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Klang-Eindrücke mit Naims DAC

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang-Eindrücke mit Naims DAC

Wie bei anderen Komponenten, habe ich es auch beim Naim DAC so gehalten, dass ich ihn erst einmal einfach in meine Kette eingeschleift habe, um zu sehen, ob und wie es sich mit ihm leben lässt. Obwohl das mir zur Verfügung gestellte Exemplar schon eingespielt war, entspannte sich der Klang nach ein, zwei Tagen Warmlaufen merklich. Gehört habe ich ihn mit dem Naim-Digitalkabel DC1 (298 Euro, hier in RCA auf BNC-Version) und dem Signalkabel Naim Hi-Line (798 Euro, hier in 5-Pol-Din auf RCA-Version).

Naim DAC mit NF-Kabel Hi-Line
Naim DAC mit NF-Kabel Hi-Line

Der Grundcharakter des Naim wird stark von seiner Tonalität bestimmt, die dunkler ist als bei vielen anderen High-End-Wandlern. Diese Tonalität war mir schon äußerst angenehm aufgefallen, als ich den DAC dank der freundlichen Unterstützung von Music Line, dem deutschen Naim-Vertrieb, eine Weile in einer kompletten Naim-Kette, bestehend aus dem CD 5 XS, dem DAC, der Vorstufe NAC 152 XS, der Endstufe NAP 155 XS und dem Netzteil Flatcap XS, bei mir zu Hause hören durfte. Diese Kette löste bei mir das sonst gerne für das Zuschlagen von Türen teurer Autos bemühte „Willkommen Zuhause“-Gefühl aus. Da klingt nichts zirpelig, zieselig oder verwirrt. Die Kette konzentriert sich sozusagen auf das Wesentliche, holt Strukturen aus der Musik und präsentiert diese mit großer Klarheit.

Naim DAC

Auch der Naim DAC allein pflegt diesen Stil. Der Klang ist aus dem Grundton und den Mitten heraus aufgebaut. Stimmen werden hervorragend artikuliert und mit sehr natürlichem Timbre wiedergegeben – eine der ganz großen Stärken des Naim DAC für meinen Geschmack. Auflösung und Raumabbildung sind einwandfrei. Instrumente „wandern“ nicht im Klangbild, wenn sich die Tonhöhe ändert, sondern bleiben, wie es sich gehört, an einer Stelle.

Nach oben heraus klingt der Naim DAC anders als viele andere Wandler. Kennen Sie die Formulierung, die gerne bei der Beschreibung von Boxen ohne Frequenzgang-Überhöhung im Oberbass verwandt wird? „Ich dachte, die Box wäre etwas schwach im Bass, bis ein echter Tiefbass-Impuls kam und mir zeigte, dass …“. So ähnlich geht es bei den hohen Frequenzen des Naim DAC zu. Man meint, der Hochtonbereich sei möglicherweise etwas unterbelichtet, und dann kommt ein gut aufgenommenes Schlagzeugbecken und schneidet mit viel Energie durch das Klangbild, klingt glaubwürdig metallisch und schwingt sauber aus. Klasse.

Der Oberbass schien mir etwas weniger durchgezeichnet als die Mitten, der Tiefbass sogar ganz leicht zurückhaltend, jedenfalls im Verhältnis zu der schon erwähnten Schokoladenseite des DACs, Grundton und Mitten. Dank einer herausragend guten dynamischen Differenzierung, sowohl grob- als auch feindynamisch, ist es sehr leicht, rhythmische Strukturen nach zu verfolgen. Dissidenten / Live in EuropeAls Beispiel sei die CD Live in Europe der Dissidenten genannt. Dabei handelt es sich um einen Live-Zusammenschnitt aus einer Zeit, als die Musik der Dissidenten von einem Aufenthalt in Indien geprägt war. Der Bass ist auf dieser Aufnahme als stark prägendes Element abgemischt, daneben wird der Rhythmus auch von Schlagzeug und viel Percussion getragen. Über den Naim DAC kommt diese Musik pulsierend und treibend, wie es sein soll. Charlie Marianos Saxophon hat eine sehr realistische Klangfarbe. Beim Gesang von Izaline Calister, einer aus Curaçao stammenden Sängerin, hat der Produzent der CD bei Kompression und Hall für meinen Geschmack zu stark aufgetragen, etwas weniger hätte es auch getan. Mit dem Naim DAC kann man um diese Effekte sozusagen herumhören, so dass die Stimme unter die Haut geht.

