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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Puristic pleasure

Ein Mann. Ein Ziel. Ein Weg. Der Mann heißt Glenn Croft. Sein Ziel: den bestmöglichen Röhrenklang zum kleinstmöglichen Preis. Der Weg: demonstrativ unscheinbare No-Nonsense-Verstärker mit minimalistischem Material- und Schaltungsaufwand. Packungsbeilage: ein Stromkabel. Keine Fernbedienung, keine Broschüre, kein Werbekram. Okay, denke ich, hier meint es jemand wirklich ernst.

Technik & Praxis

Die beiden Vor-/Endstufen-Kombinationen, die hier besprochen werden sollen, sind nur durch testweises Anheben voneinander zu unterscheiden, da Croft (Vertrieb: www.inputaudio.de) auf die Kundgabe des Modellnamens auf der Front verzichtet hat. Käufer der Röhren-Line-Vorstufe Croft Micro 25 sowie der Hybrid-Stereo-Endstufe Series 7 in ihrer jeweiligen Standardversion dürfen drei bzw. fünf Kilogramm an Gerätemasse händeln, wer sich für die Kombination mit dem Zusatz Regulated entscheidet, stellt sich fünf Kilo für die Vor- und derer sieben für die Endstufe ins Rack. Der Grund für das geringe Gewicht der Einheiten: Alles was für nicht klangrelevant gehalten wird, wird eingespart. Entsprechend fällt beispielsweise das Gehäuse auch nicht tresorartig aus, sondern solide, aber leicht. Die drei Drehknöpfe für Eingangswahl und Pegelreglung links und rechts sind zwar ebenfalls nicht klangentscheidend – wurden aber aus Aluminium gefertigt.

Doppelt hält besser: Bei Croft gibt's gleich zwei Pegelsteller

Doppelt hält besser: Bei Croft gibt’s gleich zwei Pegelsteller

Und ja, Sie lesen richtig: links und rechts. Seinen Kunden mutet Croft nicht nur regelmäßiges Aufstehen vom Sofa zur gelegentlichen Lautstärkeanpassung zu. Für eine kompromisslose, will heißen: nicht durch neumodischen Bequemlichkeit-Schnickschnack wie Stereo-Potenziometer verhunzte Kanaltrennung lädt der Entwickler auch immer wieder mal zu einer weiteren Ehrenrunde vom Hörplatz zum Gerät, sofern die beiden Potis hörbar nicht exakt auf dieselbe „Uhrzeit“ eingestellt wurden. Immerhin kommen die Kunden auf diesem Umweg noch in den Genuss von so etwas wie einer Balanceregelung, als einziges – unfreiwilliges – Extra. Los geht’s lautstärkemäßig, wie um die Verwirrung perfekt zu machen, übrigens nicht um sieben, sondern um 12 Uhr, also in Mittelstellung.

Der neugierige Testerblick ins Innere der Vor- und Endstufen bietet ebenfalls wenig bis nichts an modernistischem HiFi 4.0. So arbeiten in den Croft-Micro-25-Vorstufen gewöhnliche ECC83-Röhren: eine in der Standard-Variante, in der Regulated-Version derer drei plus eine 85A2. Die drei zusätzlichen Röhren sind dabei allesamt nicht für die Verstärkung zuständig, sondern dienen als Stabilisatorröhren. Die dergestalt geregelte Hochspannung verschafft der größeren Variante der Micro 25 den Beinamen Regulated. Sie hat zudem einen zweiten Trafo spendiert bekommen. Übrigens lassen sich beide Vorstufen auch mit einem Phono-MM-Eingang ausstatten (Aufpreis bei der Standard-Version: +180 Euro, Regulated: +450 Euro) – eine Option, die sehr häufig nachgefragt wird, so Bernd Hömke vom deutschen Vertrieb Input Audio. Wir haben allerdings die reinen Line-Varianten getestet.

