Demnächst im Test:

Billboard
Teufel

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Komplemente & Komplimente
  2. 2 Bryston Middle T: Klangtest & Vergleiche

Bryston – das sind diese Kanadier mit den phantastischen Endstufen, die zwei fairaudio’s favourites Awards (Bryston 4B³ und Bryston 7B³) eingeheimst haben und auch bei zwei Kollegen im Einsatz sind. Ja, die bauen auch Lautsprecher. Nein, noch nicht so lange wie Verstärker –  nämlich erst seit ungefähr fünf Jahren, wohingegen der erste Bryston-Verstärker bereits 1973 das Licht der Welt erblickte. Ob die „Boxen“ genauso gut wie die Amps sind? Das werden wir anhand der Standlautsprecher Bryston Middle T (Vertrieb: www.avitech.at | Paarpreis: 8.035 Euro) im Folgenden genauer abklopfen.

Wie kommt eine Firma, die sich über 30 Jahre mit dem Bau von Verstärkern beschäftigt, plötzlich auf die Idee Lautsprecher zu bauen? Die Story haben wir in ähnlicher Form schon öfter gehört: James Tanner, Vizepräsident von Bryston, begab sich auf die Suche nach den ultimativen Lautsprechern für sein privates Hörvergnügen. Und da kein Lautsprecher auf dem Markt seinen Ansprüchen genügte, begann er 2010 ein privates Forschungsprojekt, um selber den Lautsprecher zu bauen, den er suchte. Dabei griff er nicht nur auf Ressourcen bei Bryston zurück, sondern suchte sich kompetente Unterstützung in der Branche. Die fand er unter anderem beim ebenfalls in Kanada ansässigen Lautsprecherhersteller Axiom. Den Rest kann man sich denken: Die für den Eigenbedarf entwickelten Lautsprecher erwiesen sich als so gut, dass man bei Bryston beschloss, sie in Serie zu produzieren und die Modellreihe auszuweiten. Was natürlich dadurch auch dadurch leichter fällt, weil Bryston einen guten Namen in der Szene und ein etabliertes Vertriebs- und Händlernetz besitzt. Noch leichter wird’s durch den Umstand, dass Bryston mit Axiom einen Partner im Boot hat, der über Knowhow und Produktionskapazitäten in den Bereichen verfügt, die Bryston nicht im eigenen Hause besitzt. So kommt es, dass Bryston innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit eine beachtliche Palette an Lautsprechermodellen auf die Beine gestellt hat. Man sieht an den Modellen durchaus hier und da, wo Bryston sich technische Inspiration bei Axiom holte. Was völlig in Ordnung ist, schließlich muss nicht jeder das Rad neu erfinden. Und wenn ein Partner in bestimmten Bereichen eine besondere Kompetenz aufweist, ist es schlicht klug, die zu nutzen.

Bryston Middle T Schallwand Detail

Das hier zum Test geladene Modell Bryston Middle T stellt – wen wundert’s – das mittlere Modell der aufwändigen T-Serie dar. Unterhalb der T-Serie bietet Bryston mit der A-Serie auch eine preiswertere Schiene an. Innerhalb der T-Serie gibt es über der Middle T noch die Modelle T Passive und T Signature. Wobei sich die T Signature im Wesentlichen durch eine nochmals verbesserte, externe Frequenzweiche von der T-Passive unterscheidet. Die externe Frequenzweiche erlaubt auch einen Aktivbetrieb – dazu später mehr. „Unterhalb“ der Bryston Middle T gibt es noch die T Bookshelf, die genauer betrachtet alles andere als ein Regallautsprecher ist, aber auf einen Lautsprecherständer gehört, da sie eben keine Standbox ist. Dazu kommen noch Center und zwei verschiedene Subwoofer, weil man auf fernen Kontinenten nichts mehr ohne Surround- beziehungsweise Heimkino-Option auf den Markt bringen kann.

