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Bowers & Wilkins darf man beim Wort nehmen: Bei den Wireless-Kompaktlautsprechern B&W Formation Duo ist „kabellos“ tatsächlich Programm, denn physischen Anschluss finden hier nur das obligatorische Netzkabel und – falls es WLAN partout nicht sein soll – ein Netzwerkkabel.
Die B&W Formation Duo (3.999 Euro | www.gute-anlage.de) ist eine Art langerwartete Premiere, der Einstieg von Bowers & Wilkins in den Markt hochwertiger aktiver und drahtlos oder per Ethernet netzwerkfähiger und somit per App steuerbarer Lautsprecher. Aber nicht nur das, sie sind Teil einer ganzen Produktfamilie, deren Formationsflug gerade erst beginnt. Die Begrifflichkeit „aktive Regalbox“ wird dem neuen Schaffenswerk des englischen Traditionsherstellers bei genauerer Betrachtung also nicht wirklich gerecht. Denn die B&W Formation Duo sind Teil eines sich ergänzenden, auch in puncto Technik und Design aufeinander abgestimmten, modularen Multi-Room-Ensembles.

Die B&W Formation Duo sind Teil eines sich ergänzenden, auch in puncto Technik und Design aufeinander abgestimmten, modularen Multi-Room-Ensembles
Das Formation-Biotop von B&W
So unterstützt der drahtlose B&W Formation-Aktivsubwoofer wahlweise die B&W Formation Duo oder die B&W Formation Soundbar oder das One-Box-System B&W Formation Wedge in den ganz tiefen Regionen. Als optionale Schaltzentrale präsentiert sich das anschlussfreudige, ich nenne es mal „Streaming-Hub“, B&W Formation Audio, welches als leistungsfähiger drahtloser Verteiler dient. Hier finden sämtliche Zuspieler, ob Plattenspieler, TV oder die Konsole einen passenden Anschluss, dessen Signal der Formation Audio kabellos zum angedachten Formation Lautsprecher überträgt.

Der B&W Formation Audio eignet sich zum Anschluss beliebiger Audioquellen und streamt die eingehenden Musiksignale beispielsweise zu den B&W Formation Duo (Bild: Bowers & Wilkins)
Dadurch katapultiert das B&W Formation Audio mit seinen Streaming-Fähigkeiten auch vorhandene alte Anlagen in die Neuzeit. Die Vintage-Anlage mit analogem Tuner und Plattenspieler kann also durchaus mit einem B&W Formation Duo Lautsprecher-System koalieren. Bedienkomfort und die Vielfalt der Moderne gehen eine symbiotische Verbindung mit vorhandenem Equipment ein. Erlaubt ist, was gefällt und so wird auch eine separate oder gleichzeitige Beschallung unterschiedlicher Räume eines ganzen Hauses möglich. Aber stehen mit Sonos, Yamaha oder Bluesound und zahlreichen weiteren Herstellern nicht bereits etablierte Systeme zur Auswahl? Doch, doch, das schon, aber hier wollen die Engländer schlicht Nägel mit Köpfen im anspruchsvollen, audiophilen Segment machen. Dafür hat man sich entsprechend länger Zeit gelassen, auch weil die Technik zu großen Teilen auf Eigenentwicklungen basiert.
Ein Clou ist folgender: Das B&W-Formation-System spannt eine separate Mesh-Netzwerkverbindung auf, unterbrechungssicher, mit hoher Bandbreite und störresistent vom heimischen Netzwerk entkoppelt. Je mehr Formation-Mitglieder hinzukommen, umso größer ist die zusätzliche Stabilität bei der Übertragung, weil jedes Gerät die Reichweitenproblematik „brückt“ und die Signalstärke auf hohem Niveau hält. Das proprietäre Mesh-Netzwerk hält grundsätzlich immer genügend Bandbreiten-Reserven parat. Unter Einbezug von hochaufgelöster Musik bis maximal 24 Bit/96 kHz hat man großen Wert auf eine synchrone und latenzfreie Übertragung innerhalb des Formation-Ökosystems im Multi-Room-Betrieb gelegt. In Zahlen ausgedrückt: unter 300 Nanosekunden im gleichen Raum, bei der Kommunikation im Multi-Room-Betrieb mit mehreren Formation-Geräten unter 1 Millisekunde. Das bekommt etwa Apples Airplay 2, das lediglich auf die Ressourcen des heimischen Netzwerks zurückgreift, dergestalt nicht hin. Blicken wir weiter ins Detail, erfolgt eine Verbindung der B&W Formation Duo auch zum heimischen Netzwerk im 2,4-GHz-Band, damit im Falle des Falls ein Fallback möglich ist, sollte nichts anderes gehen. Das System selbst kommuniziert untereinander im 5-GHz-Band und weicht im Fall einer Beeinträchtigung unmerklich auf einen der sieben internen Kanäle aus.
