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Ich mag das ja, wenn sich hinter betont schlichten Fassaden Qualitäten verstecken, die man so nicht erwartet hätte. Bei diesem Versteckspiel ist Cyrus seit Jahren vorn dabei. Wer sich für die silbergrauen HiFi-Briketts entscheidet, baut sich daheim keinen imageträchtigen Chromtempel auf und verzichtet damit bewusst auf anerkennende und neidvolle Blicke von nichtaudiophilen Zeitgenossen. Die aber ahnen noch nicht einmal im Ansatz, wie mitreißend musikalisch bereits die Einsteigerkombination aus dem Vollverstärker Cyrus 6 DAC und dem CD-Spieler CD 6 SE zu Werke geht.
Dem Vorurteil gegenüber britischen Geräten durchaus entsprechend, baut die Cyrus-Kette ihren Klangkosmos aus der Mitte heraus auf, die sehr natürlich, geschmeidig und klar – ohne jeden Effekt –, im Hörraum steht. Die Frequenzbereiche darunter und darüber werden sehr harmonisch angefügt, wobei jeweils an beiden Enden des Frequenzbandes nie zuviel des Guten geboten wird. Der Eine mag daran ein Quäntchen Tiefbass vermissen, der Andere möglicherweise ein Detail in den obersten Lagen woanders schon einmal strahlender vernommen haben, an der ausnehmend fließenden und souveränen Darbietung der englischen Anlage, die überdies mit hervorragender Ortungsschärfe innerhalb des musikalischen Geschehens einhergeht, kann es nichts zu kritisieren geben. Dies gilt übrigens für jede musikalische Sparte und auch dann, wenn man die Komponenten jeweils für sich betrachtet.
Besonders hervorheben möchte ich die Qualität des eingebauten D/A-Wandlers im integrierten Amp. Vor etablierten externen Lösungen wie etwa einem „V-DAC“ von Musical Fidelity muss dieser sich klanglich ganz und gar nicht verstecken, auch wenn der etwas mehr als eine Zigarrettenschachtel große Preisbrecher noch ein wenig mehr Attacke und Druck an den Tag legt. Da geht es aber um Nuancen, über die letztlich der Geschmack entscheidet.
Überdies ist mir neben Cyrus höchstens noch eine Handvoll weiterer Hersteller bekannt, die ein so großes Portfolio an Erweiterungs- und Upgrade-Optionen für ihre Produktlinien anbieten. Damit kann man ganz wunderbar mit der Basis-Serie einsteigen und sich über Jahre „hochhören“. Dem Vernehmen nach haben die pfiffigen Briten auch überhaupt kein Problem damit, längst ausgelaufene Modelle wieder auf den neuesten technischen Stand zu bringen, wenn der Kunde es wünscht.
Der Cyrus 6 DAC …
- baut sein klangliches Spektrum aus der Mitte heraus auf, ohne diesen Bereich überzubetonen. Vielmehr ist die ausnehmend klare, präzise und bis in Details ausfinessierte Darbietung des Mittenbandes eine der ohrenfälligsten Stärken des Cyrus, die seinen tonal straffen und trocken-strukturierten Charakter unterstreicht. Die Wiedergabe von Naturinstrumenten und Stimmen ist absolut natürlich und wirkt sehr „echt“.
- zeigt mit seinem trocken-knorrigen Bass manch leistungsstärkerem Wettbewerber, was eine Harke ist. Dieser mag dann womöglich tiefer in den Keller steigen, ob er die tiefen Frequenzen aber so sauber strukturiert und so federnd-schnell ‚rüberbringt wie der Cyrus, steht auf einem anderen Blatt.
- präsentiert die oberen Lagen mit feiner Zurückhaltung, die aber dennoch alle Informationen beinhalten. Man hat nicht den Eindruck, dass etwas fehlen würde. Gleichwohl gibt es Wettbewerber, die obenheraus mehr „strahlen“ als der Cyrus. Andererseits macht ihn diese Eigenschaft auch besonders gutmütig gegenüber unaudiophil produzierter Musik.
- erweist sich auch bei der räumlichen Darstellung als sympathischer Pragmatiker. Bühnentiefe und -breite scheinen stets realistisch, aber niemals übertrieben groß. Die Ortbarkeit einzelner Schallereignisse oder Musiker innerhalb des Geschehens ist dabei vorzüglich.
- straft Vorurteile gegenüber seiner überschaubaren Ausgangsleistung Lügen. Dynamiksprünge stellen ihn nicht vor Probleme. Innerhalb „normaler“ Lautstärkebandbreiten stößt er an kein hörbares Limit. Für die Rock’n’Roll-Party in einer Loft-Etage wird man eh zu anderen Amps greifen …
Der Cyrus CD 6 SE 2 …
- ergänzt gerade seinen Vollverstärker-Bruder – aber durchaus auch Fremdketten – mit seiner spritzigen Musikalität und Homogenität über das gesamte Frequenzspektrum.
- zeigt vor allem im geschmeidig und natürlich dargebotenen Mittenband seine ganze Stärke. Die Wiedergabe von Stimmen und natürlichen Instrumenten geht in Sachen Klarheit und Präzision weit über das hinaus, was man in dieser Klasse erwartet.
- präsentiert die unteren Lagen straff, trocken und sehr schnell und reicht in der Darbietung zudem etwas tiefer hinab als der integrierte Amp.
- stellt die virtuelle Bühne in Tiefe und Breite luftig und atmend, aber nicht riesig dar. Einzelne Schallereignisse sind sicher und präzise zu orten, das Gesamtbild ist sehr stimmig.
Fakten Vollverstärker:
- Modell: Cyrus 6 DAC
- Konzept: Hochpegel-Vollverstärker mit integriertem Digitalboard
- Preis: 1.380 Euro (ohne DAC: 1.080 Euro)
- Eingänge: 6 x analog (Cinch), 5 x digital (2 x SPDIF, 2 x optisch, 1 x USB – „Slave“)
- Ausgänge: 3 x analog (Cinch: 2 x Preamp, 1 x Tape), Kopfhörerausgang 3,5 mm – Klinke auf Geräterückseite
- Maße & Gewicht: 215 x 73 x 360 mm (BxHxT), 4,0 kg
- Farben: Schwarz, Silber
- Leistungsaufnahme: < 1Watt im Standby (ist ca. 15 Sekunden nach Drücken der Standby-Taste erreicht),
ca.15 Watt im Leerlauf - Garantie: 2 Jahre
Fakten CD-Player:
- Modell: Cyrus CD 6 SE 2
- Preis: 1.080 Euro
- Ausgänge: 2 x analog (Cinch), 1 x digital (Toslink)
- Maße & Gewicht: 215 x 73 x 360 mm (BxHxT), 3,1 kg
- Farben: Schwarz, Silber
- Leistungsaufnahme: 4-5 Watt im Standby und Leerlauf
- Garantie: 2 Jahre
Vertrieb:
Sun Audio Vertriebs GmbH
Tel.: 089 / 479443
E-Mail: info@sunaudio.de
Web: www.sunaudio.de
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Test: Cyrus CD 6 SE₂ und 6 DAC | Vollverstärker