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Wie soll man sich gegen dieses J.R.-Ewing-mäßige Lachen im Kopf: „He, he, he, da hören wir doch mal rein und zwar nicht zu leise“ eigentlich wehren, wenn einem eine Firma namens Dynamikks (nein, ich korrigiere: „DynamiKKs!“) einen Lautsprecher mit vergleichsweise üppiger Bassbestückung zuschickt? Man reibt sich die Hände, legt eine Platte auf, schielt mir einem Auge zum Basstreiber …
… um dann als Ersteindruck eine mikroskopisch genaue Analyse des Mittel/Hochtonbereichs ans Ohr gereicht zu bekommen?! Spontan unterliege ich der Illusion, der Schlagzeugbesen bestehe aus genau zweihundertundsiebenunddreißig Fasern und im Sizzle-Becken hängen exakt dreiundvierzig Nieten, was dann doch Infos sind, die ich nicht jeden Tag bekomme, worüber ich fast vergesse, dass da auch ein Kontrabass gezupft wird. Scherz beiseite: Was geht hier eigentlich ab? Nomen est omen? Der Moning spricht ja von der Monitor-Lautsprecherserie. Bisher hielt ich das eher für Schall und Rauch.
Ein leicht euphorisierter Anruf beim Kollegen lockt diesen auf ein erstes Ohr zu mir. „Heftig, diese Hochtonauflösung, die schafft nicht mal meine große Thiel“, konzediert er, aber auch: „Wäre mir tonal obenrum aber ein bisschen zu viel des Guten“. Der Monitor 8.12, ein heller Lautsprecher?
Nicht wirklich, denn erstens: Er war gerade frisch ausgepackt und aufgestellt und musste sich also noch einspielen, das ist dann ja oft so, dass die oberen Oktaven zunächst etwas vorwitzig sind. Zweitens hing anfangs ein tonal eher schlanker abgestimmtes Kabel dran, da muss man sich dann vielleicht auch nicht wundern, die Wechsel auf Dynamikks eigene Strippe (ein Flachbandkabel) oder anderen Bindern aus dem fairaudio-Fundus ergaben ein balancierteres Bild. Und drittens – wohl am entscheidendsten – residierte der Monitor 8.12 zunächst dort, wo ich meine geschätzte Ascendo System F aufzustellen pflege, also circa 1,7 Meter von der hinteren Wand, aber nur knappe 3 Meter von meinen Ohren entfernt. Ja, ich mag’s gern direkt. Aber es ist nicht zwingend das Raumsetup, auf das die Dynamikks gezüchtet wurde. Heiteres Boxenrücken war also angesagt, mit teils überraschenden Ergebnissen:
Wie weiter oben schon erwähnt, spricht Ulf Moning, wenn’s um den Bass geht, gerne von „Ankopplung“, womit der Support der untern Oktaven via Zimmer-Rückwand und -Boden gemeint ist. Letzteres lässt sich naturgemäß nicht ändern, aber näher ran an die hintere Wand, das kann ich. Und wenn schon ankoppeln, dann richtig, also weg mit dem Teil, das mir als Bassabsorber dient, so mein Gedanke, jetzt schaukeln wir die Raummoden mal tüchtig auf, das kann eigentlich nix werden, aber sei’s drum.
Denkste! Federnd, mächtig und dabei deutlich besser differenzierend als viele andere freistehende Lautsprecher geht die Dynamikks im Tiefton zu Werke, und das Ding klebt mit 60 cm Abstand für meine Verhältnisse fast an der Rückwand. Kein anderer großer Lautsprecher stand bei mir bisher so nah mit dem Rücken zur Wand, ohne dass es nicht übermächtig oder gar dröhnend wirkte – dieser steht dort und inszeniert einen Tiefton, der mit zu den Besten gehört, die ich in meinem Raum überhaupt je hören durfte. Überraschung Nummer 1.
Auch die Höhen sind nun mit gewachsenem Abstand zur Hörposition (und tonal ausgleichendem Kontergewicht untenrum) für meine Begriffe völlig eingefangen und ziehen nicht mehr als solches die Aufmerksamkeit auf sich. Gleichwohl bin ich mit der sehr wandnahen Position nicht ganz zufrieden, schließlich stehen die Boxen nun fast auf meinen Endstufenstands – und die gesamte Elektronik, vor allem auch der Plattenspieler, bekommt über die Bassreflexkanäle mächtig einen vorgesungen. Außerdem ist das mit den Erstreflexionen am Rack und den Gerätschaften in aller Regel nachteilig. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass in Sachen Abbildungspräzision zuvor, bei der ganz freien Aufstellung, einiges mehr ging. Um das Gehörte noch einmal nachzuvollziehen, ziehe ich die Dynamikks wieder nach vorn – und hoppla, Überraschung Nummer 2: Jetzt fängt es im meinem Raum langsam an zu dröhnen. Warum denn das nun?
Zwei mögliche Erklärungen: An dem, was Herr Moning sagt, kann etwas dran sein – bei rückseitigen Bassreflexöffnungen fährt man mit relativer Wandnähe (jedenfalls mit seinem Lautsprecher) ganz gut, weil quasi eine Bipolcharakteristik in den unteren Oktaven entsteht, die in vielen Räumen die Anregungen von Raummoden „gnädiger“ gestaltet. Und zweitens: Es hat wohl einen Grund, warum ich standardmäßig Bassabsorber in die Raumecken stelle – und nun habe ich vergessen, diese wieder hineinzutragen! Was bei wandnaher Position mit der Dynamikks Monitor 8.12 okay ist, muss bei wandferner nicht mehr so sein, auch wenn einem dies antiintuitiv vorkommen mag.
Nun gut, ich will‘s nicht in die Länge ziehen – bis ich „über alles gehört“ zufrieden war, dauerte es noch ein wenig. Am Ende hatten die Dynamikks-Boxen jeweils einen Meter Abstand von Rück- und Seitenwand, ich zog den Sessel zudem einen halben Meter weiter nach hinten und stellte die Bassabsorber wieder in die Ecken. Als Ergebnis resultierte eine schon mustergültig zu nennende tonale Balance bei echter Fullrange-Wiedergabe. Das macht dem Namen „Monitor“ alle Ehre. Doch ehrlich gesagt, empfinde ich das rein Tonale bei der Dynamikks zwar als angenehm, aber auch als so etwas wie eine „notwendige Bedingung“. Faszinierend wirkt sie auf mich jedenfalls aufgrund anderer Qualitäten.
Test: Dynamikks Monitor 8.12 | Standlautsprecher