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November 2012 / Sebastian Eilzer
Ich will den besten Klang, alles andere ist unwichtig – und das unterwegs, die Größe oder besser: die „Kleinheit“ spielt dabei also eine nicht unbescheidene Rolle. Der Colorfly C3 (Vertrieb: www.hoerzone.de) ist ein neuer portabler Audio-Player, der nach dem Modell C4 große Erwartungen weckt. Inwieweit er diese erfüllen kann, will ich im Folgenden klären. Während der Colorfly C4 die absolut kompromisslose Lösung darstellt, geht der C3 sozusagen als kleiner Bruder durch. Immer noch steht die Klangqualität im Vordergrund, aber das Ganze wurde etwas alltagstauglicher verpackt.
Die etwas andere Ausrichtung erkennt man auch gleich an den vorhandenen Anschlüssen. Während der C4 mit S/PDIF und 6,3-mm-Klinke auch für das große Setup zu Hause taugt, bietet der C3 nur den kleinen 3,5-mm-Klinkenstecker, wie er insbesondere passend für mobile Kopfhörer oder InEars ist. Daneben gibt es noch einen Mini-USB-Anschluss, über den der fest installierte Akku des kleinen Colorflys geladen sowie der Speicher mit Musik befüllt wird. Übrigens: Intern ist ein 8-GB-Speicher vorhanden, was auch für hochauflösende Dateien reicht. Will man mehr Musik-Auswahl haben, kann man den Speicher mit einer Micro-SD-Karte erweitern, was bei mir auch problemlos funktionierte.
Wenn man den kleinen Player das erste Mal auspackt, fällt das Augenmerk zunächst auf die hochwertige Verarbeitung. Während der C4 ein Gehäuse aus Holz besaß, ist der Colorfly C3 komplett in Metall gehalten und mit einer großen Glasfront, welche das Display und die berührungsempfindlichen Tasten beinhaltet, versehen. Der Colorfly ist relativ massiv für die Größe und vermittelt direkt beim ersten Anfassen eine hohe Qualität. Alle Kanten sind sauber verarbeitet und das Display ist tadellos eingepasst. Passend zur hochwertigen Erscheinung wurde dem C3 auch ein vergoldetes USB-Kabel beigelegt. Leider liegt dem Paket kein USB-Netzteil bei, allerdings funktioniert jedes handelsübliche Modell – oder man lädt den C3 über die USB-Buchse des Rechners auf.
Colorfly C4 – der große Bruder des C3
Wer den C4 kennt, weiß, dass Colorfly ein Faible für „altertümliches“ Design hat. Während dieser mit seinen Holzteilen und Schiebereglern wie ein Hifi-Gerät aus den 1970ern daherkommt, ist der C3 eher im Design der 1990er gehalten. Das Display leuchtet in Blau und beim Einschalten begrüßt einen ein minimalistisch gehaltenes Quadratmuster.
Die Inbetriebnahme und Bedienung des kleinen Colorfly ist angenehm einfach. Er wird im Computer als externes Laufwerk erkannt, welches man nach belieben mit Musikdateien befüllen kann. Bei der Auswahl der Dateiformate zeigt sich zum ersten Mal die audiophile Ausrichtung des Players. Hier werden Formate wie FLAC, APE und natürlich auch WAV unterstützt. Der C3 kann Dateien mit bis zu 48 kHz verarbeiten, der große Bruder C4 arbeitet sogar bis 192 kHz. Im WAV-Format unterstützt der C3 24-Bit-Dateien, in FLAC und APE allerdings nur bis 16 Bit. Immer mehr Künstler veröffentlichen ihre selbst produzierte Musik im Internet in höherer Qualität als für CD benötigt. Einerseits ist während der Produktion sowieso immer eine höhere Qualität vorhanden und andererseits haben hochauflösende Formate mit der Verbreitung von schnellen Internetverbindungen ihren Schrecken verloren.
