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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Sauerstoffkur
  2. 2 Klang & Vergleiche: Boaacoustic Oxygen
  3. 3 Testfazit: Boaacoustic Oxygen

Seit einiger Zeit schon treibt mich das Thema Kabel vermehrt um. Das liegt wohl vor allem daran, dass meine Stereoanlage geräteseitig einen Stand erreicht hat, den ich als so nahe wie möglich an der subjektiv empfundenen Perfektion im Rahmen des finanziell Machbaren empfinde. Klangliche Verbesserungen zu vertretbaren Kosten versprechen in einem solchen Fall vor allem Tuningmaßnahmen und Kabel. Tuningseitig fühle ich mich mit Rack, Basen und Klangschälchen gut aufgestellt, und nach einer kompletten Neuausstattung mit NF- und Lautsprecherkabeln stehen bei mir gerade Netzkabel im Fokus. Mit den Boaacoustic Oxygen (Web: www.boaacoustic.de; Preis des Testgerätes: 450 Euro/1 m) treten in diesem Hörbericht sehr interessante Vertreter der Gattung an.

Der optische und haptische Erstkontakt mit den Netzstrippen von Boaacoustic gerät erwartungsgemäß – zuletzt hatten wir das Boaacoustic-USB-Kabel im Test, das bei fairaudio inzwischen in drei unterschiedlichen Anlagen Dienst tut – schon mal sehr zufriedenstellend. Die Stecker des Oxygen sind richtig schön fett und wertig ausgeführt, mit verchromten Ringen, einer Karbonfaserhülle und sorgfältig mit 24-Karat-Gold beschichteten Kontaktflächen.

Netzkabel Boaacoustic Oxygen

Material und Aufbau

Das Boaacoustic Oxygen ist, verglichen mit dem Audioquest Thunder High Current (um 669 Euro/1 m), relativ flexibel, absolut gesehen aber auch eher in der Kategorie „stur“ einzuordnen. Es besitzt „nur“ einen einzigen Mantel, die drei Leiter werden also durch eine gemeinsame Außenhülle aus chloriertem Polyethylen und einer recht feinmaschigen Baumwollummantelung geführt, die sich angenehm seidig anfühlt. Bei der Audioquest Storm-Serie und auch meinen Gutwire SV-8 (um 1.200 Euro/1,2 m) laufen die einzelnen Leiter dagegen durch getrennte Außenhüllen. Mit einem Außendurchmesser von 16 mm wirkt das Boaacoustic Oxygen daher neben diesen Kabelmonstern fast schon zierlich, jedoch immer noch deutlich mächtiger als zum Beispiel ein Graditech Voima 1 (um 535 Euro/1,5 m).

Im Gegensatz zu den Audioquest-Netzkabeln, die Solidcore-Kupferleiter besitzen, benutzt Boaacoustic im Oxygen pro Leiter 128 Litzen – hier scheiden sich ganz offensichtlich die Geister, welche Variante zu bevorzugen ist. York Dettmers, der Marketingchef von Boaacoustic, sagt dazu: „Unsere Entscheidung, eine mehrlitzige Innenleiterstruktur zu verwenden, begründet sich mit der höheren Flexibilität einer solchen Kabelstruktur im Vergleich zu einer Solidcore-Innenleiter-Version mit gleichem Kabelquerschnitt. Und der Querschnitt sollte natürlich bei einem solchen Kabel größtmöglich sein, um auch große Ströme ungehindert fließen lassen zu können. Wir können beim Oxygen eine große Leiterquerschnittsfläche von 3,862 mm² realisieren, ohne dabei die wünschenswerte Verlegequalität zu verlieren.“

Mit diesem Querschnitt zieht das Boaacoustic Oxygen fast mit dem Audioquest Thunder (4,1 mm²) gleich, während die Audioquest NRG-2 (um 135 Euro/0,9 m), die bei mir die Corona-Plasmahochtöner-Einheit der Lansche Audio No. 3.1 sowie in meiner kleineren Kette den Linn Majik DSM mit Strom beliefern, sich mit drei Leitern à 2,63 mm² begnügen – und das Gutwire SV-8 mit in Summe 10,48 mm² für alle drei Leiter zusammen aufwartet. Und wie beim Gutwire SV-8, das in meiner Kette den Tsakiridis-Filter Super Athena und die Norma-Audio-Vorstufe SC-2 DAC versorgt, kommt auch in den Boaacoustic-Netzkabeln OFC (also Oxygen Free Copper – der Name des Kabels ist etwas irreführend) mit einer Materialreinheit von 99,99 % zum Einsatz.

