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Bryston 7B³: Soundcheck und Vergleiche

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Bryston 7B³: Soundcheck und Vergleiche

Bryston 7B³ Ein-Aus-Schalter

Steigen wir in den Hörparcours gleich mal mit einigen so ziemlichen Besonderheiten ein:

Zunächst: Die Bryston 7B³ bestehen auf mindestens 1000 Stunden Einspielzeit, dazwischen lassen einen die Amps leiden und absolvieren eine holprige Berg- und Talfahrt. Frisch ausgepackt bewegen sich die Amps noch durchaus im Rahmen des Üblichen (kaum ein Gerät klingt frisch aus dem Karton optimal), aber dass nach einigen hundert Stunden (!) Einspielzeit Phasen auftreten, in denen ich mich frage: „Wo ist denn plötzlich der Bass hin?“, ließ mich an den Kanadiern zwischenzeitlich arg zweifeln. Das erging offenbar auch einigen amerikanischen Foristen so, die ihre Monos ein wenig konsterniert als tendenziell schlank und steril beurteilen, wie ich zufällig las. Was sie nach ihrer Verpuppungsphase – die sogar eher nach 1500 bis 2000 Stunden vollzogen ist, Auflösung und Musikalität nehmen stetig subtil zu – definitiv nicht sind.

In ihrem hoffentlich langen Leben als Schmetterlinge setzen sie sich schließlich ebenfalls vom Üblichen ab. Kurzum: Die 7B³ liefern das feinzeichnendste, hochauflösendste Klangbild, das mir bei Endstufen jeglicher Couleur und Preisklasse bisher unterkam. Und ich meine „echte“ Auflösung, nicht die harte Rasterung, den silbrigen Hochtonbereich oder eine überzeichnete Attack, mit denen so manch vermeintlich hochauflösende Komponente kokettiert und dabei im Grunde Präzision nur qua erhöhten Stresslevels vortäuscht. Nein, echte Auflösung tut niemals weh. Im Gegenteil: Ein ausnehmend artefaktefreies, feinpixliges Klangbild wirkt filigraner, weniger rau/porös, stressfreier, mithin langzeittauglicher. Ich vermute, dass unter anderem die extrem niedrigen Verzerrungswerte der 7B³ für diesen hochwillkommenen Charakterzug verantwortlich zeichnen und dadurch eben auch subtilste Musikbestandteile naturbelassen durchgereicht werden.

Bryston 7B³ FrontWer so etwas mal bei preiswerteren Komponenten bereits recht eindrucksvoll vor Ohr geführt bekommen möchte, höre sich etwa den Vollverstärker Norma Revo IPA-140 oder den kleineren Bruder Norma Audio HS-IPA1 an – Letzeren hatte ich selbst zwar noch nicht im Rack, aber Kollege Michael Bruß schlägt in seinem Testbericht im Grunde in die gleiche Kerbe.

Zurück zum Bryston: Dessen besondere Auflösungskompetenz erschließt sich folglich nicht dadurch, dass Details in sensationeller Fülle und Prägnanz aufs Trommelfell prasseln, vielmehr umweht die Brystons auf die ersten Takte im Zweifelsfall eher ein Hauch von Understatement, ihre besonderen Talente kommen insbesondere „nachhaltig“ beim entspannten Musikhören zum Tragen. Und so passiert es selbst heute noch (die 7B³ spielen seit über acht Monaten bei mir und werden dauerhaft bleiben), dass ich bei lange nicht gehörten Titeln letztlich doch unvermindert staunen muss: Beispielsweise, wenn Becken mit gefühlt perfektem Sustain so grisselfrei und farbecht schimmern, dass mich deren Authentizität kurz innehalten lässt und ich fast eine Stoppuhr zur Hand nehmen möchte, um zu überprüfen, ob sich das vermeintlich längere Ausklingen tatsächlich anhand harter Sekunden festmachen lässt.

