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Dass die Marke Copland ursprünglich unsere Freunde und Helfer als Kunden präferiert hatte, halte ich für eher unwahrscheinlich. Obwohl, heutzutage ist ja fast alles möglich. Wie dem auch sei: Dieses Unwissen (das wir später noch beseitigen werden) deutet bereits darauf hin, dass der Elektronikhersteller Copland aus Dänemark nicht unbedingt das ist, was man als universell bekannten Superstar der weltweiten High-End-Szene bezeichnen würde. Und das erscheint mir nach der Beschäftigung mit dem Hybridvollverstärker Copland CSA150 (5.200 Euro | https://www.audiotra.de) einigermaßen unverständlich.
Lassen Sie uns zuallererst mal übers Aussehen sprechen. Klar, Design ist eigentlich reine Geschmackssache. Doch Copland hat durchaus so was wie eine eigene Formensprache und Ästhetik für sich entwickelt, von der ich glaube, dass sie einer überwiegend großen Mehrheit gefallen wird – egal, ob es sich um den Röhren-Vollverstärker CTA408, den D/A-Wandler DAC215 oder die digitale Raumakustikkorrektur DRC205 handelt.
Insbesondere beim Testmodell Copland CSA150, das es mit silberfarbener oder schwarzer Frontplatte aus gut einem Zentimeter starkem gebürsteten Aluminium gibt, bin ich mir ziemlich sicher, dass er beim highfidelen Beauty-Contest hohe Punktzahlen einfahren würde. Die Proportionen des 16,5 Zentimeter hohen, 43,5 Zentimeter breiten und 37 Zentimeter tiefen Gehäuses empfinde ich als sehr stimmig, die Anfassqualität ist superb. Das gilt besonders für die beiden spiel- und wackelfreien Drehsteller, die symmetrisch neben dem mittig angeordneten, kreisrunden Multi-LED-Element angeordnet sind – alle drei Elemente weisen die gleichen Durchmesser auf. Der satt laufende rechte Regler regelt die Lautstärke, der linke, im Ansatz leichtgängige und doch mit einer gefühlten soliden Schwere in seine Position einrastende Dreher ist für die Quellwahl zuständig. Genau zwischen dem LED-Kranz und den jeweiligen Drehstellern findet sich je eine Drucktaste, von denen die linke den Tape-Modus zur Hinterbandkontrolle (de)aktiviert und die rechte den Standby-Modus ein- oder ausschaltet. Auf der Rückseite sitzt ein Netzschalter zum „harten“ Trennen des CSA150 vom Netzstrom.
Schalten und walten mit dem Copland CSA150
Welche der insgesamt fünf Eingangspositionen man angewählt hat, zeigt relativ dezent der erwähnte LED-Kranz mittels fünf dunkelblau leuchtender Dioden an – erfrischend anders als die üblichen horizontalen Lämpchen-Leisten. Analog stehen drei RCA-Eingänge, von denen einer für Signale von MM-Tonabnehmern gedacht ist, sowie ein symmetrischer XLR-Eingang zur Auswahl. Die fünfte Eingangsposition schaltet das Digitalmodul scharf. Fürs Umschalten zwischen den einzelnen Digitalschnittstellen muss man vom Sofa hoch und ran ans Gerät beziehungsweise an den Drehschalter links unten auf der Front. Drei S/PDIF-Eingänge (1 x Cinch, 2 x optisch) sowie eine USB-B-Buchse stehen zur Wahl. Bedienseitig ist das schon etwas eigen gelöst, meist geht so etwas ja komfortabel über die Fernbedienung. Der dem Copland CSA150 beigelegte Funkfernbefehlsgeber aus Metall ist dafür von hoher haptischer Güte und steuert alle anderen Funktionen des Geräts inklusive des erwähnten Tape-Monitor-Betriebs und der Quellenwahl. Das Umschalten aufs Digitalmodul per Fernbedienung aktiviert dann die am Gerät zuletzt ausgewählte Schnittstelle.
Zwei orange-rote LEDs signalisieren den Betrieb (rechts unten) oder das Standby (links unten). Eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse – selbstverständlich genau spiegelbildlich zum Digitalquellwahlschalter angeordnet – bietet Kopfhörern Zugang zu einem integrierten, schaltungstechnisch dedizierten Kopfhörerverstärker.
