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Teufel

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Neue alte Schule

B.M.C. Audio hat seinen Firmensitz vor einiger Zeit nach Berlin verlegt, was ich ziemlich praktisch finde, denn dank eines überaus überschaubaren Anfahrtweges von gerade einmal fünf Kilometern schwingt sich Carlos Candeias – Chef und Entwickler des Unternehmens – in den Transporter und bringt mir seine neuesten Komponenten selbst vorbei. Nett von ihm, dann kann ich ihn, wo er schon mal da ist, doch gleich mit Fragen löchern.

Nachdem der Zentner Elektronik in den Hörraum bugsiert ist, merkt Candeias mir gegenüber schmunzelnd an, er habe seinen „letzen Mohikaner“ halt noch einmal überarbeitet. Womit er nicht die dritte Inkarnation des großen B.M.C.-Vollverstärkers CS 3 meint, sondern die zweite des CD-Players namens BDCD 2. In der Tat – der kann nichts anderes als Silberscheiben abspielen: Kein integrierter Streamer ist mit an Bord, kein Digitaleingang, nicht einmal eine klitzekleine USB-A-Buchse, in die man einen musikbeladenen Stick stecken könnte, gibt es. In Zeiten von Computer-HiFi, Musikservern und Streamingdiensten wirkt das schon etwas altmodisch. Doch Moden hin oder her – wer eine große CD-Sammlung besitzt, aber einen in die Jahre gekommenen Player, der braucht vielleicht genau das.

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Der große Vollverstärker von B.M.C. Audio: CS 3

Das Schöne an diesem „klassischen“ Duo, welches hier zum Test ansteht, ist auch, dass die Beschreibung der Funktionalitäten und Schnittstellen sehr kompakt ausfallen kann: Der CD-Player gibt das Analogsignal symmetrisch wie unsymmetrisch aus und das digitale über fünf Schnittstellen (je 1 x AES/EBU, Toslink, I²S sowie 2 x koaxiales S/PDIF) – der Amp besitzt fünf Hochpegeleingänge, zwei davon sind symmetrisch ausgeführt. Unterschiedliche Digitalfiltersettings beim BDCD 2? Nein, Schnickschnack. Bass, Treble, Balance beim Amp? Gott bewahre! Tapeschleife, Sub-Out, Direct-In? Nö. Man kann dieses Elektronik-Ensemble einschalten und Musik genießen – und das war’s dann auch. Brauchten Audiophile je mehr?

Ein besonderes Feature gibt‘s aber doch: Die XLR-Inputs des CS 3 lassen sich von einem Spannungs- zu einem Stromeingang umwandeln. „CI“, Current Injection nennt B.M.C. Audio das – im Zusammenspiel mit den hauseigenen Quellen soll dieser Stromeingang Vorteile bieten, sagt Candeias. „Aber bitte probiert das nicht mit Quellen anderer Hersteller aus, die können eine solche Last meistens nicht treiben“.

Die Anzeige verrät es: „XLR-CI“ – der Stromeingang (CI = Current Injection) ist aktiv

Die Anzeige verrät es: „XLR-CI“ – der Stromeingang (CI = Current Injection) ist aktiv

Damit sind wir auch schon bei der Technik angekommen. Dazu ließe sich leicht Seite für Seite füllen, denn so manche Lösung von B.M.C. Audio ist ungewöhnlich – und damit interessant. Doch auch hier möchte ich nicht allzu ausladend werden: Zum einen brauche ich den Platz für Wichtigeres, nämlich den Hörcheck – zum anderen haben wir über das Grundsätzliche der B.M.C.-Technik schön öfter berichtet. Ja, auch der CS 3 und der CD-Player BDCD 2 sind vollsymmetrisch aufgebaut und arbeiten gemäß der sogenannten „LEF“-Schaltungstopologie (Last Effekt Frei), die eine Entkopplung des jeweiligen Ausgangs von der anzutreibenden Last zum Ziel hat. Und natürlich kommt beim Vollverstärker wieder das „DIGM“ (Discrete Intelligent Gain Management) zum Einsatz, es gibt im Innern also keine Vorstufensektion, die das Eingangssignal abschwächt und es an eine Endstufe mit fixem Verstärkungsfaktor weiterreicht – vielmehr wird der Gesamtverstärkungsfaktor des Amps variabel gehalten. Mehr zu diesen „BMC-Basics“ finden Sie in unseren Berichten zum C 1, CS 2, PureAmp oder DAC 1. Und natürlich auf den Seiten von B.M.C. Audio selbst.

