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Oktober 2009 / Martin Mertens
Ist der hässlich!* Tut mir leid, aber das war der erste Gedanke, der mir beim Auspacken des Chord CPM 2650 durch den Kopf schoss. Und das, obwohl mir dieses seltsame Außengestell des Verstärkers beim Auspacken sehr behilflich war. Man kann den Amp prima an den Querstreben fassen und ihn aus dem Karton heben. Aber das Gestell erinnert mich ein wenig an einen externen Fixateur. Kein schöner Gedanke.
* Minderheitenmeinung innerhalb der Redaktion …
Ok, über Geschmack lässt sich streiten. Ganz besonders, wenn es um HiFi von der Insel geht. Und ich gebe zu: Ganz so einig bin ich mir mit meinem Geschmack auch nicht immer. Auf der einen Seite bilde ich mir ein, nicht unbedingt auf eine bestimmte Designrichtung festgelegt zu sein. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass es schon ein paar allgemeingültige Grundsätze guter Formenschule gibt. Dazu gehört, dass die eingeschlagene Richtung möglichst konsistent beibehalten werden sollte und auch immer die Funktion berücksichtigt wird. Und dass das Gegenteil von gut gemacht gut gemeint ist …
Um mich jetzt nicht weiter auf dünnes Eis zu begeben, wende ich mich lieber den Fakten zu. Der CPM 2650 stellt den kleinsten Vollverstärker der englischen Firma Chord (deutscher Vertrieb:www.wodaudio.de) dar. Wobei „klein“, wie in High-End Kreisen üblich, relativ ist. Besonders dann, wenn der Kleine die nicht ganz kleine Summe von 5.400 Euro kostet. Dafür gibt es aber auch ein angemessen „kleines“ Gerät. Inklusive der recht massiven Füße, auf deren Sinn und Zweck ich sogleich zu sprechen komme, hat der Verstärker eine Breite von 48 cm, eine Tiefe von 38 cm und eine Höhe von 17 cm. Die üppigen Ausmaße kommen zu nicht geringem Teil durch das bereits erwähnte „Außengestell“ zustande. Vier metallene Säulen, die auch die Füße bilden, sitzen auf Querstreben, welche die – das eigentliche Gehäuse seitlich jeweils weit überragende – Front- und Rückwand miteinander verbinden.
Das eigentliche Verstärkergehäuse hängt also förmlich in einer eigenen Tragekonstruktion. Und genau das ist der Sinn und Zweck des Ganzen. Beim Chord CPM 2650 ist das HiFi-Rack quasi schon ein- beziehungsweise herum-gebaut. Im Gegensatz zu den meisten anderen High-End-Geräten, die man tunlichst nicht aufeinander stapeln sollte, da es sonst thermische oder mechanische Probleme geben kann, sind Chord-Komponenten zum Stapeln gebaut. Dank der massiven Ausführung dürfte es keine mechanischen Probleme beim Aufeinanderstellen mehrerer Geräte geben. Und dank der großzügigen Abstände zwischen den tragenden Elementen und dem eigentlichen Gehäuse sind thermische Probleme auch kein Thema. Die Luft kann frei um die Geräte zirkulieren.
Auch andere Designaspekte des Chord lassen sich auf handfest praktische Gründe zurückführen. Um zu verstehen, warum beispielsweise der Einschaltknopf des Verstärkers – eigentlich handelt es sich lediglich um den Standby-Schalter, einen „harten“ Netzschalter gibt es nicht – im schmalen Raum zwischen Lautstärke- und Balance-Regler angeordnet sein muss, muss man sich ein wenig näher mit dem Chord CPM 2650 beschäftigen. Als erstes sollte man wissen, dass der CPM 2650 technisch auf der kleinsten Vor-/Endstufenkombination des Hauses beruht, dem Vorverstärker CPA 2500 und dem Leistungsverstärker SPM 650. Im Normalfall halte ich solche Erklärungen für Mark(e)t(ing)geschrei. Beim Chord CPM 2650 bin ich aber geneigt, dieser Aussage zu glauben.
Wenn man den Verstärker aufschraubt, stellt man fest, dass das Gehäuse mit Platinen förmlich vollgestopft ist. Vorne oben sitzt dabei das Schaltnetzteil, auf das ich noch eingehen werde. Vorne unten dann die Vorverstärkerabteilung. Hinten oben, also direkt bei den Eingängen, sitzen die Relais, die die Ein- und Ausgänge schalten, darunter, kurz vor den Lautsprecherklemmen, die Endstufenschaltung. Die Leistungstransistoren, nebenbei gemerkt besonders robuste und thermisch extrem stabile Spezialanfertigungen für Chord, sitzen kanalgetrennt auf jeweils eigenen kleinen Platinen unten rechts und links hinten am Gehäuse und geben ihre überschüssige Wärme an die hinten am Verstärker herausragenden Kühlkörper ab. Und wenn man sich das Innere des Verstärkers so anschaut, stellt man fest, dass hinter der Frontplatte eben kaum Platz für eine großzügige Unterbringung von Schaltern und Knöpfen ist …
Test: Chord CPM 2650 Integra | Vollverstärker