Die eigene Bowers & Wilkins Formation Home App (iOS/Android) steht bei alldem nicht nur bei der unkompliziert und flott zu bewerkstelligenden Einrichtung des Systems assistierend zur Seite, sondern natürlich auch bei der Zuspielung und Steuerung der Inhalte. Sind mehrere Formation-Systeme in unterschiedlichen Räumlichkeiten der Wohnung vorhanden, übernimmt die Home App auch die bequeme Koordination, wo und was gespielt werden soll. Die Lautsprecher werden miteinander konfiguriert und schon kann es losgehen. Da das System, wie man mir bei Bowers & Wilkins mitteilte, erst am Anfang stehe, gehe ich auch schwer davon aus, dass weitere Features und die direkte Einbindung von verlustfreien Streaming-Diensten wie TIDAL nur eine Frage der Zeit sein dürften.

Physischen Anschluss finden an den B&W Formation Duo nur das obligatorische Netzkabel und – falls es WLAN partout nicht sein soll – ein Netzwerkkabel
Wie erwähnt, sind die Engländer, was den Begriff „drahtlos“ angeht, äußerst konsequent. Denn ein klassisches Anschlussfeld auf der Rückseite sucht man vergeblich. Dafür bietet sich die B&W Formation Duo für Empfang und Wiedergabe drahtloser Musikübertragung in gleich mehreren Varianten mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit/96 kHz an, die Musikbibliothek kann natürlich auch auf NAS oder Rechner schlummern. Freunde von Spotify oder Internet-Radiodiensten wie TuneIn streamen direkt über die App, Bluetooth aptX HD (AAC/SBC) wird darüber hinaus unterstützt. Roon fungiert nicht zuletzt als Streaming-Gateway und führt beispielsweise Cloud-Dienste wie Tidal und die eigene Musiksammlung elegant zusammen, der Zugriff erfolgt per Fingertipp über die Roon-App.
Audiophiles Streamen ist also das Mittel der Wahl, und wer dennoch physischen Anschluss von CD-Player, Streamer oder TV benötigt, dem seien die Vorzüge des bereits erwähnten Bowers & Wilkins Formation Audio-Verteilers nochmals in Erinnerung gerufen. Gibt es auch Nachteile? Fällt das Netzwerk komplett aus, gemahnt das rote Aufleuchten des „Form“-Buttons an der Front, dass man sich doch bitte um das Netzwerk kümmern möge. No Netzwerk – no Music. Und wenn wir schon mal bei den Kritikpunkten sind, eine physische Fernbedienung als Alternative zur App ist leider nicht vorhanden. Lautstärke/Play/Pause sind aber auch über fast unsichtbar eingelassene Front-Tasten am Lautsprecher zu regeln.
Bowers & Wilkins Formation Duo – Design und Technik
Von außen betrachtet
Das Design der B&W Formation Duo empfinde ich persönlich als eigen und damit erfrischend anders. Es setzt anders als beispielsweise eine passive B&W 705 S2 nicht auf geradlinig-strenge Linienführung, sondern folgt einer auf geschwungenen Rundungen basierenden, organischen Form. Bereits die augenfällig kontrastierenden, in Chrom gefassten, metallenen Schutzgitter stechen aus dem gewöhnlichen Einerlei hervor.
Statt in Hochglanz sind die ungefähr 40 x 20 x 30 Zentimeter (H x B x T) großen B&W Formation Duo in einem ebenso vornehm und fürs Auge angenehm zurückhaltend wirkenden Mattlack gehalten. Der schwarze Korpus des Testmusters (weiße Ausführung ebenso erhältlich) und der anthrazitfarbige Sockel bieten einen stimmigen, dezenten Kontrast. Auch bei genauer Betrachtung ist keine Nachlässigkeit beim Farbauftrag oder generell bei der Verarbeitung festzustellen. Jedes Detail scheint sorgsam erdacht. So reift auch die Erkenntnis, dass sich Bowers & Wilkins mit dieser äußeren Erscheinung dem Mainstream mit bewusster, um nicht zu behaupten: provokanter Inbrunst widersetzt.