Luftiger Aufbau: Croft Micro 25 Vorstufen - oben die Standard- unten die Regulated-Version

Luftiger Aufbau: Croft Micro 25 Vorstufen – oben die Standard-, unten die Regulated-Version

Die Endstufen Croft Series 7 Standard und Regulated arbeiten – wie übrigens seit rund zehn Jahren sämtliche Endstufen des Hauses – in Hybrid-Technologie, wobei in den Treiberstufen eine bzw. zwei ECC83 und in den Endstufen Mosfets zum Einsatz kommen. Die Regulated verfügt dabei über ein wesentlich kräftigeres Netzteil mit einem 300 VA starken Ringkerntransformator und liefert 2 x 55 Watt an 8 Ohm, während die Standard-Variante 45 Watt pro Kanal zu den Boxen schickt.

Ausnehmend luftig geht es auch auf dem Signalweg zu. Wie alle Croft-Schaltungen folgen beide Varianten der Micro 25 und Series 7 dem Credo, bestmöglichen Klang durch geringstmöglichen Aufwand zu realisieren. Bedeutet: Alles, was weggelassen werden kann, ohne dem Klang zu schaden, fehlt. Platinen zum Beispiel. Ähnlich wie bei meinem Jadis-Verstärker wird das Signal vorgeblich nach „Military Standard“ frei verdrahtet geführt, und alle Bauteile werden direkt miteinander verlötet. All das geschieht übrigens per Handarbeit in England.

Croft Series 7 Endstufen - oben die Standard- unten die Regulated-Version

Croft Series 7 Endstufen – oben die Standard-, unten die Regulated-Version

Genug der Schrullen? Well, no. So bittet Mr. Croft nach Einschalten der Geräte, kundgetan durch rotes Leuchten eines winzigen Lämpchens, erst einmal um Geduld. Erst nachdem dieses Lämpchen, begleitet von einem satten Klicken, nach etwa zwei Minuten auf Grün schaltet und die Vor- und Endstufe nach Vorglühen der Röhren zum Betrieb freigibt, kann der Combo beim schrittweisen Erreichen ihrer klanglichen Höchstform gelauscht werden. Zeitfenster: etwa eine Stunde.

Voraussetzung hierfür: eine geeignete Unterlage. Denn wegen ihres frei flottierend organisierten Innenlebens ohne Platinen reagiert vor allem die Croft-Micro-25-Vorstufe mit großer Dankbarkeit auf Gerätefüße, Basen und Stabilisierungs- bzw. Entkopplungsmaßnahmen im Rack. Das klanglich optimale Gesamtkunstwerk war in der zweiten Testwoche errichtet: drei bFly-Gerätefüße Stage direkt unter der Bodenplatte der Crofts, darunter nicht die bei mir ansonsten übliche Schieferplatte (das Klangbild wurde hier unerwartet starr), sondern die hölzerne Ebene des Quadraspire-Racks. Derart aufgestellt sollten die Crofts sämtliche Komforteinbußen vergessen machen. Die Rennerei zum Rack, der fehlende Glamour im Rack – all das darf nicht nur sein, wie’s ist. Es muss wohl auch so sein. Wahrscheinlich wollen Sie jetzt genauer wissen, warum. Bitte sehr:

Croft-Kombis: Klangeindrücke und -vergleiche

Den Anfang macht das „kleine“ Croft-Duo in der Standard-Ausführung von Micro 25 Vor- und Serie 7 Endstufe. Und was für einen! So entspannt, flüssig, sahnig-locker und quietschlebendig hat noch keine Verstärkerlösung dieser Preisklasse in meiner Kette aufgespielt. Vom ersten Ton an ist klar, dass diese Crofts etwas sehr Besonderes sind. Sie spielen derart unverkopft und involvierend auf, dass die emotionale Energie der Musik am analysewütigen Kopf vorbei schnurstracks Richtung Herz, Bauch und wippende Fußspitze schießt. Derart hochdosierte Unmittelbarkeit ist schwer zu finden im tendenziell ja doch etwas messwert- und leistungsfetischistischen heutigen High-End-Markt. Doch was konkret unterscheiden diese hedonistischen Ausnahme-Amps denn nun von der Mehrheit „neutralistischer“ Signalverstärker?