WovenhandDas alles macht übrigens nicht nur bei hochwertigen Aufnahmequalitäten Spaß: Im Gegenteil, als ich diese Zeilen ein letztes Mal gegenlese, höre ich zwischendrin mal bei Man or Astroman vorbei, die auf dem Album Eeviac leider einem dünnen Garagensound anheimgefallen sind – ja, audiophil geht fürwahr anders. Dennoch nervt nichts, wenngleich das natürlich nicht allein, aber eben auch an den Bryston liegt: Die akkurate Gangart meiner Kette aus Funk MTX, Bryston 7B³ und Sehring 902 wahrt mit ihrem Feinsinn sowie der Abwesenheit künstlicher Ecken und Kanten die Seele der Musik, ich habe Eeviac nie eingängiger gehört. Anderes Musikbeispiel: Auf Wovenhands Album Blush Music (auf Amazon anhören) arbeiten die Bryston 7B³ hochtonlastige Percussionbestandteile wie etwa Schellenkranz oder Rassel absolut scheibchen- bzw. körnchengenau heraus, dennoch bleibt das unter Musikgenießern gefürchtete Wort „analytisch“ meilenweit auf Sicherheitsabstand, die Transienten wirken zu keiner Zeit unnatürlich scharfkantig, dafür ausgearbeitet-körperhaft: „Unmissverständlich differenziert, unmissverständlich organisch“ scheint die Leitlinie der Kanadier zu lauten.

IsisUnd natürlich führt die hohe Akkuratesse des Bryston-Duos mitunter auch dazu, dass gewisse Feinheiten überhaupt erst die Wahrnehmungsschwelle überschreiten. So beispielsweise geschehen bei Isis Postmetal-Meisterwerk Oceanic (auf Amazon anhören), als sich inmitten eines dicht-verzerrten E-Gitarren-Infernos ein zuvor stets überhörter, einsamer Flangereffekt durch die Wall of Sound Bahn bricht. Stark.

Wer so durchlässig für noch allerfeinste Signalbestandteile ist, verschleppt natürlich auch zeitlich nichts: Das Thema Feindynamik lösen die Bryston 7B³, wenn man so will, en passant. Sie setzen Kleinsignale unglaublich schnell um, ohne dabei ostentativ oder beflissen zu wirken – Feindynamik wird jedenfalls kein Parameter sein, der bei einer Vorführung der 7B³ die ersten Kommentare oder Diskussionen einleitet: Es gibt einerseits „drahtigere“, „kantigere“, „sensationellere“ Amps und andererseits natürlich solche, die tatsächlich zum Verrunden neigen. Die 7B³ stellen sich stattdessen abermals ganz in den Dienst einer unaufgesetzten, natürlichen Wiedergabe.

Wenn man die Themen Auflösung und Feindynamik beleuchtet, befindet sich der Hochton stets mit im Lichtkegel, so dass ich mich im Grunde kurz fassen kann: Absolut linear, luftig, angenehm, ehrlich – alles da und doch bleibt’s auch im Dachgeschoss im positiven Sinne unauffällig. Die ebenfalls schön dynamisch und langzeittauglich agierenden NuForce Reference 20 tönen beispielsweise weniger offen-feinzerstäubt, der hochpräzise Krell Duo 300 gibt sich dagegen – wenn mich meine Erinnerungen nicht gänzlich trügen – obenrum etwas rasternder, straighter, weniger feinpixelig-seidig als das kanadische Gespann.

