchester sich in realistischer Ausdehnung manifestiert. Weil man aber auch sehr genau nachverfolgen kann, dass die Tonkutscher den Konzertflügel bei ausgedehnten Klaviersolopassagen auch mal etwas nach vorne und mehr in die Breite mischen, während er bei Tuttipassagen wieder etwas in den Hintergrund rückt. Überdies werden die so wichtigen Raumresonanzen sehr gut abgebildet, was einen authentischen Eindruck der Aufführungsstätte zeitigt. Das alles kann mein deutlich höher gepreistes Standard-Hörbesteck (Harbeth 30.2 XD und Audio-Note-Cobra-Vollverstärker, summa summarum gut 10.000 Euro) nicht substanziell besser. Wer bei der Räumlichkeit in Sachen Abbildungsrealismus und -präzision noch mehr Akkuratesse wünscht, der muss dann schon nach recht stolz gepreisten Aktivkonzepten wie einer Genelec 8361A schauen. Für die aufgerufenen 3.299 Euro ist das, was die Econik Four bieten, jedenfalls richtig gut.
Wusch und Wumms: Dynamik und Tiefgang
Ich habe es weiter oben schon erwähnt: 150 Watt Verstärkerleistung pro Treiber sind schon ein ganz schönes Pfund. Es erfordert nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, dass man einen zarten Fünfzöller (derer zwei kümmern sich ja um den Tiefton) mit so einer Leistung als Dauerton locker über den Jordan schicken kann. Aus diesem Grund hat man bei Econik natürlich den Regelbereich der Lautstärke so weit domestiziert, dass dergleichen nicht passiert. Trotzdem bleibt die Frage: Wie viel Pegel und Grobdynamik kann ein ja doch recht kompakter Lautspieler denn nun liefern?
Die Antwort: mehr, als man denkt. Sowohl beim linearen Preset als auch bei der auf meinen Raum eingemessenen Variante bin ich zunächst mal erfreut ob der grobdynamischen Fähigkeiten. Wenn bei Yellos „Daily Disco“ die Synth-Drums quer durchs Stereopanorama kacheln oder der Bassist bei Kate Moshs Track „One Giant Lied For Mankind“ ab 02‘30“ in der Instrumentalbridge lustvoll die tiefe E-Saite anreißt, dann bringt die Econik Four das mit erstaunlicher Lastwechselfreude rüber – und ballert zugleich ein geziemendes Pfund Tieftonenergie in den Raum. Diese ist aber nicht nur einfach „laut“, sondern zugleich auch konturiert, was vor allem eine Frage der Nachzeichnung der Hüllkurve ist: Ja, man kann den „Zupfvorgang“ fast vor sich sehen, dem Nachklingen lauschen – und dann aber auch das Schnarren beim Umgreifen bestens nachverfolgen. Sollte ich es etwas volksnäher beschreiben, dann wirkt der Bass für mich „saftig“, aber nicht schlabberig – ein Weinkenner würde „halbtrocken“ sagen. Das alles funktioniert bis hin zu Lautstärken, bei denen im Mietwohnungsmilieu bereits der „Untermieter“ ungehalten mit dem Besenstiel an die Decke klopft.
Grobdynamisch verfügt die Econik Four also für eine Kompakte über einen erfreulich erwachsenen Wumms. Und feindynamisch ist sie erst recht gut unterwegs: Bei der oben erwähnten Rachmaninov-Einspielung hat der Pianist richtig schwer zu tun. Es gibt eine Vielzahl von irrsinnig virtuosen und schnellen Klavierpassagen, die sich nicht nur auf halsbrecherisch ausgeführte Melodien, sondern auch auf Akkorde und Arpeggien ausdehnen. Und je nach aktueller Stimmung im Stück kommen diese mal ganz feinperlend wie ein Gebirgsbach, mal garstig-stechend wie Hagelkörner rüber. Das alles mal laut, mal leise. Es ist schon erstaunlich, wie genau und spurtreu die Econik Four das alles nachverfolgt, insbesondere die dafür so wichtigen Attackphasen. Auch hier zeigt der Econik-Lautsprecher meinen kleinen Audio-Note-Boxen die Rücklichter. Es braucht dann schon mein „großes Besteck“ (Harbeth 30.2 XD und Valvet A4 MK2), um die Feindynamik der Econik FOUR wiederum ein Stück weit qua noch stärker empfundener Mühelosigkeit zu toppen.