Tubes & Transistors
Die meisten, die sich bereits mit Copland beschäftigt haben, werden den Hersteller als Produzenten von Digitalgeräten und Röhrenverstärkern kennen. Der CSA150 ist nun Coplands erster Hybridvollverstärker. Er besitzt eine einzelne Doppeltriode vom Typ 6922 in der Eingangsstufe, die sich um die Signale beider Kanäle kümmert. Die Doppeltriode laufe bei hoher Spannung und kümmere sich ausschließlich um die Spannungsverstärkung, was ihr sehr linear gelinge, verspricht Copland. Ein MOSFET-Schaltkreis soll die nötige Energie liefern, um den Ausgang der Line-Stage und die stromgesteuerte Rückkopplungsschaltung zu steuern, und so eine reibungslose Zusammenarbeit der Röhre mit der Transistortechnologie zu gewährleisten.
Die pro Kanal 150 Watt an 8 Ohm und 270 Watt an 4 Ohm leistende Transistor-Endstufe arbeitet nach dem Class-AB-Prinzip und liefert eine durchaus hohe Bandbreite von 150 kHz bei -3 dB. „Mir scheinen einige der physikalischen und klanglichen Konsequenzen von Geräten mit sehr hohen Bandbreiten extrem interessant zu sein. Ich glaube, dass dies ein wichtiger Punkt ist, den es weiter zu untersuchen gilt“, so Ole Møller. Dem kann ich nur zustimmen, denn eine hohe Bandbreite spricht für eine schnelle Signalverarbeitung und nach meiner Erfahrung für einen feinseidigen, detaillierten Hochton (siehe etwa die Testberichte zu Norma Audio REVO SC-2 und REVO PA160MR sowie Linnenberg Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach, die jeweils sogar ein Vielfaches des Copland CSA150 übertragen können).
DAC an Bord
Der D/A-Wandler im Copland CSA150 arbeitet mit einem ES9018 Reference 32-Bit-Chip in Quad-Mono-Konfiguration – das heißt, dass jeweils vier Kerne pro Kanal für die Wandlung zuständig sind. Neben PCM-Daten mit bis zu 384 kHz und 32 Bit kann das integrierte Wandlermodul des Copland auch DSD 128 (also mit bis zu 5,644 MHz) verarbeiten. Optional bietet Copland für 350 Euro ein Bluetooth-Modul an, das den audiophilen High-Res-Standard aptX HD unterstützt – natürlich nur, wenn auch das Sendegerät mitmacht.
Philosophie der Symmetrie
Die Signalverarbeitung des Copland CSA150 läuft komplett asymmetrisch ab. An den XLR-Buchsen eingehende symmetrische Signale werden direkt desymmetriert. Ich habe Ole Møller diesbezüglich nach seiner „Philosophie“ befragt, denn hier scheiden sich ja des Öfteren die Geister. Um zwei „Extreme“ aufzuzeigen: Enrico Rossi, der Entwickler meiner Norma-Audio-Verstärker, setzt konsequent auf unsymmetrische Signalwege, während zum Beispiel Ivo Linnenberg in seinen Kreationen, die ich vor kurzem testen durfte, eine absolut konsequente Symmetrie auf jeder erdenklichen Ebene verfolgt. Ich habe viele gute und nachvollziehbare Argumente für beide Betriebsarten und viele Geräte beider „Schulen“ mit exzellentem Klang gehört.
Ole Møller sagt dazu: „Die Frage, ob symmetrisch oder unsymmetrisch für den Heimbereich ‚besser‘ ist, wird wohl bis ans Ende der Zeit abschließend unbeantwortet bleiben. Symmetrische Systeme haben definitiv einen Vorteil beim Signal-Rausch-Verhältnis, wenn es um den Einsatz auf der Bühne und im professionellen Audiobereich geht, wo viele Anschlüsse und lange Kabel benutzt werden. Doch für den Einsatz in modernen Heim-Audiosystemen mit Kabellängen unter drei Metern ergibt sich keine große Verbesserung. Und wenn es um den Klang geht? Nun, wenn ich ein komplettes, absolut kompromissloses Audiosystem entwerfen dürfte – egal was es kostet – würde ich wahrscheinlich vom DAC bis zum Endverstärker symmetrisch arbeiten. Aber nehmen wir mal an, dass der HiFi-Gott eine Bestenliste erstellt hat, in der auch der universell beste Verstärker der Welt zu finden ist – ich wäre nicht überrascht, wenn sich herausstellt, dass es ein unsymmetrischer Amp ist.“
Klanglich neutral – und nicht langweilig
