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Frage: Was kann man sich für 3.600 Euro alles kaufen? Antwort: 600 Kilogramm Gummibärchen, 1.700 Liter Weißbier oder 240 Fußnagelscheren. Man kann das Geld aber auch sinnvoll investieren – zum Beispiel in ein Pärchen Canton Reference 9 (www.canton.de/), den einzigen Kompaktlautsprecher aus der 2023 vorgestellten Topserie der Hessen. Der macht auch ohne Alkohol und Zucker mächtig Spaß …
Cantons aktuelle Reference-Baureihe ist mir nicht ganz unbekannt, Ende 2023/Anfang 2024 durfte ich bereits die Canton Reference 7 testen, die kleinste Standbox aus der Serie. Ich fand sie derart gut, dass ich sie nach dem Test behalten musste beziehungsweise später ein fabrikneues Pärchen erstand. Umso gespannter war ich auf die Reference 9, die einzige Kompaktbox in der 2023 eingeführten Reference-Linie der Weilroder. Als ich den Testvorschlag hörte, flammte kurz im Kopf der Gedanke auf, eine neue Heimkinoanlage mit der Canton Reference 9 als Rearlautsprecher aufzubauen, falls sie gefallen sollte. Aber der Kontostand (und vermutlich auch die Frau Gemahlin) hätten ihr Veto eingelegt, deshalb verwarf ich diesen spontanen Haben-wollen-Impuls schnell wieder. Man(n) kann eben nicht alles haben. Also konzentriere ich mich unbelastet von irgendwelchen Hintergedanken im Folgenden auf die klanglichen Fähigkeiten der Canton Reference 9 als Stereosystem – seien wir gespannt, wir sie sich sich soundmäßig von anderen Kompaktboxen sowie der Reference 7 unterscheiden …
Unter Verwandten …
Optisch ist die Verwandtschaft nicht zu übersehen: Gebogene Seiten und eine abgerundete Schallwand – die in vielen Serien eher kantig gehaltene Canton-Designsprache gehört in der Topliga (und teilweise auch bei der Vento-Baureihe) der Hessen der Vergangenheit an. Computersimulationen zeigen laut Canton, dass die gebogene Schallwand Oberflächen- und Kantenreflexionen effektiv minimiere, was den Frequenzgang linearisieren soll. Diese sehr gelungene, moderne Optik macht den Lautsprecher nicht nur extrem wohnraumfreundlich, sondern soll auch die Schallführung (homogeneres Abstrahlverhalten) optimieren, während innere Versteifungen die Gehäuseresonanzen im Zaum halten.
Canton vergleicht die Gehäusefertigung der Reference-Lautsprecher mit der Herstellung hochwertiger Klaviere und spricht von „mehreren Schichten spezieller Faserplatten, die mit dämpfenden Zwischenschichten zu einem Verbundmaterial verarbeitet werden“. Dabei kommt ein Spezialklebstoff zum Einsatz, um eine Mindestmaterialstärke von 20 Millimetern zu erreichen. Im nächsten Schritt werden die Faserplatten zusammen mit den dämpfenden Klebeschichten in einer Presse unter intensiven Druck- und Wärmebedingungen geformt, sodass sie die gewünschte Gestalt annehmen. Die vordere Schallwand erreicht sogar eine Stärke von 60 Millimetern, um eine noch höhere Steifigkeit zu erzielen.
Standfest
Dieser Aufwand macht sich beim Gewicht bemerkbar: 18 Kilogramm pro Stück sind für einen Kompaktlautsprecher schon eine Ansage – ebenso wie die Abmessungen von 34,7 x 56,5 x 47,0 cm (B x H x T). Mal nebenbei einfach schnell einarmig ins Regal wuppen, funktioniert also nicht so leicht. Für wackelige Regale sind die Canton Reference 9 ohnehin nicht gemacht, sie verdienen ein schönes Plätzchen auf einem edlen Schrank oder – das würde ich empfehlen – auf stabilen, nicht zu zierlichen Lautsprecherständern. Canton führt einen speziell für die Reference 9 entworfenen Ständer namens Reference LS im Programm. Er kostet 299 Euro pro Stück, bietet eine verdeckte Kabelführung und ist in Hochglanz- oder Mattschwarz erhältlich. Für den Test kommen allerdings meine Dynaudio-Ständer zum Einsatz.
Auf den Lautsprecherunterseiten befinden sich übrigens Gewinde für die mitgelieferten, höhenverstellbaren Füße aus pulverbeschichtetem Stahl. Diese erfüllen zwei Funktionen: Sie sollen den Einfluss störender Vibrationen im Zaum halten und unebene Stellflächen ausgleichen. Zudem besteht die Möglichkeit, selbstklebende Absorber (im Lieferumfang enthalten) anzubringen, die den Untergrund zusätzlich schonen und beispielsweise das Verschieben auf dem Lowboard erleichtern.
Drei Looks
Farblich gibt’s die Canton Reference 9 in drei Varianten: in zwölf Schichten aufgetragenes Hochglanzschwarz und ein mattes Weiß (beide je 3.600 Euro pro Paar) als Standardausführungen sowie eine seit Mitte 2024 lieferbare Nussbaum-Ausführung (3.980 Euro). Das schwarze Pianolack-Finish des Testpärchens sieht sehr edel aus, ist aber auch sehr anfällig für Fingerabdrücke und spiegelt zudem sehr stark. Das matte Weiß meiner Reference 7 empfinde ich als unkomplizierter und moderner, aber das fällt in die Kategorie Geschmackssache. Toll sind auf jeden Fall die magnetisch haftenden, ebenfalls leicht gebogenen und passgenauen Abdeckungen für jeden Treiber, die vor Staub schützen und prima zur Optik des Schallwandlers passen.
Die Referenz-Treiber
Wie bei der Reference 7 findet sich die Bassreflexöffnung der Reference 9 weder auf der Schall- noch der Rückwand; die Ref 9 zählt vielmehr zu den vergleichsweise selten anzutreffenden Kompaktboxen, die mit einem Downfiringauslass arbeiten. Die darunterliegende Bodenplatte sorgt für stets konstanten Abstand nach unten – die tiefen Töne entweichen durch eine spezifische Formgebung zu gleichen Teilen nach vorne und hinten.
Auch am anderen Ende unterscheidet sich die Reference 9 nicht grundsätzlich von ihren Standboxen-Geschwistern: Die von Frank Göbl und seinem Entwicklerteam neu entwickelte BC-Hochtonkalotte findet sich hüben wie drüben. 25 Millimeter groß, besteht sie aus Aluminiumoxid, das einem keramischen Material ähnelt – und der asymmetrische Wave-Guide optimiert das Abstrahlverhalten. Der Tiefmitteltöner des Zwei-Wege-Systems ist mit einem Durchmesser von 174 mm hingegen ein Stückchen größer als die 154-mm-Tieftontreiber der Reference 7. Allerdings sind diese Treiber bei meinen Standlautsprechern zu zweit, darüber hinaus können sich in deren Dreiwege-Systemen ausschließlich auf die Basswiedergabe konzentrieren.
Als untere Grenzfrequenz gibt Canton für seine Reference 9 satte 25 Hertz an (Reference 7: 23 Hertz), für einen Kompaktlautsprecher wäre das ein erstaunlicher Wert. Wie sich der Bass in praxi schlägt und wie er sich von der Reference 7 unterscheidet, beleuchtet der Hörtest unten. Die Membran des Tiefmitteltöners besteht aus einer Keramik-Wolfram-Verbindung und soll eine hohe innere Dämpfung und Steifigkeit bieten – bei zudem geringem Gewicht. Klanglich entscheidend seien laut Canton aber auch die eigens entwickelten Dichtungsringe aus Polyoxymethylen (POM ist wahrscheinlich geläufiger), die Vibrationen minimieren und die Treiber vom Gehäuse isolieren sollen. Mit 87 dB (2,83 V/1 m) erreicht die Canton Reference 9 einen für eine Kompaktbox guten Wirkungsgrad, der sie für das Zusammenspiel mit vielen Verstärkern prädestiniert – auch röhrenbestückte wie wir später sehen werden.
Single-Wiring-Terminal mit Anpassungsmöglichkeiten
Im Gegensatz zu den Reference-Standboxen besitzt Nummer 9 lediglich ein Single-Wiring-Terminal mit modernen WBT-Nextgen-Anschlussklemmen auf der Rückseite, was höchstens stolze Besitzer von Bi-Wiring-Lautsprecherkabeln ärgern könnte, wenn sie von der bildschönen, hervorragend verarbeiteten Kompaktbox träumen. Auch bei den Anpassungsmöglichkeiten an den Raum („Room Compensation“) existieren Unterschiede: Während man bei der Reference 7 und allen anderen Reference-Standboxen den Hochtöner und Mitteltöner im Pegel um je 1,5 Dezibel absenken oder anheben kann, gelingt dies bei der zweiwegrigen Canton Reference 9 entsprechend nur beim Hochtöner. „Durch die Pegelanpassung können die kompakten Lautsprecher an Hörvorlieben angepasst oder auf die vorhandene Raumakustik korrigierend einwirken“, schreibt Canton zu diesem Thema. Im Hörtest ließ ich die Room Compensation stets in der neutralen Mittelstellung.
Hörtest & Vergleiche: Canton Reference 9
Platzierung & Paarung
Bei der Positionierung der Reference-Lautsprecher raten die Hessen zu einem Abstand von mindestens 20 Zentimetern und höchstens einem Meter zur Rückwand, zudem sollten die Lautsprecher nur leicht nach innen eingewinkelt werden. 20 Zentimeter sollten es tatsächlich auch sein, eher sogar mehr, denn in meinem 26-Quadratmeter-Hörraum erweisen sich 50 Zentimeter Wandabstand als ideal – und bei stärkerer Ausrichtung aufs Ohr („auf Achse“) übernimmt der Hochton zunehmend das Kommando. Da ich meine Canton Reference 7 schon mehrfach erfolgreich mit Röhrenvollverstärkern verbandelt habe, ist für mich der PrimaLuna EVO 300 mit 2 x 42 Watt (4.890 Euro) die erste Wahl, um die kleinen Schwestern zu befeuern. Und siehe da, mit der Reference 9 harmoniert der niederländisch-chinesische Brocken (31 Kilogramm Kampfgewicht) ebenfalls hervorragend im kraftvollen Ultralinear-Betrieb. Großartige Einspielzeit braucht das Testpärchen nicht, da es bereits in anderen Redaktionen stand und dadurch bei mir bereits bestens eingegroovt ankam.
Mit Anteilnahme …
Groove ist ein gutes Stichwort, der Duden definiert den Begriff als „Art und Weise, Musik mit richtigem Rhythmus und Tempo darzubieten, wobei innere Begeisterung, Anteilnahme o. Ä. hörbar werden“. Und die Canton Reference 9 kommt tatsächlich schön in Schwung‚ als „Flown“ vom neuen Kiasmos-Album II ertönt. Das Minimal-Techno-Projekt von Janus Rasmussen und Tausendsassa Ólafur Arnalds kombiniert auf seinem zweiten Album besagten Groove mit Atmosphäre und fordert vom Lautsprecher einerseits Präzision im Bass und andererseits eine gewisse Entspanntheit.
Die Canton Reference 9 langt im Bass zwar nicht ganz so tief wie die Reference 7 hinunter, leistet hier für eine Kompaktbox aber Erstaunliches. Ob es wirklich bis 25 Hertz sind, vermag ich nicht genau zu sagen, wohl aber, dass auch Tiefbassfreaks hier auf ihre Kosten kommen, zumal ja auch noch die Möglichkeit besteht, den Bass durch einen geringeren Wandabstand aufzupeppen. Mehr als der Tiefgang begeistert mich jedoch die federnde Genauigkeit, mit der die Ref 9 jede Bassattacke von Kiasmos konturgenau nachzeichnet, hier erinnert sie mich angenehm an die fast doppelt so teure Elac Concentro S 503 (7.000 Euro pro Paar), die im Frequenzkeller lediglich noch einen Hauch präziser spielt. Präzision und Tiefgang halten sich bei der kompakten Canton also wunderbar die Waage. Oder anders ausgedrückt: schöner, fester Tiefbass ohne jegliches Geschwabbel und Gedröhne.
Goldener Mittelweg: Grob- und Feindynamik
Dass man grobdynamisch von einer Kompaktbox keine Wunder erwarten darf, liegt auf der Hand – ultrabrachiale Pegelsprünge wie bei einer ausgewachsenen Standbox sind konstruktionsbedingt kaum drin. Es gibt seltene Ausnahmen wie die in dieser Hinsicht außergewöhnliche, ziemlich große und vor allem breite Audio Note AN-J/LX HEMP (6.744 Euro), die mir vor drei Jahren eine neue Sturmfrisur verpasste. Als Grobdynamik-Testmaterial eignet sich „Demigods“, die herausfordernde Eröffnungsnummer des aktuellen Health-Albums Rat Wars, hervorragend. Das Stück steigert sich im Mittelteil mit extrem wuchtigen Drums dramatisch, und hier zeigt sich, dass die Canton Reference 9 nicht an die zackige Explosivität und Wucht der Audio Note herankommt. Dennoch stellt sie „Demigods“ für eine Kompakte recht zackig und energisch dar, von weich oder gemütlich kann bei diesem Punch eh keine Rede sein. Ich finde sogar, die Reference 9 bietet in dieser Sache mehr, als man in der Preisklasse erwarten darf. Dasselbe gilt für die Reference 7, die grobdynamisch minimal agiler agiert. Auch bei hohen Pegeln habe ich nie den Eindruck, die Reference 9 an ihr Limit zu treiben, sie kann richtig laut spielen und meine 26 Quadratmeter – ähnlich wie die Reference 7 – locker füllen. In Räumen unter 15 Quadratmetern sehe ich sie eher nicht, grob 20 bis 30 Quadratmeter sollten ideal sein.
In puncto Feindynamik habe ich bei Kompaktboxen die Neat Acoustics Majistra (4.298 Euro pro Paar) als Benchmark in Erinnerung, sie „gibt geringste Lautstärkeänderungen und kleinste Schattierungen präzise wieder“, schrieb ich damals. Das gilt im Grunde auch für die in einer ähnlichen Preisklasse angesiedelte Canton Reference 9, wobei diese nicht ganz so ansatzlos schnell vorgeht, etwas mehr Wert auf Fluss und weniger auf Attacke legt. Aber: Nur, weil die Ref 9 feindynamisch nicht ganz so zackig wie die Neat aufspielt, heißt das nicht, dass das Pendel in die umgekehrte Richtung ausschlägt, im Gegenteil: Es schwingt sogar leicht in Richtung Attacke, in dieser Hinsicht gleicht sie der Reference 7. Sprich: Feinste Akzentuierungen und Pegelveränderungen stellt sie deutlich vernehmbar, wenn auch nicht ostentativ dar.
Akkurat, aber nicht analytisch: Der Hochton
Im Hochton erweist sich die Canton Reference 9 – ebenso die Reference 7 – als ausgesprochen langzeittauglich, die höheren Frequenzen schmiegen sich harmonisch und neutral ins Gesamtklangbild ein. Eine gewisse Leichtig- und Luftigkeit in den Höhen ist je nach Verstärker mehr oder weniger ausgeprägt: Mit dem PrimaLuna-Röhrenverstärker nehmen die kompakten Canton einen etwas luftigeren Charakter an, während mein McIntosh-Transistor-Vollverstärker MA 8900 AC (9.780 Euro) ihnen einen leicht seidigen Schleier verleiht. Heißt: Der Lautsprecher leitet ziemlich deutlich die Charaktere der angeschlossenen Verstärker durch und lässt sich auf diese Weise folglich weiter an den eigenen Geschmack anpassen. In beiden Fällen entsteht selbst bei höhenlastiger Rockmusik wie „Enlighten“ vom neuen Black-Country-Communion-Album V keinerlei Schärfe oder Silbrigkeit im Klangbild. Damit platziert sich die Reference 9 in Sachen Hochtonfrische in der Mitte zwischen einer Harbeth P3ESR XD (mittlerweile ab 3.150 Euro), die obenrum eher zurückhaltend tönt, und der eher prägnanteren Neat Acoustics Majistra mit ihrem Bändchen-Hochtöner.
Preisklassenbezogen empfinde ich die Canton Reference 9 über das gesamte Frequenzspektrum als sehr hochauflösend – die erwähnte Harbeth P3ESR XD lässt sie bei der Detailfülle locker hinter sich. Im Vergleich mit der kleinen, aber feinen Audio Note AX One/II (ab 2.500 Euro Paarpreis) schmilzt der Vorsprung in dieser Disziplin, ist aber immer noch vorhanden. Gegen die auf Präzision getrimmte Neat Acoustics Majistra zieht sie in dieser Hinsicht hingegen den Kürzeren. Gut zum Testen der Auflösung eignet sich unter anderem der Anfang von „Plainsong“, die Eröffnungsnummer des legendären The-Cure-Albums Disintegration aus dem Jahr 1989. Beim leisen Klingeln des Windspiels zu Beginn muss man – abhängig auch vom Auflösungsvermögen des Schallwandlers – ganz genau hinhören, bevor der Song mit voller Wucht über den Hörer hereinbricht. Mit der Reference 9 treten hier alle mir bekannten Details zutage, so wie ich es nicht zuletzt von meiner Reference 7 gewohnt bin.
Ergreifend richtig
Der Mitteltonbereich der Canton Reference 9 bleibt unauffällig, was ich ebenfalls als Kompliment und nicht als Kritik meine. Er erweist sich als neutral und homogen, im Vergleich zur Reference 7 wirken die Mitten sogar minimal sachlicher. Die Kompaktbox spielt etwas monitorhafter als der Standlautsprecher – nicht viel, aber hin und wieder wahrnehmbar. Vermutlich liegt es auch daran, dass die Reference 7 über einen eigenen Mitteltöner verfügt, während Nummer 9 Bass und Mitten über einen einzigen Treiber verarbeitet. Um die Mittenwiedergabe abzuklopfen, greife ich immer gern zu Stimmen, die ich besonders gut kenne, wie etwa die von Serj Tankian. Der Sänger von System Of A Down geht in der zwischen Aggression und Melancholie pendelnden Kulthymne „Chop Suey!“ (Album: Toxicity, 2001) stimmlich voll aus sich hinaus, ganz besonders am Ende des Stücks. Bei realistischer, transparenter Darstellung bekomme ich heute noch Gänsehaut, und genau das geschieht auch hier. Tankians Stimme geht mit der Reference 9 in der Wall of Sound weder unter noch sticht sie zu stark oder warm hervor. Mit der Reference 7 klingt sie aber noch minimal aufregender und packender.
Es überrascht deshalb nicht, wenn ich den Canton Reference 9 eine neutrale Gesamttonalität zuschreibe. Sie klingen weder besonders rund und warm noch besonders analytisch, man könnte ihnen aus Sicht des Genusshörers höchstens einen leicht nüchternen beziehunsgweise an einen Studiomonitor erinnernden Charakter unterstellen.
Es bleibt in der Familie
Bei der eingangs erwähnten, am besten nur minimalen Ausrichtung auf den Hörplatz ergibt sich eine schöne breite Bühne, die in meinem Hörraum ein gutes Stück seitlich über die Boxen hinausreicht. Das zeigt etwa das tolle, sehr räumliche aufgenommene, rockige Instrumentalstück „The Reset“ vom neuen Highly-Suspect-Album As Above, So Below, das ich in Zukunft häufiger beim Testen verwenden werde.
Die Bühnenhöhe hängt hingegen natürlich auch davon ab, wie und wo die Schallwandler stehen, idealerweise befindet sich der Hochtöner auf Ohrhöhe. Auf den Dynaudio-Ständern ist dies der Fall, deswegen fällt die Bühnenhöhe etwas größer aus als bei den nur 98 Zentimeter hohen Reference 7, der Hochtöner sitzt bei den Standlautsprechern etwas weiter unten. Gemein haben beide Familienmitglieder eine sich weit nach vorne ausdehnende, herrlich involvierende Bühne, die beim erwähnten Musikstück eine schöne Tiefenstaffelung mit präziser Ortungsschärfe zeitigt: Schlagzeug weiter hinten, Bass leicht nach rechts versetzt, Gitarre leicht links und ein bisschen weiter vorne. Alles sehr greifbar und schön dreidimensional, wobei sich das Geschehen bis leicht hinter die Lautsprecherbasislinie erstreckt. Bei alledem liegt die Canton Reference 9 ungefähr gleichauf mit der Neat Acoustics Majistra, die räumlich preisklassenbezogen ebenfalls Überdurchschnittliches leistet.
Test: Canton Reference 9 | Kompaktlautsprecher