Ich persönlich halte die Middle T, zusammen mit der T Bookshelf, für eines der konsensfähigsten Modelle im Bryston-Portfolio. Die größeren Modelle sind physisch schon sehr mächtig und zeigen zum Teil Konstruktionsprinzipien, die bei uns in High-End-Kreisen schwer zu vermitteln sind – da wären etwa doppelte Mittel- und Hochtöner, die nicht in D’Appolito-Anordnung montiert sind oder sehr hohe Gehäuse. Die Bryston Middle T dagegen sind schlanke Säulen mit einer Höhe von exakt einem Meter – wenn man die aufpreispflichtigen Outrigger samt der zugehörigen Spikes beiseite lässt. Ansonsten kommen nochmal rund fünf Zentimeter dazu. Die Tiefe von immerhin 41 Zentimetern fällt nicht so auf, da sich die Gehäuse nach etwa einem Drittel ihrer Tiefe nach hinten verjüngen. Die Breite (27 Zentimeter) ist so bemessen, dass die beiden 8-Zoll-Tieftöner mit ihren seitlich abgeflachten Körben gerade so Platz haben. Darüber folgen ein 5,25-Zoll-Mitteltöner und eine 1-Zoll-Hochtonkalotte aus Titan. Beim Mitteltöner und den Tieftönern bestehen die Membranen aus Aluminium, das mit einer Keramik-Beschichtung versehen wurde. Getrennt wird bei 160 und 2300 Hertz. Damit fungieren die Tieftöner mit ihren beeindruckenden Langhub-Sicken, die durch zwei rückseitige, strömungsoptimiert geformte Bassreflexöffnungen unterstützt werden, hauptsächlich als Subwoofer.

Bryston Middle T Tieftöner ausgebaut

8-Zoll-Tieftöner der Bryston Middle T

Die Gehäuse sind innen aufwändig versteift. Bilder, die Bryston in der Broschüre über ihre Lautsprecher veröffentlicht, zeigen diverse Verstrebungen. Da kann ich mir den alten „Klopftest“ nicht verkneifen und wundere mich, dass es an den hinteren, schrägen Teilen der Seitenwände im unteren Drittel doch ganz schön hohl klingt, wie ich das bei steifen Gehäusen eigentlich nicht erwarte. Mal hören, was sich davon im Musikbetrieb bemerkbar macht.

Ein Wort noch zum Thema Aktivierung: Mittlerweile bietet Bryston für alle T-Modelle die Möglichkeit an, sie ohne Frequenzweiche zu liefern. Die Anschlüsse für Hochtöner, Mitteltöner und Tieftöner sind dann jeweils hinten über einzelne Polklemmen herausgeführt. Zum Betrieb benötigt man in diesem Fall die Aktivweiche Bryston BAX-1 zusammen mit geeigneten Endstufen. Bryston bietet dazu die Dreikanal-Endstufe 21B³, von der man dann pro Box jeweils eine benötigt, oder die Sechs-Kanal-Endstufe 24B³ an. Passive Versionen, also solche mit eingebauter Frequenzweiche, verfügen über Bi-Wiring-Terminals zum Anschluss an den Verstärker.

Apropos Verstärker: Bryston gibt den Wirkungsgrad der Middle T mit 88 dB/W/m bei einer Impedanz von 4 Ohm an. Das ist nicht übermäßig üppig und angesichts der beiden Langhub-Tieftöner halte ich einen potenten Verstärker zum Betrieb der Bryston Middle T für angeraten. Glücklicherweise hat Bryston ja einige passende Endstufen im Angebot. Und ebenfalls glücklicherweise steht eines dieser Kraftwerke in Form einer Bryston 4B³ in meinem HiFi-Rack. Beste Voraussetzungen also für den anstehenden Hörtest.

Bryston Middle T: Klangtest & Vergleiche

Bryston Middle T im Hörraum

Ob mit oder ohne Frontabdeckung: Die Bryston Middle T sind sehr ansehnliche, sich optisch gut in den Wohnraum integrierende  Lautsprecher

Wenn ich von meinem Hörplatz aus auf vier Tieftöner gucke, die mit breiten Sicken ordentlich Hubraum versprechen und in einer großvolumigen Karosserie sitzen, kann ich nicht anders. Dann müssen die Teile erst einmal zeigen, was sie so „auf die Straße“ bringen oder besser, in den Hörraum. Und solange es noch früh am Abend ist, darf ich meinen Nachbarn ja sicher mal ein wenig was zumuten … Mit James Blakes Version von „Limit to Your Love“ sollen die Kanadierinnen die Bude beben lassen. Tun sie eindrucksvoll. Wobei sie im oberen Bereich des tiefen Synthie-Waberns, der wohl irgendwo zwischen 30 und 40 Hertz liegt, vehementer agieren als bei noch tieferen Frequenzen, die sie ebenfalls hörbar reproduzieren, allerdings im Vergleich zurückhaltender. Ich nehme an, dass die Abstimmfrequenz der Bassreflex-Gehäuse, unterhalb derer die Basswiedergabe abfällt, irgendwo dazwischen liegt. Bryston gibt die untere Grenzfrequenz mit 33 Hertz an. Das kommt hin und ist ordentlich tief. Die einzige passive Box bisher, die bei mir beide Frequenzbereiche nahezu gleichermaßen intensiv in den Raum stellte, war die Nubert nuVero 140. Und die hört erst bei 25 Hertz unterer Grenzfrequenz auf.

