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Die Dynaudio Excite X18 im Soundcheck

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Dynaudio Excite X18

Dynaudio legt zwei Schaumstoffstopfen zum Verschließen der rückseitigen Bassreflexöffnungen bei, und das funktioniert bei allzu wandnaher Aufstellung auch sehr effektiv. Doch auch wenn Dynaudio seine Kompakten als „Bookshelf-Speaker“ bezeichnet, so dürften die kleinen Schmuckstücke im Regal klanglich unter David Bowieihren Möglichkeiten spielen. Denn trotz ihrer überschaubaren Abmessungen kann die größere der beiden Excite-Kompakten im Bass so einiges liefern. David Bowies elegisch-düsteres „Blackstar“ vom gleichnamigen Album (auf Amazon anhören) zum Beispiel schiebt genau da, wo die Dynaudio Excite X18 am meisten Druck machen – irgendwo grob um 70 bis 90 Hz grummelt es selbst bei relativ freier Aufstellung (60 cm von der Rückwand entfernt) ganz ordentlich. Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: Der Bass bleibt trotz seiner Präsenz in diesem Bereich immer sauber und verdeckt auch die knappe Oktave darunter, die die X18 noch liefern kann, nicht. Da spielt sich im genannten Track ja auch so einiges ab, und den Großteil dessen kann der 17,5-cm-Treiber auch in gut James Blakewahrnehmbaren Hörschall umwandeln. Die Charakteristik der Basswiedergabe ist dabei insgesamt eher knackig und präzise als wattig, flauschig, fett oder wie auch immer man die entgegengesetzte Ausprägung nennen will. Selbst der wabernde Bass in James Blakes „Limit to Your Love“ (Album: James Blake) kommt mit ordentlicher Definition und ohne übermäßigen Bauchansatz. Okay, ein klein wenig mehr, als es die reine Lehre von der absoluten Neutralität erlauben würde, packen die Dynaudio Excite X18 im Oberbass schon drauf – aber das wird nie unangenehm oder undefiniert, und es verfärbt die Gesamtbalance nicht wirklich.

NAtürlich auch in Schwarz zu haben ...
Natürlich auch in Schwarz zu haben …

Richtig Freude kommt mit Macklemore & Ryan Lewis‘ „Downtown“ auf – übrigens einer der besten Songs des Jahres bisher (Album This Unruly Mess I’ve Made auf Amazon anhören). Der Bass geht deutlich tiefer runter, als man das bei der Betrachtung der doch eher zierlichen Dynaudios annehmen würde, und vermag es, meinen nicht gerade kleinen Raum locker zu füllen – auch und Macklemore & Ryan Lewis'gerade bei höheren Pegeln. Das ist körperlich in der Couch und dem mit meinen Füßen belasteten Couchtisch zu spüren. Beeindruckend ist die elastische, locker federnde Qualität des Basses, der sich ohrenscheinlich nicht im Geringsten anstrengen muss, die Schwärze der synthetischen Bassläufe darzustellen. Okay, Zeit für den „Tsunami“ von DVBBS & Borgeous zur Überprüfung der Pegelfestigkeit. Wie bitte? Nein, ich schäme mich nicht! Okay, vielleicht ein kleines bisschen … Aber egal, die Gänsehaut, der Adrenalinrausch und das Grinsen in meinem Gesicht sind es tausendmal wert, von der elitären Musikfraktion mit einem leicht angehobenen Mundwinkel mitleidig beäugt zu werden. Egal: Mit geschlossenen Augen würde ich NIE im Leben glauben, dass hier zwei ziemlich kleine Zwei-Wege-Kompaktlautsprecher spielen – nie und nimmer! Die Mittel- und Hochtonimpulse sind bis hin zu nachbarschaftsunfreundlichen Pegeln sauber und der Bass kickt richtig gut. In kleineren Räumen als meinem Zweithörraum kommt man mit den X18 mit einiger Sicherheit eher an die Schmerzgrenzen seiner Ohren als an die Belastungsgrenzen der Dynaudios – wohlgemerkt, ein ausgewachsener Drei-Wege-Standlautsprecher kann natürlich noch mehr Druck und vor allem Tiefgang bieten, aber für ihre Größe ist die Basswiedergabe der Dynaudio Excite X18 umwerfend gut.