Klang & Vergleiche: Boaacoustic Oxygen

Dankenswerterweise hat JIB Germany mir gleich vier Boaacoustic Oxygen in jeweils 1,5 m Länge zur Verfügung gestellt, sodass ich die Zuleitung zum Netzfilter, die Verkabelung der Vorstufe sowie meiner Monoendstufen damit problemlos bewerkstelligen kann.

Zum Schutz der Stecker werden den Boaacoustic Oxygen „Gamaschen“ angezogen

Zum Schutz der Stecker werden den Boaacoustic Oxygen „Gamaschen“ angezogen

Aber erst mal ein bisschen Erwartungsmanagement vorab: Man sollte sich klarmachen, dass schon die Preisdifferenz zwischen den vier Boaacoustic Oxygen (zusammen 2.000 Euro) und den bei mir in der großen Kette spielenden Gutwire SV-8 (an Netzfilter und Vorverstärker) und Audioquest Tornado (an den Mono-Endstufen; alles zusammengerechnet stehen dann knapp 5.000 Euro auf dem Kassenzettel) einen gewissen klanglichen Respektabstand nahelegen. Im Endeffekt kann es eigentlich nur darum gehen, wie groß dieser ausfällt und in welche klangliche Ausrichtung das Boaacoustic Oxygen dabei geht. Und es sei auch noch gleich gesagt, dass die klanglichen Differenzen im Vergleich zum Austausch von Geräten oder gar Lautsprechern eher subtiler Art sind, den Charakter einer Kette aber durchaus prägen können.

Boaacoustic Oxygen - Netzstecker

Eine preislich besser passende Benchmark sind das harmonisch-sauber spielende Graditech Voima 1, das bei mir lange Zeit am Linn Majik DSM und der Norma-Vorstufe seinen Dienst versehen hat, sowie das im Bass straff und sehnig, im Hochton frei und luftig sowie mit viel Kontrolle und explosiver Grobdynamik aufspielende Audioquest Thunder High Current (um 669 Euro/1 m), das gerade erst wieder meine Anlage verlassen hat.

Andere Richtung

boaacoustic-oxygen

Mit dem Boaacoustic Oxygen schlägt die klangliche Ausrichtung meiner Kette eine ziemlich andere Richtung als mit dem Audioquest Thunder ein: Fließend, homogen, klangfarbenstark und feinsinnig sind die ersten Attribute, die mir durch den Kopf gehen, nachdem sich die vier Oxygen-Kabel gebührlich an ihren neuen Einsatzort gewöhnen durften. Eine solche Abstimmung wird allzu gerne beim ersten Hören als weniger detailreich wahrgenommen, doch handelt es sich dabei häufig um keinen tatsächlichen Mangel an Klanginformationen. Stattdessen legen solche Kabel oder Komponenten oft einfach mehr Wert auf einen „holistischen Ansatz“, auf Integration statt auf „kalte Analyse“. Und genau so erlebe ich das Boaacoustic Oxygen.

Nicolas JaarDas sind zwar nicht die knüppelharten Bässe der Audioquest Storm-Serie, die da mit dem Boaacoustic aus meiner Kette kommen – jedoch stellen sich die elektronischen Beats und Bassläufe in Nicolas Jaars „Colomb“ (Album: Space ist only Noise, auf Amazon anhören) durchaus muskulös und druckvoll dar. Dabei fokussiert das Oxygen stärker auf den geschmeidigen Fluss, die Textur und Farbigkeit der Bässe als das Audioquest Thunder, welches Präzision, Durchhörbarkeit und Kontrolle über alles stellt. In diesem Sinne ist das Boaacoustic Oxygen charakterlich näher am ebenfalls etwas runder spielenden Audioquest NRG-2, wobei der Vergleich hinkt: Das Oxygen lässt Selbigem nämlich qualitativ keine Chance, denn die günstigen Amis spielen weder so tief im Bass noch ganz so schlüssig, bleiben also wesentlich eindimensionaler in ihrem Ausdrucksvermögen von Bassläufen und ungenauer in der Nachvollziehbarkeit von Tonhöhenverläufen.