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B.M.C. Audios CD-Player BDCD 2 ist ein Toplader mit riemengetriebenem Laufwerk

Zwei Änderungen gegenüber seinem Vorgänger hebt Candeias beim Vollverstärker CS 3 allerdings hervor. Das Netzteil wurde überholt – immer noch arbeiten dort ein 2000-VA-Ringkerntrafo (nein, ich bin nicht an der „0“-Taste hängen geblieben, deshalb wiegt der Junge ja auch 40 kg) und eine ganze Armada an Siebkondensatoren (viele kleine seien besser als wenige große, denn sie erzeugten ein gleichmäßigeres Nachladeverhalten) mit einer Gesamtkapazität von gut 140.000 µF. Aber der alte Spannungsregler „hinter“ den Kondensatoren wurde gegen eine Schaltung mit leistungsfähigen MOSFETs ausgetauscht, deren Überdimensionierung Candeias als „monströs“ bezeichnet: „Diese Stufe ist auf 72 A dauerhafte Strombelastung ausgelegt und hält Spitzen von 250 A aus, was alles weit jenseits dessen ist, was für Musikwiedergabe gebraucht wird. Vorteil der maßlos erscheinenden Überdimensionierung ist, dass sich die real gebrauchten Ströme immer im linearen und phasenstabilen Bereich des MOSFETs bewegen und daher perfekt stabil verhalten.“

Des Weiteren wurde die Bandbreite des Verstärkers leistungsabhängig variabel gestaltet – zeigt das Display einen Lautstärkewert in den Vierzigern an, reicht die Frequenzbandbreite bis circa 500 kHz hinauf, in den Fünfzigern geht sie auf ungefähr 100 kHz zurück und bei Vollanschlag (Wert „66“) auf circa 50 kHz. Dies mache den Verstärker stabiler und sich damit schlussendlich auch klanglich bezahlt, so der B.M.C.-Chef. Apropos Leistung: Der CS 3 wird mit 2 x 200 Watt an 8 Ohm spezifiziert, an 4 Ohm sollen es 2 x 350 Watt sein.

Keine halben Sachen: Der B.M.C.Verstärker besitzt einen 2kVA-Ringkerntrafo, der ganz erheblich zum Gesamtgewicht von 40 kg beiträgt

Keine halben Sachen: Der B.M.C.-Verstärker besitzt einen 2-kVA-Ringkerntrafo, der ganz erheblich zum Gesamtgewicht von 40 kg beiträgt

Auch der CD-Player BDCD 2 wurde an vielen Stellen überarbeitet, zu den relevantesten Änderungen zählt man bei B.M.C. Audio:

  • Den Einsatz einer neuen, temperaturkompensierten Clock mit höherer Genauigkeit, die für noch geringere Jitterwerte bürge.
  • Der alte Burr-Brown-DAC-Chip 1792 wurde gegen das Spitzenmodell von AKM (4497) ausgetauscht.
  • Der Ausgangsstrom des AKM-DACs wird durch grundlegend überarbeitete, diskret aufgebaute Strom/Spannungs-Wandler-Module in eine symmetrische Ausgangsspannung übersetzt.
  • Last but not least: Das riemengetriebene CD-Laufwerk inklusive Präzisionslager, neuem Stabilizer (die dicke Acrylscheibe oben) und Servo-Elektronik wurde optimiert, sodass der größte Vorteil gegenüber normalen Direktantrieben – in Ermangelung einer nennenswerten Schwungmasse muss deren Servo ständig nachregeln, was letztlich Laufwerksjitter erzeuge – nochmals ausgebaut werden konnte.

Zum Riemenantrieb ließe sich natürlich noch spöttisch anmerken: wenn schon altmodisch, dann richtig. So viel „Analogfeeling“ vorm Hören eines CD-Tracks gibt’s sonst jedenfalls kaum noch irgendwo.

CD-Transport des B.M.C. BDCD 2

CD-Transport des B.M.C. BDCD 2

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Test: B.M.C. Audio BDCD 2 und CS 3 | CD-Player, Vollverstärker

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