„Ich bin nicht an einer leicht erkennbaren Klangsignatur meiner Geräte interessiert. Das kann zwar im ersten Moment angenehm oder faszinierend sein, aber auf Dauer klingt dann alles gleich – und wird schnell langweilig“, sagt Ole Møller in unserem Austausch. Der Rückschluss daraus ist, dass Møller sich der klanglichen Neutralität verpflichtet sieht. Auf die Frage, ob er diese denn durch Messungen bestätigt, antwortet er: „Messdaten sind sehr wichtig, um zu überprüfen, ob der Verstärker technisch wie geplant funktioniert. Und man kann hören, ob sich ein Verstärker gut misst. Aber man kann nicht messen, ob er gut klingt.“
Blick in die Zukunft der Copland-Verstärker
Das ist allerdings nicht der Grund dafür, dass Ole Møller selbst im gehobenen Preissegment nicht auf separate Komponenten für Vor- und Endverstärkung setzt: „Ich persönlich mochte schon immer gut konzipierte Vollverstärker, die eine hohe Klangqualität bieten, ohne das ganze Wohnzimmer zu dominieren und das Bankkonto zu leeren. Aber bei kompromisslosen Systemen führt naturgemäß kein Weg an separaten Komponenten vorbei. Wir haben vor einigen Jahren mehrere Pre-Power-Kombinationen produziert, und nächstes Jahr werden wir tatsächlich wieder neue getrennte Modelle in die Copland-Produktlinie aufnehmen.” Und wie sieht es diesbezüglich mit reinen Transistorverstärkern aus? Schließlich ist mit dem kleinsten CSA-Modell, dem CSA70, gerade ein gänzlich röhrenfreier Vollverstärker erschienen. Ole Møller meint dazu: „Ich mag die Freiheit, bei meinen Projekten das verstärkende Bauteil zu wählen, das mir jeweils am besten gefällt. Mit Röhren kenne ich mich nun mal sehr gut aus, und höchstwahrscheinlich werden sie in Zukunft ihren Weg in meine Flaggschiffprojekte finden.“
Der Tribut
Doch nun die Antwort auf die Frage, die wir uns zu Beginn gestellt haben: Woher kommt der Name Copland, was bedeutet er? Ole Møller lüftet das Geheimnis: „Mein Weg in die Welt der Audiotechnik führt über ein frühes Interesse an klassischer Musik. Schon in jungen Jahren erhielt ich intensiven Klavierunterricht. In meinen Zwanzigern entdeckte ich jedoch die Faszination der HiFi-Musikwiedergabe, gab das Klavierspiel auf und beschloss, zu studieren und mich auf Audiotechnik zu spezialisieren. Als ich später das Unternehmen gründete, war der amerikanische Komponist Aaron Copland mein großes Idol, und als Tribut habe ich das Unternehmen nach ihm benannt.“
Klangtest und Vergleiche: Copland CSA150
Im Test höre ich überwiegend mit dem integrierten DAC des Copland CSA150 – das dürfte in der Praxis meist der Fall sein. Natürlich gleiche ich den D/A-Wandler mit meinem Referenz-DAC-Modul (2.000 Euro) in der Vorstufe Norma Audio SC-2 (5.400 Euro) ab. Die Phonostufe kommt natürlich ebenfalls kurz zu Ehren.
Nordisch herzlich: die Tonalität
Keine Spur von nordisch kühl, der Däne produziert sogar einen Hauch mehr Tieftonenergie als meine in diesem Sinne etwas neutralere Norma-Kombi oder der auf Kontrolle und impulsive Zackigkeit bedachte Technics SU-R1000 (7.500 Euro) oder der eher fettfrei-straffe Advance Paris X-i1100 (3.500 Euro).
Der Copland kommt mir klangfarbenstärker und flüssiger vor. Dennoch sind Tonhöhenverläufe, für die ich mal wieder das Slap-Bass-Spiel im Intro zur US-TV-Serie Seinfeld als Beispiel heranziehe, über den Dänen klar nachzuvollziehen und er dröselt die Textur von Basstönen mühelos und präzise auf. Bassdrums kommen federnd und druckvoll, langgezogene Elektro-Bässe mit Körper und körperlich spürbarer Energie bis hoch in den Grundton. Bei Rage Against the Machines „Bombtrack“ vom selbstbetitelten Debütalbum (auf Amazon anhören) fühle ich mich mit den richtigen Lautsprechern (JBL 4309!) an den energiegeladenen, direkt in die Magengrube zielenden Bühnensound meiner alten E-Bass-Kombi (Warwick Fortress Masterman Fünfsaiter und Ampeg 4×10“, wen’s interessiert) erinnert – das macht Laune.
