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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Mr. Flexible
  2. 2 Buchardt Audio I150: Klangtest & Vergleiche

Ein Vollverstärker mit einem schlichten, zeitlosen Design, das eigentlich keinerlei markante Akzente setzt – und mich dennoch triggert: Das große Lautstärkerad auf der Front erinnert mich entfernt an Amps von Lyngdorf Audio, mit denen ich gute Erfahrungen verbinde. Und vor allem: der Buchardt Audio I150 (2.500 euro | www.hifipilot.de/) kommt ebenfalls inklusive Raumeinmesssystem. Die Möglichkeit, eine Komponente klanglich auf die individuelle Akustik meines Raumes anpassen und mit den Parametern spielen zu können, fasziniert mich schon lange. Seit ich vor Jahren mal in einer für Musikwiedergabe eher ungeeigneten Wohnung lebte und ich mir mittels eines solchen Tools aus der Klangpatsche half, gilt dies umso mehr. Wie einen Erinnerungen doch prägen können …

Aber wer ist eigentlich Buchardt Audio? HiFi-Enthusiasten und regelmäßigen fairaudio-Lesern wird der in Dänemark ansässige und in China produzierende Hersteller vorwiegend in Gestalt von aktiven sowie passiven Lautsprechern begegnet sein, die angesichts des offenkundig Gebotenen regelmäßig mit einer bodenständigen Preisgestaltung daherkommen – hier spielt neben der fernöstlichen Fertigung das Direktvertriebskonzept des deutschen Distributors HifiPilot eine große Rolle.

Firmenlogo am Buchardt Audio I150

Buchardt Audio ist in Dänemark ansässig und produziert in China

Die Idee, die bei der Entwicklung von Aktivlautsprechern wie den Buchardt A500 gewonnenen Erfahrungen in das Gewand eines Vollverstärkers fließen zu lassen, der damit so flexibel anmutet wie nur wenige andere seiner Art, gefällt mir sehr, gibt es doch viele Hörer, die vor allem auf ihre Passivlautsprecher schwören.

Das klare Design des Buchardt Audio I150 strahlt eine gewisse moderne Coolness aus, die wohl nahezu in jeder Wohnumgebung optischen Anklang findet. Das massive Aluminiumgehäuse mit dem erwähnten großen Lautstärkerad und den wenigen haptischen Bedienelementen wirkt harmonisch-wertig. Pfiffig: Die LED-Kette links des Volumereglers zeigt den Level der gewählten Lautstärke. Aber nur kurz, nach wenigen Sekunden erlischt sie wieder. Ihre Entsprechung findet sie auf der Fernbedienung – auch hier erlischt die LED-Reihe nach kurzer Zeit. Ansonsten gibt es außer den leicht eingezogenen und zwecks Kühlung des Innenlebens gelochten Seitenwangen zunächst recht wenig zu sehen. Daher flugs zu den inneren Werten:

Verstärkerherz, DAC und ein bisschen Klassik …

Buchardt Audio I150 rot illuminiert

Dem Buchardt Audio I150 wohnt ein DSP sowie ein Class-D-Verstärker inne, die Lautstärkeregelung ist aber bewusst analog ausgeführt

Bei unserem dänischen Beau handelt es sich um einen Amp, der auf Class-D-Verstärkermodule des niederländischen Zulieferers Hypex setzt. Dessen „NCore“-Technologie ist im Buchardt Audio I150 für bis zu 2 x 150 Watt an 8 Ohm gut – und arbeitet hier analog: Hinter dem DSP des Vollverstärkers sitzt nämlich ein DAC, der die Signale für die analoge Vorstufe bereitstellt, die – logo – wiederum der Class-D-Endstufe vorsteht. Hypex selbst reklamiert hohes Auflösungsvermögen und ausnehmende akustische Klarheit für sich beziehungsweise seine Module. Nicht zu Unrecht, wie der folgende Klangtest zeigen wird. Dazu trägt auch bei, dass die Lautstärkeregelung des I150 wie gesagt analog aufgebaut wurde, was in Kombination mit den Class-D-Modulen unter Ausnutzung des vollen Dynamikumfangs zu einem „analogen Klangeindruck“ führen soll. Auch dieser Ansatz geht nicht fehl.

Für die Signalwandlung zeichnet ein DAC vom Typ ESS Sabre ES9028Pro verantwortlich. Mit bis zu 768 Hertz Samplerate bei 32 Bit Wortbreite und DSD512 ist der Vielfüßer selbstverständlich HiRes-tauglich. Auf ein entsprechendes Aufkleberchen auf dem Gehäuse des Amps, das auf die Rechenkünste des Wandlerbausteins hinweist, verzichten die Dänen. Last but not least kümmert sich ein DSP um die vielfältigen Möglichkeiten der Klanganpassung.