Madonna - American LifeDie seltsam „gestoppten“ Tieftonimpulse des Tracks „Die Another Day“ auf Madonnas Album American Life (auf Amazon anhören) ziehe ich immer wieder gerne heran, um zu hören, ob Bässe auch schnell „bremsen“ können, also gut kontrolliert werden. Die Bryston Middle T hauen die tiefen Impulse so machtvoll in den Raum, dass es eine Freude ist und sind offenbar eher auf eine gewisse Lässigkeit denn maximale Kontrolle trainiert. Was allerdings auch abhängig vom Lautsprecherkabel ist, ich komme gleich noch drauf zurück. Bei akustischen Instrumenten, die ein natürliches Ausschwingverhalten haben, zeigen die Bryston Middle T dann so oder so ihre volle Stärke: Wenn es zum Beispiel darum geht, den Kontrabass von Sven Faller – zusammen mit Stefanie Bolz Teil des etwas kuriosen Jazz-Duos Le Bang Bang – wiederzugeben, zeigen sich die Bryston Middle T wunderbar variabel, schenken Anreißen wie Ausschwingen jeder einzelnen Saite Aufmerksamkeit und bringen jeden Ton zusammen mit dem „Schub“ des Resonanzkörpers authentisch rüber. Das ist ein Bass zum Schwelgen.

Richtig Spaß macht mir die Sache auch, als ich in meiner Kitschecke – Filmmusicals – grabe. Beim Soundtrack zu Chicago genieße ich die satten Bässe einfach nur. Schön, wenn Lautsprecher auch mal richtig auf die Pauke hauen können.

Bryston Middle T mit Abdeckung

Allerdings: Die Basswiedergabe der Bryston Middle T lässt sich hörbar beeinflussen. Zum einen vertragen die Lautsprecher unbedingt größere Räume und eine freiere Aufstellung, was den Bass, wenn man das denn überhaupt will, natürlich weiter zügelt. Zum anderen lohnt es sich, mit verschiedenen Lautsprecherkabeln zu experimentieren. So ist mir persönlich die Bass-Performance der Middle T mit meinen Cardas Clear Light-Lautsprecherkabeln, mit denen ich den Hörtest begann, einen Hauch zu üppig. Ein Satz Black Cat 3232-Lautsprecherkabel, der hier ebenfalls zum Test liegt, bringt hingegen genau das Maß an Kontrolle, mit dem ich prima leben kann.

Kommen wir zu den besonders hörsensiblen Mitten: Hier agieren die Bryston Middle T wunderbar sauber und schlackenlos. Der Bass mischt sich nicht ungebührlich in den Grundton ein – offenhörbar ist es sehr weise, dass Bryston die Bässe vergleichsweise früh trennt: Die Stimme von Stefanie Bolz geben die Bryston Middle T völlig klar und präzise oberhalb des Kontrabasses wieder. Besonders beeindruckt mich, wie frei sich das gesamte Klangbild von den großen Lautsprechern löst und wie selbstverständlich sich die Sängerin akustisch genau da materialisiert, wo sie hingehört. Doch zur Räumlichkeit kommen wir später. Erst einmal gilt es, die Mittenwiedergabe im Detail zu erhören.

