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Klang Dynaudio Excite X38 (Teil I)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Technisches ...
  2. 3 Auspacken, aufstellen und anschließen ...
  3. 4 Klang Dynaudio Excite X38 (Teil I)

Mit meinem Linn Majik DSM und dessen integrierten Endstufen zeigen die Dänen von Anfang an ihren grundlegenden Charakter. Hier nervt nichts, hier eckt nichts an, hier ist alles im wohlklingenden und unaufregenden Lot. Genau so, wie ich Dynaudio Excite X38 im HörraumDynaudio-Lautsprecher von früher in Erinnerung hatte – alles Käse mit der „Neuen Dynamik“ also? Nun ja, erst mal ordentlich Musik laufen lassen …

Das war übrigens auch der Tipp des freundlichen Dynaudio-Mitarbeiters, den ich zufälligerweise einige Tage nach dem ersten Anschließen meiner Testmodelle auf der Braunschweiger Funkausstellung traf, und der dort mit den X38 und dem großen digitalen NAD-Vollverstärker M2 in einem riesigen Raum eine mehr als eindrucksvolle Demonstration gab: „Gut einspielen lassen!“ Und der gute Mann machte mich mit seiner eindrucksvollen Demo der X38 nicht nur verdammt neugierig auf die Performance „meiner“ hoffentlich bald ebenso gut warmgespielten Zwillinge, er behielt mit seiner Aussage auch recht. Nach einer guten Woche permanenter Membranmassage traute ich mich zum ersten Mal, richtig reinzuhören in das, was die schlanken Säulen so drauf haben.

Dynaudio Excite X38Die X38 nehmen erst mal den Stammplatz meiner Linn Majik 140 ein, womit sie etwa 30 cm weg von der Rückwand stehen, mit zwei Metern Basisbreite und nur minimaler Einwinklung Richtung Hörplatz. Dort fühlen sich die voll aktivierten Linns pudelwohl, bieten Druck, Präzision und eine tiefe, über die Rückwand hinaus nach hinten reichende, allerdings seitlich und nach oben deutlich abgegrenzte Räumlichkeit. Die Dynaudios entschieden sich nach einigem Hin und Her aber für einen Platz etwa 20 cm weiter von der Rückwand entfernt und etwas stärker in Richtung Hörplatz eingedreht – am Linn’schen Stammplatz dickt der Bass selbst mit den beigelegten Bassreflexrohrstopfen zu sehr auf. Etwas weiter entfernt von der rückwärtigen Raumbegrenzung hielten sich alle Frequenzen die Waage und die Qualität der räumlichen Darstellung machte einen deutlichen Sprung von ‚ganz nett‘ zu ‚Aaah ja!‘

Angeschlossen an die streamende Vor-/Endverstärkerkombi Majik DSM, die mit 3.500 Euro in preislicher Hinsicht ein realistischer und klanglich ein adäquater Partner für die X38 ist, hat sich nach der Einspielzeit im Vergleich zum „kalten“ Zustand frisch aus der Packung so einiges geändert: Wo zuvor noch leichte Wattigkeit vorherrschte, entfalten sich Klangereignisse nun wesentlich befreiter, lockerer und schneller. Der Bass löst sich sehr viel besser vom restlichen Klanggeschehen und verdeckt beziehungsweise beeinflusst den Mittelton nicht mehr. Die zeitlich-akustische Kohärenz nimmt dabei noch zu; vom gefürchteten Zerfallen in einzelne Frequenzbereiche, das oft parallel zur Anzahl der Wege eines Lautsprechers zunimmt, ist hier nichts zu hören – ein Glück, denn nichts stört beim entspannten und entspannenden Musikgenuss mehr als das Gefühl, einzelnen Treibern bei der Arbeit zuzuhören statt miteinander spielender Musiker.

Rückseite der Dynaudio

Da ich (wie eingangs angedeutet) gerade auch die Jadis JA15 Röhrenmonos zur Hand hatte, lag es nahe, die Aussage Dynaudios zu überprüfen, dass ihre neue Mainstream-Serie auch mit nicht ganz so muskulösen Verstärkern zurechtkommen. Nun sind die Jadis mit ihren 40 Watt nicht gerade schwächlich, aber Röhren und Dynaudio, das wäre mir noch vor einigen Jahren niemals in den Sinn gekommen. Aber es funktioniert tatsächlich. Mit hörbar mehr Schmelz und Wärme im Mittelton trösten die Jadis in dieser Umgebung darüber hinweg, dass sie ganz, ganz tief unten ein wenig die Zügel schleifen lassen, und ganz, ganz obenrum ein samtiges Tüchlein über das Klanggeschehen legen, als wollten sie sagen: „Hey, wen interessiert das Gebimmel und Getöse? Schau, wie farbig diese Stimme leuchtet!“

Aber zurück zum Majik DSM. Was dieser (preislich wesentlich realistischeren) Quell/Verstärker-Kombination an Schmelz fehlt, macht sie mit besserer Ortungsschärfe und mehr Kontrolle im Bass locker wieder wett. Diffusität in der räumlichen Darstellung ist für die Dynaudio X38 ein Fremdwort, auch wenn sie an den in dieser Hinsicht hervorragenden voll aktivierten Linn Majik 140 nicht vorbeiziehen können.