Der Buchardt Audio I150 von der Seite

Ein bisschen Kühlung tut auch Class-D-Amps gut, zudem sind die seitlichen Luftschlitze des Buchardt Audio I150 auch Designelement

Dem „klassischen“ Verstärkerbau folgen die Dänen in Sachen Stromversorgung: Sie teilen die Netzpfade der analogen und digitalen Baugruppen konsequent auf – so speist ein recht stattlicher Ringkerntrafo alles Analoge sowie die D/A-Wandlung. Gut so, denn gerade diese mag die mitunter auftretenden Nebengeräusche von Schaltnetzteilen in der Regel nicht sonderlich. Ein solches – genau: Schaltnetzteil – kümmert sich um die Digitalunit innerhalb des Buchardt Audio I150.

Insgesamt finden Digitalquellen bevorzugt Einlass (RCA, Toslink, USB-B) – und Bluetooth 5.0 (einschließlich aptX HD) ist selbstredend ebenfalls inkludiert. Wer mag oder es benötigt, kann via Cinch-Line-in zudem analog andocken, beispielsweise einen Plattenspieler. Allerdings: Dabei bitte einen externen Phono-Vorverstärker nicht vergessen! Beim Cinch-Line-in des Buchardt handelt es sich um einen Hochpegeleingang.

Der linke Bereich auf der Rückseite des Buchardt Audio I150

Die digitalen und analogen Schnittstellen auf der Rückseite des Buchardt Audio I150 Buchardt Audio I150

Der Clou: Das Raumeinmesssystem des Buchardt Audio I150

Clou des Vollverstärkers ist sicherlich das ausgefeilte Raumeinmesssystem, das sich in unterschiedlicher Ausprägung nutzen lässt. Für die allermeisten Anwender dürfte die „einfache“ Variante reichen. Für diese – für die komplexere übrigens auch – ist die Verwendung eines Apple iPhones ab Modell 6s nötig. Android-Nutzer bleiben aber ebenfalls nicht außen vor: Sie bestellen bei HifiPilot einfach das „Zen-Mikrofon“ für 75 Euro mit. In beiden Fällen braucht es für die Einmessung dann noch die kostenlos erhältliche Buchardt-Audio-App – und es kann losgehen.

Durch den Einmessvorgang wird man nach dem Start der App intuitiv hindurchgeführt und findet sich wenige Minuten später mit den Armen rudernd durch seinen Hörraum wandernd wieder und hofft vermutlich, dass man bei dieser Übung nicht von Außenstehenden beobachtet wird. Sinn der Übung: Möglichst viele – alle sind illusorisch – Oberflächen und Merkmale des Hörraumes zu erfassen, indem man diesen mit dem „Messtelefon“ in der Hand durchschreitet und dieses in möglichst viele Höhen und Winkel bewegt.

Der Drehregler auf der Mitte der Front des Buchardt Audio I150

Das kurze „Workout“, währenddessen der Amp Messtöne über die Lautsprecher in den Raum jagt, ist als „Rechenfutter“ für das Einmesssystem essenziell und meist im ersten Durchlauf von Erfolg gekrönt. Er erfasst über das Mikrofon des Smartphones die Eigenarten des Raumes und generiert eine Korrekturfilterkurve, die man danach verwenden kann. Kann. Aber nicht muss. Sie können diese Übung beliebig wiederholen oder manuell eingreifen und beliebige Equalizer- und Filterkurven entwerfen und anlegen.

Zur Abrundung können Sie darüber hinaus noch zwei Subwoofer ins System einschleifen und anpassen sowie das intelligent programmierte Loudnessmanagement (LLE) ausprobieren. Dieses geht nämlich weit über eine herkömmliche gehörrichtige Anpassung des Tief- und Hochtons, die mitunter auch des Guten zu viel sein kann, hinaus. Buchardts „LLE“ erlaubt die sensible Justage der Loudness in insgesamt 20 Schritten. Man kann dem System also sagen, ob Bässe und Höhen nur ganz sanft oder stärker angehoben werden sollen. Je nach persönlichem Geschmack. Kurzum: Mir ist aktuell kein Vollverstärker bekannt, der sich derart umfangreich und flexibel an seine Hörumgebung anpassen ließe. Zumindest nicht in dieser Preisklasse.