Aber nicht nur das, im Grunde spielen auch handfeste akustische Faktoren eine Rolle. Dass die beiden Chassis den Eindruck vermitteln, „schwebend“ oder „losgelöst“ vom Lautsprechergehäuse ihrer Arbeit nachzugehen, ist kein Zufall. Klanglich macht das durchaus Sinn, denn vom Gehäuse verursachte Schallbeugungen oder Kantenreflexionen verlieren so einen Teil ihres Schreckens. Der gerundete Korpus und innere Versteifungen, wie sie Bowers & Wilkins in Form eines Matrix-Skeletts bevorzugt einsetzt, sorgen für Stabilität, Resonanzminderung und beugen so auch stehenden Wellen im Inneren vor, die durch parallele Flächen gerne angeregt werden.
Innere Werte
„Aktivlautsprecher“ bedeutet bei den B&W Formation Duo, dass die per DSP realisierte Aktivweiche ein auf die jeweiligen Chassis abgestimmtes, passgenaues Signal noch vor den eingebauten Endstufen zuweist und somit für möglichst hohe Phasen- und Frequenzlinearität Sorge trägt – so ist das bei guten Aktiven aber auch üblich. Stramme 125 Watt schicken die im Sockel der Box eingebauten Leistungsabteilungen an die beiden Kanäle. Wie bereits erwähnt, handelt es sich um Class-D-Eigenentwicklungen, auf die der Hersteller zwar mit unverhohlenen Stolz verweist, sich aber, was nähere Informationen angeht, ein wenig zugeknöpft zeigt. Na gut, Klappern gehört eben zum Geschäft.
Grau ist das neue Gelb
Widmen wir uns kurz den beiden Treibern, die weder gewöhnlich noch von der Stange sind – und mittlerweile als einsatzbewährt gelten dürfen. Das sonst in der Vergangenheit gelb schimmernde Kevlar, lange Markenzeichen der Engländer, ist mittlerweile von der sogenannten Continuum-Membran abgelöst worden. Stolze acht Jahre soll die Entwicklung dieses Materials verschlungen haben, wie mir Ulf Soldan von Bowers & Wilkins bei einem Gespräch verriet. Etwaige Tendenzen der Membran zum Ausbrechen sollen damit nicht schlichtweg in andere Frequenzbereiche hinausgeschoben, sondern sinngemäß kontrollierter und wirkungsvoller im Zaun gehalten werden. Der hubfreudige 16,5-cm-Tiefmitteltöner wurde kurzerhand der 800er Serie entlehnt, macht mit seiner breiten Sicke durchaus einen auf dicke Lippe und hüllt sich in dezentes Silbergrau. Was seine optische Wirkung im Wohnbereich ruhiger gestaltet. Der aufgesetzte 25-mm-Hochtöner wiederum entstammt der 700er-Serie und nennt sich Carbon-Dome. Wobei streng betrachtet hiermit nicht der klassische, aus Kohlenstofffasern hergestellte Verbundwerkstoff gemeint ist. Mittels eines chemischen Prozesses wird vielmehr eine Kohlenstoffbeschichtung auf eine Aluminium-Membran aufgetragen. Ähnlich den ultrateuren Diamant-Kalotten, versprechen sich die Engländer bei reduzierten Kosten eine hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht.
Konsequent auch die strikt getrennten Behausungen der beiden Treiber: Den durch die Schallenergie des Tiefmitteltöners verursachten „inneren Tumulten“ entzieht sich der sensible Hochtöner durch ein entkoppeltes Gehäuse. Rückseitig abgestrahlte Schallanteile wirken nicht reflektiv auf die Membran des Hochtöners zurück, sondern laufen aufgrund der sich verjüngenden, tropfenartigen Geometrie ins Leere. Weniger Verzerrungen und ein losgelöstes, freieres Aufspielen sollen B&W zufolge den Aufwand belohnen.