Croft Micro 25

Tonaler Eindruck

Der Frequenzgang im Allgemeinen? Eher nicht. Ja, der Bass ist pegelmäßig „gut im Futter“, doch jene wärmeheischende Oberbassbetonung, die sich Röhrengeräte ganz gerne mal auf Kosten der Mittentransparenz gönnen, geht den Crofts glücklicherweise ab. Wenn eine pegelinduzierte Aufwärmung des Gesamtklangs überhaupt herauszuhören ist, dann allenfalls in den unteren Mitten, die vor allem Einzelinstrumenten eine sonore Note verpasst. Auch die Höhen sind, wenngleich nicht bis in die letzte Obertonetage aufgefächert, frei von echten Unregelmäßigkeiten, will heißen: lange voll präsent, um dann sauber und sachte ganz leicht abzudimmen. Das klingt weder muffig-bedeckt noch silbrig-glitzernd, sondern trifft eine schöne Mitte aus informativer Frische und langzeittauglicher Dezenz.

Der Bass im Besonderen? Sicher auch nicht. Klar, der Tiefton der Crofts hat ordentlich Volumen, einen satten Punch und guten Tiefgang, verschleppt zudem keinen Impuls und stellt damit das straffe, austrainierte Klangbild auf ein ebenso erdiges wie bewegliches Fundament. Befürchtungen, dass man sich angesichts brutalster Bassgewalt oder sehnigster Definition die Kinnlade auskugeln könnte, sind jedoch unbegründet. Schon der ähnlich bepreiste Transistor-Vollverstärker Naim XS2 oder der etwas teurere Vollverstärker EAR 8L6 pumpen mehr Bassenergie mit etwas mehr Kontrolle, Definition und Tiefgang in den Hörraum als die Standard-Endstufen der Croft Series 7.

Croft Series 7

Ob mich die Mitten besonders anmachen? Nun, schon eher. Sahnig, dabei lückenlos durchhörbar und sauber artikuliert, bieten die Crofts hier nicht den verbreiteten Trade-off aus warm-schmelzig oder glasklar-transparent, sondern tatsächlich beides. So geben die Crofts Stimmen mit Schmelz, Brustton und Körper wieder, ohne dass die Interpreten zum Verschlucken von Details genötigt werden. Alles wirkt transparent und selbst bei von mir familiendynamisch deeskalierend „Zimmerlautstärke plus“ getauften Pegeln niemals gepresst oder näselnd.

Die Höhen? Ganz ehrlich, im Grunde nichts Besonderes. Durch das erwähnte, ganz dezente Roll-off zeigt sich das Obergeschoss eher gülden schimmernd denn silbrig gleißend. Einerseits frei von Sibilanz und anderweitigen Härten agieren die Croft andererseits stets frisch und alert genug, um ihren Besitzern bei einem beherzten Schlag aufs Becken – sofern von Interpret und Produzent beabsichtigt – auch mal gepflegt die Ohren klingeln zu lassen. Aber eben nur dann. Grundsätzlich scheint der Hochton der Crofts nicht für den maximale Information fordernden analytischen Leisehörer gemacht, sondern für Menschen, die auch mal aufdrehen möchten, ohne dass es einem die Hörnerven zersägt.

Soweit zu den Crofts von oben bis unten. Wenn wir ehrlich sind: Durch messerscharfe Fachanalyse sachlich hergeleitet haben wir die „magische“ Wirkung der kleinen Kästchen bisher noch nicht. Kommen wir also zur B-Note des Verstärkerspiels. Kategorie: musikalischer Ausdruck. Schlagworte:

