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Mein erster Eindruck: Der BMC CS2 klingt deutsch. Soll heißen: Er klingt sauber, schnell und detailliert. Dieser Verstärker wird Sie eher damit beeindrucken, was er nicht macht als mit dem, was er macht, da er die Tendenz besitzt, sich klanglich zurückzunehmen, „unsichtbar“ zu werden. Der CS2 überzeugt durch seine souveränen Leistungsreserven, seine Verlässlichkeit und dadurch, dass er immer alles unter Kontrolle hat. Er besitzt einen tiefreichenden, straffen Bass, der weder zu üppig noch zu trocken daherkommt. Manche Verstärker mit (hoher) Über-alles-Gegenkopplung tendieren ja zu Schlankheit – oder umgekehrt zu Grobheit; der BMC dagegen ist ein Ausbund an Tempo und Timing.
Eine durchaus nicht ganz seltene Schwäche solch muskulöser, mit derart potentem Netzteil gesegneter Verstärker ist es, klangfarblich gesehen nicht ganz bei der Wahrheit zu bleiben – doch davon ist beim BMC nichts zu merken. Der CS2 klingt weder wie eine Röhre noch wie ein Class-A-Transistorverstärker – und auch nicht wie ein typisches Class-D-Design. Er vermeidet jegliche klangliche Signatur, die als subtiler Hinweis zu einer bestimmten Verstärkerklasse gedeutet werden könnte, und erreicht damit ein Level an Neutralität, welches ich sonst erst bei deutlich höherpreisigem Equipment erwarte.
Der BMC CS2 wurde zusammen mit meinen Monitoren Triangle Magellan Duetto und den Standmodellen Vivid Audio K1 eingesetzt. Er spielt mit den französischen Boxen toll zusammen: sehr neutral, schnell und akkurat. Das Gespann aus BMC und Triangle gibt einen ganz erstaunlichen Bass mit echtem Tiefgang und viel Kontur zum Besten. Im Vergleich zu meiner Verstärkerkombination aus Rogue Audio und Orpheus Labs (die viermal teurer ist) besitzt der CS2 zwar die kompaktere, weniger weitläufige Bühnenabbildung, zeichnet sich aber durch Kontrolle, Dynamik, Tiefgang und tonale Neutralität positiv aus.
Zusammen mit den Endstufen Orpheus Three M können die Lautsprecher Vitus Audio K1 die seitlichen Begrenzungen der virtuellen Bühne quasi zum Verschwinden bringen. Dies ist eine der erstaunlichsten Fähigkeiten, die meine Schweizer Monos bieten – und die Vorstufe Rogue Audio Hera II bringt einen leicht euphonischen, dabei aber immer transparent bleibenden Touch ins Klangbild. Der BMC CS2 sticht im Vergleich dazu durch sein ganz besonderes Timing heraus – zudem besitzt er echten Tiefgang.
Tonal kann ich mich nicht entscheiden, welcher Verstärkung ich den Vorzug gebe. Bei der Rogue/Orpheus-Kombo geht es mehr um sinnlich-saftige, flüssige Mitteltonlagen, während der BMC mit seiner Klarheit und der Fähigkeit, noch subtilste klangfarbliche Details offenzulegen, beeindruckt. So manches Mal erinnerte ich mich beim Hören des BMC an den Vorverstärker SPL Volume 2. Der BMC CS2 besitzt alle Vorteile des günstigen SPL, vermeidet aber dessen Limitierungen. Er eignet sich sowohl für den Audiophilen wie den Toningenieur. Der SPL besitzt eine erstaunliche Akkuratesse bezüglich mikrodynamischer Schwebungen, was für eine lebendige Präsentation von Stimmen und Streichern ganz wichtig ist – auch der BMC CS2 hat dieses Talent und hält so das involvierende Moment der Musik lebendig.
Der BMC CS2 gehört nicht zu jenen schnellen Verstärken, die etwas dünn oder gar ätherisch klingen. Er besitzt vielmehr einen ehrlichen, organischen Klang und eine Detailauflösung, die ganz klar als überdurchschnittlich durchgeht. Der „schwarze“, sehr ruhige Hintergrund ermöglicht es ihm, feine räumliche Details und Klangtexturen herauszuarbeiten. Dies hilft unter anderem auch dabei, lange und ermüdungsfrei Musik zu hören – je geringer die Verzerrungen sind, desto seltener kommen Ermüdungserscheinungen oder „Lästigkeiten“ auf.