Leonard Cohen - You Want It Darker„Detail“ ist das richtige Stichwort, denn neben einer sauberen Tonalität überzeugt der Mittelton mit Präzision und hoher Auflösung. Bei Gregory Porters Album Nat, King‘ Cole & Me – ja, zugegebenermaßen schon ein bisserl kitschig –  präsentieren die Bryston Middle T das charismatische Organ von Herrn Porter auf den Punkt. Leonard Cohens Stimme geht auf You Want It Darker (auf Amazon anhören) – ein düsteres und dennoch versöhnliches, wunderbares Vermächtnis, bei dem ich die kitschigen, opulenten Arrangements als Gegenpol zu den düsteren Texten schon eher akzeptiere – unmittelbar unter die Haut, wenn es über die Kanadier geht. Ebenso präzise und detailliert transportieren die Bryston Middle T Frauenstimmen: Feists fragiles Organ, ich habe hier mal die Originalversion von „Limit to Your Love“ vom Album The Reminder herangezogen, reproduzieren die Middle T wohlbalanciert, kohärent und mit eindringlicher Melancholie. Ja, Mitten kann die Bryston Middle T wirklich richtig, richtig gut!

Bryston Middle T Frequenzweiche

Blick auf die Frequenzweiche der Bryston Middle T

Das gilt auch bei Instrumentalmusik. Eines der traurigsten Klavierstücke, das ich kenne, ist „Tears for Esbjörn“. Ein Gedenken an den 2008 verstorbenen Esbjörn Svensson von Iiro Rantala und Michael Wollny auf dem Album Jazz at Berlin Philhamonic. Einen Teil seines Ausdrucks und seiner Traurigkeit erzielt das Stück gerade in Passagen, in denen einzelnen Klaviertönen viel Raum gegeben wird – man hört jedes ihrer Details: ihr Anschlagsmoment, ihr Entstehen und Anschwellen, die Schwingung der Saite, die der Resonanzboden aufnimmt und mit Fülle versieht, den Korpus des Flügels, der das Ganze tief unten zu erden scheint, bis hin zum feinsten Ausklingen und Verhallen des Tons. Kann ein einzelner Klavierton ein ganzes Leben darstellen? Über die Bryston Middle T auf jeden Fall, denn sie vermittelt jeden einzelnen Ton mit einem schier unendlichen Facettenreichtum – und lässt die Töne so unheimlich eindringlich wirken.

Puh, schnell wieder ein Wechsel zu munterer Musik. Quasi das Gegenmittel zu „Tears for Esbjörn“ stellen die komplexen Kompositionen Astor Piazollas auf dem Live-Album Adiós Nonino: El Concierto De Lugano 1983 dar. Das dichte Geflecht der verschlungenen Melodielinien verschiedenster Instrumente dröseln die Lautsprecher minutiös auf – ich kann jedes Instrument, das ich beim Hören fokussiere, einzeln verfolgen, kann aber genauso den Gesamteindruck auf mich wirken lassen. Wo wir gerade beim Thema Gesamteindruck sind: Auch größere Arrangements, Bigband, Streicher etc. intonieren die Bryston Middle T klar, mit exakten Klangfarben, präzisen Transienten und allem, was man sich nur wünschen kann. Meine kompakte Valeur Audio Micropoint 4 SE (Preis: um 8.000 Euro) spielt sicher in allen genannten Aspekten sehr gut, doch der dedizierte Mitteltöner der Bryston Middle T kann alles noch besser und vor allem kohärenter, müheloser. Da kommen auch die famosen Nubert nuVero 140 mit ihren zwei Flachmembran-Mitteltönern pro Kanal nicht ganz mit. Die lösen zwar ebenfalls gut auf, klingen insgesamt allerdings nicht so wunderbar kohärent wie die Bryston.

Bryston Middle T Hochtöner

Der Hochtöner der Bryston Middle T

Den Hochton geben die Middle T ebenfalls sehr sauber, gut aufgelöst und präzise wieder. Meine Valeur Audio verleihen den Klangfarben zwar noch mehr Hochglanz, strahlen mehr, bieten noch mehr Feinheiten, doch wie im Bass ist die Bewertung Geschmackssache. Der „gnadenlose“ Hochton der Valeur kann auch zu viel des Guten sein. Zu viel, um beispielsweise den Gesang von Stefanie Bolz ein ganzes Album lang zu ertragen. Das geht bei mir über die Micropoint 4 SE nämlich gar nicht. Über die Bryston Middle T ist das dagegen keine ganz so große Herausforderung. Und auch im Hochton kann man gut mit den Brystons „spielen“. Verschiedene Kabel können den Unterschied zwischen „okay“ und „hervorragend“ ausmachen.