Macht sich dieser Unterschied nun auch in der Praxis bemerkbar? Die Antwort lautet: ja und nein. Die besseren Formate liefern nicht von sich aus einen klanglichen Vorteil gegenüber dem CD-Standard. Doch sie haben definitiv ein größeres Potenzial. Wird dies beim Mastering ausgenutzt, dann erhält man auch eine hörbare Klangsteigerung. Hier hat man nun Glück: Die meisten Labels und Künstler, die ihre Produkte in höherer Qualität anbieten, tun das aus dem Grund heraus, dass sich viel Mühe beim Mastering gegeben wurde, das Maximum aus den Originalaufnahmen herauszuholen. Das heißt die Möglichkeit des Downloads/Erwerbs einer Aufnahme in hoher Daten-Qualität ist häufig ein Indiz für hohe Klang-Qualität. Demnach werden solche Formate auch bevorzugt von Labeln benutzt, die für audiophile Qualität ihrer Aufnahmen bekannt sind.
Spielt man so etwas dann auf dem C3 ab, lässt sich ein Klangvorteil gegenüber dem CD-Format feststellen. Womit wir auch schon zu einem weiteren Anwendungsgebiet solch eines Players kommen – er kann ebenfalls als Quelle in einer hochwertigen Anlage eingesetzt werden. Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, aber technisch spricht nicht viel dagegen. Zwar wäre ein Line-Out, welcher die Lautstärkeregelung umgeht, wünschenswert, doch auch über den Kopfhörerausgang habe ich überraschende Ergebnisse erzielt, auf die ich später noch eingehen werde.
Braucht man diese hohe Qualität auch unterwegs? In vielen „klassischen Fällen“ wohl nicht, aber dafür ist der Colorfly auch nicht gedacht. Mit der Verbreitung von hochwertigen InEar-Ohrhörern werden die Limitationen von schlechten Playern allerdings schnell offenbart. Hier bietet der C3 ein Paket, welches in dieser Größe schier unglaubliche Klangqualität ermöglicht. In Verbindung mit der lärmunterdrückenden Wirkung aller IEMs ergeben sich oft Momente, in denen man für die Qualität dieses kleinen Players dankbar ist. Ich war jedenfalls überrascht, wie häufig sich im täglichen Umgang mit dem Colorfly trotz Umgebungslärm feine Details von Aufnahmen gezeigt haben, wie das sonst nur zu Hause in Ruhe passiert.
Wie bereits gesagt, vermittelt der Colorfly C3 ein gewisses „Oldschool“-Feeling. Dies ist auch bei der Nutzung wichtiger Funktionen der Fall. Ein Detail, welches sofort aufgefällt, ist die Größe des Displays. Es werden ganze zwei (!) Zeilen dargestellt. Das ist man heutzutage nicht mehr gewohnt und bedeutet bei größeren Musiksammlungen – zum Beispiel bei Nutzung einer externen Speicherkarte von 32 GB – doch einen erheblichen Aufwand, um zu seinem gewünschten Song zu gelangen. Man kann dies als nostalgisch abtun – oder aber schnell genervt sein. Ich habe daher die Musik in alphabetischen Unterordnern abgelegt, um trotzdem halbwegs schnell durch die gesamte Musik navigieren zu können.
Beim Navigieren innerhalb von Ordnern ist mir dann weiterhin aufgefallen, dass immer der Eintrag zum Verlassen des aktuellen Ordners (den man gerade erst betreten hat) vorgewählt ist. Das ist eine Kleinigkeit, die per Softwareupdate sicherlich schnell geändert werden könnte, in der Bedienung aber einen spürbaren Effekt zugunsten der Geschwindigkeit haben dürfte. Also, liebe Colorfly-Entwickler: bitte ändern!
Hat man den gewünschten Song ausgewählt und spielt ihn ab, ist das Display recht informativ. Es werden Bitrate, Dauer und Shuffle-Mode sowie der Abspielstatus dargestellt. Das Display ist hierbei äußerst kontrastreich und schnell ablesbar. Auch die Bedienung über berührungsempfindliche Tasten ist elegant gelöst und geht gut von der Hand. Einzig die Lautstärkeregelung ist gewöhnungsbedürftig. Man kann sie einerseits nicht blind in der Tasche bedienen und andererseits muss man die Tastensperre deaktivieren, um nur eine kleine Änderung vorzunehmen. Hört man vornehmlich Alben am Stück in ruhiger Umgebung, sollte dies nicht stören – beim Shuffle-Modus hingegen kann es schon passieren, dass man die Lautstärke öfter mal anpassen möchte. Nun, am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob einen die Vorteile des Players solche bedientechnischen Mankos vernachlässigen lassen …
Test: Colorfly C3 | Mobiler Player