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Beim Auspacken überrascht die Dynaudio Contour 20 Black Edition damit, dass es wenig Überraschendes gibt. Die optischen Unterschiede zu den Vorgängermodellen sind dezent: Die Black Edition besitzt nun eine – wen wundert‘s? – schwarze Aluminiumfront, das ebenfalls schwarze Bassreflexrohr wirkt etwas größer als zuvor, der Schriftzug ein wenig markanter. Der hochglanzschwarze Lack scheint allerdings derselbe zu sein wie bei anderen Dynaudio-Lautsprechern (https://www.dynaudio.de/). Neben den Äußerlichkeiten darf man also vor allem darauf gespannt sein, was sich im Inneren getan hat – und ob die klanglichen Unterschiede ebenso dezent sind wie die optischen.
Was sich getan hat
Das recht schwere Gehäuse der Dynaudio Contour 20 Black Edition besteht aus mitteldichter Faserplatte (MDF), im Inneren mehrfach verstrebt und massiv verarbeitet. Der Lautsprecher bringt fast 15 Kilogramm auf die Waage, nicht wenig für eine Kompakte. Akustisch dürfte es sich in Richtung Kontrolle und Ruhe auszahlen, doch das muss sich erst noch zeigen.

Die Dynaudio Contour 20 Black Edition ähnelt äußerlich den Vorgängermodellen, technisch wurde aber ordentlich geschliffen
Die Contour 20 Black Edition setzt weiterhin auf das bewährte Zwei-Wege-Prinzip, unterscheidet sich im Detail aber von der Ausführung der Vorgänger. So kommt im Hochtonbereich der Esotar 3 statt die 2i-Version wie beim letzten Modell zum Einsatz, ein 28-Millimeter-Softdome mit Spezialbeschichtung. Der Esotar 3 wurde ursprünglich für die Confidence-Serie aufgelegt und ist der beste Hochtöner, den Dynaudio bisher entwickelt hat – sagen die Dänen.
Dieser Esotar 3 verwendet, wie schon sein Vorgänger, eine sogenannte „Hexis“-Struktur: eine innere Kuppel, die hinter der eigentlichen Kalotte sitzt und der gezielten Kontrolle interner Resonanzen dient und stehende Wellen vermeiden hilft. Zudem ist die Rückkammer des Esotar 3 größer und ein stärkerer Neodym-Magnet erhöht die Empfindlichkeit des Hochtöners. Dies ermöglicht eine feinere Auflösung bei geringerem Energieeinsatz und reduziert die thermische Belastung des Treibers und damit die dynamische Kompression. Der Lohn der Mühen soll sich in einem noch reineren Hochtonbereich niederschlagen und damit Timing, Detailzeichnung sowie die räumliche Wiedergabe verbessern.

Nahaufnahme der Gewebekalotte des Dynaudio-Hochtöners Esotar 3 – hinter dem filigranen Softdome steckt die sogenannte Hexis-Struktur, die Resonanzen minimieren hilft
Für den Tiefton ist ein 18-Zentimeter-Tiefmitteltöner aus Magnesium Silicate Polymer (MSP) zuständig. Das ist ein Werkstoff, den Dynaudio schon seit Jahrzehnten einsetzt und kontinuierlich weiterentwickelt. In der Black Edition kommt eine überarbeitete Version dieses Treibers zum Einsatz, mit optimiertem Neodym-Magnetsystem und verlängerter Schwingspule. Das soll nicht nur für mehr Kontrolle bei größeren Auslenkungen sorgen, sondern auch die Ankopplung an den Hochtöner optimieren. Unterstützt wird der Tieftonbereich durch ein rückseitiges Bassreflexsystem mit beidseitig trichterförmigem Port („flared port“), konstruktiv darauf ausgelegt, Strömungsgeräusche zu minimieren und den Luftstrom zu kontrollieren.

Die Rückseite der Dynaudio Contour 20 Black Edition mit dem großen, überarbeitetem Bassreflexport oben und dem Terminal unten
Vor den klanglichen Erfolg haben die Götter die Frequenzweiche gesetzt. Auch hier habe man noch einmal alles auf den Prüfstand gestellt, so die Dänen. Ziel war es, die Klangqualität durch den Einsatz hochwertiger Komponenten und einer optimierten Schaltungstopologie weiter zu verbessern.