Die Fase an der Front sorgt für eine optische Gefälligkeit
Die Fase an der Front

Dabei bleibt der Mittelton mustergültig sauber, unkomprimiert und unverzerrt. Man kann die Wiedergabe des Präsenzbereichs getrost als für diese Preisklasse ungewöhnlich offen und transparent bezeichnen. Nicht nur, dass der Übergang vom Konustreiber zur Hochtonkalotte in keiner Weise wahrnehmbar ist, auch die Mühelosigkeit, mit der die X18 feinste Schattierungen von Klangfarben zum Beispiel von Celli darzustellen vermögen, ist beeindruckend. Selbst große, massige Orchesterkörper verschwimmen nicht in einem homogenen Klangbrei, sondern die einzelnen Instrumente behalten ihre Individualität und eigene Integrität. Dabei wirken gerade Streicher weniger knorrig-harzig als vielmehr seidig und brillant, aber ohne, dass es ihnen an Gewicht fehlen würde. Kleiner Genrewechsel: Die meist parallel im Quintabstand singenden Stimmen der Big & Rich-Sänger John Rich und Big Kenny erscheinen mir präsenter (im Sinne von echter, ansatzloser in der Dynamik und klarer voneinander differenziert) als mit so ziemlich jedem anderen Lautsprecher der 1.500-Euro-Klasse, die ich bisher gehört habe – und das sage ich im vollen Hugh MasekelaBewusstsein über die Tragweite dieser Aussage. Belegen kann das wieder einmal Hugh Masekela mit seinem „Stimela“ (Album: Hope), in dessen Mittelteil er einen der für südafrikanische Sprachen typische Klicklaute so unmittelbar explodieren lässt, dass mir unwillkürlich ein Schauer der Verzückung über die Arme läuft.

Auch beeindruckend und Beleg für die (grob-)dynamischen Fähigkeiten der X18 sind die stimmlichen Eskapaden des südafrikanischen Sängers und das an- und abschwellende Spiel der Band, die sich von gemütlicher Zimmerlautstärke immer wieder zu einem mitreißenden Stakkato aufschwingt. Dabei ist die Snaredrum mit dem nötigen Punch ausgestattet, um sie nicht zerfasern zu lassen. Sie bleibt also auch bei gehobenen Pegeln Miaoux Miaouxinteger und pointiert. Erinnere ich mich zurück an Experimente mit einer Linn Majik 109 (um 1.200 Euro für das Pärchen) vor einigen Jahren im gleichen Raum, so muss ich – bei aller Zuneigung für die kleinen 3-Wege-Kompakten – eingestehen, dass die X18 selbst in Sachen pointierter, druckvoller Mittenwiedergabe, einem der Glanzpunkte der Majik 109, in einer anderen Liga spielen. Und ja, in Sachen Offenheit und Schnelligkeit im Mittelton schlagen die X18 selbst die Excite X38, wie die elektrischen Synthesizerimpulse von Miaoux Miaoux Orchestras „Stop the Clocks“ (Album: Light of the North, auf Amazon anhören) eindringlich demonstrieren. So federnd und losgelöst habe ich das unter 3.000 Euro mit einiger Sicherheit noch nie gehört!