Bei Andrew Lloyd Webbers Requiem überzeugt der BMC mit einer erstklassigen, kohärenten Darstellung der Bühne, innerhalb derer jeder einzelne Solist klar fokussiert und randscharf abgebildet wird. Auch wenn der Chor etwas weniger groß und ausladend porträtiert wird als ich es mit meiner Verstärkerkombi gewohnt bin, so wirken die Stimmen von Placido Domingo und Sarah Brightman doch ein bisschen klarer und deutlicher umrissen. Um noch mehr Transparenz beim „Requiem“ und bei „Kyrie“ zu erreichen, muss ich schon den Vorverstärker SMC-VRE 1 von Steve McCormack ins Setup einschleifen – was das Budget natürlich substanziell erhöht. Die Attack der Streicher zu Beginn des ersten Stücks wird vom CS2 in sehr präziser Art nachgezeichnet. Die Durchsetzungsfähigkeit des Orchesters und Placido Domingos Forte kommen kontrolliert und ohne jede Kompression herüber. Das räumliche Gesamtbild wird über den BMC-Vollverstärker fast schon perfekt nachgezeichnet.
Stimmungswechsel Richtung fröhlichere Musik: Das Album We get requests des Oscar Peterson Trios besticht mit toller Dynamik und vielen Details. Eine durchaus übliche Schwäche mancher Ketten ist es, die Dynamik dieser Aufnahme zu übertreiben beziehungsweise holzschnittartig abzubilden, etwas, das meist zusammen mit uninspirierten Mitteltonlagen einhergeht. Die Abschwächung leiser Details ist hierfür verantwortlich, denn sie raubt der Musik die feinen Rauminformationen. Der CS2 liefert dagegen eine wohlausgewogene tonale Balance und eine dreidimensionale Bühne. Besagte „Ambient“-Details werden ordentlich herübergebracht, Gewicht und Bedeutung des Kontrabasses, des Klaviers und der Drums ausgewogen dargeboten.
Bei der Platte The Guitar Trio von Paco de Lucia, Al Di Meola und John McLaughlin fällt auf, dass die drei Meister ausnehmend fokussiert porträtiert und Mikrodetails tadellos offenbart werden. Die Darstellung der Flamenco-Rhythmen gerät kontrolliert, egal, ob es gerade langsam und friedlich oder schnell und wild zur Sache geht. Es ist nicht wirklich schwierig, von dieser CD beeindruckt zu sein, denn Rhythmusgefühl und Klangfarbenreichtum, hervorgerufen durch verschiedene Gitarren und spezielle Mikrofone, sind herausragend. Aber diese Energie verläuft sich häufig in eine undifferenzierte Palette an Klangfarben und Harmonien, was dann letztlich die Grenzen der Wiedergabekette offenbart. Der BMC-Vollverstärker behält all dies dagegen unter Kontrolle, legt ein korrektes Gewicht auf die Artikulation der Saitenanrisse und bildet die Musik realistisch-plastisch ab.
Bei Mehldaus Soloalbum Live in Tokyo sorgt der schon genannte absolut schwarze Hintergrund, den unser deutsch-chinesischer Proband aufzieht, dafür, dass jede noch so kleine Nuance im Spiel des amerikanischen Pianisten offenbart wird. Zugegeben: Mit meiner Rogue Audio/Orpheus Lab-Kombi klingt es etwas offensiver, was durchaus angenehm und involvierend wirkt, aber gleichzeitig auch etwas weniger präzise und akkurat im Vergleich zu dem, was der CS2 bei Piano-Attack und -Decay liefert. Die Rogue-Vorstufe vermag die Illusion, das Klavier stünde bei mir im Raum, besser zu vermitteln, während der BMC höheren Wert auf absolute Präzision legt. Der SMC-VRE 1 ist dem BMC ähnlicher. Er besitzt einen noch schwärzeren Hintergrund – und die Präzision zielt bei ihm mehr auf das Klangfarbliche ab als auf die pure Detailauflösung. Wie auch immer: Der Vergleich mit den beiden nordamerikanischen Komponenten zeigt jedenfalls keine klar schlechtere Performance des CS1 an – wie man es bei diesem Preisunterschied eigentlich erwarten sollte.
Last but not least das Russian Album von Anna Netrebko – es macht die schönen Mitteltonlagen des Gespanns BMC/Vivid deutlich. Candeias‘ Verstärker behält eine perfekte Balance zwischen Stimme und Orchester, Resultat der neutralen Wiedergabe quer durchs Frequenzband. Sämtliche musikalischen Intentionen Gergievs, der hier das Mariinsky Orchester dirigiert, sind fast genauso präsent wie mit der Rogue/Orpheus-Kombination. Zugegebenermaßen ist mit dem BMC etwas weniger Luft zwischen den Instrumenten, aber dafür wirkt die Tiefenstaffelung ausgebauter und der Hintergrund ruhiger – und der BMC CS2 erzeugt nicht das Gefühl, die russische Diva sei vom Orchester getrennt.
Test: B.M.C. Audio CS2 | Vollverstärker