Dieser Charakter des Boaacoustic zieht sich auch in den Mittelton hinein, denn im Gegensatz zum Thunder, das die Stimmen von Sängern und Sängerinnen eher individualistisch freigestellt auf die Bühne platziert, bemüht sich das Oxygen darum, sie organisch und homogen in das Geschehen drum herum einzubinden. Das wird insbesondere bei Chören deutlich, die – und das ist jetzt eine Aussage im Nuancenbereich – mit dem Oxygen eher als atmendes Ganzes mit viel Ausdruckskraft und mit dem Thunder wie eine Collage einzelner Sänger und Sängerinnen anmuten. Diese Art der Darstellung, in der einzelne Klangkörper in einen eher intimen Bezug zueinander stehen, statt sie einsam verteilt in die virtuelle Landschaft zu platzieren, passt gut zur musikalisch flüssigen Charakteristik des Oxygen. Nicht eng, nicht undurchsichtig, nicht verschwommen – keineswegs läuft man mit dem Boaacoustic Oxygen Gefahr, den klanglichen Überblick zu verlieren. Nein, es schält die Klangkörper durchaus schön dreidimensional heraus, wirkt dabei aber einfach nicht so „freistellend“ wie das Audioquest.

Boaacoustic Oxygen Netzkabel

In a mellow mood

Der Sinn des Boaacoustic Oxygen für musikalische Geschlossenheit zieht sich dann auch in den Hochton hinein, wo es sich, ganz ähnlich dem Graditech Voima 1, relativ milde präsentiert. Nein, nicht dunkel, auch nicht undetailliert, sondern sanft, distinguiert und mit viel Gespür für feindynamische Abstufungen und Sinnzusammenhänge. Stressig oder gar harsch klingt es mit dem Boaacoustic Oxygen so gut wie nie, außer die Aufnahme fordert es nachdrücklich. Und auch wenn vielleicht das ein oder andere winzige Detail im allerobersten Wolkenkuckucksheim der Frequenzen nicht so analytisch präsent und luftig herausgewaschen wird wie mit dem über 200 Euro teureren Audioquest, so erlaubt es im Umkehrschluss längere und auch lautere Hörsessions, ohne dass die Ohren die weiße Fahne schwenken.

a perfect circle eat the elephantGerade an meiner insgesamt eher etwas heller und analytisch ausgerichteten Kombi aus Linn Majik DSM und hORNS Mummy zeigt das Oxygen die Vorteile seines verbindlichen, angenehmen Charakters. Das dort normalerweise spielende, günstige Audioquest NRG-2 sticht – ich wiederhole mich – gegen das Oxygen in keiner Disziplin. Man muss es so hart sagen. Das Boaacoustic lässt nämlich nicht nur die Glöckchen in „The Doomed“ von A Perfect Circle’s Album Eat the Elephant (auf Amazon anhören) feiner und sanfter funkeln, ohne ihnen den natürlichen Glanz zu stehlen (im Gegenteil) und macht die Griffbrettgeräusche des Bassisten zum lebendigen Geschehen, sondern transportiert auch den Impetus der Orchestersynthies mit etwas mehr Inbrunst und wiederum merklich sauberer in den Kontext eingebettet – und das auch im Vergleich zum auf Verzerrungsfreiheit getrimmten, so gut wie preisgleichen Graditech Voima 1.

Boaacoustic Oxygen Stecker

Und last but not least: Bei brachialsten Dynamikattacken wie einem fff des Minneapolis Symphony Orchestra hält sich das Oxygen im Vergleich zum Audioquest Thunder ganz vornehm minimal zurück. Das Boaacoustic präferiert eher das minutiöse Nachzeichnen der vielen Abstufungen feindynamischer Geschehnisse – wie etwa die fallenden Pingpongbälle in „Colomb“ und dem nahtlos folgenden Interlude „Sunflower“ von Nicolas Jaar.

Testfazit: Boaacoustic Oxygen

Das Boaacoustic Oxygen ist ein Netzkabel für Musikgenießer, Klangfarbenliebhaber und Fans differenzierter Feindynamik, das insbesondere mit harmonischem Fluss und feinstofflicher Wiedergabe überzeugt. Idealerweise kommt es in eher neutral bis leicht heller abgestimmten Ketten zum Zuge.