Zum Einsatz kommen daher Mundorf-Kondensatoren und -Widerstände, gut beleumundete Bauteile, die bekannt sind für präzise Signalverarbeitung. Eine groß dimensionierte Luftspule ermögliche dabei eine verlustarme Induktivität, was Dynamik und Detailtreue zugutekommen soll. Die Frequenzweiche trennt die Wege bei 3,6 kHz mit 12 dB pro Oktave, eine Korrekturschaltungen sei nicht nötig.
Für den „internen Signaltransport“ verwendet Dynaudio hochwertige Kabel von Van den Hul, die für hohe Leitfähigkeit und geringe Verluste Sorge tragen sollen. Puristisch gibt sich das Anschlussterminal: Auf Bi-Wiring-Anschlüsse verzichtet man bei Dynaudio generell und so auch bei der Contour 20 BE. Das WBT-Anschlussterminal ist solide und funktional.
Im Datenblatt zeigt sich der Lautsprecher ähnlich zurückhaltend: ein Kennschalldruck von 86 dB bei 2,83 Volt/m, 4 Ohm Impedanz, ein Frequenzgang von 50 Hertz bis 23 kHz bei ±3 dB. Das sind keine aufsehenerregenden, sondern praxisgerechte Werte. Trotzdem sollte man ein wenig Zeit in die „Verstärker-Anprobe“ investieren, aber das versteht sich in dieser Preiskategorie wohl von selbst.
Dynaudio Contour 20 BE: Hörtest und Vergleiche
Um die Dynaudio Contour 20 Black Edition einzuordnen, stelle ich mein eigenes Paar Contour 20 dazu – einige Jahre älter, ohne das „i“ wie bei der letzten Generation, und ohne „Black Edition“, wie bei der aktuellen. Rein äußerlich sind, wie erwähnt, nur geringe Unterschiede auszumachen.
Außerdem zieht die ATC SCM20PSL (aktuell um 6.500 Euro) in den Hörraum: Ein Lautsprecher, der nicht nur optisch das Gegenteil der Dynaudio ist und somit einen Kontrapunkt setzt. Schwer, grau, kantig, geschlossen: Die ATC gibt sich technisch-sachlich. Ihre Gene stammen aus dem Studioumfeld, was sich nicht nur an der Abstimmung, sondern auch am pragmatischen Aufbau ohne Design-Elemente erkennen lässt.
Beim Amp habe ich mich für den Primare I35 entschieden, ein aktueller Vollverstärker mit Class-D-Technologie und einem Platinen-Design, dessen Akkuratesse beeindruckend ist (um 3.800 Euro).
Für die Dynaudio gilt: Ständer sind Pflicht. Ebenso obligatorisch: eine akkurate Entkopplung. Wer glaubt, die vornehme Kompakte sei eine platzsparende Alternative zu Standlautsprechern, wird mit der Dynaudio wahrscheinlich nicht glücklich. Das gilt aber eigentlich für alle Kompaktboxen dieser Größe. Die Contour Black Edition braucht etwas „Raum zum Atmen“, sonst kann sie ihre Stärken nicht voll ausspielen.
Hochton
Hania Ranis „Hello“ (Album: Ghosts, 2023) beginnt mit einem einzelnen, fast schwebenden Klavieranschlag: leise, weich, zurückgenommen, aber mit diesem silbrigen Glanz in den Obertönen, der guten Lautsprechern sofort eine Aufgabe stellt.
Die Dynaudio Contour 20 Black Edition nimmt diesen Anschlag auf und formuliert ihn mit einer Mischung aus Feingefühl und Kontrolle, die in dieser Preisklasse selten ist. Was hier auffällt, ist nicht nur die Sauberkeit der Hochtonabbildung, sondern auch ihre Gelassenheit. Keine forcierten Details, kein vordergründiges Glitzern, sondern eine überaus fein gezeichnete Obertonstruktur, die sich organisch in den Gesamtklang einfügt.