Alela Diane und ihr „Pirate’s Gospel“ beginnt mit einer akustisch eingefangenen Gitarre, einem knorrigen Bass und dem rhythmischen Klatschen zweier Personen, bevor die Stimme der Sängerin klar abgegrenzt inmitten dieser Gruppe ertönt. Trotz der Alela Dianeohrenfälligen Distanz zum Mikrofon produziert Frau Diane recht prominente, sehr klare S-Laute, die von den Dynaudios präsent, aber nicht scharf wiedergegeben werden. Auch können diese Laute immer den Lippen der Sängerin zugeordnet werden, statt die Position der Hochtöner des Lautsprechers zu verraten. Erstaunlich auch die deutlich merkbare, minimale Verlangsamung des Rhythmus, ohne dass die Band sich so anhört, als ob einer hinterherhinke – ein weiterer Hinweis auf die exzellenten Timingfähigkeiten der X38, die einen wichtigen Beitrag zum entspanntem Hören darstellen.

Aufbauend auf einem sehr tief gehenden, nie dröhnigen Bass, der eher auf der vollmundigen als auf der übertrieben schlanken Seite angesiedelt ist und dennoch genug Kick und Kontrolle besitzt, spielt ein sehr transparenter und verfärbungsfreier Mittelton ohne wirklich beschreibbare Charaktereigenschaften. Wenn überhaupt, dann kann man diese Frequenzregion bei den Dynaudios als minimal sanft und seidig bezeichnen – wiederum ein Faktor, der sehr entspanntes Hören ermöglicht, ohne dabei schönzufärben oder Details zu verschleiern. Das erinnert fast an die in dieser Hinsicht hervorragenden Lautsprecher von Avalon.

Mit Bi-Wiring hatte Dynaudio noch nie was am Hut ...
Mit Bi-Wiring hatte Dynaudio noch nie was am Hut

So spektakulär unspektakulär der wichtige Stimmbereich auch sein mag, getoppt wird er tatsächlich noch durch das, was die Hochtonkalotte zu leisten imstande ist. In dieser Preisklasse fällt mir keine andere Box ein, deren Tweeter so seidig-weich und ohne Härte musiziert und sich so gut integriert. Mit extrem guter Feindynamik stellt die aktuelle Dynaudio-Kreation selbst kleinste Klangverästelungen dar, übertreibt es dabei nicht mit der Luftigkeit und stellt somit ihre Fähigkeit zur Auflösung komplexer Strukturen nicht in den Vordergrund, sondern rundet das in sich geschlossene, umfassende Klangbild nach oben hin ab.

Nicolas Jaar, ein junger Musiker aus New York, hat mit Space Is Only Noise eine der meines Erachtens besten Electro-Neuerscheinungen des Jahres 2011 abgeliefert. Vor allem die drei ersten Stücke des Albums strotzen nur so von HiFi-Test-Nicolas Jaargeeignetem Material: Mit den Dynaudios höre ich unglaubliche Transparenz und Ansatzlosigkeit, Präzision, Auflösung; die Tischtennisbälle im Track „Colomb“ fallen sozusagen direkt vom Lautsprecher. Der extrem tiefe Bass im Mittelteil des Stücks verbreitet sich kontrolliert und mächtig in den Raum, wobei die Dynaudios, obschon auf sehr hohem Niveau spielend, nicht ganz das liefern können, was (mehrfach) teurere Lautsprecher in Sachen Ansatzlosigkeit und Lockerheit drauf haben.

Die trennscharfe Auflösung von einzelnen und komplexen Klangereignissen (ohne dabei überanalytisch zu sezieren) dürfte jedoch einzigartig in dieser Klasse sein. Dieses Auflösungsvermögen und die damit einhergehende Transparenz sind sicher neben der tonalen Neutralität die Schokoladenseiten der X38. Details sind immer gut hörbar, ohne sich über Gebühr hervorzutun, wie das zum Beispiel bei frühen Focal oder Triangle bisweilen der Fall war. Man nimmt sie eher wie beiläufig wahr, bis man sich des Umstandes bewusst wird, das so nur ganz selten zu hören zu bekommen. So führt die X38 den Hörer mit „gnädiger Analyse“ näher an die Musik heran, wobei der grundsätzlich leicht sanfte Klangcharakter der Dynaudios immer Priorität Nummer 1 hat.

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Test: Dynaudio Excite X38 | Standlautsprecher

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