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Als nächstes umgehe ich den Class-D-Amp und benutze den DACmini ausschließlich als Wandler. Verstärkend kommt meine deutlich teurere Vor/End-Kombination aus Funk LAP2 Vorstufe und Myryad MXA 2150 Endstufe zum Einsatz. Zugleich gehe ich mit dem Analog Out des CD-Spielers ebenfalls in die Funk-Vorstufe. So kann ich den internen Wandler des Marantz CD-Spielers direkt per Umschalten an der Vorstufe mit dem DACmini Wandler vergleichen.
Es fällt sogleich auf, dass der D/A-Wandler des DACmini PX noch sehr viel mehr kann, als dessen Class-D-Verstärker aufzeigt. Nehmen wir noch einmal den oben genannten Philip Boa Song. Die parallel zur hektischen Percussion gespielte, Triolen gegensetzende Gitarre kommt nun – verstärkt durch meine genannten Arbeitsgeräte – nicht nur präzise von links, sondern erhält nun auch noch, vor allem, was ihre Hallanteile angeht, eine räumliche Aura. Insgesamt wirkt das ganze Stück nun ein wenig dreidimensionaler. Es scheint auch, als sei Philip Boas durchaus etwas raue, ungeschliffene Stimme nun etwas ausdifferenzierter. Im Bassbereich ist tonal ein Pfund mehr da, der Walking Bass erscheint substanzieller, körperlicher.
Centrance DACmini PX: DAC „pur“
Neuerliches Umschalten – wir hören den Marantz-Wandler. Die Dreidimensionalität des Erlebten bleibt, Bässe sind vergleichbar, die Mitten einen Hauch farbiger, dafür geht im Höhenbereich ein kleines (wirklich kleines) bisschen Glanz verloren. Das hatte ich erwartet, denn das ist die Grundabstimmung des Marantz SA7001: Dieses Gerät wartet ab Werk mit eher dezenten Höhen auf. Weitere Quervergleiche unter beiden Szenarien, unter anderem mit Peter Gabriels „Red Rain“ vom 86’er Album So stützen die Ergebnisse: Der Wandler im DACmini PX erinnert mich in seiner Charakteristik an den Wandler im zuvor getesteten Pioneer N-50:
Knackig und schnell im Bass, sauber aufgelöst in den Mitten und obenrum klar und offen, aber nicht spitz. Einen Unterschied gibt es: Während der Pioneer wie auch mein Marantz-Player im Mittenband leicht ins Farbenfrohe gehen, gibt sich der DACmini eher einen Tick analytischer. Das Peter-Gabriel-typische Yamaha CP-80 Digitalpiano klingt beispielsweise über den Centrance DACmini etwas kühler, artifizieller als mit dem Marantz-Player – aber es ist ja letztlich auch kein „echtes“, sondern nur halbakustisches Klavier. Wiederum sauber aufgelöst, aber nicht überpräsent ist der Hochtonbereich: Die Hi-Hat, für die Peter Gabriel extra den Police-Drummer Stewart Copeland eingeflogen hat, kommt flink, flirrend, akzentuiert, aber nicht crisp, die wuchtigen, mechanischen Linn-Drumsounds knallhart und schön fett – der DACmini macht aber keinen Hehl daraus, dass es sich um eine typische 80’er-Jahre Produktion handelt, die zu gleichen Teilen etwas „nass“ und kühl klingt. Beschönigt wird hier nichts.
Der USB-Eingang ist ein bisschen der Wolf im Schafspelz. Sofern das eingereichte Material mit dem von CD gereichten übereinstimmt (WAV, 44,1 kHz), kann ich über USB keinen Klangunterschied zum CD-Laufwerk beziehungsweise zu S/PDIF feststellen. Mit einem Caveat jedoch: Ich empfehle grundsätzlich, wenn über Windows gestreamt wird, eine „vernünftige“ Software zu verwenden, die in der Lage ist, den Windows-eigenen Mixer zu umgehen, so zum Beispiel das JRiver Media Center in Verbindung mit Kernel Streaming. Es fällt auf, dass das Material dann entschlackter und feiner aufgelöst klingt, gerade im Bereich der Räumlichkeit sowie bei Sibilanten und im Hochton.
Interessant wird’s bei höher auflösender Musik. Bei www.highresaudio.com erwarb ich kürzlich Restored, Returned vom Tord Gustavsen Ensemble. Der Opener „The Child within“ lebt von weiter Räumlichkeit, verloren klingenden Klavierakkorden und getragenen Bläserstimmen. Das Ganze als 96-kHz-WAV-Datei macht über den DACmini-Wandler ganz große Freude. Der Wandler bietet einen angenehm schwarzen Hintergrund, vor dem die Instrumente plastisch-greifbar stehen. Anblasgeräusche, das Ein- und Ausschwingen der Töne, das Verklingen der Klavierakkorde – alles ist hervorragend ausgeleuchtet, präzise dargeboten, verbunden mit einem angenehm tiefen Raum.
Eine handfeste Überraschung hält auch der Kopfhörerausgang bereit. Man verzeihe die Wortwahl, aber was da herauskommt ist richtiggehend geil! Die Kopfhörersektion spielt detailreich und außerordentlich anspringend. Da fehlt überhaupt nichts, das macht richtig Freude. Okay, nochmal etwas weniger emotional: Hier gibt’s einen richtig pfundigen, aber eben nicht unangenehm-korpulenten Tieftonbereich. Die Mitten sind – gegenüber der Class-D-Verstärkung – merklich farbenprächtiger, und außerdem – genau wie bei Class-D – sauber aufgelöst und sehr detailreich. Obenrum klingt es hell, klar, rein, aber zu keiner Sekunde spitz. Zurückstöpseln in den Kopfhörerausgang des Marantz SA7001 tut fast weh, die Räumlichkeit fällt zwar nicht gerade in sich zusammen, wird aber deutlich limitierter. Auch wirkt die Wiedergabe über den Marantz-Ausgang blasser und weniger rhythmisch. Hier hat der DACmini PX definitiv die Nase weit vorne.
Was fehlt? Na? Alle noch wach?
Jawohl! Der Analogeingang. Da er sozusagen direkt an der Verstärkerstufe hängt, folgt er klanglich auch deren Charakteristik, ohne durch die D/A-Wandlerstufe beeinflusst worden zu sein. In Sachen Bass von der Gangart her angenehm knackig-schnell mit einer tonal leicht verschlankten letzten unteren Oktave. Mitten und Höhen werden sauber aufgelöst, sie wirken im positiven Sinne neutral und gleichmäßig durchgezeichnet. Die stereofone Raumabbildung deckt sich mit der, die sich über die Digitaleingänge einstellt. Kurz gesagt: Völlig in Ordnung, vor allem angesichts eines so kompakten Geräts, aber in der Gesamtkonzeption eher ein Zusatzfeature der Vollständigkeit halber. Nur für den Analogeingang allein wird vermutlich niemand den DACmini PX erwerben.
Test: Centrance DACmini PX | Vollverstärker