Bryston 7B³ Lautsprecher-Terminal

Richten wir unseren Blick nach unten – was sieht’s in den Kelleretagen aus? Nun, die Bryston zählen keineswegs zu den stoischen Schiebern, wie man bei 2 x 600 Watt an 8 Ohm vielleicht erwarten könnte. Stattdessen geht es bei klassengemäßem Tiefgang – mir fällt’s fast schwer, das richtig zu beschreiben, da auch der Terminus „Dynamik“ allein zu kurz greift – eher flutschig-locker und trotz fehlender „eckiger Strenge“ gleichwohl sehr präzise zur Sache: Die Differenzierung einzelner Bassdrumimpulse von den massiven E-Gitarren-Breitseiten auf Isis „So Did we“ (Album: Panopticum) gelingt jedenfalls überragend gut – wichtig, weil dieses für die Hifi-Kette wahrlich nicht leichte Stück sonst insgesamt zu undefiniert anmutet. Dabei agieren die 7B³ eher wie leichtfüßige, bewegliche Mittelgewichtler, nicht wie kraftstrotzende, mit ultimativem Dampfhammer versehene Schwergewichtler – ein Krell Duo 300, aber auch ein AVM SA 8.2 schieben beispielsweise eine noch schwärzere Tieftonmasse vor sich her und klingen aufs erste Hören womöglich noch pfundiger. Leichtfüßiger, ja, explosiver als die Bryston-Monos sind sie aber keineswegs und auch die straight-dynamischen NuForce Reference 20 werden da nicht heranreichen, auch, weil sie die tiefen Lagen nicht ganz so kompromisslos durchsichtig-klar darreichen. Letztes soll übrigens kein Manko der NuForce andeuten – es ist einfach nur so, dass die oben beschriebene außerordentliche Klarheit/Durchlässigkeit der Bryston 7B³ auch für deren Bass gilt.

Bryston 7B³ Trafo

„Klar und neutral wie Quellwasser“ ist dann ebenso eine passende Phrase, wenn es darum geht, die Mittenwiedergabe der Bryston 7B³ zu beschreiben. Gleichwohl wird etwa das aufnahmetechnisch wertig, aber schon recht direkt/ungeschliffen eingefangene „Es war“ der französischen Avantgarde-Pop-Combo Clair Obscur bzw. die Stimme von Christophe Demarthe keineswegs kühl oder farblos transportiert (Album: We Gave a Party for the Gods and the Gods all came). Nein, die Kanadier vermögen auch mit Blick auf den Mittenbereich gleichsam organisch wie unbestechlich präzise-neutral zu tönen. Meine ehemaligen Audionet AMP malten Klangfarben beispielsweise etwas pastelliger, weniger deckkräftig. Der AVM SA8.2 – einer meiner absoluten Lieblingsamps übrigens – dagegen wärmer, mit etwas großzügigerem Farbauftrag und gegenüber unseren ultradurchlässigen Probanden mit leichten Abzügen in Sachen Transparenz/Auflösung. Nun, die Bryston 7B³ (so viel darf ich schon verraten: mittlerweile ebenso unter meinen Top-Favourites) zählen auch im Hinblick auf die Mitten zwar keinesfalls zu den harten Analysten, aber eben auch nicht zu den Schwelgern ihrer Zunft und taugen dadurch als unbestechliches Hörwerkzeug genauso wie als involvierendes Genussmittel.

Räumlich liefern die Bryston 7B³ aufs erste Hören das, was man von Monos dieser Klasse erwartet: Die Musik löst sich schön von den Lautsprechern ab und geht eher auf den Hörer zu als dass eine sachliche Draufsicht aufs Geschehen geliefert wird. Die involvierende Bühnendimensionierung und die Ortungsschärfe geraten ebenfalls standesgemäß. Die Besonderheit, ihre Kür, liefern die 7B³ dann in feinsinnigeren Bereichen ab – sei es etwa bei der Plastizität und Definiertheit von Transienten oder Nebensächlichkeiten wie eine in eine Spur mal nebensächlich eingemischte Gitarre oder bei subtilen Halleffekten: Alles in der Musik, und sei es noch so „klein“, bekommt im wahrsten Sinne seinen Raum zugesprochen, wenn‘s über die Bryston geht. In dieser Qualität habe ich das noch von keinem anderen Amp gehört.

Bryston 7B³ Gehäuse

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Abacus Trifon 5x

Test: Bryston 7B³ | Endstufe

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