Timing, Rhythmus, Klangfarben

Fred HerschWie effektbefreit und lebensecht bereits die beiden kleinen Crofts aufspielen, wird insbesondere bei guten Klavieraufnahmen wie Fred Herschs gerade erschienener und tonal vorbildlich balanciert abgemischter Soloeinspielung Open Book (auf Amazon anhören) deutlich. Die ins Klavier gehämmerten Full-hand-Akkorde in „Through The Forrest“ offenbaren bereits alle wiedergabetechnischen Kernkompetenzen der Crofts. „Je kürzer der Signalweg, desto besser das Timing?“ – Scheint was dran zu sein. Tastenanschlag, Einschwingen, Ausschwingen, Resonanz: Die Crofts setzen jede Station jedes Klangereignisses just dorthin, wo sie auch live sitzt. Umso erfreulicher, dass die Combo es dabei beim Sustain nicht übertreibt und dadurch wie manche andere aufs Ausschwingen bedachte klangliche Naturburschen ins Ungriffige abgleitet. Der Croft verwischt nichts, klingt im Zweifel sogar eher eine Spur trocken. Permanent scheinen Micro 25 und Series 7 auf den nächsten Impuls zu warten wie zwei junge Hunde aufs Stöckchen. Diese Impulstreue, diese leichtfüßige Beweglichkeit, dieser erdig-sonore Drive: Schon die beiden Einsteiger-Crofts sind mindestens so musikalisch auf Zack wie – der Käufer hab‘ ihn selig! – mein alter Naim Supernait 2 fürs doppelte Geld.

Croft Micro 25/Series 7

Eine zweite sichere Hörspaßquelle: die Klangfarben. Die nämlich geraten der Kombination immens intensiv, satt, warm. Allerfeinste Abstufungen der klanglichen Temperatur oder feinste Differenzen in der Textur natürlicher Instrumententöne sind dabei weniger die Sache der Crofts. Die beiden rühren an und schaufeln drauf, was die Klangkelle hergibt. Die Crofts spielen hier eher den Charmeur, von dem man die ganze Wahrheit gar nicht hören will – es könnte einem ja den Spaß verderben, den man mit ihm hat.

Alisa WeilersteinsÄhnliches lässt sich auch vom Croft’schen Auflösungsvermögen sagen. Das nämlich ist im Bass durchaus etwas herabgesetzt, sodass es je nach Aufnahmequalität nicht ganz so leicht gelingt, Kontra- und E-Bässe trennscharf auseinanderzuhalten wie bei manchen Konkurrenten im Preisbereich. Ab den unteren Mitten allerdings gewinnt das Klangbild zunehmend an Details. Vom tonalen Ansatzpunkt einer weiblichen Stimme oder einer Geige an aufwärts verwöhnen die Crofts den Hörer mit einem für die Preisklasse überdurchschnittlichen Detailgrad, der das Klangbild durch eine Fülle spieltechnischer und klangfarblicher Nuancen ausgesprochen nah ans Live-Erlebnis rückt. Alisa Weilersteins Cellobogen auf ihrem zu derlei audiophilem Voyeurismus einladenden Album Solo (auf Amazon anhören) „sehe“ ich akustisch jedenfalls in allen Farben und Facetten.

Croft Micro 25/Series 7

Da haben wir’s also: Die Crofts scheinen alles, was sie an Auflösung, Farbe und Energie aufzubieten haben, ins Herz der Musik, sprich: in die Mitten zu legen, und erreichen dadurch schneller das Herz der Hörer als andere Verstärker. Aber was ist mit den hochfrequenten Zwischenatmern des Sängers? Und dem nervösen Hüsteln der Dame vorne links auf der Empore? Und dem metallischen Nachflirren der Saite bei eruptiven angeschlagenen Klaviertasten? Nun, bei all dem Rhythmus, dem Groove, der Geschmeidigkeit, kurz: dem puren Spaß, den die Crofts vermitteln, braucht es schon einen ziemlich steinigen Klumpen im Brustkorb, um das Fehlen solcherlei Informationen ernsthaft zu bemäkeln.