Beethoven No.9Ihre Tugenden bringen die Bryston Middle T am besten zu Geltung, wenn sie mit ein wenig Pegel laufen. Beim flüsterleisen Spiel an der Hörschwelle bleibt ein wenig vom wunderbaren Auflösungsvermögen sowie von den dynamischen Talenten der Kanadier auf der Strecke. In die andere Richtung, hin zu hohen Pegeln, scheinen sie dagegen keine Grenzen zu kennen. Bis zu deutlich nicht mehr nachbarschaftsfreundlichen Pegeln bleiben sie sauber, exakt und zeigen keinerlei Kompressionseffekte. Auch reißt das Klangbild nicht auseinander, wie das bei einigen Lautsprechern der Fall ist, wenn man mal so richtig Pegel fährt. Die Bryston Middle T lassen auch höchste Pegel offenbar unbeeindruckt. Und das macht einen Heidenspaß! Wenn die Middle T die ganze Dynamik eines Symphonieorchesters durchdeklinieren, bleibt kein Auge trocken: Hören Sie mal das „Molto Vivace“ aus Beethovens Neunter ordentlich laut. Ich musste dabei automatisch an Alex und seine Art des Hörens in Kubricks A Clockwork Orange denken. Kennen Sie die Filmszene, wo er auf dem Bett vor seiner mit Lautsprechern gepflasterten Wand liegt?

Bryston Middle T Traverse/Spike

Wie schon angedeutet, ist die räumliche Abbildung der Bryston Middle T erstklassig. Gerade bei größeren Lautsprechern erwarte ich fast immer, dass die Wiedergabe nicht ganz so frei und losgelöst klingt wie bei kleinen Lautsprechern. Das ist zu einem Teil sicher Psychoakustik. Große Lautsprecher sind eben optisch viel präsenter und man hat immer irgendwie im Blick, woher der Schall kommt – und meint es in der Folge auch zu hören. Zum anderen Teil ist es aber auch die Erfahrung, dass sich große Lautsprecher in Sachen Ortung selten ganz verleugnen können. Dieses Kunststück beherrschen die Bryston allerdings in hervorragender Art und Weise. Obwohl sie optisch recht präsent sind und ich sie gerne angucke – schöne, konventionelle Lautsprecher eben – scheinen ihre physischen Standorte mit der Musik nichts zu tun zu haben. Das akustische Geschehen spielt sich völlig losgelöst von den Lautsprechern ab. Sänger oder kleinere Besetzungen scheinen dabei plastisch im Raum zu stehen – die Lokalisationsschärfe ist klasse, sämtliche Schallquellen haben klare Konturen. Das funktioniert übrigens auch sehr gut bei kürzeren Hörabständen. Was beileibe nicht selbstverständlich für ausgewachsene Standlautsprecher ist: Wenn ich mir etwa noch einmal die Nubert nuVero 140 in den Sinn rufe, erinnere ich mich an größere Hörabstände, die nötig waren, um die fast über die gesamte Lautsprecher-Höhe verteilten Treiber zu einem homogenen Zusammenspiel und damit einer „voll einrastenden“ Räumlichkeit zu bringen – D’Appolito-Anordnung hin oder her.

Beeindruckend ist, was die Bryston Middle T bei der Wiedergabe von großorchestraler Musik vollbringen. Mich mal schnell in einen großen Orchestersaal zu versetzen, gelingt ihnen mit einer Mühelosigkeit, die mich staunen lässt. Diese Lautsprecher können akustisch große, enorm hohe und tiefe Räume entstehen lassen.

Damit sind die Bryston auf jeden Fall nicht zuletzt eine dringende Empfehlung für Klassik-Fans. Idealerweise solche mit einem freistehenden Eigenheim. Nicht, dass die Middle T aufstellungsmäßig besonders problematisch sind oder viel Platz brauchen – selbst in meinem 18-Quadratmeter-Hörraum funktionieren sie hervorragend – doch mit diesen Lautsprechern kann man auch Fortissimo-Passagen uneingeschränkt genießen, gerne, wenn die Lautstärken dabei Live-Pegel erreichen.

Bryston Middle T seitliche Front, komplett

 

Billboard
Lindemann Move

Test: Bryston Middle T | Standlautsprecher

  1. 1 Komplemente & Komplimente
  2. 2 Bryston Middle T: Klangtest & Vergleiche

Das könnte Sie interessieren: