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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Off the beaten track
  2. 2 Club 27 Jimi MkIII: Hörtest und Vergleiche

Der Hersteller unseres Testgerätes nennt sich schlicht Club 27 – das wirft Fragen auf. Kurze Erklärung: Es handelt sich nicht um einen Buch- oder Kegelclub, sondern um eine illustre Gruppe junger Künstler, meist Rockmusiker, deren Leben mit 27 Jahren endete. Janis Joplin, Jim Morrison, Jimi Hendrix und Kurt Cobain gehören sicherlich zur ersten Riege der Clubmitglieder, die vor einigen Jahren durch den Tod von Amy Winehouse eine adäquate Ergänzung erfahren hat. Armin Bos und Robert Bastani, die Köpfe hinter Club 27 (https://www.club-27.com/), betonen jedoch, dass der Name ihres gemeinsamen Unternehmens nicht aus purer Lust am morbiden Humor gewählt wurde, sondern aus Respekt vor der großen künstlerischen Leistung der Musikerinnen und Musiker. Eine einleuchtende Begründung, oder?

In meinem Hörraum steht die Mk-3-Version der Club 27 Jimi. Zum Paarpreis von 11.990 Euro sind die Jimi MkIII aktuell das größte Modell des in Utrecht beheimateten deutsch-niederländischen Herstellers. Optisch lassen sich nur schwer Gemeinsamkeiten mit dem Gitarrenhelden der wilden Hippiezeit ausmachen. Die Formgebung der Jimi MkIII erinnert mich eher an das Dessauer Bauhaus. Rechte Winkel und klare Kanten beherrschen das Design und die seidenmatt-graue Lackierung könnte auch Fahrzeugen der Mercedes-Sportabteilung AMG gut zu Gesicht stehen.

Die Club 27 Jimi MkIII von vorne, rechts angewinklet

Die Club 27 Jimi MkIII ist ein Open-Baffle-Konzept, dessen Breitbandlautsprecher mit Dipolcharakteristik völlig ungefiltert, d.h. ohne Frequenzweiche arbeitet und in Richtung der Frequenzgangenden von einem aktiven Bass und einem Hochtonhorn unterstützt wird

Ein wenig Technik

125 Zentimeter hoch, 43 breit und 55 tief, mit diesen Eckdaten sortieren sich die gut 50 Kilogramm schweren Jimi MkIII in die Klasse noch wohnraumfreundlicher Schallwandler ein. Allerdings sollen die Jimi MkIII laut ihren Entwicklern von Club 27 besonders raumfüllend spielen, da sie trotz überschaubarer Proportionen auf eine ungewöhnlich große Membranfläche zurückgreifen können.

Tatsächlich werkelt im Bassabteil ein hart aufgehängtes Fünfzehn-Zoll-Chassis mit Papiermembran. Bei circa 70 Hertz übernimmt dann ein stattlicher 30-Zentimeter-Treiber. Dieses sehr breitbandig ausgelegte Chassis ist in der Lage, Frequenzen bis sieben Kilohertz zu übertragen. Dazu wird es in einem mehrere Monate andauernden Prozess aufwendig mit balsamischen Ölen (!) und Lacken behandelt. Das Know-how dazu fußt auf gut zwanzigjähriger Erfahrung. Nicht weniger als zwölf Schichten werden hierbei in Handarbeit aufgetragen. Diese Mühe sei notwendig, damit der große Treiber am Ende möglichst frei von den klangbeeinträchtigenden Resonanzspitzen und Partialschwingungen spiele und sich darüber hinaus an den Frequenzgangenden mechanisch selbst bedämpfe, erklärt der Hersteller. Oberhalb von sieben Kilohertz ist ein auf einen Hornvorsatz arbeitender Ein-Zoll-Druckkammertreiber in der Verantwortung.

Das Breitbandchassis der Club 27 Jimi MkIII

Das Breitbandchassis der Club 27 Jimi MkIII deckt den Frequenzbereich von circa 70 bis 7000 Hertz ab. Die aufwendige Beschichtung ist gut zu erkennen

Das Breitbandchassis und der Hochtöner sind auf einer offene Schallwand montiert, wobei der Breitbänder nach dem Dipolprinzip arbeitet. Der Schall breitet sich dabei zu gleichen Teilen sowohl nach vorn als auch nach hinten aus, was zum einen dem natürlichen Schallwellenverlauf eines Instrumentes entspricht, zum anderen dem Ideal einer Punktschallquelle mit kugelförmiger Schallausbreitung sehr nahekommt. Einen wie auch immer gearteten Boxenklang soll es nicht geben. Logisch, wenn das Gehäuse gar nicht vorhanden ist …

Rückseite des 12-Zoll-Breitbänders der Jimi MkIII

Rückseite des Breitbänders: Unterhalb des kräftigen Magneten des Zwölfzöllers findet sich ein parallelgeschalteter Duelund-Widerstand, der der Impedanzlinearisierung dient

Breitbänder, offene Schallwand, klar, Sie ahnen schon, was jetzt folgt: Die Jimis spielen im eigentlichen Hörbereich ohne eine Wirkungsgrad und Dynamik zehrende Frequenzweiche. Wie erwähnt, begrenzt sich der große Breitbandtreiber zu tiefen und hohen Frequenzen ganz von selbst. Damit der Hochtöner keinen Schaden nimmt, liegt lediglich ein Kondensator vom dänischen Edelhersteller Duelund als Hochpass im Signalweg, mehr nicht. Der vom selben Hersteller bezogene Graphit-Widerstand, auf dem Foto unterhalb des kräftigen Magneten des Zwölfzöllers auszumachen, dient der Impedanzlinearisierung und ist parallelgeschaltet, muss also nicht vom Musiksignal überwunden werden.

Befassen wir uns zunächst etwas näher mit dem 15-Zoll-Basschassis, das die Entwickler in ein 55 Liter großes, geschlossenes, intern gut versteiftes Kabinett eingesetzt haben. Um es anzutreiben ist eine eigene Endstufe vonnöten. Auch wenn es die Entwickler nicht gerne hören, handelt es sich beim Bassmodul der Jimi MkIII de facto um einen aktiven Subwoofer. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass die nahtlose Anpassung an den Breitbandtreiber besondere Sorgfalt bei der Auswahl des Woofers erforderte.

Der 15-Zoll-Tieftöner an der Seite der Club 27 Jimi MkIII

Der 15-Zoll-Tieftöner der Club 27 Jimi MkIII arbeitet zur Seite hin. Die ihn antreibende Elektronik (Weiche & Verstärker) gehört nicht zum Lieferumfang, muss also separat erworben werden

Ältere Ausführungen der Club 27 Jimi gab es tatsächlich mit integrierten Bassverstärkermodulen zu kaufen. Letztlich aber, so erklärt mir Robert Bastani, der auch hinter den in unseren Breiten bekannteren Bastanis-Schallwandlern und Kabeln steht, wollte man die Kunden selbst über Art und Qualität der Verstärkung entscheiden lassen. Außerdem habe sich die Auslagerung der Elektronik klanglich als vorteilhaft erwiesen. Natürlich sollte der Woofer mittels einer aktiven Weiche zu höheren Frequenzen hin begrenzt werden, sonst könnte er zu großen Einfluss auf das im Wesentlichen durch den Breitbänder bestimmte Klangbild der Jimi nehmen. Hierzu bietet der Markt preiswerte, DSP-basierte Lösungen und auch integrierte Verstärker, die alles Notwendige zum Betrieb der Subwoofer der Jimi MkIII bereits an Bord haben. Möchte man es klanglich noch weiter auf die Spitze treiben, ist der Einsatz hochwertiger, getrennter Komponenten selbstverständlich möglich.

Rückseite der Jimi MkIII - Breitbandtreiber (unten) und Hochton-Kompressionstreiber (oben)

So sieht’s auf der Rückseite der Club 27 Jimi aus – unten der Breitband-Lautsprecher, oben der Hochton-Kompressionstreiber

Club 27 verspricht einen Wirkungsgrad von 98 dB/1W/1m, womit die Jimis schon im Bereich großer Hornsysteme liegen. Die Gesamtimpedanz wird mit 16 Ohm angegeben, was vermuten lässt, dass auch leistungsärmere, dafür umso klangstärkere Verstärkertechnik, etwa Class-A-Transistorverstärker und natürlich Röhrenamps, als Partner in Frage kommen. Robert Bastani weist ausdrücklich darauf hin, dass die Jimi MkIII selbst mit den wenigen Watt einer Single-Ended-Triode ausgezeichnet harmonieren würden.

Bevor wir uns den Komponenten widmen, mit denen die Jimis während des Testzeitraums betrieben wurden, noch ein paar Worte zur Qualität der Lautsprecher. Wenn in diesem Kontext von „Möbelqualität“ gesprochen wird, so ist in der Regel eine handwerklich hochwertige Ausführung gemeint, wie man sie von Gegenständen erwartet, die man sich ohne Zögern ins eigene Wohnzimmer stellen würde. Ein Anspruch, den die Club 27 Jimi MkIII für mich durchaus erfüllen können. Dass Liebhaber besonders eleganter Formen anderer Ansicht sein könnten, ist natürlich nicht ausgeschlossen. Dafür gibt es die Jimi MkIII in jeder beliebigen RAL-Farbe, alternativ steht sogar die besonders hochwertige Farbpalette von Farrow & Ball zur Auswahl. Eine individuelle Anpassung an den Wohn- oder Hörraum sollte somit nicht schwerfallen. Freunde schöner Hölzer können die Jimi MkIII auf Wunsch und gegen Aufpreis auch in ausgesuchten Furnieren ordern.

Werkseitig stehen die Lautsprecher auf metallenen Möbelgleitern, doch ist man selbstredend frei, auch individuelle Lösungen auszuprobieren. Beim Testen haben mir die reinkupfernen Ultra-Coupler von Symposium Acoustics, die ich einfach unter die Jimis geschoben habe, sehr gut gefallen. Leider passen Spikes mit üblichen M6- oder M8-Schrauben nicht in die kleineren Gewinde der Möbelgleiter. Keine Kompromisse wurden hingegen bei den Lautsprecherterminals eingegangen. Hier setzt Club 27 auf die anerkannt guten und wertigen WBT-0703-Cu-Nextgen-Polklemmen. Auch die interne Verdrahtung der Jimi MkIII ist keinesfalls 08/15. Die hochreinen Kupferlitzen, versilbert und mit Teflon isoliert, stammen aus dem Portfolio von Bastanis. Um sie am Klappern zu hindern, werden sie nicht einfach mit Kabelbindern fixiert, sondern mit Halteschlaufen aus Leder.

Kabelschlaufen aus Leder auf der Rückseite der Jimi MkIII

Schönes Detail: Kabelschlaufen aus Leder auf der Rückseite der Jimi MkIII

Verstärkerfrage

Vielleicht erinnern sich einige Leser daran, dass die Jimis bereits im letzten Jahr ein Gastspiel in meinem Hörraum gegeben haben und sogar auf einem Foto des Steelhead/Snapper-Tests zu sehen waren. Dabei fiel ihre Vorstellung so überzeugend aus, dass wir einfach einen ausführlichen Test verabreden mussten. Damals verhalfen SPLs aktive Weiche namens Crossover und die Endstufe Performer s1200 mit 2×300 Watt/8 Ohm dem Bass der Jimi MkIII zu sattem Durchzug. Eine highendige und klanglich sehr verführerische Lösung. Doch auch die Perfomance mit dem Subwoofer-Verstärker Dayton Audio APA1200DSP (2×200 Watt/8 Ohm), der für unter 1.000 Euro zu bekommen ist, konnte überzeugen. Die Bedienung des Dayton erwies sich als unproblematisch und der erforderliche Aufwand mit nur einem zusätzlichen Gerät hielt sich in überschaubarem Rahmen, weshalb die Entscheidung, genau diese Option für den nachfolgenden Test zu verwenden, schnell getroffen war.