Im direkten Kontrast zur älteren Contour 20 zeigt sich, dass die Black Edition im Hochton etwas zulegt, nicht in Form stärkerer Präsenz, sondern durch eine gesteigerte Auflösung und Detailzeichnung. Der Esotar-3-Hochtöner der BE arbeitet mit noch größerer Leichtigkeit und Differenzierung, lässt feine Transienten präziser hervortreten und schafft mehr Luft um Details herum. Es ist ein subtiler, aber wahrnehmbarer Fortschritt, der der musikalischen Darstellung ein Hauch zusätzliche Tiefe und Plastizität verleiht.
Vergleicht man das mit der ATC SCM20PSL, wird schnell klar: Die ATC agiert im Hochton neutraler, mit mehr Kontrast und Präsenz. Becken wirken härter konturiert, perkussive Akzente klingen straffer, auch in den oberen Mitten besitzt sie mehr Nachdruck. Selbst bei hohen Pegeln bleibt ihre Auflösung bemerkenswert präzise.
Die Dynaudio setzt auf eine andere Gewichtung: Sie bleibt zwar balanciert, nimmt sich im Hochton und den Präsenzen aber vergleichsweise leicht zurück, integriert damit mehr, statt zu isolieren. Das wirkt ein wenig milder und dezenter, aber nicht ungenau – und gerade bei längeren Hörsitzungen sehr angenehm.
Mitten- und Stimmwiedergabe
Ein anderer Einstieg: Agnes Obels „Island of Doom“ (Album: Myopia, 2020) wird intoniert mit einem Schatten von Stimme – kaum mehr als ein Hauch –, der sich langsam vor einem flirrenden Hintergrund aus Streichertexturen und verhaltenem Raumhall aufspannt.
Die Dynaudio Contour 20 Black Edition gibt dieser Stimme nicht einfach nur einen Platz, sie lässt sie atmen, verleiht dem musikalischen Eindruck Vitalität, Plastizität und Unmittelbarkeit. Das Klangbild bleibt ruhig, unaufgeregt, und doch hochgradig differenziert. Man hört, wie die Stimme moduliert, wie sich kleine Nuancen – ein Luftholen, ein Nachzittern – organisch in die Phrase einfügen. Was die Contour 20 BE dabei gut beherrscht: Sie macht aus dieser Zurückhaltung kein Defizit. Der Fokus bleibt klar, wird aber nicht eng. Sie lässt den Raum um die Stimme herum offen, statt ihn künstlich zu konturieren, Hallanteile, Luft und Abstände bleiben nachvollziehbar.

Die Membran des 18-Zentimeter-Tiefmitteltöners der Dynaudio Contour 20 Black Edition besteht – natürlich – aus Magnesium Silicate Polymer (MSP)
Auch die Instrumentalebene profitiert von dieser Art der Darstellung. Die Streicher kommen mit reichlich Obertonstruktur, aber ohne Hang zum Schönklang. Es gibt keine künstliche Wärme im unteren Mittelton, keinen Effektlack, der Textur mit Volumen verwechselt. Dadurch entsteht ein Klangbild, das sich eher öffnet als verdichtet. Und auch bei höheren Lautstärken behält die Contour 20 Black Edition ihre kontrollierte Mitte, nicht völlig nüchtern, aber ausgewogen und ohne Hang zur Überzeichnung. Nichts drängt, nichts bläht sich auf.
Stelle ich im direkten Vergleich die ATC SCM20PSL daneben, zeigt sich ein anderer Zugang: Die Stimme rückt etwas weiter nach vorn, wirkt prononcierter – kein Wunder, spielt sie doch, wie erwähnt, im Präsenzbereich neutral und die Dynaudio etwas defensiver. Die ATC zeigt etwas mehr Details und das mit größerer Direktheit, was in manchen Momenten informationsreicher wirkt, in anderen emotional distanzierter.
Die Dynaudio stellt keine klangliche „Vorderbühne“ her, bei der jedes Detail direkt präsentiert oder hervorgehoben wird. Stattdessen vermittelt sie den Eindruck, dass man als Hörer Teil einer Szene ist, in der Klang sich entwickelt, entfaltet, eingebettet ist: mehr „man lauscht hinein“ statt „es wird einem vorgeführt“. Es geht also eher um eine einladende denn plakative Wiedergabe, bei der die Musik bei allem Detailreichtum durchaus fließen darf. Im Fall von Agnes Obel hat mich die Contour 20 Black Edition näher an die Künstlerin herangebracht.
Im Vergleich zur früheren Contour 20 wiederum wirkt die Black Edition im Mittenband minimal frischer, mit etwas mehr Präsenz und direkterem Zugriff auf feine Modulationen. Gleichzeitig bleibt sie gelassen, unaufdringlich und tonal kontrolliert. Die Auflösung wurde spürbar, aber nicht ostentativ gesteigert: Details treten noch klarer hervor, ohne dass der Lautsprecher sich klanglich in den Vordergrund drängt.
Gerade bei stimmlastiger Musik wie dieser zeigt sich, dass es sich nicht nur um ein technisches Update handelt, sondern um eine fein abgestimmte klangliche Weiterentwicklung – mit mehr Transparenz im Ausdruck und einem nochmals geschärften Gespür für Raum, Spannung und dynamische Feindifferenzierung.
Tieftonwiedergabe
Die ATC SCM20PSL macht aus ihrem geschlossenen Gehäuse keinen Hehl: Was sie im Tiefton liefert, ist trocken, kontrolliert und resistent gegenüber jeglicher Aufschäumung. Wer auf tief wogende Basswellen oder subsonische Luftbewegung hofft, braucht einen größeren Lautsprecher.
Dafür zeigt sie, wie differenziert und rhythmisch ein Lautsprecher ohne großes Tiefbass-Fundament klingen kann. Kontrabässe haben bei der ATC Körper, aber keine Weichzeichnung, Kickdrums kommen eher mit klarer Kante als mit maximalem Druck. Der Punch sitzt, aber er rollt nicht. Und gerade das macht den Wechsel zur Dynaudio Contour 20 Black Edition aufschlussreich.
Denn kaum läuft „All Numbers End“ von Nils Frahm (Album: Music for Animals, 2022) an, wird klar: Die Dynaudio verfolgt einen anderen Ansatz. Der Titel schichtet elektronische Bassflächen übereinander, lässt sie pulsieren, vibrieren, in Schüben auf- und absteigen. Die Contour 20 BE folgt dem mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit. Der Bass reicht deutlich tiefer als bei der ATC, wirkt substanzieller, aber nicht aufgebläht. Den kleinen „Spaßbuckel“, den man der alten Contour noch attestieren konnte, hat Dynaudio im Sinne der tonalen Präzision ein wenig nivelliert. Doch Spaß macht das hier immer noch.
Die Contour stellt die Bassmodulationen sauber dar, ohne zu schwimmen oder zu verschleifen, selbst wenn der Synthesizer tiefer geht, als es für manche Kompaktboxen gesund wäre. Die Musik baut sich im Zeitverlauf langsam auf und die Contour 20 Black Edition macht das mit, ohne sich zu verausgaben. Sie bleibt kontrolliert, auch wenn die Basswellen sich verdichten. Kein Nachschwingen, kein Überbetonen. Stattdessen ein durchgezeichneter Tiefton, der sich ins Klangbild integriert.
Und genau das macht die Tieftonabteilung der Dynaudio so bemerkenswert: Sie gibt sich nicht spektakulär, aber doch souverän. Die Dänin besitzt erstaunlich viel Substanz und Struktur für eine Kompakte dieser Größe. Wo die ATC mit Präzision punktet, liefert die Contour 20 Black Edition zusätzlich Volumen, ohne Kontur zu verlieren.

Offenherzig – Blick durch den Bassreflexport der Dynaudio Contour 20 Black Edition auf die Rückseite des Esotar-3-Hochtöners
In Relation zur älteren Contour 20 zeigt sich, dass die Black Edition im Bassbereich etwas erwachsener auftritt. Die kleine Betonung im Oberbass wurde, wie gesagt, etwas nivelliert, die untere Grenzfrequenz scheint dagegen leicht erweitert, vor allem aber wirkt die Durchzeichnung im tiefen Frequenzband stabiler, auch bei höheren Pegeln. Die Basskontrolle ist also etwas präziser, die Übergänge zu den unteren Mitten geraten noch fließender. Kein radikaler Wandel, aber eine Verfeinerung im Detail, die gerade bei dynamischer elektronischer Musik ihre Wirkung entfaltet.
Grob- und Feindynamik
Eigentlich hatten wir Nils Frahm mit „All Numbers End“ ja schon im Tieftonabschnitt. Ich hatte das Stück seiner subsonischen Flächen wegen gewählt. Aber „Says“ – ebenfalls aus seinem Katalog, diesmal vom Album Spaces – ist dynamisch interessanter: Es beginnt mit sanften, fast tastenden Patterns, die sich schichtweise verdichten, bevor sich die Musik eruptiv aufbaut, ja geradezu explodiert. Es ist genau dieses Wechselspiel, das der Contour 20 Black Edition die Bühne bereitet, auf der sie zeigen kann, was sie in Sachen Kontrolle und Dynamik zu bieten hat.
Was mir sofort auffällt: Die Dynaudio Contour 20 BE agiert nicht spektakulär, sondern mit einer Art von „innerer Disziplin“. Kleine dynamische Abstufungen – etwa die leichten Verstärkungen im Anschlag oder minimale Lautstärkeunterschiede zwischen zwei Noten – werden präzise nachvollzogen. Feindynamik meint hier nicht mehr zeigen, sondern weniger verschlucken. Das gelingt der Contour 20 BE ausgesprochen gut, und sie bleibt „in Spannung“, auch wenn der Pegel niedrig ist. Selbst das leise Nachzittern eines Hallraums, das Wippen einer zurückgenommenen Bassfigur – nichts davon geht verloren.
Wenn sich das Stück dann schrittweise öffnet, die rhythmischen Muster dichter werden, bleibt die Dynaudio Contour 20 BE diszipliniert: Sie lässt die Steigerung zu, aber sie kontrolliert sie auch. Ich habe bei anderen Lautsprechern erlebt, dass „Says“ irgendwann nur noch laut wird, dass die Binnenstruktur untergeht und ein bloßer „Wumms“ übrigbleibt. Die Dynaudio hingegen behält ihr Differenzierungsvermögen. Der Pegel steigt, ja, aber die Kontrolle geht nicht verloren und der Fluss bleibt erhalten. Das klingt nicht angestrengt, sondern zwingend.
Im direkten Vergleich zur älteren Contour 20 offenbaren sich dabei allerdings nur geringe Unterschiede. Die grundsätzliche Dynamikkompetenz ist bereits im Vorgängermodell auf hohem Niveau angelegt, auch wenn es fürs Geld grobdynamisch natürlich schon noch Schlagkräftigeres zu kaufen gibt. Was die Black Edition dem hinzufügt, ist weniger ein neuer Charakterzug als eine Verfeinerung im Ausdruck: minimal mehr Stabilität bei hoher Aussteuerung, ein Hauch mehr Ruhe in der Darstellung komplexer Verläufe. Nuancen, die nicht sofort ins Ohr springen, aber im Verlauf eines Stücks wie „Says“ deutlich machen, wie subtil sich klangliche Reife ausdrücken kann.
Erst im Vergleich mit der ATC SCM20PSL verändert sich die Szenerie deutlicher. Die ATC spielt mit mehr Fokus auf Attacke. Sie ist schneller im Einschwingvorgang, impulstreuer. Bei exakt gesetzten Akzenten klingt sie unmittelbarer, wuchtiger. Gerade bei perkussiven Elementen wirkt das eindrucksvoll, manchmal gar unerbittlich. Aber sie gleicht dabei weniger aus. Wo die Dynaudio zwischen Energie und Atmosphäre balanciert, zieht die ATC mehr nach vorn. Wer den dramatischen Zugriff sucht, wird mit der SCM20PSL seine Freude haben.
„Says“ wirkt mit der Dynaudio Contour 20 Black Edition im Verlauf schlüssig und durchhörbar – nicht spektakulär, aber kontinuierlich nachvollziehbar. Für ein Stück mit dieser Dynamikstruktur ist das womöglich die wichtigere Qualität, doch letztlich bleibt es Geschmackssache.
Auflösung und Räumlichkeit
Wenn es um die räumliche Darstellung geht, zieht die ATC SCM20PSL klare Linien. Ihr Bühnenbild ist kompakt: kein weitläufiges Ausfächern, sondern ein fest umrissener Raum mit klaren Konturen. Man bekommt eine präzise Vorstellung davon, wo etwas passiert, Stimmen sind auf den Punkt zentriert, Instrumente fest verankert. Was die ATC dabei besonders gut kann, ist die Lokalisierung: Man weiß genau, wo der Saxophonist steht, wenngleich nicht unbedingt, wie weit er vom hinteren Bühnenrand entfernt ist. Wer diesen Stil mag, wird ihn wegen seiner Klarheit und Struktur schätzen.
Etwas anders arbeitet da die Dynaudio Contour 20 Black Edition, was sich besonders deutlich zeigt, wenn man zu Anja Lechners und François Couturiers „Lontano“ (Album: Moderato cantabile, 2021) greift. Eine ECM-Produktion wie aus dem Bilderbuch: Cello und Klavier, weit auseinander positioniert, jeder Klang mit akustischem Nachhall versehen, eingebettet in eine räumliche Tiefe, die fast schon visuell wirkt.
Die Dynaudio greift diese „Architektur“ sofort auf. Das Cello steht links, leicht nach hinten versetzt, mit feinen Bogenansätzen, deren Hallanteile in unterschiedlichen Ebenen auslaufen. Das Klavier rechts, weiter vorne, mit einer exakt definierten Position, aber nie künstlich isoliert. Diese Lautsprecher bauen keine enge Kulisse, sie öffnen einen Raum. Da ist Luft zwischen den Dingen, was mir sehr gut gefällt.
Hinzu tritt diese Leichtigkeit, mit der die Dynaudio Contour 20 BE zwischen direktem Klang und Raumanteil unterscheidet. Der erste Ton des Cellos kommt körperhaft, mit Substanz, und gleichzeitig wird der Nachhall, der ihn begleitet, nicht als Ausfransung, sondern als integraler Bestandteil dargestellt. Das verleiht der Wiedergabe etwas Natürliches, Selbstverständliches. Die Bühne ist weit, aber nicht diffuser Natur. Alles hat seine Ordnung, ohne technische Strenge. Selbst feine Reibegeräusche des Bogens, minimale Pedalbewegungen beim Klavier sind da, ohne vordergründig zu wirken. Auflösung: ja. Aber nicht als Selbstzweck.
Im Vergleich zur älteren Contour 20 zeigt sich dabei kein wirklich deutlicher Unterschied in der räumlichen Abbildung: Auch das Vorgängermodell öffnet den Raum weit und glaubhaft. Was sich verändert hat, ist die mikrodynamische Auflösung: Die Black Edition transportiert feine Strukturen, etwa Hallfahnen oder leise mechanische Geräusche, mit etwas mehr Durchzeichnung und Tiefe. Keine Revolution, aber ein hörbares Plus an Detail ohne Überzeichnung.
Die ATC dagegen – Sie ahnen es – wirkt fokussierter. Die Details sind da, präzise und klar umrissen, aber sie erscheinen manchmal wie freigestellt. Die Dynaudio hingegen verbindet. Sie zeigt nicht nur das Was, sondern auch das Wie. Die feinen Texturen des Cellos wirken vollständiger, weil sie in einem stimmigen Kontext stehen. Nein, die ATC kann nicht weniger, sie erzählt aber eine andere Geschichte: deutlich, direkt, objektiv. Die Dynaudio Contour 20 BE dagegen schafft eine klangliche Szene: bei aller Auflösung atmosphärisch dichter, vielleicht auch emotional zugänglicher.
Test: Dynaudio Contour 20 Black Edition | Kompaktlautsprecher