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Mai 2016 / Thomas Kopanz
In den letzten Jahren tendieren die meisten Hersteller von Kopfhörerverstärkern immer mehr zu kleineren, hochintegrierten Geräten, welche neben dem eigentlichen Verstärker auch einen DAC oder sogar einen Streamer in sich vereinen. Die relativ junge Firma Burson Audio (Vertrieb: www.digital-highend.com) aus Melbourne geht mit dem Soloist SL MK2 andere Wege. Anstatt auf kleinstem Raum das Maximale an Features hineinzupressen, konzentriert sich unser Proband auf die Kernaufgabe: analoge Eingangssignale für den Kopfhörerbetrieb zu verstärken.
Der Soloist SL MK2 stellt dabei eine Weiterentwicklung des Soloist SL dar, der wiederum auf dem ursprünglichen Soloist, mit dem die Firma in Kopfhörerkreisen vor einigen Jahren bekannt wurde, basiert. Die Faszination, welche Burson Audio mit seinen Verstärkern vor einiger Zeit im Netz auslöste, hält noch immer – wir versuchen im folgenden Test zu klären, woran das liegen mag.
Optisches und Haptisches
Packt man den Verstärker das erste Mal aus, präsentiert sich einem ein schickes, wenn auch schlichtes Kästchen. Mit der Breite einer CD-Hülle und einer Tiefe von knapp über 20 Zentimetern nimmt der Soloist SL MK2 angenehm wenig Platz auf dem Schreibtisch oder im HiFi-Rack ein. Letzteres ist allerdings nicht die Optimallösung, da wie bei vielen Kopfhörerverstärkern die Fernbedienbarkeit fehlt. Neben Computermonitor und Tastatur kommt der kleine Australier meiner Meinung nach besser zur Geltung.
Alle Produkte aus dem Hause Burson werden in hochwertigem, gebürstetem Aluminium „gekleidet“, welches zusätzlich noch durch eine anodisierte Oberfläche veredelt wird. So kann auch der neue Soloist im Design durch einfache Eleganz überzeugen. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Burson Audio verzichtet bei seinen Verstärkern auf eine Farboption und so ist die Auswahl auf Silber begrenzt. Was dagegen erfreulich ist und nicht selbstverständlich: Im Lieferumfang befindet sich neben dem obligatorischen Kaltgeräte-Netzkabel auch ein zumindest schirmungstechnisch hochwertig anmutendes, blau ummanteltes RCA-Kabel.
Auf der Vorderseite des Verstärkers ist gerade einmal Platz für den obligatorischen 6,35-mm-Kopfhörerausgang, einen großen Drehregler für die Lautstärke und zwei Taster: einer für die Eingangswahl (Eingang I oder II) und einer zum Regeln des Verstärkungsfaktors (L für Low und H für High). Auf der Rückseite setzt sich das minimalistische Design fort. Neben dem Kaltgeräte-Netzstecker mitsamt Netztrennschalter befinden sich noch jeweils zwei analoge Eingänge im RCA-Format. Digitaleingänge sowie Line- oder Pre-Outs sucht man beim Soloist SL MK2 – wie schon erwähnt – vergeblich. Ein zusätzlicher Digital/Analog-Wandler ist hier also unumgänglich, will man über den Burson Soloist digital gespeicherte Musik genießen.
Die Technik
Im Inneren verbergen sich hochwertige Komponenten. Die Stromversorgung übernimmt ein 30-VA-Trafo samt aufwendig gefertigter Filterung, um eine möglichst unbeeinflusste, saubere Signalwiedergabe zu gewährleisten. Die Schaltung der Netzteilsektion ist ebenso wie die restliche frei von integrierten Bauteilen, die laut Burson mit Schuld an „Signalverschmutzungen“ tragen. Die weiteren Komponenten – von Markenherstellern wie Elna (Silmic II Elektrolytkondensatoren), über Widerstände von Dale bis hin zur hochwertigen Lautstärkeregelung mittels Alps-Potenziometer – wurden ebenfalls sorgfältig ausgewählt. In den größeren (und auch teureren) Modellen von Burson kommt mittlerweile eine von Burr-Brown entwickelte 100-stufige Lautstärkeregelung zum Einsatz. Obwohl hier der Verdacht naheliegt, dass diese Komponente dem Rotstift zum Opfer gefallen ist, kann versichert werden, dass die Lösung von Alps keine viel schlechtere Wahl darstellt, weiß es doch mit hohem Kanalgleichlauf auch bei geringer Lautstärke zu überzeugen.
Wie bereits erwähnt, verwendet Burson Audio keine fertigen, hochintegrierten Operationsverstärker, sondern das im eigenen Haus entwickelte Layout wird mit diskreten Bauteilen realisiert. Durch diesen Aufbau können insgesamt weniger, dafür aber handselektierte Bauteile eingesetzt werden, welche einen wesentlich geringeren Einfluss auf das Signal haben sollen und weniger empfindlich gegenüber Hitzeentwicklung seien, so der Hersteller. Beim Testkandidaten können zum Beispiel ganze 2,5 Watt bei 16 Ohm im reinen Klasse-A-Betrieb erreicht werden. Ein Garant dafür, auch hochohmige Kopfhörer und leistungshungrige Magnetostaten problemlos antreiben zu können.
Da der Soloist SL MK2 zudem eine relativ niedrige Ausgangsimpedanz von nur 3 Ohm und zwei Gainstufen besitzt, können auch empfindlichere Kopfhörer mit niedriger Impedanz betrieben werden, ohne gleich den Frequenzgang und damit den Klang des jeweiligen Kopfhörers zu „verbiegen“ oder zu wenig Regelbereich am Lautstärkepotenziometer zu haben. Zumindest auf dem Papier verspricht Burson Audio einen relativ linearen Frequenzgang von 0 bis 50 Kilohertz mit gerade einmal ± 1 Dezibel Schwankungsbreite. Wie der folgende Klangbericht im späteren Verlauf zeigt, muss die Praxis aber nicht immer der zugrunde gelegten Theorie entsprechen, zumal noch viel mehr Faktoren als nur die Ausgangsimpedanz über das schlussendliche Klangresultat entscheiden.
Test: Burson Audio Soloist SL MK2 | Kopfhörer-Verstärker