Deutlich länger fällt diesmal allerdings die Liste der genutzten Hauptverstärker aus: Hierzu zählen die Preamps Silvercore Linestage Two und der MFE Tube One SE sowie die integrierten Röhrenverstärker Rike Audio Romy 20 SE, SoReal Melissa und Unison Research Triode 25. Als Endstufen kommen der Dartzeel NHB 108 Model One und die Monos Allnic A311M zum Einsatz. Bei Letzteren handelt es sich um SET-Verstärker mit seltenen PX 25 als Endröhren, die laut Datenblatt lediglich 6 Watt an 8 Ohm leisten sollen und mir freundlicherweise von Club 27 zur Verfügung gestellt wurden.

Die Rückseite des Kompressionsreibers, der das Frequenzgeschehen oberhalb von 7000 Hertz verantwortet

Die Rückseite des Kompressionstreibers, der das Frequenzgeschehen oberhalb von 7000 Hertz verantwortet. Die Frage nach seiner Herkunft klärt der Aufkleber

Werden Vollverstärker genutzt, erfolgt der Anschluss an den Subwooferamp über einen Vorstufenausgang oder, wie im Falle des Unison Research, mittels eines Sub-Outs. Fehlt beides, dann wird das Signal hinter der Quelle gesplittet und dem Hauptverstärker sowie dem Dayton zugeführt. Bei den Vor-Endstufen-Kombinationen machen es die doppelt vorhandenen Ausgangsbuchsen leicht, die Hauptendstufen und den Subwooferverstärker zu gleichen Teilen mit Signalen zu versorgen.

Aufstellung

Die Dipoleigenschaften der Jimi MkIII lassen eine Platzierung der Lautsprecher zwischen 1/3 und 1/4 der Raumlänge sinnvoll erscheinen, damit frühe Reflexionen von der Rückwand nicht zu einem diffusen Klangbild führen. Stehen Dipol-Lautsprecher nämlich zu nah an der Wand, gelangen die indirekt abgestrahlten Schallanteile fast zeitgleich mit dem Direktschall ans Ohr und überlagern die eigentliche akustische Information. Herkömmliche Boxendesigns sind da weniger kritisch, da bei ihnen bauartbedingt der Direktschall stark überwiegt.

Die Club 27 Jimi MkIII im Hörraum

Mit der Aufstellung der Club 27 Jimi MkIII sollte man sich Mühe geben, denn das Dipolkonzept reagiert hierauf recht deutlich

Bei mir endete die Suche nach der besten Platzierung etwa 140 Zentimeter von der Rückwand und 64 Zentimeter von den seitlichen Wänden entfernt. Die Sub-Bässe zeigten dabei jeweils nach außen, was laut Hersteller in 80 Prozent aller Fälle die bessere Position darstellt.

Club 27 Jimi MkIII: Hörtest und Vergleiche

Melody Gardot und Phillipe Powell/Entre eux deux?Um den ersten Klangeindruck eines Testkandidaten zu erhalten, beginne ich den Hörparcours gern mit ruhiger Musik, etwa einer spärlich begleiteten Stimme. Was könnte geeigneter sein als Melody Gardots und Phillipe Powells melodisch sanftes, dennoch eindrückliches Album Entre eux deux? Die Jimi MkIII finden sogleich den entspannten Tonfall, den diese Produktion erfordert, keine Spur von Nervosität. Kleinste Details, ein Hauchen hier, ein zusätzlicher Seufzer dort, auf Entre eux deux gibt es viel zu entdecken.

Bei „This foolish heart could love you“, möchte ich dann genau hören, wie Powell diesen Lauf auf seinem Flügel spielt. Die Ohren ordentlich aufgesperrt, dann lassen sich alle gewünschten Information mit der gebotenen Präzision vernehmen. Dazu gehört auch die feine Hallfahne, die Gardots Stimme umspielt, wenn sie melancholisch gestimmt zum letzten Stück des Albums „Darling Fare Thee Well“ ansetzt: „Oh, my love. What is this bitter taste?“

Sie wollen sich lieber im Klang des Albums verlieren, sich dem Sog der Musik hingeben? Kein Problem mit den Jimis, denn sie erweisen sich als feingeistige Mittler, die ihr gutes Auflösungsvermögen nie als Selbstzweck begreifen. Wer eine regelrechte akustische Lupe sucht, sucht hier vergebens.

Raumdarstellung

Die Jimi MkIII stellen die Künstler korrekt dimensioniert in den Raum – und nicht im XXL-Format, wie es manchmal vorkommt. Sicherlich kann so eine Makroperspektive anfangs faszinieren, aber ich finde, man wird sie genauso schnell wieder leid. Vermutlich, weil unser Hirn ständig damit beschäftigt ist, uns mitzuteilen, dass da etwas nicht stimmt.

The King's SingersOftmals wird eine besonders gelungene Raumdarstellung zu den Schokoladenseiten eines Dipol-Lautsprechers gezählt. Doch Obacht, werden die Schallwandler von Club 27 nicht sorgfältig positioniert, beeindrucken sie zwar mit einer ordentlich breiten Bühne, lassen aber bei der Raumtiefe zu wünschen übrig. Auf Anraten Robert Bastanis habe ich die Jimi MkIII einige Zentimeter näher an meinen Hörplatz gerückt und sie dann fast parallel zueinander ausgerichtet. Zur Belohnung gibt es nun einen deutlich luftigeren und vor allem in der Tiefe großzügiger ausgeleuchteten Raum. Jetzt stehen die Kings Singers beim Cover von Simon and Garfunkels „The Boxer“ mit großzügigem Abstand und hörbar im Halbrund zueinander, nachdem sie zuvor noch wie Pappkameraden auf einer Ebene aufgereiht schienen.

Ein weiteres Beispiel: Für die als Sinfonie der Tausend bekannt gewordene 8. Sinfonie Gustav Mahlers braucht es am Ende zwar nicht ganz so viele Musiker, doch dichtes Gedränge herrscht auf der Bühne allemal. Zu Beginn des ersten Teils, der mit „Veni creator spiritus“ (Berliner Philharmoniker/Sir Simon Rattle) überschrieben ist, staffeln die Jimi MkIII Chor und Instrumentalisten sauber in die Tiefe und gewähren einen guten Überblick über den gewaltigen Orchesterapparat. Damit befinden sich die Club 27 auf Augenhöhe mit der Darstellungsweise meiner Acapella Harlekin 2 (18.200 Euro). Die luftige Weiträumigkeit der Raidho X2 (12.900 Euro) erreichen sie allerdings nicht.

Hochton- und Breitband-Chassis der Club 27 Jimi MkIII

Tonalität

Breitbandlautsprecher stehen häufig im Verdacht, es mit der Tonalität nicht allzu genau zu nehmen. Ganz grundlos ist diese Befürchtung nicht. Eigene Erfahrungen, etwa mit den Tocaro 40, Lowther Audiovector Symphonic oder den auf ihre Art einzigartigen Helix to Heaven von Black Forest Audio bestätigten dies, denn die Genannten entpuppten sich allesamt als spannende Charakterdarsteller, nur tonal wirklich korrekt spielten sie nicht. Doch es kann auch anders sein. Die ebenfalls mit Breitbandchassis bestückten Schallwandler Steinmusic SP1.1 und die Ichos N°Four SE sind Gegenbeispiele mit deutlich neutralerer Diktion.

Auch die Club 27 Jimi MkIII sind weder Ver- noch ausgemachte Schönfärber, wenngleich ich sie aufgrund ihrer kontrastreichen und von Samtigkeit begleiteten Klangfarbenpalette schon zu den „klangschönen“ Performern zähle. Tonal verorten sich die Club 27 auf der leicht wärmeren Seite, woran der Hochton-Kompressionstreiber, der sich als zurückhaltender als derjenige der Ichos N°Four erweist, nicht unbeteiligt ist.

Es gelingt den Jimi MkIII auf „Mads Aftensang“ vom Album Natsange des norwegischen Keyboarders und Komponisten Frans Bak, die Klarinette Hans Ulricks erstaunlich stimmig einzubinden. Wenn Ulrick zu hohen Tönen ansetzt, bleibt sein Instrument immer kohärent und stabil. Mit den Ichos kam das schon mal schrill und rau rüber.

Das Hochtonhorn der Club 27 Jimi MkIII

Der Hochtöner der Club 27 Jimi MkIII befleißigt sich einer recht milden Gangart

Ich bemerke nun auch einen feinen Glanz, der die Töne wie frisch poliertes Kupfer schimmern lässt. Das schmeichelt natürlich dem Ohr. Der noch besser auflösende Hochtöner der Acapella Harlekin 2 agiert hier – bildhaft gesprochen – silbriger, unterm Strich allerdings wohl auch ehrlicher.

Sonor geschlossen

Noch gewichtiger freilich dürfte der Beitrag des zur Vermeidung von Partialschwingungen und unschöner Resonanzspitzen aufwendig behandelten Breitbandchassis sein. Da der 30 Zentimeter große Treiber bis weit in den Bass herunter reicht, gleichzeitig im Hochton aber bis sieben Kilohertz überträgt, sorgt er für eine glaubhafte und souveräne Darstellung in einem sehr breiten Frequenzspektrum, wovon gerade die Mittendarstellung zu profitieren scheint. Wie gut das funktioniert, beweist Inger Marie Gundersens Version von „Why worry“ (Album: Five Minutes) der Dire Straits. Hier steht der heisere Alt der Norwegerin im Vordergrund während die von Torjus Vierl gespielte Orgel für eine stabile Basis, aber auch für die leicht düster eingefärbte Grundstimmung des Stückes sorgt. Die Orgeltöne werden von den Jimi MkIII mit sonorer Geschlossenheit reproduziert, doch sie entbehren dabei keineswegs einer gewissen Feinstofflichkeit. Den Ichos N°Four und den Raidho X2 gelang das weniger überzeugend, vor allem die Dänin agierte hier akustisch glatter und weniger gewichtig.

Lautsprecherpaar der Club 27 Jimi MkIII

Reales Druckgefühl

Ein Vorteil des teilaktiven Betriebs ist, dass die Bassreproduktion der Schallwandler in gewissen Grenzen beeinflusst und angepasst werden kann. Die geschlossenen Gehäuse lassen eine recht tiefe Abstimmung zu, was den 38-Zentimeter-Chassis trotz harter Aufhängung zu hörbarem Bass bis knapp unter 30 Hertz verhelfen soll.

Tatsächlich habe ich den Synthiebass auf „6 Nullen“ vom Trettmann-Album Insomnia selten so tief und grollend erlebt. Dreht man ordentlich auf – ja, die Jimi MkIII können partytaugliche Lautstärken –, ist das Druckgefühl in der Magengegend absolut real. Klasse auch, wie ansatzlos und trocken die Jimi MkIII die geslappten Bassriffs auf Marcus Millers 2007er Album Free exekutieren. Die Woofer der Jimi MkIII reagieren pfeilschnell und schieben die Luft nicht einfach nur hin und her, sondern bringen auch, etwa bei „Jean Pierre“, klangfarbliche Schattierungen zu Gehör, die im Bass häufig unterzugehen drohen.

Die Club 27 Jimi MkIII mit Bespannung

Die Club 27 Jimi MkIII sieht mit aufgesetzter Bespannung doch etwas ruhiger, weniger technisch aus

Obwohl hier technisch ein anderes Konzept zugrunde liegt, können die Club 27 Jimi MkIII in dieser Hinsicht auf die rückwärtig ventilierten Harlekin 2 aufschließen. Die Acapella-Schallwandler vermögen zwar noch einige Hertz tiefer hinabzuspielen, in meinem Hörraum ist die Bassperformance beider am Ende dennoch ziemlich vergleichbar, was angesichts meiner großen Zufriedenheit mit der Basswiedergabe der Duisburger Schallwandler ein verdientes Lob für die Jimis darstellt.

