Inhaltsverzeichnis
Der Monitor 8.12 ist ein wirkungsgradstarkes und hochdynamisches Lautsprecher-Konzept. Man kann wunderbar leise mit ihm hören, denn die dynamische Differenzierung bleibt erhalten, die Musik bleibt lebendig und verkommt nicht zum mehr oder minder angenehmen Hintergrundgesäusel, wie es häufig der Fall ist – perfekt für die Abend- und Nachtstunden. Wenn ich mich zum Musikhören hinsetze, wird es im Verlauf der Session in der Regel immer lauter, so nach der Devise „mehr davon, ich will es genauer hören und wissen“, was mit einem Schwenk des Pegelstellers nach rechts einhergeht. Mit der Dynamikks musste ich umtrainieren. Grobdynamische Impulse explodieren geradezu, die Wucht kann einen erschrecken – und die Nachbarn auch, sodass ich mich häufiger dabei wiederfand, den Pegel zurückzunehmen. Aber natürlich kann man mit der 8.12 auch sehr laut hören, fast überflüssig zu erwähnen, dass die Dynamikks absolut pegelfest ist, sie besitzt in der Hinsicht mehr Reserven, als meine Wohnmöglichkeiten und mein Gehör auszufahren erlauben. Dynamische Kompression konnte ich nicht feststellen, ebenso wenig ein Umfallen in eine tonale Richtung (meist wird’s dann ja heller).
Gibt es denn nichts zu kritisieren? Nun, objektiv betrachtet fällt mir das schwer. Gleichwohl ist das Dynamikks-Klangbild schon ein Stückchen vom „üblichen“ 3-Wege-Bassreflex-Konzept entfernt, es wird nicht jedermanns Geschmack sein.
Da ist zum einen das Tonale in Kombination mit dem Hochdynamischen: Mancher wird sich vielleicht noch mehr Opulenz im Bass, eine angenehme Grundtonwärme oder auch etwas weniger Energie im Hochton wünschen – etwas mehr Gemütlichkeit. Tja, das wird nix. Sehr schnell und straff, so geht’s hier zur Sache, und tonal ist die 8.12 eben auf der neutral-drahtig-fettfreien Seite zuhause. Antrittsschnell statt gemütlich. Und auch wenn alle sagen, dynamisch wollen sie es haben, ich wage zu bezweifeln, dass derart austrainiert und auf Draht jedermanns Sache ist. Mir ist aufgefallen, dass ich mit der Dynamikks weniger nebenher hören kann, neben der Arbeit oder der Lektüre beispielsweise. Ich kann mich dann nicht konzentrieren und setze mich entweder direkt vor die Anlage oder schalte die Musik aus. Die 8.12 hat etwas Aufmerksamkeitsheischendes – oder positiv ausgedrückt: etwas sehr Involvierendes.
Und zum anderen: Besonders und ebenfalls Geschmackssache dürfte die Art der räumlichen Abbildung der Musik sein. Nehmen wir die üblichen Kategorien zur Hand – Höhe, Breite, Tiefe der imaginären Bühne, Lokalisationsschärfe, Plastizität der Klänge – und versuchen eine Einordnung: Der akustische Raum gerät bei entsprechenden Aufnahmen sehr groß, insbesondere in Breite und Höhe, bei der Tiefenstaffelung ist’s ordentlich, aber es gibt den Raum tiefer ausleuchtende Lautsprecher, beispielsweise meine Ascendo. Die Präzision der Abbildung stimmt, ist nun aber auch nichts für Scharfschuss-Fanatiker. Plastisch-körperlich geraten Instrumente und Stimmen ebenfalls, aber auch da kenne ich minutiöser Herausskulptiertes, beispielsweise von meiner Ascendo …
Man könnte also zusammenfassen: Großer Raum, angenehm plastisch-präzise – ordentliche Veranstaltung, diese Bühne, aber irgendwie auch kein Schwerpunktthema der Dynamikks Monitor 8.12. Haken dran, fertig. Fragt sich dann nur, warum die Illusion, die Musiker stünden direkt vor mir, so real gerät, wie ich es selten erlebe. Und um dieser Illusion zu erliegen, muss man kein verschrobener HiFi-Redakteur sein, ich habe meine Freundin in den Hörsessel bugsiert, ihr Kommentar nach zehn Sekunden „Die sind ja da!“ Ja, das sind sie.
Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht ganz genau, woher dieses frappierend reale Gefühl der Präsenz der Musiker im Raum entsteht. Ich versuche es mir als Nebenwirkung der Kombination von hochauflösend und hochdynamisch zu erklären: Hohe Auflösung sorgt ja auch dafür, dass noch kleinste Raumhall- und Ausklang-Fitzelchen transportiert werden, welche quasi indirekt den Aufnahmeraum abmessen, erkunden, vermitteln. Fast schon unheimlich dieses Gefühl, das mit der Monitor 8.12 bei Zappas Yellow Shark-Album entsteht, auf dem, da es sich um eine gut eingefangene Live-Aufnahme handelt, „viel echter Raum“ drauf ist. Und hohe dynamische Kontrastierung heißt im Fall der Dynamikks nicht nur simpel Laut/Leise-Differenzierung: Die Bühne als ganzes aber auch die einzelnen Klänge „atmen“, wachsen also mit höherem Pegel und werden wieder kleiner im Nachgang, schön nachzuvollziehen bei Bläsern, bei Konzertflügeln; aber eine hart angerissenen E-Gitarre kann deshalb auch schon mal quasi mit dem Hals aus dem Bühnenbild herausragen und ein tüchtiger Schlag aufs Crashbecken kann strahlend, mit explosiver Energie nach vorne schießen. Das muss man dann auch mögen.
Das Bühnenbild der Dynamikks hat etwas ungemein dynamisch Bewegliches an sich, manch anderer Lautsprecher klingt im Vergleich dazu fast schon starr. Ja, vielleicht besser sortiert und gestaffelt, feiner abgegrenzt oder mit mehr Luft zwischen den einzelnen Klängen … aber irgendwie müder, eingegrenzter, weniger lebendig. Zugegeben: Um zu dieser Einschätzung zu kommen, muss man sich auf den Dynamikks-Sound ein wenig einlassen. Aber das ist, zumindest probehalber, sowieso sehr zu empfehlen.
Test: Dynamikks Monitor 8.12 | Standlautsprecher