Buchardt Audio I150: Klangtest & Vergleiche

Die linke Frontseite des Buchardt Audio I150 mit der Pegelanzeige

Die Pegelanzeige erlischt wenige Sekunden nach erfolgter Lautstärkeanpassung automatisch

Definierter Druck im Bass

Puscifer Money ShotWer wie ich einen straffen, knackigen und gleichzeitig tiefen wie druckvollen Antritt im Bass mag, kann seinen Hörtest etwa mit „Remedy“ von Puscifer (Album: Money Shot) beginnen. Gleich die Eingangssequenz aus Drums und tiefem E-Bass marschiert bis zum Einsetzen des – na gut, eher mittelprächtigen – Gesangstalents von Maynard James Keenan, den man vorrangig als Frontmann und Mastermind von Tool kennt, ordentlich voran und gibt zackig und auf den Punkt den Takt des Stücks vor. Allerdings macht sowas nur dann richtig Spaß, logisch, wenn die Hifi-Kette das entsprechend transportiert.

Gun HombresEine Galapräsentation für den Buchardt Audio I150, der sich sofort einfindet und – so scheint´s – im Groove zuhause fühlt. Das peitscht, knallt und knurrt so lebendig und mitreißend, dass die Mundwinkel des Testers in Sekundenbruchteilen nach oben schnellen. Weiter geht´s mit dem treibenden Rocker „All fired up“ der Schotten von Gun (Album: Hombres), das den positiven Ersteindruck doch unbedingt bestätigen möchte und mit ebenso tiefen wie druckvoll-präzisen Beats begeistert. Das tönt, ein bisschen Synästhesie sei hier erlaubt, wie eine definierte Muskulatur – gleichsam kraftvoll und strukturiert. Gegenüber einem im Bass eher voluminös-füllig aufspielenden NAD C3050 gibt sich unser Däne neutraler, ohne schlank zu wirken.

Unterseite der Füße des Buchardt Audio I150

Mein Magnat RV-3, ein von Haus kraftstrotzender Popeye (2.700 Euro, keine digitalen Features), setzt im Tiefton einen drauf – oder drunter? – und garniert seine Durchschlagskraft mit noch mehr Nachdruck bis in die tiefsten Lagen. Würden wir über ein Auto sprechen – in der Tat ist das Design des Magnat dem Layout einer großvolumigen V8-Maschine nicht unähnlich –, könnte man auch sagen, dass der RV-3 sein Drehmoment über das gesamte Drehzahlband „stehen“ lässt und auch am unteren Frequenzende noch „drückt“.

Klare, griffige Mitten

Elen Blind über RotKlangbeschreibungen sind für HiFi-Tester immer eine Herausforderung. Gerade dann, wenn es darum geht, die gehörsensitiven Mitten zu erläutern, legt man jedes Wort doch schnell auf die Goldwaage. So kann man „samtig“ und „geschmeidig“ oder „warm“ etwa auch als „verfärbt“ interpretieren. Da ist es ein Geschenk, wenn es einem der jeweilige Proband leicht macht, indem die Beschreibung seiner klanglichen Abstimmung eigentlich keine bunten Adjektive erfordert. So steht Elens volltönend timbrierte Stimme in „Liegen ist Frieden“ (Album: Blind über Rot) ohne den Hauch einer Verfärbung plastisch-griffig vor dem Hörplatz und schmeichelt sich so tief ins Ohr, wie ich das von absolut tendenzlos tönenden Verstärkern her kenne.

Das Lautsprecherterminal des Buchardt Audio I150

Das Lautsprecherterminal des Buchardt Audio I150 kommt sowohl mit Bananas wie Spades klar

Konnte man dem NAD C3050 noch ein leicht, gleichwohl charmant angewärmtes Timbre „ankreiden“, verkneift sich der Buchardt Audio I150 derlei Tendenzen also komplett. Der Quercheck mit meinem Magnat RV-3, der mit seiner glühkolbenbewehrten Vorstufe ohnehin nicht auf absolute Neutralität aus ist, unterstreicht des zusätzlich. Geht das noch besser? Ja, klar geht das besser! Aber: Das wird dann auch teurer. Ein Symphonic Line RG14 MK5 bildet weibliche wie männliche Gesangsstimmen noch feiner und konturenschärfer ab und verleiht ihnen damit auch einen überzeugenderen Körper. Für diesen deutschen Manufakturverstärker, den es seit vielen Jahren gibt, ruft die Duisburger HiFi-Schmiede des Hifi-Urgesteins Rolf Gemein um die 4.000 Euro auf.