Bowers & Wilkins Formation Duo: Klangtest & Vergleiche
Beim Auspacken der Formation Duo stellt sich mir spontan die Frage, wie lange es wohl dauern wird, bis die B&W Formation Duo musiziert. Noch während die Ärmel hochgekrempelt werden, unterstützt ein vorzügliches Jäger Spezial Export der Böblinger Kult-Brauerei Schönbuch-Bräu die Aufbaubemühung. Keine zehn Minuten später, also nach der Hälfte des Flascheninhalts, erklingen via Bluetooth dann auch die ersten Töne. Nice. Den über das Wochenende währenden Einspielvorgang übernimmt schließlich der Elac Discovery Music Server, der mit Roon Essentials eine drahtlose Kommunikation zu den B&W Formation Duo herstellt. Kniffliger gerät da schon der Aufbau der mitgelieferten Stands, den man aufgrund der vielen Kleinteile wie Schrauben und dergleichen lieber ohne liquide Unterstützung angeht.
En détail
Klischeebehaftete Gedankenspiele meinerseits in Richtung eines „diffus-weichen Inselsounds“ fegt die B&W Formation Duo zwar weg, eine tendenziell geschmeidige Gangart ist gleichwohl nicht von der Hand zu weisen. Schlagzeug und Percussion sowie die Blechbläser beim Stück „Cheap Taxi Adventure“ von Verneri Pohjola (Album: Ancient History; auf Amazon anhören) werden mit einer Transparenz dargeboten, die auch kleinste Details in den höchsten, luftigen Lagen erfasst, gleichzeitig aber etwas Seidiges, Unaufdringliches hat.
Um der Detailauflösung weiter auf den Zahn zu fühlen, darf es dann gerne etwas Hochaufgelöstes in 24 Bit/96 kHz sein. Also wandert das unzählige Male gehörte, aber immer wieder ergreifende „Diplom-Abelvaer“ des Trondheimsolistene (Album: In Folk Style; auf Amazon anhören) in die Playlist des Elac Discovery Music Server. Die Intensität der Musik muss den Hörer einfach packen – und genau das ist mit den B&W Formation Duo der Fall. Sowohl das sanfte Gleiten des Bogens über die Geigensaiten als auch deren temperamentvolle Bearbeitung haben Profil. Die sich zum Teil nur in klitzekleinen tonalen Veränderungen manifestierende Variationsvielfalt der Musiker wird klar aufgezeigt. Bei aller Detailfreude oder besser: allem Feinsinn haben sich die B&W Formation Duo aber gleichzeitig auf die Fahnen geschrieben, durchweg unangestrengt-gelassen und langzeittauglich zu tönen. Die sachlich-studiomonitorartig abgestimmten Nubert nuPro x-8000 (3.600 Euro) klingen in den oberen Lagen jedenfalls vergleichsweise frischer und analytischer, was zu einem konzentrierteren, gleichzeitig weniger relaxten Hören führt. Ein deutlich luftigeres Glitzern und Leuchten zaubert dann die Kii Three (ab 10.500 Euro) in den Hörraum, die dieses Kunststück zudem mit einer unangestrengten galanten, sehr seidigen Transparenz verbindet.
Unangestrengt
Kommen wir bei dieser Gelegenheit zu den Kriterien Dynamik und Belastbarkeit. Feindynamische Abstufungen zwischen lauten und leisen Passagen wie sie bei Opernstücken à la Puccinis Turandot zuhauf zu finden sind, gelingen den B&W Formation Duo sehr gut. Auch grobdynamisch ist die B&W Formation Duo durchaus zupackend – und so pegelfest, dass sie beim üblichen Heimgebrauch kaum an Grenzen stoßen wird, auch bei heftigeren Lautstärken und Impulsen knickt sie nicht ein. Allerdings gehen es die Duo beim lauten „Abrocken“ etwas runder, ja: irgendwie vornehmer an – sie sind in dieser Sache nicht als zackige Formel-1-Flitzer konzipiert worden. Ihre gänzlich „unhektische“, aber sehr saubere Gangart macht sich nicht zuletzt bei stressig-komplexen Stücken wie Age of Adz von Sufjan Stevens (Album: The Age of Adz; auf Amazon anhören) bezahlt, wenn etwa bei leiseren Passagen, die aufgrund der überbordenden Fülle wie wahllos eingestreute, irrlichternde Momente wirken, ein unangestrengter Blick auf förmlich alle Instrumente möglich wird.
Unangestrengt ist auch das richtige Wörtchen, um den Bassbereich der geschlossenen B&W Formation Duo nicht nur dynamisch, sondern auch in Sachen Tiefgang zu beschrieben: So steigt sie bei „The Last Foundry“ von Raime (Album: Quarter Turns Over A Living Line; auf Amazon anhören) zwar nicht tief bis in die allerletzte Etage hinab, wie es etwa eine ausgewachsene Aktiv-Standbox wie die erwähnte Nubert nuPro X-8000 eindrucksvoll demonstriert. Der Tiefgang der B&W dürfte aber für Räume bis 30 m² vollkommen hinreichend und für kleinere dann sogar ideal sein, will man sich raumakustische Probleme vom Hals halten. Und wer ganz untenrum doch mehr will, kann quasi modular erweitern: Genau für solche Fälle stellt B&W ja den Formation-Subwoofer bereit.
Enthusiasmierende Mitten
Okay, so weit so gut. Richtig enthusiastisch werde ich dann beim Blick aufs Mittenband. Da dürfen Stimmen zur Beurteilung natürlich nicht fehlen, daher schiebe ich Luciano Pavarotti mit „Nessun Dorma“ aus Puccinis letzter Oper Turandot in die Playlist. Die ganz leichte Anhebung im Grundton verleiht der Stimme Substanz und eine Eindringlichkeit, die ich mit einem Wort zusammenfassen möchte: ergreifend. Und das ganz gleich, ob mit fast konzertähnlichen Pegeln oder in Zimmerlautstärke gehört wird.
Für die ergreifenden Momente ist aber nicht nur die angenehme Mittenwärme beziehungsweise Grundtonsubstanz verantwortlich. „Enter Sandman“ von der in Frankreich lebenden, südkoreanischen Sängerin Youn Sun Nah (Album: Pop) ist eine außergewöhnliche Interpretation des Metallica-Klassikers. Und als ob mich die Bowers & Wilkins Formation Duo dafür belächelte, dass ich sie auf die Probe stelle, erscheint die Künstlerin nicht nur mit hoher klangfarblicher Natürlichkeit, sondern förmlich lebensgroß vorgetragen. Feinheiten in der Modulation der Stimme sind über die Formation Duo unangestrengt heraushörbar, das Timbre wirkt dadurch nicht nur organisch, sondern auch sehr lebendig. Die logische Folge: Die englischen Aktivlinge bieten eine sehr gute Sprachverständlichkeit, so dass mir nicht zuletzt Hörspiele im Radio außerordentliche Freude bereiten. Ein für mich definitives Highlight dieser Lautsprecher!
Konzentriert & eindringlich
Das wiederum ruft förmlich einen eleganten 2017er Riesling des Collegium Wirtemberg auf den Plan. Dann können wir somit auch gleich das Thema „Räumlichkeit und Abbildung“ angehen, hier bietet sich erneut Puccinis Turandot an. Wenn Luciano Pavarotti „Nessun Dorma“ mit hoher Leidenschaft intoniert, fühle ich mich leicht nach hinten versetzt, statt dass ich wie bei meiner good old Isophon Indigo innerhalb der vorderen Ränge Platz nehme. Das mag auch Folge der ausgeprägten, gleichwohl ohne künstliche Übertreibungen aufwartenden Tiefenstaffelung sein. Unterm Strich resultiert ein weitläufiger, wohlsortierter räumlicher Eindruck, der der Instrumentierung neben der dominanten Stimme genügend Raum zur Entfaltung lässt.
Ebenfalls Lob verdient die hohe Abbildungsschärfe. Die Lokalisation einzelner Instrumente gestaltet sich so präzise, dass es dem Hörer keine Mühe bereitet, die jeweiligen Akteure trennscharf und akkurat im Raum zu verorten. Wenngleich etwa eine Kii Three (ab 10.500 Euro) der Formation Duo hier ganz klar ihre Grenzen aufzeigt. In der Breite bildet die Bowers & Wilkins bei alldem eher etwas kompakter ab, was aber auch irgendwie im positiven Sinne konzentrierter und ja: eindringlicher anmutet.
Test: B&W Formation Duo | Streaming-Lautsprecher