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Notwendige Bedingung deshalb, weil Neutralität die erforderliche Basis ist, um unterschiedliche Musikaufnahmen beziehungsweise unterschiedliche Klangfarben von Instrumenten und Stimmen möglichst authentisch wiederzugeben. Aber richtiggehend eng-dogmatisch sehe ich das auch nicht, seit Jahr und Tag bekomme ich mit der Ascendo eine Handbreite mehr Bassvolumen, eine Fingerbreite mehr im Präsenz- und dafür eine weniger im Brillanz- und Superhochtonbereich geliefert – relativ zur Dynamikks Monitor 8.12 gehört.
Aber wie auch immer: Das Tonale ist das eine, das Talent, mit dem ein Lautsprecher einen „verführt“, häufig das andere. Bei der Ascendo beispielsweise ist’s das hohe Auflösungsvermögen und die Raumdarstellung, insbesondere diese schon heftig zu nennende Tiefenstaffelung und das Vermögen, sehr plastische 3D-Klangkörper in die virtuelle Bühne „hineinzuhängen“. Das mag ich sehr.
Und bei der Dynamikks Monitor 8.12? Auflösungsvermögen wäre hier ebenfalls zu nennen, aber hallo. Und – es mag nahe liegen – Dynamik. So langsam wird mir sogar klar, warum ein Ausrufezeichen Bestandteil des Markennamens ist, doch dazu später mehr.
Was die Sache mit der Auflösung betrifft, zeigt der Monitor 8.12 meinem eigenen Lautsprecher tatsächlich die Grenzen auf. Und wie gesagt: Genau das Vermögen halte ich eigentlich für eine Kernkompetenz der System F. Ich bin erstaunt. Vor allem deshalb, da sich dies übers komplette Frequenzband erstreckt, wobei es zugegebenermaßen insbesondere an den Frequenzbandenden auffällt. Da mögen sich die größere Treiberfläche – im Bass ein 12-Zöller, im Hochton ein Horn – und der höhere Wirkungsgrad wohl besonders bemerkbar machen. Man gelangt mit der Dynamikks auf ein Niveau, auf dem beispielsweise bei Nicolas Jaars Album Space is only noise das ganze Elektronikgeschnassel, -geploppe und -geklicke nicht mehr allein dadurch beeindruckt, dass es girlandenmäßig-spacig im akustischen Raum hängt – nein, das versteht sich mit der Monitor 8.12 von selbst –, sondern auch, weil die einzelnen Plopps in ihrer Mikrostruktur aufgedröselt werden: Manche klingen eher trocken, andere liquide/wie geölt, manche blitzen kurz auf, andere ziehen wie eine Sternschnuppe ein kleines (Hall-)Fähnchen hinter sich her.
Oder – rasanter Musikwechsel Richtung Neo-Chanson – Francoiz Breuts Stimme beim Song „Over All“ (Album: Une Saison Volée): Natürlich bekomme ich die leisen Zwischenatmer der Französin auch über andere Lautsprecher mit, aber meist nicht in dieser Detailliertheit gepaart mit Selbstverständlichkeit. Manche Boxen konzentrieren sich eher aufs tonale, körperhafte einer Stimme und lassen „Nebensächlichkeiten“ zwar durch, aber doch eher gedimmt und undeutlich; bei anderen Lautsprechern scheint es, dass sie gerade diese Kleinigkeiten hervorziehen und dadurch beeindrucken wollen – schaut mal her! –, dabei aber eine gewisse Körperhaftigkeit der Darstellung vernachlässigen, wenn es nicht gar blutarm-akademisch tönt. Einen solchen Trade-off erlebe ich mit der Dynamikks Monitor 8.12 nicht, sie verbindet beide Tugenden schon fast mustergültig.
Auch weiter unten, im Reich des 12-Zöllers, herrscht Durchzeichnung und Auflösung. Im direkten Vergleich zur System F bekomme ich einfach mehr Strukturen und Details im Tiefton mit, wenn der Monitor 8.12 spielt, und ohne Frage ist dieser Bass um einiges „schneller“. Die Ascendo teilt dafür mit noch etwas mehr Punch und Druck aus. Aber nicht, dass wir uns jetzt falsch verstehen: Die Dynamikks tönt alles andere als sparsam/überdrahtig, sie hat bei allem Tempo Tiefgang und Substanz zu bieten, und gerade, dass sie diese drei Tieftontugenden so gekonnt miteinander verbindet, macht sie mir so sympathisch. Es gibt schon noch Tieferes und Substanzielleres – für „schneller“ fehlt mir gerade aber die Fantasie –, so beispielsweise die halbaktive Audiodata Avancé, doch kostet die auch fast das Doppelte.
Zusätzlich zu dem schon Genannten beherrscht die Dynamikks im Tiefton aber etwas, das klassischerweise in Zusammenhang mit großer Membranfläche – sei’s vermittelt über ein Horn, sei’s klassisch über große Treiber – gebracht wird: Leichtfüßigkeit. Diese luftig-federnde Note im Untergeschoss, als wäre Bassperformance eine Balletaufführung. Dass ich auf diesen Lautsprecher abfahre, war spätestens nach den ersten Takten des „Modul 55“ von Nik Bärtsch (Album: Llyria) klar:
Nicht, dass die Bassdrum mir nicht schon mal noch massiger in den Magen gegangen wären, aber mit der 8.12 ist es quasi so, dass die Aufnahmeraum-Reaktion auf den Bassimpuls authentisch vermittelt wird – hier gibt’s nicht einfach nur einen Schlag in der Mitte, sondern da wird auch noch federnd-flächig-vibrierend von hinten Luft nachgeschoben. „Tiefstbassraumhall“ kann man das meinethalben nennen, jedenfalls ist es eine begnadete Illusion! Unter anderem deshalb fällt es mir leichter zu glauben, ich befände mich in einem Club und die Musiker spielen ein paar Meter vor mir.
Überhaupt klingt es mit der Monitor 8.12 tendenziell immer etwas mehr nach Live-Gig als sonst, auch wenn es sich um eine Studioproduktion handelt. Was die Leichtfüßigkeit und Ansatzlosigkeit im Tiefton angeht, fallen mir Ähnlichkeiten zur ZU Audio Presence, Hornmanufaktur-Lautsprechern oder auch der Naim Ovator auf, allerdings meine ich doch, dass dies Vermögen bei der Dynamikks mit deutlich mehr Akkuratesse und Auflösungsvermögen (nicht nur im Bass) einhergeht.
Test: Dynamikks Monitor 8.12 | Standlautsprecher