Bühnenaufbau

Der freundliche Hinweis „Pedanten bitte draußen bleiben!“ klebt übrigens auch am Raum, den die Crofts aufbauen. In der Breite an den Boxenaußenkanten endend, in der Höhe nur leicht darüber hinausgehend, taugen die Engländer keineswegs zur Bestätigung des Röhrenklischees vom akustischen Riesenwuchs. Das beachtliche Volumen, mit dem die Crofts Stimmen und Instrumente in den Hörraum stellen, realisiert die Kombination stattdessen durch einen akustischen Zoomeffekt getreu dem Motto: Spaß nach vorne! Soloinstrumente treten mitunter zwei Schritte vor die Boxenkanten und auch Begleitinstrumente werden enorm großformatig dargestellt. Im Gegenzug gerät das Klangbild in der Tiefe, vor allem hinter den Boxen und an den Außenkanten der Stereobasis, etwas weniger differenziert gestaffelt und akkurat ausgeleuchtet als bei den klassenbesten Verstärkerlösungen der 2.000-Euro-Liga. Dennoch bleiben Einzelinstrumente für sich genommen enorm plastisch, greifbar und dreidimensional, sodass einem die Kombination stets das Gefühl vermittelt, Musiker aus Fleisch und Blut vor sich haben und eben keine hochaufgelösten Holografien. Dass die Bühne folglich insgesamt etwas dichter bevölkert wirkt und keine Reißbrettinszenierung bietet, ist kein Wunder. Dass sie dennoch luftig und keineswegs nach Wall-of-sound-Einerlei wirkt, hingegen schon. Zumindest für mich.

Croft

In Kombination mit einer grob wie fein tadellosen Dynamik ergibt sich damit für das kleine Croft-Set ein Klangbild, das mir auch ohne highendige Maximalwerte in den Bereichen Auflösung, Konturenschärfe, Basskontrolle und Hochtonausdehnung bei Musik jeglicher Gattungen ein Live-und-mittendrin-Gefühl vermittelt, wie es in dieser Preisklasse selten anzutreffen ist. Diese Verstärker machen ganz einfach einen Riesenspaß, der eigentlich nebst oben abgefrühstückter Standardparameter eine eigene Kategorie verdient, deren Intensität man dann in „Croft“ angeben könnte.

Bilanzieren wir also mal: cremige Mitten, Klangfarben aus dem ganz großen Eimer, dazu eine involvierende Abbildung sowie Timing und Rhythmus weit über ihre Preisklasse hinaus. Macht nach meiner Wertung 8,5 Croft für die Standard-Kombination aus Mirco 25 und Series 7.

Die Regulated-Variante

Ob die Regulated-Varianten die vollen 10 Spaßpunkte abräumen? Oder lediglich die leichten Schwächen in der A-Note korrigieren, also „harte Werte“ wie Auflösung, Basskontrolle oder Dynamik verbessern? Fangen wir mit der Vorstufe an und hören nach, was genau die Regulated für einen Mehrpreis von rund 400 Euro klanglich „reguliert“.

Croft Micro 25 Regulated

Die Auflösung? Absolut. Trommelfelle haben mehr Textur, Gitarrensaiten schnalzen lebensechter, weil die Transienten-Wiedergabe deutlich zulegt, im Hochton steht außerdem mehr Information zur Verfügung, da besagtes Roll-off nun etwas weiter oben einsetzt. Ist das pauschal besser? Ist es. Weil das tonale Zentrum der Aufmerksamkeit weiterhin in der Mitte ruht und der Hochton trotz gesteigerter Auskunftsfreude keineswegs sein Können exponiert, sondern lediglich das Klangbild etwas öffnet und sich der Eindruck eines insgesamt helleren Klangs im Vergleich zur Standard-Variante deswegen nach wenigen Minuten des Einhörens rückstandslos verflüchtigt.

Kräftig „reguliert“ wird durch den Einsatz der Croft Micro 25 R auch der Raum. Die Bühne wächst zwar nur marginal in Höhe und Breite, gewinnt aber deutlich an Tiefenstaffelung und vermittelt zudem – als Folge der gesteigerten Hochtonauflösung – ein klareres Bild vom Aufnahmeraum, da Reflexionen, Neben- und Hintergrundgeräusche deutlicher erlebbar gemacht werden. Auch die Schärfe der Abbildung nimmt zu, sodass Instrumente, die bereits die Standard-Variante ordentlich voneinander getrennt hatte, jetzt mit deutlich mehr Luft zwischendrin im Hörraum stehen.

Gesamttonal tut sich wenig, abgesehen davon, dass der Bass nun minimal schlanker und dadurch etwas kontrollierter wirkt und Sängerinnen und Sängern – ein mir von Naim-Upgrades durch externe Netzteile bestens bekannter Effekt – eine Art Korsett verpasst wird, das sie eine Spur straffer, direkter, energischer und fokussierter klingen lässt. Dass all diese Verbesserung mit einer Erweiterung des dynamischen Spektrums einhergehen, versteht sich nahezu von selbst, soll aber dennoch nicht unerwähnt bleiben. Soweit, so besser.

Gretchenfrage: Gehen diese klanglichen Regulated-Effekte nun in die A-Note ein? Immerhin betreffen sie vornehmlich die „harten“ HiFi-Disziplinen Auflösung, Raum und Dynamik. Oder treibt die Regulated-Variante den Hörspaß tatsächlich auf die Spitze der Croft-Skala? Ein Zurückwechseln zur Standard-Variante zeigt: no way back. So sehr mir die sonor-knuffige Gangart und die sympathisch-hedonistische Vernachlässigung so mancher Abbildungs- und Auflösungspflichten auch gefallen hat – die Regulated klingt eindeutig anspringender, akkurater, präsenter und damit tatsächlich ganz „pauschal“ musikalischer, grooviger, fesselnder als die Standardversion. Sie bietet dem Pop- und Rockhörer mehr dynamische Power und Kontrolle und dem Jazz- und Klassikfreund mehr Informationsfülle und räumliche Präzision und schafft beides ohne klangliche Nebenwirkungen. Macht, sagen wir, 9,5 Croft.

Hach, jetzt noch bisschen mehr Kontrolle und Auflösung im Bass, eine etwas schärfere Abbildung und räumlich ein bisschen mehr „Auslauf“ in der ersten und zweiten Dimension, und nicht nur der passionierte Musiker, sondern auch der preisbewusste Erbsenzähler könnte mit den Crofts wunschlos glücklich werden. Versuchen wir’s, tauschen wir auch die Standard-Endstufe gegen die Regulated-Version der Series 7. Und hören?

croft

Nun, wenig anderes. Einen Bassbereich, der abermals minimal schlanker und dafür eine Nuance kontrollierter und straffer wirkt (allerdings immer noch auf der nicht-asketischen-Seite von neutral verbleibt). Untere Mitten, die nun noch eine Portion freier und aufgeräumter aufspielen, dafür allerdings minimal an Sonorität und Substanz einbüßen. Und eine Bühne, die (von der Regulated-Vorstufe bereits ordentlich durchgelüftet und nach hinten geöffnet) über die R-Endstufen tatsächlich minimal an Höhe und Breite gewinnt. Voilà, jetzt steht nicht nur das audiophile Mädchen mit Gitarre so glaubwürdig im Raum, wie man das von einer HiFi-Reproduktion eben erwarten kann, sondern auch ein Symphonie-Orchester. Soweit alles dezente, aber wirkungsvolle Verbesserungen innerhalb der Kategorie A.

Das Tuning in Sachen Timing und Rhythmus hingegen fällt gering aus. Zuwächse an dynamischer Spannung oder Klangfarbigkeit sind jedenfalls kaum zu verzeichnen, sodass ein Endstufen-Upgrade nach meinem Dafürhalten kein klassischer No-Brainer ist. Mehr Pflicht als Kür sind die zehn Extra-Watt nur an wirkungsgradschwachen oder impedanzkritischen Boxen, die von der gesteigerten Kontrolle der regulierten Endstufen ohrenscheinlicher profitieren als meine röhrenfreundlichen Harbeth SHL5+. Ja, wer wie ich auf eine klassisch „englische“ Abstimmung, also ein eher rundes und im Zweifel bloß nicht analytisches Klangbild steht, dem könnte je nach angeschlossener Box die regulierte Croft Series 7 sogar etwas zu wenig „laid back“ vorkommen.

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Test: Croft Micro 25 und Series 7 (Standard & Regulated) | Vor-End-Kombi

  1. 1 Puristic pleasure

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