Die Höhen: Gut ausgeleuchtet und glasklar

Sein „dänisches Reinheitsgebot“ zieht der Buchardt Audio I150 konsequent durch. Und zwar bis ganz nach oben. Die Höhenlagen gestalten sich glasklar, detailreich und vollständig. Als trüge er eine hochwertige Kopflampe, leuchtet der Amp jede Ecke hell aus und liefert ein umfassendes Bild des oberen Frequenzendes. Nichts wirkt abgesoftet oder gewollt gedämpft. Gleichwohl verfügt die Strahlkraft der Höhenwiedergabe über eine Lichtstärke, die nicht blendet oder überstrahlt. Übertragen heißt das: Zischlaute oder stressige Obertöne melden angenehme Fehlanzeige. Wenn sich in „Wasted Paradise“ der argentinischen Folk-Metal-Kombo Triddana ein lauter Dudelsack über ein hartes Gitarrenriff und ein Schlagzeug mit ambitioniert bedienten Becken legt, kann das richtig ins Ohr „beißen“. Auch hier schiebt der Buchardt seine Nase vor den NAD C3050, der im Direktvergleich obernheraus doch hörbar sanfter ausläuft und somit leicht bedeckt wirkt – obwohl das meist wohl eher Geschmackssache ist. Der Magnat RV-3 verhält sich in den Höhenlagen charakterlich etwas anders – bei ihm ergibt sich ebenfalls ein vollständiges, aber doch etwas „milderes“ Bild. Für mich findet der Däne im Vergleichstrio hier den besten Kompromiss aus Klarheit, vollständiger Information über das Hochtonspektrum und Genussdarbietung.

Feinfühlig …

Die Fernbedienung des Buchardt Audio I150

Die Fernbedienung des Buchardt Audio I150 kommt ebenfalls mit einer Anzeige des Pegellevels

Vielschichtige Progressive-Rock-Nummern dienen mir immer gern dazu, dass Auflösungsvermögen einer Komponente zu überprüfen. Viele empfinden dieses Musikgenre als zu verkünstelt / verspielt – so ein bisschen „Musik als Selbsttherapie“. Also: Für die Musiker … Sei´s drum. Ich mag das. Das Stück „The Crow and the Nightingale” von Marillion (Album: An Hour before it´s dark) hält – wie man es von den Briten kennt – unter der Oberfläche mehrere musikalische „Handlungsstränge“ bereit, die sich zu hören lohnen. Nun müssen diese zugleich aus der Gemengelage herausgelöst werden, aber eben nicht so, dass der musikalische Fluss in seiner Gesamtheit ins Stocken gerät. Der insgesamt klar und wohlstrukturierte „Fingerabdruck“ des Buchardt Audio I150 lässt mich auch in solch verwobenere Ebenen eintauchen und bringt dabei zudem feine Details zu Gehör. Ein wenig müheloser und – ja, in der Tat – auch noch feiner, gelingt das dem Symphonic Line RG14 MK5, der sich einfach mit noch mehr Liebe darum kümmert, feinste Details aufzuspüren und sie ans Testerohr zu befördern. Allerdings – ich erwähnte es bereits – gegen nicht unbeträchtlichen finanziellen Mehraufwand.

Dynamik: Kann er!

Der Buchardt Audio I150 hält genügend Reserven für Pegelattacken vor. Brachial einsetzende Impulse wie zu Beginn von „This is War“ von Alter Bridge (Album: Pawns and Kings) platzen mit ansatzloser Attacke in den Hörraum – eine akustische Handbremse kennt der Däne nicht. Diese Form der Kraftentfaltung erinnert in ihrer Dynamik an „Popeye“ Magnat, der vergleichbar gnadenlos antritt. Und in leisen Passagen sowie bei sparsamer instrumentierter Musik ebenso akkurat die geforderte Pegelbreite darstellen kann.

Mit oder ohne Raumkorrektur?

Die Bluetooth-Antenne des Buchardt Audio I150

Die Bluetooth-Antenne des Buchardt Audio I150

Was man geboten bekommt, weckt den Spieltrieb in uns. Und natürlich lockt der Buchardt Audio I150 nicht nur mit seinem Raumkorrektursystem, sondern auch mit zahlreichen „Equalisereien“ zu abendfüllenden Sessions auf der Jagd nach dem noch individuelleren Sound. Das macht nicht nur Spaß und ist im Falle der Raumeinmessung richtig nützlich. Aber: Wie spielt er denn ohne den ganzen „Klimbim“? Auf Fingertipp kann man die automatisch errechneten oder selbst konfigurierten Filterkurven schließlich auch „disablen“. Kurzum: Seinen knackig-straffen, klaren und authentischen Duktus zieht der Däne in meinem – zugegebenermaßen akustisch ausgewogenen Raum, da geht anderswo bestimmt mehr – auch ohne Rechentricks verfärbungsfrei durch. Allerdings ist es so: Erst nach erfolgter Raumkorrektur wird der I150 wie zu einem perfekten Turnschuh, der sich perfekt anschmiegt – das Klangbild des Dänen rastet in jedem Fall noch feinfühliger und schlüssiger ein.

Billboard
Moon / Simaudio

Test: Buchardt Audio I150 | Vollverstärker

  1. 1 Mr. Flexible
  2. 2 Buchardt Audio I150: Klangtest & Vergleiche

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