Ebenfalls sehr gut gefällt mir der absolute Tiefgang, der möglich ist, wenn man in zivilen Lautstärkegefilden bleibt, denn discopegelfest ist die kompakte Econik natürlich nicht. Aber: Stücke mit ordentlich Subbass (z.B. „Cedars of Lebanon“ / U2 (Album: No Line On The Horizon) oder „Drifting Along“ / Jamiroquai) machen über die Econik Four schon richtig Spaß: Denn sie kann sowohl den besonderen Punch (Jamiroquai) als auch die „Schwärze“ einer Bassfigur (U2) deutlich glaubhafter modellieren als ein Lautsprecher, der hier früher ausfadet und diesen Aspekt der Musik höflich unter den Teppich kehrt – ich denke da an meine Audio Note AX Two / II (3.750 Euro), selbst mit potenten Verstärkern vorne dran.
Tick und Tack: Auflösung
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Auflösung. Die ist bei der Econik Four ein Stück weit frequenzabhängig, was mich jedoch angesichts des Konzepts nicht so ganz wundert. Bummelig gesagt, nimmt die Qualität der Auflösung in Richtung Hochton zu – nämlich dann, wenn der wirklich seidig-fein und detailreich aufspielende Mundorf-Air Motion-Transformer das Sagen hat. Er macht auch dann noch feinstes Hi-Hat-Ticken im Hintergrund hörbar, wenn drumherum gerade eine Gitarren-Hölle losbricht (auch hier empfehle ich das Kate-Mosh-Album Breakfast Epiphanies, Track „Haha..Weird“). Ebenso schafft der AMT es, das feinsilbrige Britzeln von Ridebecken und Schellentamburin aus dem Intro von Radioheads „Reckoner“ (Album: In Rainbows) in aller Farbenpracht über den gesamten Verlauf des Stücks weiter abzubilden, auch wenn peu à peu Thom Yorkes Gesangsstimme, Bass und Gitarre einfaden.
Vom Charakter her würde ich den Hochton der Econik-Lautsprecher wie folgt beschreiben: Eher seidig als scharf, eher geschmeidig als stechend, eher gülden als betont silbern – aber eben verbunden mit sehr guter Auflösung. Wenn es hingegen in Richtung tiefe Mitten und Tiefton geht, schält die Econik Four insgesamt etwas weniger Details und Klangfarben heraus. So ist zum Beispiel ein in tiefen Lagen gespieltes Fender Rhodes nicht so leicht von einem Wurlitzer Piano zu unterscheiden wie mit meiner Referenzkette. Aber lassen wir die Kirche angesichts des doch sehr bodenständigen Preises der Econik Four lieber im Dorf.
Bonus Track: An die Leine
Halt, wir sind doch noch nicht fertig! Ich möchte Ihnen nämlich nicht vorenthalten, dass ich testhalber auch mal direkt per Kabel zugespielt habe – und zwar von meiner Röhrenvorstufe Tsakiridis Alexander aus, die unter anderem einen XLR Out hat. Ein solches Setup wird sicherlich am eigentlichen Haupt-Einsatzzweck der Lautsprecher etwas vorbeigehen, denn: Wer kauft sich schon Wireless-Lautsprecher und zahlt den entsprechenden Aufpreis für die Technologie, wenn sie hinterher gar nicht genutzt wird? Wie auch immer: Mir hat es jedenfalls gut gefallen, eine Röhre im Signalweg zu haben, ich empfand das Klangbild der Econik Four über XLR noch ein Stück weit „farbiger“, wenn man so will: dem analogen Klischee entsprechend. Wer beide Möglichkeiten nutzen kann, sollte meiner Meinung nach zumindest mal damit experimentieren: Kann ja nicht schaden!
Test: Econik Four | Aktivlautsprecher