Der Copland CSA150 spielt kraftvoll und hinreichend kontrolliert – der weniger vollmundige, aber sehr konturierte Technics legt hier noch eine Schippe drauf – in den Tiefbass und rollt voll und saftig wie ein richtig gutes, saftiges Tiramisu nach unten hin aus, ohne die individuellen Geschmacksnoten der einzelnen Zutaten zu vermischen. Heißt: Der Copland CSA150 zeichnet die Konturen harter Tiefbassimpulse wie in Yellos „Pan Blue“ (Album: Pocket Universe) angemessen scharf nach und bewahrt die zeitliche und texturelle Charakteristik selbst tiefster Töne. Eine Kirchenorgel klingt auch in der Kontraoktave und den noch wahrnehmbaren Anteilen der Subkontraoktave nicht wie ein Yello-Synthie – oder umgekehrt. Das Gefühl von unlimitiertem Hubraum vermittelt der CSA150 dabei vielleicht nicht ganz so überzeugend wie ein ASR Emitter I Basic (ab 6.800 Euro), doch in vielen Kombinationen dürfte das in praxi nicht so entscheidend sein. Der Copland CSA150 vermittelt gekonnt zwischen saftigem Druck und konturierter Präzision, sodass beide friedlich miteinander koexistieren – und genau das ist seine Stärke bei der Basswiedergabe, mit der er sich von anderen Amps abhebt.
Danish Dynamite?
Grobdynamik und knallige Impulswiedergabe hat der Copland CSA150 schon drauf, sie drängen sich jedoch nicht in den Vordergrund. Die Snare Drum von Tool-Drummer Danny Carey in „7empest“ vom Album Fear Inoculum (auf Amazon anhören), die Rimshots in „This Boy“ von Brendan Perrys Album Ark und hart angeschlagene Toms gibt er einen Tick entschärft wieder. Dafür verzaubert der dänische Verstärker beim Album „Room 29“ von Chilly Gonzalez und Jarvis Cocker mit federleicht changierenden feinen dynamischen Abstufungen von Stimme und Piano, die selbst einen Mark Levinson No. 5805 (9.000 Euro) staunen lassen. Liebhaber von nuancierter Feindynamik kommen mit dem Copland CSA150 voll auf ihre Kosten.
Hohe Diplomatie
Das Talent des Copland CSA150 diplomatisch zwischen sich häufig eher entgegenstehenden Klangparametern zu vermitteln, zeigt sich ebenfalls im Hochton des Copland CSA150. Die Schlagzeugbleche und Metall-Percussion in Pat Methenys „America Undefined“ vom sehr hörenswerten Album From This Place (auf Amazon anhören) besitzen trotz aller Seidigkeit einen silbrig-klaren Sound und kippen klangfarblich keineswegs ins verfärbt Güldene oder Bronzene. Sie schweben fein im Raum – wenn auch vielleicht nicht ganz so schwerelos wie mit dem Technics SU-R1000. Der wiederum lässt mit seinem pfeffrigen Hochton deutlich weniger Gnade walten, wenn es in der dramatischen Anfangsphase von „Montague and Capulets“ aus Schostakowitschs Romeo & Julia mal richtig wild hergeht. Hier waltet der Copland CSA150 eher mit Sorge ums intakte Nervenkostüm des Zuhörers denn dem streng tonmeisterlichen Blick auf schonungslose Wahrheiten.
Tendenzen zur vorgetäuschten Lebendigkeit oder aufgesetzten Luftigkeit, die sich manche Wettbewerber über eine leichte Vorwitzigkeit im Präsenzbereich beziehungsweise eine Prise Klirr im Superhochton erschwindeln, sind dem Copland fremd. Als wirklich zurückhaltend würde ich den unangestrengt feinsinnigen Hochtonklang des Copland CSA150 dennoch nicht beschreiben: Speed und Präzision liegen gleichermaßen auf dem hohen Niveau des Norma Audio REVO IPA-140 (5.400 Euro). Der Copland erarbeitet sich seine langzeittauglichen Hochfrequenzmeriten ganz ohne gezinkte Karten.