Um den Naim DAC genauer einschätzen zu können, wollte ich ihn mit einer bekannten „Größe“ vergleichen. Also schleppte ich ihn zu meinem Freund Tom, der einen Weiss Dac2 besitzt. Als Zuspieler diente Toms Macbook nebst M2Tech-HiFace-USB/Coax-Adapter. Als Streaming-Software diente Apples iTunes, mit dem PureMusic Software-„Aufsatz“ für Memory Play.

Analogausgänge des Naim DAC - klassischer Weise ist natürlich auch eine DIN-Buchse mit von der Partie
Analogausgänge des Naim DAC – klassischer Weise ist natürlich auch eine DIN-Buchse mit von der Partie

Ein paar Beispiele, bei denen ich der Einfachheit weitgehend auf dieselben Tracks zurückgreife, die ich schon in meinem Audiolab 8200CDQ-Bericht verwandte. Bei dem Stück „Dress sexy for my funeral“ von Smog bietet der Weiss Dac2 die deutlich bessere Auflösung des Shakers, die Gitarre klingt straffer gespannt, heller und obertonreicher, Bill Callahans Stimme klingt weniger nasal. Über den Naim DAC klingt der Bass dafür treibender, die Stimme ist besser in das Stück integriert. Auf eine schwer zu beschreibende Art vermittelt der Naim DAC ein anderes Zeitgefühl; irgendwie scheint Stimme und Instrumenten mehr Zeit zur Artikulation zur Verfügung zu stehen.

Bei dem Stück „Crossroads“ von Calvin Russell sind deutliche Unterschiede in der Wiedergabe von Russells Stimme zu hören. Über den Naim DAC klingt sie dunkler und etwas nasal. Über den Weiss ist die Nasalität stark gemildert. Der Weiss löst die Nebengeräusche des Publikums klar besser auf. Der Rhythmus des Stücks wird dafür vom Naim besser herausgearbeitet, der Gesang ist ausdrucksstärker. Schläge auf die Gitarre klingen über den Weiss wiederum mehr nach Holz.

Naim DAC

Bei „Jungle Book Part 1“ von der oben genannten Dissidenten-CD zeigen sich dieselben Unterschiede: Über den Weiss hört man erheblich mehr vom dem Sax von Charlie Mariano und den Vocals von Izaline Calister zugemischten Hall, die Darstellung wirkt weiträumiger, luftiger. Beim Schlagzeug wird der Rhythmus stärker von den Beckenschlägen als von Toms und Bass Drum bestimmt. Über den Naim DAC rutscht der klangliche Schwerpunkt mindestens eine Oktave nach unten, der Bass tritt stärker aus dem Mix hervor und ist leichter verfolgbar, der Gesang ist engagierter.

Frédéric ChiuDie Leutnant Kijé-Suite mit Frédéric Chiu bringt die Unterschiede zwischen den beiden Geräten schließlich auf den Punkt: Über den Weiss sind die Flügelsaiten straffer gespannt, klingen heller, der Raum ist besser ausgeleuchtet, man hat das Gefühl, mehr vom Instrument zu hören. Wechselt man vom Weiss auf den Naim DAC, hat man im ersten Moment den Eindruck, der Klang sei stumpfer, es fehle einiges an Attacke im Hochton. Nach ein paar Sekunden hat man sich an den tonalen Unterschied gewöhnt. Dann tritt in den Vordergrund, dass kleine Unterschiede in der Betonung von Anschlägen vom Naim DAC besser herausgearbeitet werden, so dass Rhythmus und Struktur des Stücks klarer heraustreten. Mir gefiel auch die Einbindung des Flügels in den Raumklang besser.

Und damit bin ich zurück bei den Überlegungen am Anfang dieses Artikels. Tom und ich haben nebeneinander gesessen, hörten dasselbe Programm, waren uns in der Beschreibung der Unterschiede weitgehend einig – aber er bevorzugte den Weiss, ich den Naim.

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Test: Naim DAC | D/A-Wandler

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