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Dass dies tatsächlich zutrifft, erahnte ich bereits nach den ersten von mir zum Warmhören typischerweise eingelegten CDs.
Heller Klang beim MK3? Nö, eher ausgewogen `- mit einem sogar kräftigen Bass. Hektik? Nein, auch solche keimt nicht über Gebühr auf. Als einen Gelassenheit verströmenden Klangbuddha würde ich den Franzosen zwar ebenfalls nicht bezeichnen, aber ich glaube, das ist von Atoll auch gar nicht gewollt und gerade in Anbetracht seiner Preisklasse nicht als Manko einzustufen. Der Atoll CD 80 MK3 gehört zu den eher forscher und stürmischer aufspielenden Drehern und hebt sich sicherlich gerade deswegen für den Einen oder Anderen wohltuend vom Einerlei ab.
Mal ein Beispiel: „From which I came“ fand ich als Musik-Titel für diesen Test gar nicht mal unpassend. Eels schaffen mit diesem Song vom Album „Blinking Lights and other Revelations“ eine sonderbar tiefgängige Leichtigkeit – ein von der Melodie her nachdenkliches Frühlingslied sozusagen. Mit einer zu Anfang einsetzenden Geige, einer glanzvoll klingenden Akustikgitarre und einem luftigen Schlagwerk, welches sich durch das ganze Stück hindurchzieht –sowie einer leicht verzerrten, aber ebenso zu dieser zwiespältigen Leichtigkeit passenden Stimme. Was mir beim Atoll CD 80 MK3 spontan auffiel? Erst mal nichts – außer einem kräftigen Bass vielleicht. Und das ist durchaus als Kompliment zu verstehen, hatte ich doch noch den Klang von CD-Playern aus höheren Preisklassen im Ohr. Je entspannter und länger man hinhört (und dann auch mal einen direkten A/B-Vergleich zwischen schiebt), desto mehr kommt aber der spezielle Fingerabdruck des Atoll CD 80 MK3 zum Vorschein. Der Franzose ist – auch wenn`s nicht unbedingt zum Lied passen will – eher ein Draufgänger, der einem die Töne unbekümmert entgegenwirft, anstatt sie schüchtern lächelnd entgegen zu tragen. Aufbauend auf einem tiefen und präzisen Bassfundament, schält er einzelne Klangereignisse – gerade im Mittelton und im Bereich der unteren Höhen – lustvoll heraus, anstatt sie glatt poliert zu integrieren. Die Gitarre erscheint dadurch weniger geschmeidig und somit rauer. Gleiches passiert mit der Stimme, die zudem ein wenig dominanter ertönt. Dafür geraten die in diesem Song im oberen Tonbereich stattfindenden zarten Perkussionsanschläge angenehm greifbar und deutlich. Darüber hinaus ist die Bühnenabbildung mit ausreichend Lokalisationsschärfe versehen – unangenehm verwischen tut da nichts. Räumlich stabil, offensiv und druckvoll – so könnte man die Performance des Atoll CD 80 MK3 bezeichnen. Hört sich doch ganz gut an …
Gutgekleidete Herren aus New York, die – so sagt man – den Manchester-Sound der 80er-Jahre wiederaufleben lassen: Interpol nennt sich diese Formation. Das Stück „Evil“ vom Album „“Interpolantics“ beginnt mit einem knackig-präzisen Basslauf und einer zunächst etwas einsam wirkenden Stimme. Im weiteren Verlauf der Liedes gibt`s immer wieder mal eingestreute und sehr trocken daherkommende Gitarrenriffs, die wiederholt einen geradezu hymnisch wirkenden Refrain einläuten. Dass der Atoll mit Emotionen geizt, ist abermals nun wirklich nicht festzustellen. Dafür sorgt unter anderem der ungewohnt volle, schwarze Bass. Auch im Refrain übernimmt dieser eine tragende Rolle – und lässt es angenehm mitreißend grooven. Insgesamt wird der Titel ungemein emotional transportiert – statt distinguierter Zurückhaltung favorisiert der Franzose erneut ein vergleichsweise offensives und volles Klangbild. Der Atoll CD 80 MK3 schafft das Kunststück, eine eher forsche Spielweise an den Tag zu legen, ohne dabei Gefahr zu laufen, auf Dauer Ermüdungserscheinungen zu provozieren – nein, mit dem im Rahmen seiner Preisklasse häufig anzutreffenden digitalen Flair im Klangbild hat er recht wenig am Hut. Allerdings lässt seine emotionale, zupackende Art die Gitarren zwar betont, aber gleichzeitig auch ein bisschen weniger trocken und cool tönen – das elektrogitarrentypische „Sägen“ habe ich jedenfalls schon mal präziser und konturierter vernommen. Auch die Hi-Hat wirkt jeweils einen Deut ungelenker, scheppernder und vordergründiger. Das Ganze gilt wohlgemerkt im Vergleich zu deutlich teureren Playern – daher sind diese Punkte nun nicht als Beinbruch zu interpretieren. Eher als ein Fingerabdruck. Unterm Strich weniger zu mäkeln gibt`s in der Regel tatsächlich nur in höheren Preisklassen.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger spielt der Atoll CD 80 MK3 deutlich sonorer, lokalisationsschärfer und insgesamt ausgewogener. Mit „deutlich“ meine ich nicht, dass man sich hinsetzt und einem in Fast-Food-Konsumhaltung umgehend eine klangliche Revolution überwältigt – derart werden bei ausgewogenen HiFi-Geräten eh` selten Unterschiede erschlossen.
Deutlich werden die Unterschiede vielmehr gerade dann, wenn man sich entspannt und ohne Hast auf die Musik einlässt. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle einfach mal einen direkten Einblick in meine gemachten Notizen liefern, die im direkten Vergleich der Geräte und unter Verwendung der unterschiedlichsten CDs entstanden sind: mehr Ruhe, seidiger, weniger blechern klingendes Sopran-Saxophon, sonorer, gelassener, perlendere Gitarren, tieferer und knackigerer Bass, weniger Dominanz der oberen Mitten/Höhen, wärmere und authentischere Stimmen, deutlich bessere Ortbarkeit, homogenere bzw. schlüssigere Spielweise, …
Nur zur Sicherheit: Die Aussagen gelten freilich für das aktuelle MK3-Modell …
Der Atoll CD 80 MK3 zeichnet sich aus durch:
- eine anspringende, offensive, aber dennoch authentische Spielweise.
- ein angenehm kräftiges Bassfundament.
- ein für seine Klasse vorbildlich organisches und offenes Klangbild.
- eine realistische Bühnenabbildung mit guter Lokalisationsschärfe.
- Langzeittauglichkeit – zumindest wenn man sich nicht gerade zu den leidenschaftlichen Verfechtern einer betont distinguiert-zurückhaltenden Darbietungsweise zählt.
- eine gewisse – aber sicherlich bewusst gepflegte – Forschheit in den Mitten bzw. unteren Höhen.
Ja, der Atoll CD 80 MK3 ist – um mal ein paar Klischees zu bedienen – eher ein (bodenständiger) Rocker als ein analytischer, unter Kontrollzwang leidender Detailfetischist. Nicht, dass der Franzose einzelne Noten über Gebühr stiefmütterlich behandeln würde – keine Sorge.
Dennoch liegen seine Stärken mehr in einer betont lebendigen, denn sorgfältig feinzeichnenden Spielweise. Daher zählt er auch nicht zu den Zeitgenossen, die augenscheinliche punktgenaue Auflösung mit digitaler Härte oder einem Mangel an Spielfreude erkaufen – in seiner Preisklasse keine Selbstverständlichkeit. Und genau das macht diesen Rocker so audiophil – audiophiler zumindest, als so manchen verkrampft-präzise im rechten Winkel schwingenden Nachwuchs-Dirigenten.
Ich mag ihn jedenfalls, den Rocker …
Test: Atoll CD 80 MK3 | CD-Player