Die Mitte macht’s mal wieder: die Stimmwiedergabe
Ich tue mich bei gut gemachten Verstärkern – okay, Komponenten insgesamt – manchmal ein wenig schwer, den Mittelton zu fassen. Das liegt daran, dass hier im Vergleich zum Bass oder Hochton meist weniger Abweichung vom Ideal zu konstatieren ist – wenn ein Entwickler zumindest ansatzweise was von seinem Handwerk versteht. Ein so geradliniger Mittenbereich wie der des Copland bietet wenig prosaisch Greifbares. Hier spielt der CSA150 in sich linear und sozusagen fugenlos eingepasst an den minimal angewärmten Bassbereich mit dem erdig-griffigen Grundton auf der einen und dem feinsinnigen oberen Frequenzbereich auf der anderen Seite. Dazu gefällt er mit schönen Klangfarben bei weiblichen Stimmen wie der von Jacintha, männlichen wie der von Jarvis Cocker und Holzstreichinstrumenten aller Couleur. Sämtliche Stimmen nehme ich ohne echte Tendenz zu Brust oder Kopf wahr – das alles klingt schlichtweg tonal realistisch, dynamisch offen und in der Textur vorlagengetreu. Wohlgemerkt, nicht hyper-analytisch, das würde eh nicht ins Gesamtbild passen.
Auf den Punkt: die Bühnenabbildung
Richtig erstaunt bin ich dann ob der holografischen Dreidimensionalität und virtuellen Fassbarkeit einzelner Schallquellen. Auch wenn meine Norma-Audio-Kombi (12.700 Euro) den Vokalisten von Oskars Motettkör auf Cantate Domino einen Hauch mehr Luft um sich herum lässt und die Instrumente in „Take Five“ auf Jazz at the Pawnshop noch eine Winzigkeit klarer voneinander abtrennt: Der Copland löst Stimmen und Instrumente besonders schön aus dem musikalischen Hintergrund heraus und projiziert sie felsenfest an die ihnen zugedachte Stelle. Die mehr als doppelt so teuren Normas, aber auch der „ausnehmend kantenscharf und streng separiert“ abbildende Mark Levinson No 5809 verbuchen zumindest in dieser Disziplin keine wirklich relevanten Vorteile. Ein Naim Supernait 3 bleibt in der Abbildung sehr deutlich zweidimensionaler. Über die Bühnenbreite wandernde Geräusche wie die Schweineorgel in „Change of Heart“ von Los Bitchos‘ Album Let the Festivities begin! lässt der Copland CSA150 jedoch außerordentlich flüssig und bruchlos gleiten. Wer es also in der Abbildung tendenziell übersichtlich und plastisch mag, ist mit dem CSA150 sehr gut beraten. Dazu passt eben, dass er die Bühne ein wenig kompakter fasst und nicht gar so tief nach hinten projiziert wie zum Beispiel der ASR Emitter I.
Analog & digital
Alle vorgenannten Beschreibungen beziehen sich auf den Betrieb mit dem integrierten D/A-Wandler des Copland CSA150. Aber ich will weder die Analogfans außen vor lassen noch diejenigen, die es gern ganz genau wissen wollen. Deshalb noch einige Worte zum MM-Phonoteil und den analogen Hochpegeleingängen des Copland CSA150.
Mein MM-System Ortofon 2M Bronze (300 Euro) auf dem Pro-Ject Debut Carbon EVO (550 Euro) offenbart die Copland-Lösung als sauber, rauscharm, recht dynamisch, aufgeräumt gestaffelt und weiträumig genug. Im direkten Vergleich mit dem MM-Modul der Norma Audio SC-2 (380 Euro) oder gar der Pro-Ject Phono Box RS (999 Euro) wird deutlich, dass in Sachen Bassdruck und -präzision, Transparenz in den Mitten und Auflösung und Schmelz im Hochton doch noch mehr geht. Dennoch: ein guter, solider Behelf für Ab-und-zu-Vinylisten.
Im direkten Vergleich mit dem optionalen Wandler meiner Norma Audio REVO SC-2 werden zwei Dinge klar. Erstens: Der Klang des CSA150 wird grundsätzlich nicht vom Wandlermodul verändert oder geprägt, sondern ergibt sich aus seinen analogen Schaltkreisen, denn mit dem Norma-DAC bleibt sein Charakter grundsätzlich erhalten. Und zweitens muss ich den Dänen gehörigen Respekt zollen, denn das Teil spielt schon erstaunlich nah am Norma-Wandler. Nicht Stoßstange an Stoßstange, aber doch Audi-RS6-bei-200-Sachen-auf-der-Überholspur-hinter-mir-nah. Der Italiener offenbart noch ein paar Feinheiten mehr im Hochton, bietet eine etwas offenere Vorstellung in den Mitten und behandelt schnelle Bassläufe noch etwas agiler – ist aber auch eine Zweitausend-Euro-Option. Fazit zum DAC: Rigtig godt, Ole!
Test: Copland CSA150 | Vollverstärker mit DAC & Phono