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Sie sitzen feierabendlich in Habachtstellung auf Ihrem Musiksofa und versuchen, auf bekannten Aufnahmen unbekannte Umblätter- oder Räusperlaute zu erlauschen? Sie fühlen sich beim Musikhören erst so richtig entspannt, wenn Sie auf einem Block Millimeterpapier den virtuellen Aufnahmeraum exakt nachgezirkelt haben? Nun gut, dann ist der Crayon eher nichts für Sie.
Hörer hingegen, die den Klang ihrer Anlage sinnlich intensiv erleben statt sachlich kühl analysieren möchten, kommen im Preisbereich um 3.000 Euro um einen Test des Crayon CIA-1 schwerlich herum. Der österreichische „Geschmacksverstärker“ macht Musik durch die seltene Kombination aus prächtig und intensiv dargebotenen Klangfarben und einer pfeilschnell-exakten Akkuratesse von Rhythmus, Timing und Groove in einer Weise erlebbar, nach der man bei der Konkurrenz lange sucht.
Die elegant-extravagante Optik des Crayon CIA-1 komplettiert das Gesamtbild eines „Traumverstärkers für romantische Pragmatiker“, die der tonalen Essenz der Röhre so nah wie möglich kommen möchten, ohne deren klangliche Nachteile in Kauf zu nehmen oder sich für eine ausgewachsene Hochleistungsröhre gar liebestoll ins finanzielle Unglück zu stürzen.
Der Crayon CIA-1 …
- weicht tonal lediglich durch eine ganz dezente Grundtonbetonung und Präsenzsenke vom Normal-Null ab und überrascht durch eine ungemein breitbandige Wiedergabe.
- verkneift sich in tonalen Einzelbereichen jede Form von Spektakel: Die Bässe sind wuchtig, flink, aber nicht artifiziell überdefiniert; die Mitten klar, nuanciert, aber niemals unrealistisch hypertransparent, sondern angenehm organisch mit einem Schuss sonorer Wärme; die Höhen frei von selbstverliebtem Schillern oder analytischen Härten und damit für die Preisklasse vorbildlich untechnisch und „erwachsen“.
- ist kein Auflösungswunder.
- begeistert mit klangfarblicher Pracht und Differenzierung bis in die höchsten Obertöne.
- spielt dynamisch weit über seiner Preisklasse und beherrscht trotz seiner mild fließenden Gangart bei Bedarf auch die grobdynamische Attacke. Feindynamische Abstufungen mit für diese Liga erstaunlichem Gespür für Zwischentöne gelingen dem Crayon aber mindestens genauso überzeugend.
- bietet eine sich von der Grundlinie nach hinten öffnende, stabil geordnete Bühne von eher kompakterer bzw. mittlerer Breite, jedoch mit feiner Tiefenstaffelung. Einzelinstrumente werden konturenscharf dargestellt, aber niemals aus dem Gesamtgeschehen „herausseziert“.
Fakten:
- Modell: Crayon Audio CIA-1
- Konzept: Vollverstärker (Transistor)
- Preis: 2.800 Euro
- Farben: Silber, Schwarz
- Maße & Gewicht: 60 x 438,8 x 312 mm (HxBxT), 10,5 kg
- Eingänge: 4 x Hochpegeleingänge (Cinch) oder optional 3 x Hochpegel und 1 x Phono (MM/MC; +800 Euro Aufpreis)
- Ausgänge: 2 Paar Lautsprecherklemmen, 1 x Pre- und 1 x Fix-Out (Hochpegel)
- Leistung: 2 x 78 Watt (8 Ohm)
- Sonstiges: Fernbedienung, MM/MC-Phonoplatine (+800 Euro)
- Garantie: 2 Jahre
Web: www.crayon-audio.com
Test: Crayon CIA-1 | Vollverstärker