Kalotte der Dynaudio Excite X18

Eine Etage höher sieht das ganz ähnlich aus: Weder die Focal Aria 926 noch die Guru MQ10two, beide preislich ein gutes Stück oberhalb der Dynaudio Excite X18 angesiedelt (wobei die Focal als Drei-Wege-Standlautsprecher sicherlich nur bedingt vergleichbar ist), vermochten es in meinen Hörtests, im Hochton so fein, so akribisch, dynamisch so vielfältig abgestuft aufzulösen wie die Däninnen – und auch die Excite X38 konnte das nicht wirklich. Auch wenn das jetzt kein typischer Track zum Bewerten von Auflösung und Feindynamik im Hochton ist, so lassen die Excite X18 bei „Death, the Brutal Way“ (herziger Titel, nicht wahr …?) vom gleichnamigen Album der niederländischen Oldschool-Death-Metaller Asphyx dann aber auch keinen Zweifel daran bestehen, dass hinter dem Mischpult während der Aufnahmen kein audiophiler Überzeugungstäter saß. Die verzerrten Gitarren offenbaren ebenso wie die Schlagzeugbleche eine durchaus schneidige, wenn auch nicht schneidende Charakteristik, die von den Dynaudios ungeschönt weitergegeben wird. Im Vergleich zu den Dynaudio Excite X38 meine ich dabei eine insgesamt offenere, hellere Charakteristik feststellen zu können – das kann aber auch ganz einfach daran liegen, dass die unterste Oktave bei den X18 ausgeblendet bleibt, die X38 dort aber noch ein solides Fundament legen können und somit die Balance einen Hauch Richtung Erdenschwere verschieben. Die ätherischen Cemballo-Töne auf „Les Gentils Airs“ und „Ave Maria“ vom Linn-Sampler Super Audio Collection Nr. 7 zaubern die X18 jedenfalls noch etwas freier, luftiger, leichter hervor. Sie lassen das geschmeidige Spiel des Cemballisten einfach so „passieren“, ganz ohne artifizielle Spotlights zu setzen. Das hat nichts mit Langeweile oder Passivität zu tun, sondern mit Transparenz ohne Artefakte – die Informationen sind einfach da. Übrigens sind sie das auch weitgehend unabhängig vom Hörwinkel; selbst deutlich außerhalb der Achse beider Hochtöner, horizontal wie vertikal, lässt sich nicht wirklich ein Abfall an Hochtonenergie feststellen.

Dynaudio Excite X18

Auch die überzeugende Umsetzung der virtuellen Bühne büßt bei einer nicht im Sweetspot befindlichen Sitzposition kaum an Realismus ein. Vorgenannte Stücke des Linn-Samplers entfalten sich in einem nicht wahrnehmbar beschränkten Raum – eine Abgrenzung in irgendeine Dimension scheint es nicht zu geben. Ich kann noch nicht mal sagen, dass sich das Geschehen generell eher zwischen oder hinter oder vor den Lautsprechern abspielt – ist eine Stimme sehr direkt aufgenommen („Stop the Clocks“ von Miaoux Miaoux Orchestra), steht sie eben einen Schritt vor der Lautsprecherebene; stand die Sängerin bei der Aufnahme weiter hinten auf der Bühne („Ave Maria“), transportiert die Dynaudio sie eben auch von der Konserve kommend dort hin. Diese Wandelbarkeit kenne ich schon von den größeren Schwestern X38, und es ist ein Charakterzug, den nicht viele Lautsprecher in dieser Ausprägung besitzen – erst recht nicht in dieser Klasse. Ein kleines Defizit im Vergleich zur X38 offenbaren die Kleinen hier aber doch, und das hilft, das Preisgefüge auch außerhalb der reinen Bassfähigkeit im Lot zu lassen: Die geradezu stofflich fassbare Plastizität der Darstellung von Klangkörpern im Raum gelingt dem kleineren Modell nicht ganz so gut wie den doppelt so teuren X38, sodass man sich als Hörer etwas weniger in die Klanglandschaft involviert fühlt – man kann vor dem geistigen Auge etwas weniger „um die Musiker herum gehen“.

Dynaudio Excite X18

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Test: Dynaudio Excite X18 | Kompaktlautsprecher

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