Für seinen Preis bietet das Oxygen neben der mehr als soliden Verarbeitung und hochwertigen Haptik eine hohe klangliche Natürlichkeit sowie ein fein differenziertes Ausdrucksvermögen. Und deshalb dürfte das Boaacoustic Oxygen für viele Audiophile in dieser Preisliga die musikalische Traumbesetzung an der Steckdose sein.

Boaacoustic Oxygen - Kaltgerätekupplung

Fakten:

  • Modell: Boaacoustic Oxygen
  • Konzept: Netzkabel
  • Preis: 450 Euro für 1 m, 500 Euro für 1,5 m
  • Sonstiges: 3 Litzenleiter mit je mit je 3,862 mm² aus Oxygen Free Copper, goldbeschichtete Kontakte, Karbonfaserhülse
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

JIB-Germany
Am Großen Rohrpfuhl 25 | 12355 Berlin
Telefon: +49(0)3379 – 590 33 87
E-Mail: kontakt@jib-germany.de
Web: www.boaacoustic.de

Billboard
Grimm Audio / Hoerzone

Test: Boaacoustic Oxygen | Netzkabel

  1. 1 Sauerstoffkur
  2. 2 Klang & Vergleiche: Boaacoustic Oxygen
  3. 3 Testfazit: Boaacoustic Oxygen

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: J.Sikora Initial Max mit Alu-Base und geregeltem Netzteil Plattenspieler: Pro-Ject Carbon Debut EVO Tonarm: Kuzma Stogi Reference S12 VAT Tonabnehmer: Transrotor Figaro, Ortofon 2M Bronze, Ortofon 2M Red Sonstiges: UKW-Tuner: Grundig FineArts T2

Digitale Quellen: D/A-Wandler: ifi iDSD nano, Norma Audio REVO DAC-Modul CD-Player: Technics SL-G700 Streamer: Métronome DSS 2, Cambridge CNX (V2) Computer/Mediaplayer: Nucleus by Roon, MacBook Pro

Vollverstärker: Audio Hungary Qualiton X200 KT150 (Röhre), Linn Classik Movie II (Surroundreceiver mit integriertem DVD-Player)

Vorstufen: Hochpegel: Norma Audio REVO SC-2 Phonoverstärker: Linnenberg BIZET (MC), Norma Audio PH3 (Modul)

Endstufen: Norma Audio REVO PA-150

Lautsprecher: ATC SCM50PSL, Divine Acoustics Bellatrix, JBL 4309, Argon Audio Forte A5

Kopfhörer: Denon AD-H7200, Teufel Real Blue PRO, Beyerdynamic Free BYRD

Kopfhörerverstärker: Meier Audio Corda Classic

Kabel: Lautsprecherkabel: Ortofon Reference SPK Black, Kimber Kable 12TC All Clear, Audioquest Rocket 22, Fastaudio Black Science SPK NF-Kabel: Gutwire EON-Z, Ortofon Reference 7NX-705, Graditech Kide 1 & Kide 3, Audioquest Yukon, Audioquest Mackenzie, fastaudio Black Science NF Digitalkabel: Supra Cables Sword Excalibur USB, AudioQuest Vodka & Cinnamon Ethernet, Graditech Kide Digital RCA, AudioQuest Carbon RCA Netzkabel: Supra Cables LoRAd 2.5 SPC, Gutwire SV-8, Gutwire G Clef 2, AudioQuest NRG-2 Sonstiges: Erdungskabel Gutwire Ultimate Ground

Rack: Roterring Belmaro 33 (Customized)

Zubehör: Stromfilter: Supra Cables LoRad Netzleiste MD08 DC 16 EU Mk 3.1 Sonstiges: Audioplan PowerStar S4, bFly PowerBase M, bFly BaseTwo M, YDOL Relax 60 und fastaudio Absorber, Acoustic System Resonatoren Silver & Gold, The Gryphon De-Magnetizer, Audioplan Sicomin Antispikes und Gerätefüße, bFly MASTER Absorberfüße, Solidsteel SS6 (Lautsprecherständer)

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 24,5 m² Höhe: 2,7 m

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