Dynamik & Übersicht im Tumult

Exzellentes Ansprechverhalten und Dynamik pur haben seinerzeit nach dem Test der Ichos N°Four zu deren Erwerb geführt. Die brausten mit einer Rasanz durch die Playlisten, dass mir die Ohren regelrecht glühten. Doch bei einigermaßen satt über Zimmerlautstärke liegenden Pegeln begannen sie leider zu komprimieren. Die Jimi MkIII sind dynamisch von ähnlicher Schlagkraft, aber ihre Pegelreserven entstammen einer andere Liga.

Jean-Benoît Dunckel (JB Dunckel) / Möbius MorphosisJean-Benoît Dunckel (JB Dunckel) hat kürzlich mit Möbius Morphosis die Musik zu einem monumentalen Ballett geschrieben. Seine Mischung aus elektronischer Musik, Percussion und Chor ist nicht nur ungewöhnlich, sondern enthält auch einige dynamisch richtig fiese Passagen. Gleich zu Beginn fordert „Corps Échangés“ Antrittsgeschwindigkeit und Impulsfestigkeit der Schallwandler heraus. Eine Musik, die wie geschaffen für Mega-Lautsprechersysteme wie die Acapella Hyperion oder Wilson Audios Chronosonic scheint.

Nun, dergleichen können sich die wenigsten leisten – umso besser, dass eine Club 27 Jimi MkIII maximaldynamisch nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Saubere Impulsverarbeitung, Pegelfestigkeit und Übersicht selbst im Tumult des großen Chors, all das gelingt den Jimi MkIII richtig gut. Auch feindynamisch präsentieren sich die Jimi MkIII in bester Verfassung. Wenn sich der 27-jährige Alexei Melnikov auf seinem Flügel das „Andante con moto“ aus Beethovens Apassionata (Beethoven, Chopin and Liszt: Piano Works, Acousence classics) vornimmt, lässt sich mit den Jimi MkIII die bestehende große innere Spannung, vor allem in den leisen Passagen, fast körperlich nachempfinden. Melnikov gestaltet seine Interpretation feinfühlig und mit viel Sinn für die kleinen und großen Spannungsbögen. Eine Appassionata, deren Frische die mehr als zweihundert Jahre, welche seit Veröffentlichung der Sonate vergangen sind, schlichtweg vergessen lässt.

Detailaufnahme von der Bespannung der Club 27 Jimi MkIII

Verstärkerwahl

Mich freut, dass den teilaktiven Schallwandlern eine so überzeugende Performance nicht nur mit teuren Verstärkern gelingt, sondern bereits die Kombination mit Unison Researchs fair bepreister Triode 25 (aktuell 3.800 Euro, und fragen Sie den Vertrieb TAD nach dem optionalen Röhrensatz der Black Edition) und dem Subwoofer-Verstärker Dayton Audio APA1200DSP eine Klangqualität erreicht, mit der ich beim Preisschild von knapp unter 17.000 Euro (ohne Quelle und Kabel) nicht gerechnet hätte.

Sicher, ein paar Klangpünktchen mehr lassen sich mit Rike Audios Romy schon erzielen und auch die SET-Amps von Allnic gehen ein super Match mit den Jimi MkIII ein. Ausgerechnet dem sonst so flexibel einsetzbaren Dartzeel NHB-108 Model One gelingt das diesmal aber nicht, die Jimi MkIII scheinen mit den Röhrenamps besser zu harmonieren. Offensichtlich geht mit dem höheren Dämpfungsfaktor der transistorierten Endstufe ein Teil der feinnervigen Musikalität des Breitbandchassis verloren. Es tönt merkwürdig unbestimmt und lustlos. Das krasse Gegenteil darf von der Kombi mit Manley Steelhead und den Snapper-Monos berichtet werden. Mein Highlight, wenn der Preis keine Rolle spielt.

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TCI Cobra II SE

Test: Club 27 Jimi MkIII | Standlautsprecher

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